FMR Really Nice Compressor 500 im bonedo-Test – Der ursprüngliche RNC passt so gut ins 500-Format, dass es uns wundert, wie lange es gedauert hat, bis dieses Modul angeboten wurde. Wir schauen einmal genauer hin!
Als FMR Audio vor einigen Jahren den Really Nice Compressor vorstellte, sorgte dieses Gerät für einige Aufmerksamkeit. Pro-Sound zum Portokassenpreis haben schon viele Hersteller versprochen, aber seit den Anfangstagen umweht den RNC der Nimbus, dass dieser hohe Anspruch hier tatsächlich einmal zutrifft. Und so ermöglichte der RNC nicht nur vielen Homerecordern den Einstieg in vergleichsweise hochwertige Hardware-Kompression: Der RNC fand seinen Weg sogar in viele Studioracks, um dort einträchtig neben Edel-Boliden seinen Dienst zu verrichten. Dort wird er vielleicht nicht als erste Wahl für die Leadvocals herangezogen, aber einen gut funktionierenden Allround-Comp kann man doch immer brauchen, oder? Und um so besser, wenn dieser nicht die Welt kostet! Mit der 500-Variante hat der RNC nun ein paar Änderungen erfahren. So wurde aus dem Stereo-Desktopgerät ein typisches Mono-500-Modul. Doch das ist nicht der einzige Unterschied zwischen beiden Geräten…
Details
Kein Sidechain-Filter oder Wet-/Dry-Poti
Als typischer VCA-Kompressor bringt der RNC alle fünf Bedienlemente mit, die solch ein Dynamikgerät nun einmal hat: Threshold, Gain, Ratio, Attack sowie Release. Sämtliche Parameter sind als Potis ausgeführt und somit stufenlos durchstimmbar – und das in extrem weiten Bereichen. So umfasst der Attack-Parameter Zeiten zwischen 0,2 und 200 ms, während die Rückstellzeit zwischen 0,05 und 5 s justiert werden kann. Kompressionraten bietet der RNC von 1:1 bis 25:1, also eine breite Palette von „zart bis hart“. Lediglich das Output Gain fällt mit einem Parameterweg von ±15 dB nicht übermäßig üppig aus. Aber die Maximalverstärkung sollte trotzdem für die allermeisten Standard-Jobs locker ausreichen. Features wie ein Wet-/Dry-Poti oder ein Sidechain-Filter, welche bei vielen modernen Comps als Standard gelten, findet man beim RNC auch in der 500-Variante allerdings nicht.
Nicht nur „Really Nice“, sondern „SuperNice“
Dafür bietet das Gerät immerhin einen relaisgestützen Bypass, eine Link-Funktion für die Verkoppelung von zwei Modulen sowie den „SuperNice“-Modus, welcher gesonderter Erläuterung bedarf. Hier arbeiten nämlich drei Kompressor-Einheiten in Serie, wobei dann jede einzelne Komponente einen geringeren Pegelhub zu bewältigen hat. Das Ziel dabei: möglichst unauffällige Kompression, ein Regelverhalten, das Signale eher sanft verdichtet, ohne die typischen analytisch-aggressiven Eigenschaften, die VCA-Kompression von Haus aus gerne mitbringt.
Im Gegensatz zum Desktop teurer, nur einkanalig – aber dafür besser gebaut
All dies steckt in einer geschlossenen 500-Kassette mit Metallfrontplatte – im Unterschied zum Kunststoffgehäuse der Desktopvariante. Auch bei den Potikappen hat FMR Audio ein bisschen mehr springen lassen, es handelt sich hier um griffige, durchaus hochwertige Aluminiumteile. Damit kann das 500-Modul dem Vollplastik-Approach seines Vorgängers hardwaremäßig den Schneid abkaufen. Dass das 500-Modul, obwohl es einkanalig ist, trotzdem mehr Geld kostet als die Stereo-Outboard-Variante, dürfte dieser Hardware-Konstruktion geschuldet sein. Und auch schaltungstechnisch gibt es einen kleinen, aber feinen Unterschied. Der Ur-RNC hat ausschließlich unsymmetrische Anschlüsse, während das Lunchbox-Modul dem 500-Stanbdard gemäß mit symmetrischen Ein-/Ausgängen aufwarten kann. Auch dieser zusätzliche Schaltungsaufwand dürfte sich im Preisaufschlag des Moduls wiederfinden.
Der Detektorweg ist digital
Aber wie kann es sein, dass das RNC-Modul immer noch vergleichsweise günstig angeboten werden kann? Nun, der Schlüssel dazu liegt in seinem technischen Aufbau, und den wollen wir nun noch einmal unter die Lupe nehmen. Mit seinem etwas ungewöhnlichen Konzept spart FMR Audio nämlich Hardware-Bauteile ein, die Fertigungsaufwand und damit Herstellungskosten bedeuten. Realisiert wird dieser Gedanken, indem der Sidechain des RNC DSP-gestützt prozessiert wird. Der Signalweg des Gerätes bleibt von vorne bis hinten analog, aber die Aufbereitung des Detektorsignals erfolgt in der digitalen Domäne – und Software lässt sich nun mal leichter duplizieren als Hardwareschaltungen. Dieses Konzept ist übrigens keineswegs prinzipiell eine „Billigvariante“. Auch in deutlich höheren Preisklassen bedienen sich Hersteller wie etwa Empirical Labs einer solchen Konstruktion. Sie gehen so vor, um Platz zu sparen, um ein besonders vielseitiges Gerät zu bauen oder eben schlicht, um die Kosten nicht außer Kontrolle geraten zu lassen. Im Regelelement kommt mit zwei Chips vom Typ THAT 2181 übrigens ein absolutes Standard-Bauteil zum Einsatz, das auch DBX und zahlreiche andere Hersteller verwenden.
Metering spart Strom
Auch andere Fertigungsmerkmal verraten, dass der Hersteller sich beim Bau des Gerätes auch in den Details Gedanken gemacht und nicht bloß den Rotstift regieren lassen hat. So leuchtet bei der LED-Kette beispielsweise nicht die ganze Kette auf, sondern stets nur eine einzelne Leuchte, die enstprechend zur Pegelreduktion über die Skala wandert. Dies hilft Strom zu sparen und nimmt damit unnötige Last vom Netzteil des Modulträgers – ein potenzielles Nadelöhr des 500-Standards. Insgesamt präsentiert sich der Aufbau des geschlossenen Moduls nicht übertrieben luxuriös (was zu erwarten bei diesem Kaufpreis auch vermessen wäre), aber doch sehr sauber und aufgeräumt. Trotz der Aluminium-Knöpfe wirkt die optische Gestaltung etwas hemdsärmelig, aber auch das fällt erst auf den zweiten Blick so richtig auf. Hardwareseitig macht der 500-RNC eine deutlich bessere Figur als seine Desktop-Vorgängerversion, und das ist eigentlich alles, was zählt – zumal es bei FMR Audio schon immer vorrangig um die „inneren Werte“ ging.