Praxis
Verwendungszweck
Als Kopfhörer geschlossener Bauart ist der Focal Listen Professional dank seiner guten Dämmung für den Einsatz in einer lauten Umgebung geeignet. Damit bietet er sich neben dem Einsatz als Monitorkopfhörer (Recording) auch zum mobilen Musikkonsum und telefonieren an. Die Gesprächsqualität unter Verwendung des Mikrofons im kurzen Kabel ist übrigens tadellos. Aufgrund seiner hervorragenden Wiedergabeeigenschaften kann ich dem geschlossenen Universalgenie sogar eine hervorragende Eignung zum Mixen und „Bedroom Producing“ attestieren.
Tragekomfort
Der Tragekomfort ist nur selten eine Kategorie, in welcher Kopfhörer geschlossener Bauart Punkte sammeln. Trotz angenehm weicher Ohrpolster aus Memoryschaum dominiert ein spürbarer Anpressdruck das Tragegefühl, sodass ich den eigentlich gut und sicher sitzenden Kopfhörer gerne alle 20 Minuten einmal absetze, was bei Kopfhörern dieser Bauart aber auch nicht wirklich ungewöhnlich ist und mich vom Kauf eines Listen Professional keinesfalls abhalten würde. Die Polsterung des Kopfbügels besteht aus einer ungewöhnlichen und etwas spartanischen Einlage aus Silikon, die bei meiner Haupthaarabwesenheit nicht optimal (eine dickere Memoryschaum-Polsterung wäre bequemer), aber tolerierbar ist. Der Rastmechanismus der Größenanpassung funktioniert zuverlässig und ist schwergängig genug, dass man den Kopfhörer nicht nach jedem Ab- und Aufsetzen neu justieren muss.
Klang
Der Focal Listen Professional wurde nach einem mehrtägigen Einspielvorgang für diesen Test an folgenden Kopfhörerausgängen/Verstärkern betrieben:
iPhone SE
UAD Apollo 8
SPL 2Control
Lake People G93
Neben diversen akustischen Experimenten (Sinus Sweeps, übliche DAW- Tätigkeiten) habe ich einen stilübergreifenden Mix vertrauter Eigen- und Fremdproduktionen über den Focal-Kopfhörer angehört und analysiert.
Frequenzgang
Die Abstimmung des Listen Professional ist absolut gelungen: Volle aber stets definierte und beurteilbare Bässe bis in den Subbereich, differenzierte und präsente Mitten sowie eine geschickt ausbalancierte Darstellung hoher Frequenzen, die einer Gehörermüdung vorbeugt und dennoch dem Hörer nichts vorenthält. Liegen in einer Produktion beispielsweise zu scharfe s-Laute vor, dann kommen diese immer noch beim Hörer an. Ich bin sehr angetan und kann mir definitiv vorstellen, den Listen Professional mit seiner ungeschönten Präsentation der Mitten à la Yamaha NS-10 auch zum Mischen einzusetzen, dennoch bin ich mir bewusst, dass die Geschmäcker und Hörpräferenzen sich von Mensch zu Mensch unterscheiden. Fans der ebenfalls populären „Badewannen-Frequenzgangs“ einiger Beyerdynamic-Modelle werden dem französischen Studiokopfhörer wahrscheinlich nicht viel abgewinnen können. Aus meiner Sicht ermöglicht die Frequenzabstimmung des Focal Listen Professional universelle Einsatzmöglichkeiten vom Musikkonsum über Monitoring bis hin zum Mix – und warum eigentlich nicht auch unterstützenden Einsatz beim Mastering? Da gibt es schlechtere und teurere Kopfhörer, die für diesen Einsatzzweck beworben werden.
Impulsverhalten
Auch wenn Transienten nicht ganz so prominent wiedergegeben werden wie bei dem ein oder anderen Hochpreismodell unseres Testmarathons Referenzkopfhörer für das Studio, ist ihre Darstellung dennoch akkurat und ermöglicht eine professionelle Beurteilung und zielgerichtete Eingriffe. Weiterhin hervorzuheben ist die dynamische/kompressionslose Wiedergabe tieffrequenter Impulse, die man bei Kopfhörern dieser Preisklasse nicht unbedingt vermutet. Neben dem Monitoring steht hier auch einer professionellen Klangbeurteilung nichts entgegen.
Räumliche Abbildung
Räume und Hallfahnen gibt der Listen Professional nicht so plakativ wieder wie mein offener Spitzenkopfhörer AKG K812, was eher als eine wenig überraschende Feststellung denn als Kritik zu werten ist. Dennoch liefert der Focal-Kopfhörer auch in dieser Kategorie ein überdurchschnittlich positives Bild ab. Die Natürlichkeit des Raumeindrucks und die Qualität der Tiefendarstellung des Franzosen übertrumpft meine geschlossenen Recording-Kopfhörer Ultrasone Pro 580i und Audio-Technica ATH-M50 deutlich.