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FMR Audio Really Nice Mikrofon-Vorverstärker RNP8380 Test

AUFBAU, TECHNISCHE WERTE UND EINSATZGEBIET
Als potenzielle Käufer des RNP kommen prinzipiell alle Tontechniker oder Musiker in Frage, denen bewusst ist, warum sich die Investition in vernünftige Preamps lohnt und die nicht immer gezwungen sein wollen, auf die in Pulten oder Audio-Interfaces verbauten Verstärker zurückgreifen zu müssen. Diese sind nämlich erst in hohen Preisregionen wirklich ordentlich. Kleinere Mic-Pres wie den RNP gibt es zwar einige, doch sind diese entweder im absoluten Hochpreissegment zu finden, oder eben von minderer Qualität. Laut Hersteller FMR kann der RNP also zumindest akustisch mit den edlen Vorverstärkern mit ihren wuchtigen Frontplatten mithalten.

Die Platine des RNP8380 ist in das gleiche Gehäuse aus grauem Kunststoff verbaut, das auch die beiden Kompressoren des Herstellers beherbergt. Auf der Frontplatte grüßen alte Bekannte. Wie bei fast allen Vorverstärker (außer einigen Paradiesvögeln) ist für beide Kanäle je ein Gain-Regler vorhanden, der hier in 6dB-Schritten gerastert ist. Dadurch sind wiederholbare und – wenn die Bauteil-Toleranzen gering genug sind – kanalgleiche Einstellungen möglich. Die Regler machen einen sehr stabilen Eindruck, allerdings sollte man beim Bedienen das federgewichtige Gerätchen festhalten. Jeder Kanal verfügt weiterhin über einen Invertierungsschalter, der die Polarität des Signals tauscht. Diese oft fälschlicherweise “Phase” genannte Funktion ist hier korrekt mit Invert beschriftet. Wie bei Preamps üblich, lässt sich auch beim RNP eine 48V-Phantomspeisung über die Mikrofonkabel schicken, um Kapseln oder auch Mikrofonelektronik zu versorgen. Auch diese ist für jeden Kanal separat schaltbar. Hi-Z kennzeichnet die Hochimpedanzeingänge, mit denen zum Beispiel Gitarrensignale vorverstärkt werden können. Der Entwickler Mark McQuilken scheint an dem Tag, an dem er die Rückplatte designt hat, einen Kasper gefrühstückt zu haben: Guzintas steht unter den XLR-Mikrofon-Inputs, Guzoutas unter der Sektion, die die 6,3mm-Klinkenbuchsen für Line-Out und Insert-Send-Return beinhaltet. Ok: Kleine Abwechslung im trockenen Technik-Alltag, und glücklicherweise so versteckt, dass man nicht jeden Tag damit konfrontiert wird. Denn das würde nerven. Der ISR ist leider nicht schaltbar, doch werden viele Kompressoren, De-Esser oder EQs, die man einsetzen will, aus einer Preiskategorie stammen, in der ein Hard-Bypass zum guten Ton gehört.

Wie bei vielen Kleingeräten muss man auch beim 8380 mit einem externen Netzteil leben. Dies geschieht in erster Linie aus Kostengründen, denn dadurch lässt sich ein Gerät leichter “internationalisieren” und es kann auf eine Reihe an Prüfsiegeln verzichtet werden. 9-12 Volt Gleichstrom mit einem halben Ampère Stromstärke erwecken ihn zum Leben. Die Hauptplatine im Inneren ist in die Haltungsschienen des Gehäuses eingeschoben, eine kleinere,  im 90-Grad-Winkel angebaute Platine trägt die Bedienelemente sowie die Meter. Ein Großteil der verwendeten Bauteile ist als SMD (Surface-Mounted Devices) ausgeführt, also entsprechend klein und sicherlich automatisch bestückt. Ein Blick auf die Platine (oder das Blockschaltbild) macht deutlich, dass der pfiffige Texaner eine kleine Überraschung bereithält: Es gibt eine digitale Regelung. Nein, keine Panik, das Mikrofonsignal wird hier an keiner Stelle in die Rasterung der digitalen Welt gezwungen. Eine kleine CPU übernimmt die Aufgaben der Pegelanzeigen sowie sämtlicher Schaltvorgänge – auch der automatisierten. Dies erlaubt einige Features, die selbst Geräte blass aussehen lassen, die ein Vielfaches kosten. Zum Beispiel fehlt das sonst typische Knacken im Signalweg, wenn die Phantomspeisung an- oder ausgeschaltet wird. Dies hat zwei Gründe: Zum einen werden die 48 Volt nicht einfach auf die Inputs gepustet, sondern langsam hochgefahren. Zum anderen werden beim Auf- und Abbau der Spannung die Outputs und sogar die Sends gemutet! Da hat mal jemand mitgedacht! Noch eine kleine Feinheit ist, dass der ebenfalls digital gesteuerte Invert-Schalter hinter dem Send-Abgriff liegt. Dadurch ist es möglich, ein M/S-Stereo-System mit diesem Gerät komplett zu dematritzieren, denn das Signal der quer liegenden Acht (so genanntes Seitensignal) kann sowohl invertiert (über den Line-Out), als auch mit normaler Polarität (über den Send) verschickt werden. Dem M-(Mitten-)Signal können dann im Pult oder in der DAW die beiden dekodierten S-Signale mit harten L-/R-Panorama-Einstellungen zugemischt werden – fertig! Ebenfalls digital gesteuert wird die Eingangsumschaltung auf DI, wenn in den frontseitigen Input ein Kabel gesteckt wird. Das “Metering” fällt etwas dürftig aus und muss sich die Frage gefallen lassen, ob es sich denn überhaupt als solches bezeichnen lassen darf. Eine grüne LED zeigt an, dass überhaupt ein Signal vorhanden ist, eine orangefarbene Diode mittleren Pegel, eine rote ein Over bei +28dBu. Naja, besser als nichts, und mehr Platz geben die Frontplatte und die dahinter liegende Platine wohl auch nicht her.

Um Problemen mit hochfrequenten Störsignalen entgegenzuwirken, ist nicht weit hinter dem Input ein 18db/oct-Tiefpass-Filter zu finden. Dieses schneidet allerdings nicht kurz über dem Hörbereich ab, sondern weit darüber: 240kHz liegen in einem Bereich, den selbst Fledermäuse als Ultraschall bezeichnen. Das real nutzbare Spektrum ist eher durch das Mikrofon und die Weiterverarbeitung beschränkt, doch ist eine derart hohe Filterung ein Hinweis darauf, dass der Preamp “schnell” und “impulstreu” arbeitet. Die Verstärkung der verschwindend geringen Mikrofonpegel auf Line-Level erfolgt mittels Class-A DC-Servo-Verstärkern. Dies ist audiotechnisch sicher nicht die schlechteste Lösung, hat jedoch einen Nachteil: Die Kiste wird warm. Verdammt warm. Es hat also doch einen Grund, weshalb viele Mikrofonvorverstärker in derart üppige Gehäuse eingebaut werden. Aber so ist das nun mal: Gute Preamps brauchen viel Strom und werden sehr warm. Das kann selbst FMR nicht aus der Welt schaffen.

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