Focal Alpha Twin Evo in der Praxis
Aufstellung / Testumgebung
Zum Praxistest wurden zwei Alpha Twin Evo Monitore in meinem 25 qm großen Studioraum freistehend und akustisch entkoppelt positioniert. Die Kantenlänge des Stereodreiecks beträgt 1,5 m mit dem mittigen Hochtöner als Referenzpunkt. Laut Hersteller ist der Speaker für Abhördistanzen von 0,4 (nicht unbedingt ein praktikabler Wert!) bis 3 m geeignet, womit eine Verwendung sowohl als Near- und Midfieldmonitor möglich ist. Als Hörmaterial während der mehrtägigen Testphase dienten vertraute Produktionen, Produktionselemente und Testtöne, die vom Universal Audio Apollo X4 gewandelt wurden.
Der erste Eindruck
Während des Focal Alpha Twin Evo Tests stand mir gleichzeitig die 8-Zoll-2-Wege-Variante Alpha 80 Evo zur Verfügung. Hierbei entpuppte sich, dass sich beide Monitore klanglich überraschend stark voneinander unterscheiden. Der Alpha Twin Evo spielt bereits ohne Klanganpassungen deutlich ausgewogener. Auch der Hochtöner scheint ein anderer zu sein, obwohl dies nicht der Fall ist. Die Höhenwiedergabe inklusive des Phasenverlaufs wirkt beim Twin Evo natürlicher, was möglicherweise an einer abweichenden Übergangsfrequenz zum Tief-/Mitteltöner liegt. Hierzu gibt es allerdings keine Herstellerangaben. Auch das bereits gute Rauschverhalten des Alpha 80 Evo wird nochmals übertrumpft: Selbst bei einem auf Anschlag aufgedrehten Monitorcontroller (ohne Signal natürlich) ist beim Alpha Twin Evo kein Noisefloor hörbar. Die Dinger sind profitauglich!
Frequenzgang
Vom ersten Ton an integriert sich der Alpha Twin Evo harmonisch in meine Abhörumgebung. Der nahezu Fullrange-Übertragungsbereich wird mit 38 bis 22000 Hz (±3 dB) angegeben. Diese mit dem Alpha 80 Evo identische Angabe ist mal wieder ein weiterer Beweis dafür, welch geringe Aussagekraft solche Angaben häufig besitzen, da beide Testmonitore trotz identischer Testumgebung einen stark abweichenden Wiedergabecharakter besitzen.
Der 2,5-Wege-Monitor klingt schon ohne Klangkorrekturen über den gesamten Übertragungsbereich sehr ausgewogen. Druckvoll tiefe Bässe mit einem definierten Übergang in die tiefen Mitten, die gut beurteilbar sind. Die Mittenfrequenzen sind im weiteren Verlauf nicht sonderlich ausgeprägt, aber eben auch nicht auf eine Weise eingebettet, die einer professionellen tontechnischen und musikalischen Beurteilung hinderlich wäre – da ist immer noch genug Fleisch am Kotelett. Die Höhenwiedergabe wirkt sehr natürlich und gut austariert. Im mehrtägigen Testverlauf habe ich die hohen Frequenzen mit dem High-Shelf-Filter um 1 dB marginal abgesenkt, um die Wiedergabe nuanciert zu „entspannen“. In der Preisregion des Alpha Twin Evo Monitors findet man bereits vereinzelt Konkurrenzmodelle mit umfassenderen Klangkorrektur-Tools, die ich aufgrund der ausgewogenen Frequenzwiedergabe allerdings überhaupt nicht vermisst habe.
Impulsverhalten
Die Wiedergabe mit dem Focal-Monitor ist druckvoll und von einer authentischen Dynamik und detailreichen Impulswiedergabe geprägt. So gehört es sich für einen professionellen Studiomonitor! Auch hohe Lautstärken bewältigt der Alpha Twin Evo mühelos und spielt ohne spürbare Kompression oder Verzerrungen. Damit erfüllt der Alpha Twin Evo die Anforderungen für kritische tontechnische Maßnahmen und Beurteilungen.
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Räumliche Abbildung
Entsprechend hochwertige Aufnahmen honorieren die Alpha Twin Evo Monitore mit dem Überqueren der „magischen Grenze“. Man hat plötzlich das Gefühl, während der Performance/Aufnahme anwesend zu sein und nicht über Lautsprecher zu hören. Sowohl die Tiefe als auch die Position auf der Stereobühne schafft der Focal Monitor authentisch und exakt zu reproduzieren. Professionelles Arbeiten wird dadurch begünstigt. Was will man mehr?