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Focal Trio6 Test 

Focal Trio6 im Praxischeck

Getestet wurde das mir zur Verfügung gestellte Trio6-Stereopaar freistehend in meinem akustisch behandelten Studioraum (ca. 25 qm). Anstatt die winzigen Klebefüsse zu verwenden, habe ich die vertikal positionierten Monitore zur akustischen Entkopplung auf Primacoustic Recoil Stabilizer Pads gestellt. Das resultierende Stereodreieck hatte dabei ein Kantenlänge von 140 cm. Die Verkabelung erfolgte mit Vovox-Kabeln und als Zuspieler diente mein Universal Audio Apollo X4. Nach einem mehrtägigen (beschleunigten) Einspielvorgang gemäß Herstellervorgaben erfolgten alltägliche DAW-Arbeiten sowie Hör-Checks mit vertrauten Fremd- und Eigenproduktionen. Die Testphase verlief wiederum über ca. eine Woche.

Focus
Zwei LEDs signalisieren den Standby-Status und aktive Focus Modes.

Bedienung der Focus Modes

Zum Aktivieren des Focus Modes benötigt man einen Fußschalter. Glücklicherweise lauerte in einer Studioschublade ein seit längerem ungenutzter Low-Budget-Fußschalter (Lead Foot FS-1), der das Aktivieren des rückseitig am Monitor angewählten Focus Mode ermöglichte. Der zweite Monitor wird mit einem herkömmlichen Monoklinkenkabel verbunden. Zum vollwertigen Ausschöpfen dieses Features empfiehlt des Hersteller allerdings einen Doppelfußschalter, namentlich den Boss FS-6 (zur Produktseite auf thomann.de) sowie ein Stereoklinkenkabel zum Verbinden des zweiten Monitors. Steht der rückseitige Focus Mode-Schalter auf „1+2“, lassen sich beide Focus Modes ein- und ausschalten. Der entsprechende Status wird per LED (orange = Focus 2, grün = Focus 1, dunkel = Focus Mode off) angezeigt. 

Anschlüsse und Switches zur Anwendung der Focus Modes

Wiedergabeeigenschaften des Focal Trio6

Der Focal Trio6 ist ein potenter Studiomonitor mit einem Frequenzgang, der nahezu den gesamten menschlichen Hörbereich ausfüllt und diesen in den hohen Frequenzen großzügig überflügelt. Auch wenn die untere Grenzfrequenz mit 35 Hz knapp oberhalb der bemerkenswerten 18 Hz meines DSP-optimierten Neumann KH 750 DSP liegt, ist ein zusätzlicher Subwoofer zur Verwendung der Focal Monitore bei Musik- und Audioproduktionen obsolet. Den Subwoofer verwende ich übrigens mit den Nahfeldmonitoren Neumann KH 120 A und der automatischen Raumanpassung MA 1

Tieftöner
8-Zoll-Tieftöner zur souveränen Basswiedergabe

Während des Praxistests erfolgte ein regelmäßiger Vergleich mit diesem eingemessenen System und beschleunigte außerdem die Einstellung des optimalen Raumkorrektur-Settings an den Focal Monitoren, die ohne Anpassung zunächst einmal etwas „dick untenrum“ klangen. Der Abgleich nach Gehör mit rosa Rauschen war ein guter Wegweiser hierzu. Der Einsatz des Desktopfilters (-3 dB) und einer moderaten Bassabsenkung und Höhenanhebung resultiert in einer weitgehend homogenen Frequenzwiedergabe. Plakative tonale Subbass-Kadenzen offenbaren vereinzelt aber noch raumbedingte Lautstärkeunterschiede der Grundtöne. Diese werden von der DSP-Korrektur meiner Neumann-Abhöre komplett „glattgebügelt“, sodass keine weiteren Akustikmaßnahmen erforderlich sind – soviel zum Nutzwert von DSPs. Die Verwendung externer DSP-Lösungen wie beispielsweise von Sonarworks SoundID Reference stehen natürlich jedem Anwender der Focal Monitore zur weiteren Optimierung frei. 

In den hohen Frequenzen kann ich keine Unterschiede zu meinen Neumann Monitoren (nach dem Einmessen zusätzlich leicht abgesenkte Höhen) erkennen, lediglich die Mitten klingen bei den KH 120 A etwas prägnanter und vielleicht „musikalischer“. Die Trio6 Monitore haben einen ausgeprägten sachlich-neutralen Grundcharakter, was bekanntlich keine unerwünschte Eigenschaft von professionellen Studiomonitoren ist. 

Noch eine Randnotiz (meines auditiven Erinnerungsvermögens): Der deutlich (!) günstigere Focal Alpha Twin Evo, den ich vor über einem Jahr unter nahezu gleichen Bedingungen getestet hatte, besaß einen höheren Spaßfaktor und eine – soweit ich mich erinnere – auffällige Dreidimensionalität in der Raumabbildung. Der Trio6 wirkt dagegen etwas schlicht und ohne Aha-Effekt.

Be-Tweeter
Beryllium-Hochtöner für gut ausbalancierte transparente Höhen

Ein interessantes Merkmal ist die etwas eingebettet wirkende Stereomitte. Im Zusammenspiel mit der vergleichsweise reduzierten Wiedergabe mittlerer Frequenzen wirken beispielsweise Gesangsstimmen etwas weiter entfernt als dies bei meinen Neumann-Monitoren der Fall ist. Diese Feststellung lässt sich weder positiv noch negativ bewerten und kann je nach Präferenz als Vor- oder Nachteil angesehen werden. Durch mein regelmäßiges Vocal Producing bevorzuge ich selber allerdings mehr Präsenz in diesem Bereich, was die Beurteilung von Gesangs-Takes, tonale Korrekturen und das Editing erleichtert. 

Doch Obacht: Für genau solche Dinge lassen sich die Focus Modes konstruktiv einsetzen! Diese begrenzen nicht einfach nur den Fullrange-Übertragungsbereich, indem hohe und tiefe Frequenzen auf banale Weise reduziert werden. Durch die Begrenzung auf eine 1- oder 2-Wege-Wiedergabe entstehen komplett andere Klangcharakteristiken. In beiden Focus Modes klingen die Focal Monitore deutlich kerniger und sind für viele Basis-Arbeitsschritte von Musik- und Audioproduktionen vielleicht sogar geeigneter. 

Focal Trio6 im Test

Über wichtige Parameter wie Auflösung, Impulswiedergabe und räumliche Abbildung der Focal Monitore lässt sich kein Buch schreiben. Der Trio6 besticht durch genau die Präzision, die man von einem hochwertigen Profi-Tool erwartet, ohne dass eine Eigenschaft überraschend heraussticht. Einen spürbaren Qualitätsvorsprung oder klare Unterschiede gegenüber meinem ebenfalls hochwertigen aber nur etwa halb so teuren Neumann Monitorsystem kann ich nicht erkennen. Dieser liegt dann vielleicht eher in der gesamten Verstärkerleistung und Eignung zur Verwendung über den Nahfeldbereich hinaus.

Aber noch einmal: Das aus meiner Sicht Besondere ist, dass der Trio6 Monitor auch „ganz klein“ sein kann. Im Focus Mode 1 mit Mono-Button am Monitorcontroller ermöglicht der 25kg-Monitor den perfekten und unkomplizierten Küchenradio-Check eigener Mixes – ganz ohne irgendwelche Software-Tricks!

Alternativen zur Focal Trio6

Adam Audio S3VAdam Audio S3HNeumann K 310 A
vertikal positionierbarer 3-Wege-Monitor mit 9-Zoll-Tieftöner, AMT-Hochtöner und DSP-Prozessorhorizontal positionierbarer 3-Wege-Monitor mit zwei 7-Zoll-Tieftönern, AMT-Hochtöner und DSP-Prozessoranaloger 3-Wege-Klassiker mit geschlossener Gehäusekonstruktion; günstigerer Preis als der Testmonitor und die genannten Alternativen
Maserung
Detail des wunderschönen Echtholz-Furniers der Focal Trio6
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