ANZEIGE

Focal Shape 40, 50 und 65 Test

Praxis

Mit den Focal-Monitoren Shape 40, 50 und 65 wächst meine Regie zu einem regelrechten Boxen-Parcours an. Das Aufstellen und Ausrichten gelingt dank der justierbaren Spikes relativ schnell und präzise. Ich schließe alle Boxen per XLR-Anschluss an meinen Abhör-Controller an und beriesele meine Ohren mit einer Auswahl bewährter und oft gehörter Soundcheck-Songs.
Schon beim ersten, schnellen Durchschalten durch die verschiedenen Shape-Modelle fällt mir auf, dass alle sehr unterschiedlich klingen und nicht etwa nur die kleinen leiser und die großen voluminöser und dicker. Da sind noch weitere, gravierende Unterschiede zu hören.

Die komplette Shape-Gang
Die komplette Shape-Gang

Die Shape 65

Das größte und leistungsfähigste Boxenpaar besteht aus zwei Focal Shape 65. Das große Paar klingt erwartungsgemäß dicker als die kleineren Geschwister. Bei rund 200 Hertz liefern die Woofer ein ordentliches Pfund und klingen dadurch sehr dick und bassig, ohne in den tiefen Bässen ebenso laut zu sein. Da wo Bassdrum und Bassgitarren in die Mägen drücken, ist die Shape 65 sauber und nicht überzeichnend. Man hat hier zwar die Möglichkeit mit dem Mitten-EQ auf der Rückseite der Box dem 200er-Buckel etwas entgegenzuwirken, bekommt ihn aber nicht wirklich sauber gebändigt, da dieses Filter mit seiner Grenzfrequenz von 160 Hertz ein wenig zu tief greift. Der restliche Frequenzbereich bis ganz oben klingt erstaunlich linear und ohne hörbare, störende Resonanzen. Die hohen Höhen von Hi-Hats und Shakern klingen präzise und gleichzeitig seidig weich. Der 80er-Jahre-Klassiker “Advice For The Young At Heart” von Tears For Fears, der auf vielen Abhören sehr spitz zischelt, lässt einen bei den Focal Shape 65 den Shaker bildhaft vor Augen erscheinen. Die Raumabbildung und Ortung ist präzise, klingt aber für mich ein kleines bisschen verschliffen. Die 65er liefern einen herrlich offenen Sound was bestimmt mit dem Fehlen jeglicher Mittenresonanzen zusammenhängt. Höre ich mir Titel des Albums “Pop” von Ricke Lee Jones an, so habe ich das Gefühl den Raum realistisch gezeichnet zu hören zubekommen, als würde die Musik live vor meinen Ohren stattfinden. Die Bassdrum in Stings “Seven Days” klingt echt und wird nicht nur mit einer sauberen Attack abgeliefert, sondern bietet auch den nötigen Frequenzgang bis ganz nach unten, um den Druck der Bassdrum spüren zu können. Im direkten Vergleich zu meinen Mackie XR824, die ich mir zwischendurch zur besseren Einordnung anhöre, klingen die Shape 65 nicht ganz so präzise und analytisch. Die Hi-Hat aus Dire Straits “Private Investigations” klingt verschliffener als auf den Mackies. Dennoch liefern die Focal Shape 65 einen schönen, sehr gefälligen Gesamtklang der weniger für präzises, chirurgisches Bearbeiten geeignet sein dürfte, aber der so richtig Lust aufs Musikhören macht, sodass ich schwärmend von Titel zu Titel skippe, um möglichst viel auf den Shape 65 zu hören.

Die Shape 50

Die mittelgroßen 50er-Boxen klingen grundsätzlich ähnlich schön wie die 65er, haben aber im direkten Vergleich mit den Geschwistern für meinen Geschmack markante, klangliche Unschönheiten. Volumenbedingt und durch die mit 5 Zoll deutlich kleineren Woofern liefern die Shape 50 viel weniger Tiefbässe. Hier fehlt im Vergleich zum großen Modell der Bassbereich, der für den Tiefendruck zuständig ist. Eine satte, akustische Bassdrum klingt hierüber im Vergleich zur großen Abhöre schlapp. Dies kann man der Box nicht wirklich ankreiden, denn diese Vermutung liegt alleine schon bauartbedingt auf der Hand. Weniger tolerant bin ich mit dem weiteren Verlauf des Frequenzgangs. Eine Resonanz bei ungefähr 400 Hertz führt dazu, dass die Shape 50 für mich kartonartig klingt. Erstaunlich, was der relativ kleine Volumenunterschied zwischen dem 65er- und dem 50er-Modell für Auswirkungen auf den Gesamtklang hat. Es ist nicht etwa so, dass die Shape 50 über die Maßen aus dem Rahmen fällt, aber die 200-Hertz-Resonanz der Shape 65 liegt eben in einem Frequenzbereich, der noch als “den Klang andickend” empfunden wird, und der 400-Hertz-Buckel der 50er liegt schlicht in einem Bereich, der für mich als unschöner Mittenkarton empfunden wird. Auch das Stereobild wird durch die Mittenresonanz für meinen Geschmack in Mitleidenschaft gezogen und klingt dadurch etwas zu breit. Eine weitere Auffälligkeit höre ich im Bereich um 4 Kilohertz. Hier klingt die Shape 50 ein wenig zu laut und lässt die Box schärfer als ihre beiden Geschwister wirken. Der Raum klingt kleiner als bei der Shape 65.

Die Shape 40

Das kleinste Modell der neuen Shape-Serie klingt für mich näher an der 65er als an der 50er. Die Mittenresonanz ist hier aufgrund des Gehäusevolumens und des kleinsten Woofers natürlich noch weiter nach oben gerutscht. Bei rund 600 Hertz ist hier ein störender Frequenzbuckel zu hören, der wie ein Filter mit Resonanz klingt. Das Stereobild ist überbreit und die Abhöre lassen keine präzise, sondern eher nur eine recht verwaschene Ortung zu. Die Shape 40 liefern erwartungsgemäß den kleinsten Raumklang der drei Modelle, haben aber erstaunlicherweise einen ähnlichen Sound, was den Bassbereich im Vergleich zur Shape 50 anbelangt. Versuche ich mich, auf Bassdrums zu konzentrieren, klingen die 40er im direkten Vergleich mit den 50ern im Bassbereich nahezu gleich.
Ich habe den Eindruck, die drei Modelle 65, 50 und 40 komprimieren bei lauten bis maximalen Lautstärken, liefern also verhältnismäßig weniger Lautheitszuwachs als man beim Beschicken mit immer mehr Pegel in lauten Bereichen erwarten würde. Irgendwo an der oberen Lautheitsgrenze machen die Boxen sozusagen zu und liefern keinen linearen Lautstärkezuwachs. Dafür zerren die Shape-Modelle selbst bei lautestem Abhören aber auch nicht, was ich als sehr positiv empfinde.

Kommentieren
Profilbild von TommyMotor

TommyMotor sagt:

#1 - 24.11.2017 um 08:25 Uhr

0

Sehr schöne Monitore, die, meiner Meinung nach, in den Bässen etwas zu überzeichnet sind. Ich finde eine 4von5 Wertung bei den gegebenen Cons aber leider fragwürdig

    Profilbild von danam

    danam sagt:

    #1.1 - 25.11.2017 um 13:40 Uhr

    0

    Hmm, nicht nur die Wertung scheint fragwürdig, der ganze Test. Als Vergleich wird gerade mal ein einziges Paar Mackie Monitore genannt, die der Tester wohl schon länger kennt. Wurde die laut Focal benötigte "Burn-In"-Phase denn abgewartet? Gibt es Frequenzmessungen, die die empfundenen Abweichungen bestätigen? Warum wurde anscheinend nur Musik gehört, anstatt tatsächlich zu mischen? Ist dem Tester nicht aufgefallen, dass die Drehregler ein Einrasten in Mittelstellung vermissen lassen? Die automatische Abschaltung (love it or hate it) scheint auch nicht erwähnenswert zu sein....

    Antwort auf #1 von TommyMotor

    Antworten Melden Empfehlen
Profilbild von sanjar free

sanjar free sagt:

#2 - 26.11.2017 um 14:15 Uhr

0

Das mit dem Burn-In wird vom Hersteller sogar empfohlen und in einem Test von einem anderen Magazin auch Berücksichtigt. Zitat: "Nach ein bis zwei Wochen des täglichen Gebrauchs sind die Hoch- und Tieftöner definitiv eingespielt und liefern einen souveränen Klang". Der andere Test ist sogar explizit darauf eingegangen, dass man zahlreiche monitore in letzter Zeit getestet hat. Dort haben die Monitore Zitat: "Vom Klang her bieten die Boxen eine schöne Transparenz und Tiefenstaffelung in der Preisklasse auf sehr hohem Niveau. Trotz gewisser Linearität ist der Sound angenehm und ermöglicht längeres Abhören/Arbeiten." Da diese Monitore doch schon zu den teureren gehören, wundert mich der Test hier und der Vergleich zu den Mackies. Ich selbst habe die Focal Alpha 65. Habe mir zahlreiche Monitore angehört und bin überglücklich mit meiner Entscheidung.

Profilbild von di

di sagt:

#3 - 26.08.2021 um 16:30 Uhr

0
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.