ANZEIGE

Focal Trio6 Test 

Der Studiomonitor Trio6 komplettiert die hochwertige ST-6-Serie des französischen Lautsprecher- und Kopfhörerspezialisten Focal. Wie die zuvor von uns getesteten Modelle Solo6Twin6 und Sub12 trotzt auch der Trio6 dem aktuellen DSP-Trend und setzt auf vollständig analoge Filter, was innovative Ideen aber keinesfalls ausschließt!

Dreiwege-Monitor

Wir haben die Eigenschaften und Fähigkeiten des Profi-Monitors unter die Lupe genommen und ein Feature hebt sich von der Konkurrenz besonders ab: Die sogenannten Focus Modes. Worum es sich hierbei handelt und wie sich der Focal Monitor im Review behauptet hat, lest ihr in unserem Focal Trio6 Test!

Quick Facts zum Focal Trio6

  • aktiver 3-Wege-Studiomonitor mit Bassreflexgehäuse
  • 8-Zoll-Tieftöner, Hochtöner aus Beryllium
  • „Drei Monitore in einem“ durch umschaltbare Focus Modes
  • als Near- und Midfield-Monitor einsetzbar (Hörabstand 1 bis 3 m), vertikal und horizontal positionierbar
  • Made in France

Evolution des Focal Trio6

Eine Anmerkung vorweg: Das Review des (mir nicht bekannten) Vorgängermodells Trio6 Be meines Autorenkollegen Felix Klostermann findet ihr übrigens hier. Der direkte Datenvergleich mit dem aktuellen Modell offenbart eine Reihe prinzipieller Unterscheidungsmerkmale wie beispielsweise Gehäusemaße, Gewicht, Größe des Hochtöners, abweichende Betriebs-Modes etc., sodass man eigentlich von einer Neukonstruktion sprechen kann.

Warning!

Bereits beim Auspacken der stattlichen Monitore sticht ein orangefarbener Sticker ins Auge. Der Trio6 Monitor erfordert zur Entfaltung seiner vollen Leistungsfähigkeit („perfect balance“) einen zunächst nicht näher beschriebenen Einspielvorgang. Im online verfügbaren kombinierten Manual für die ST-Serie wird konkretisiert, dass dieser durchaus einige Wochen dauern kann. Dies könne durch eine 20-stündige Beschallung mit bassstarkem Material bei mittlerer Lautstärke aber beschleunigt werden. Diese konkrete Empfehlung wird – vermutlich ein Flüchtigkeitsfehler im Manual – nur für die Modelle Solo6 und Twin6 namentlich ausgesprochen. Wahrscheinlich wird es beim Trio6 zumindest ähnlich sein.

Als weitere Warnung liegt sogar ein eigens gedrucktes Heft mit Sicherheitshinweise bei. Hier wird auf die potenziell gesundheitsschädliche Wirkung von Beryllium hingewiesen! Bei bestimmungsgemäßen Gebrauch unbeschädigter Wandler soll nach heutigem Kenntnisstand das „Risiko begrenzt“ sein. Für den Fall der Beschädigung der vergitterten Hochtöner liegen Aufkleber zum Abdichten bei – no risk no fun! Meine subjektive Einschätzung hierzu: Ich kann nicht verhehlen, dass das Wissen hierum in mir ein zumindest subtiles Unbehagen erzeugt. 

Beryllium-Hochtöner
Der Hochtöner aus reinem Beryllium darf aus gesundheitlichen Gründen nicht beschädigt werden.

Focal Trio6 im Test: Konzept und Features

Bauweise

Der Trio6 ist ein professioneller 3-Wege-Aktivmonitor, der stückweise angeboten wird. Ausgestattet ist er mit einem 8-Zoll- und 5-Zoll-Wandler (jeweils W-Konus) sowie einer 1,5-Zoll-Inverskalotte aus reinem Beryllium. Da sich das gemeinsame Montageelement aus Hoch- und Mitteltöner in 90-Grad-Schritten drehen lässt, kann der Monitor sowohl horizontal als auch vertikal aufgestellt werden. Falls dies aufstellungsplatzbedingt vorteilhaft sein sollte, auch vertikal auf dem Kopf, um den Hochtöner auf Ohrenhöhe zu positionieren. An der Vorderseite befindet sich ein üppig dimensionierter Bassport. Die Verstärkerleistung (RMS) beträgt 250 W (2 x 100 W + 50 W). Weitere Herstellerangaben findet ihr am Ende dieses Testberichts.

Komplettansicht Lautsprecher
Focal Trio6: 3-Wege-Monitor in Bassreflexbauweise

Focus Modes

Hinter diesem recht unscheinbaren Begriff verbirgt sich ein hochinteressantes Feature, das mir bisher noch von keinem Studiomonitor persönlich bekannt war. Zwar verfügen auch die Modelle Solo6, Twin6 und Trio6 be über Focus Modes, doch diese, von meinem Autorenkollegen getesteten Modelle, sind weniger flexibel wie beim aktuellen Testobjekt.

Warum geht es? Der Trio6 Monitor ermöglicht das Aktivieren der Modes Focus 1 und Focus 2 zur Begrenzung des Frequenzgangs, der im „Normalzustand“ mit 35 bis 40.000 Hz (- 3 dB) vom Hersteller angegeben wird. Wozu das gut sein soll? Der Trio6 simuliert hierdurch zwei zusätzliche Abhöroptionen. Im Focus Mode 1 (1-Weg / 100 – 15.000 Hz) klingt der Focal Monitor zum Beispiel einem Auratone Monitor gar nicht so unähnlich und erfüllt genau dessen Zweck: Der teilweise sehr aufschlussreichen Abhörkontrolle à la Küchenradio. Focus Mode 2 (2-Wege / 80 bis 40.000 Hz) tendiert dann vom Prinzip (!) vielleicht ein wenig in Richtung der Studiolegende Yamaha NS-10. Fakt ist: Der Trio6 bietet insgesamt drei Abhöroptionen und empfiehlt sich paradoxerweise trotz seiner opulenten Maße (H/B/T: 537 x 292 x 369 mm) für kompakte Studioarbeitsplätze, da zusätzliche Monitore obsolet sind. 

Modi (Diagramm)
Technisches Prinzip der Focus Modes (Quelle: Focal)

Analoge Filter

DSP-Features sucht man beim Trio6 vergeblich, was einen akustisch optimierten Raum zum professionellen Arbeiten voraussetzt. Zum Feinschliff der Raumanpassung des Monitors stehen analoge Filter zur Verfügung. Während der Hochpass lediglich in Kombination mit dem Sub12 oder einem anderen Subwoofer aktiviert wird, dienen das obligatorische Desktop-Filter (±3 dB @ 160 Hz) und die beiden Shelving Filter (±3 dB @ 250/4500 Hz) der Anpassung an den Raum und die eigenen Hörpräferenzen.

Fotostrecke: 3 Bilder Desktopfilter des Focal Trio6

Anschlüsse und Bedienelemente

Alle Anschlüsse und Bedienelemente befinden sich auf der Rückseite des Lautsprechers. Zur Bedienung der Filter benötigt man einen Schlitzschraubenzieher – Potikappen hätten es vielleicht auch getan. Die Betätigung der verbleibenden drei Schalter „Auto Stand-By“ (Enable / Disable), „Sensitivity“ (-10dBV / +4 dBU) und „Focus Mode“ (1+2 / 2/ 1) funktioniert hingegen auch ohne zusätzliches Werkzeug. Der Anschluss des Audiosignals erfolgt über eine XLR-Buchse. Zwei weitere 6,3mm-Klinkenbuchsen dienen dem Anschließen von Fußschaltern und Kabeln zur Steuerung der Focus Modes – mehr hierzu im Praxisteil. 

Filter
Desktopfilter des Focal Trio6

Verarbeitung des Focal Trio6

Verglichen mit vielen Konkurrenzmodellen wirkt der Trio6 Monitor fast ein wenig „wohnlich“, was den edel wirkenden Echtholzfurnier-Seitenteilen, des ansonsten aus MDF (22 mm) gefertigten Gehäuses, geschuldet ist. Hiermit fügt sich der 3-Wege-Monitor optisch nahtlos in Focals ST-6-Serie ein. Die Verarbeitungsqualität der in Frankreich gefertigten Box ist uneingeschränkt hochwertig und alle Panels, Anschlüsse und Bedienelemente sind solide verschraubt, wie man es von einem Profigerät erwarten darf. Stattliche 25 kg bringt der Monitor auf die Waage und übertrumpft das Vorgängermodell um 5 kg. Die Maße betragen 537 x 292 x 369 mm (H/B/T).

Furnier
Tadellose Verarbeitung

Lieferumfang

Der Lieferumfang des Focal Monitors ist – nett gesagt – übersichtlich. Lediglich vier kleine Gummiklebefüße von knapp einem Zentimeter Durchmesser einem 25 kg schweren 3000-Euro-Monitor beizulegen empfinde ich als ein wenig notdürftig. Auch wenn es jedem klar sein sollte, dass passende Speaker Pads zur finalen Positionierung fast schon obligatorisch sind. 

Weiterhin befinden sich drei gedruckte Broschüren (Quick Start, Warn- und Sicherheitshinweise, Werbung) sowie ein Kaltgerätekabel im Lieferumfang. 

NICHT im Lieferumfang befindet sich ein Fußschalter zum Aktivieren des Focus Modes – immerhin einem Kern-Feature des Monitors. Aus meiner Sicht ist dies so, als verkaufe man ein Digitalpiano ohne Sustainpedal. Fairerweise muss ich einräumen, dass man beim Kauf einen Boxenpaars einen Fußschalter zu viel hätte, vielleicht wäre ein Trio6 Stereo-Bundle mit Schalter eine sinnvolle Option. Auf jeden Fall sollte man sich vor dem Kauf bewusst sein, dass ohne Fußschalter der Funktionsumfang des Monitors eingeschränkt ist und man sich, sofern nicht vorhanden, ein entsprechendes Gerät besorgen muss. Mehr zu diesem Thema im folgenden Praxisteil. 

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.