Praxis
Materialien und Verarbeitung
Focal leistet sich auch bei seiner preiswertesten Serie keine Patzer in der Verarbeitung. Selbstredend sind die Focal Alpha 65 EVO aber auch keine Oberklasse-Geräte, sondern insgesamt von eher simplen Werkstoffen, die aber zu einer geschmackvoll aussehenden Einheit verschmolzen wurden. Klebereste, scharfe Kanten oder schiefe Einbauten sucht man vergeblich.
Spätes „Umkippen“
Aufgestellt und in Betrieb genommen zeigt sich, dass die Speaker einen Rauschteppich liefern, der auch bei naher Abhörposition, wie sie für viele Bedroom-Producer typisch sind, problemlos genutzt werden können. Ebenfalls können sie hohe Pegel generieren, ohne „umzukippen“: Die Hochtöner bleiben sehr lange kratzfrei, auch dass das Bassreflexsystem Schnappatmung bekommt und schwammig wird, geschieht erst bei sehr, sehr hohen Pegeln. Dennoch ist es für Dynamik- und Frequenzverhalten sowie die Stereobühne die beste Lösung, die beiden EVO mit einem Stereodreick von einem bis drei Meter Kantenlänge zu betreiben. Kein Wunder: Für solche Settings wurden sie auch sicher konzipiert. Was die Aufstellung im Raum angeht, sind die Speaker zwar durchaus flexibel, doch wären weitere Filter nicht verkehrt gewesen: Ein Desktop-Filter etwa wäre nicht verkehrt, auch die Option, den Bass nur nahe an der unteren Grenzfrequenz bändigen zu können, wäre in meinen Augen wichtiger als die Änderungsmöglichkeiten in den Höhen.
Frequenzgang
Ein umfangreiches Eingreifen ist bei üblichem Aufbauen nicht notwendig, denn der Frequenzgang ist erstaunlich ausgewogen für Monitore dieser Preisklasse. In den Mitten und insbesondere im kritischen Schärfebereich ist es gelungen, den schmalen Sweet Spot zu finden, bei dem es möglich ist, einen kompletten Produktionstag lang ermüdungsarm abzuhören, aber gleichzeitig sehr detailliert und mit ausreichend Pegel bestimmen zu können, wie die Lautstärkeverhältnisse im Mix sind. Die Höhen sind bis ins Air Band linear, vielleicht etwas gläsern. Bei allen Aufstellungsvarianten im Test war ich mit der Werksabstimmung der Höhen aber zufrieden, die Absenkung wirkte dennoch natürlicher als die Anhebung und konnte den Klang etwas schmeichelnder machen, falls gewünscht.
Im Bass glänzt die 65 EVO durch einen erstaunlich schlüssigen Verlauf. Das ist besonders bei Speakern dieser Preisklasse keine Selbstverständlichkeit, denn oftmals wirkt der Tiefbassbereich etwas „angeklebt“, hat nur eine schlechte Verbindung zum Bass und lässt die Tonhöhen schlecht erkennen. Nicht so bei den Focal Alpha 65 EVO, die ihre Sache dort richtig gut machen.
Kontrollierter Bass
Etwas, das ebenfalls nicht viele Speaker im Preisbereich der Focals schaffen, ist es, das Klanggeschehen halbwegs verfärbungsfrei zu halten. Zwischen 500 und 1000 Hz könnten sie gerne etwas neutraler sein, aber der sonst problematische Bereich unter 100 Hz und oberhalb vo 5 kHz ist mnehr als nur vorzeigbar – richtig gut! Das gilt auch für die Detaildarstellung und Feindynamik, die nicht nur in den Höhen, sondern auch im konkreten und kontrollierten Bass einen guten Eindruck macht und einen hohen Nutzwert bei der Musikproduktion liefert.
Bühne frei!
Ebenfalls keine Blöße hat sich das getestete Pärchen bei der Darstellung der Bühne gegeben. Die Bestimmung von Positionen links und rechts gelingt sicher, die Tiefenstaffelung ist klar und deutlich, wenn auch nicht mit einer solchen Raumtiefe wie bei hochrwertigeren Systemen.
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Aufstellungssachen
Im Manual sind die Speaker recht stark eingewinkelt zu sehen, während Tests hat sich aber gezeigt, dass sie auch mit annähernd parallelen Fronten sehr gut performt haben. Der Vorteil war dann ein größerer Sweet Spot. Ein Desktopfilter wurde erst bei etwas größerem Schreibtisch in unmittelbarer Nähe vermisst und generell konnten die Focal Alpha 65 EVO mit der Nähe zu Rückwänden sehr gut leben. Damit entspricht das akustische Design wieder einmal der Lebenswirklichkeit der potenziellen Nutzer der Speaker: Kaum jemand wird sie in einem großen Raum frei stehend mit Abständen von zwei oder mehr Metern zur Wand aufbauen (können).
Jan Peter sagt:
#1 - 20.05.2021 um 14:52 Uhr
Hey Nick! Vielen Dank für deinen Test! Kannst du etwas dazu sagen, wie sie sich im Vergleich mit den Vorgängern schlagen oder anderen Monitoren in diesem Preissegment z.B. Dynaudio LYD-5?Herzliche Grüße
Jan
Nick (Redaktion Recording) sagt:
#1.1 - 21.05.2021 um 07:00 Uhr
Hallo Jan,danke, gerne. Ich muss gestehen, den Vorgänger nur mal kurz gehört zu haben, sodass ich mir da keine Aussage erlauben will. Die LYD-5 hat ja einen kleineren Woofer (wie die Alpha 50 EVO… kommt ja noch), aber dafür ein wenig mehr Einstelloptionen, was ich nicht verkehrt werde. Aber sie haben den Port hinten, was bei beengtem Aufbau schwierig sein kann. Die KALI LP-6 steht, den Preis bedacht, ganz gut da im Vergleich, allerdings besitzt auch die kleine Focal-Serie echt einen besseren Hochtöner, was sich klanglich nierderschlägt. Wenn das Budget höher ist und/oder die Speaker kleiner/mit geringerem Tiefgang/leiser sein dürfen (z.B. Neumann KH80, Genelec 8020), gehören die Alpha 65 EVO in jedem Fall mit zu den empfehlenswerten Speakern in dieser Preisklasse.Beste Grüße
Nick
Antwort auf #1 von Jan Peter
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenJan Peter sagt:
#1.1.1 - 21.05.2021 um 10:21 Uhr
Danke für deine schnelle Antwort! Ich habe aktuell die JBL LSR 305 und würde sie gerne ersetzen. Die wandnahe Aufstellung wird in meinem Fall auch unumgänglich sein. Somit wären die Focal natürlich in dieser Hinsicht sinnvoller. Mein Budget liegt bei maximal 800 Euro und es geht mir vor allem darum Vocals möglichst zu mischen. Das heißt wenn die Monitore im Bassbereich nicht mehr so linear sind, wäre das zu verschmerzen.
Antwort auf #1.1 von Nick (Redaktion Recording)
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