Praxis
Soundcheck: Clarett+ vs. Scarlett
Bei klanglichen Vergleichen zwischen Audiointerfaces, bzw. deren Preamps und Wandlern begegnet man immer häufiger dem Einwand, dass die Unterschiede beim heutigen Stand der Technik so gering wären, dass man sie im fertigen Mix und über YouTube oder Streamingdienste ohnehin nicht mehr wahrnehmen könne. Tatsächlich finden sich ab einer gewissen Preisklasse kaum noch objektiv „schlecht“ klingende Komponenten, und die Scarlett-Serie ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass auch günstige Hardware gut klingen kann.
Dass die besseren Specs des Clarett+ 8Pre trotzdem mehr sind als reines Marketing und dass durchaus objektive Qualitätsunterschiede vorhanden sind, die zwar im Detail liegen, sich aber auch über Mix und YouTube noch transportieren, zeigt unser Praxistest mit direktem Vergleich zum Scarlett 18i20 3rd Gen. Dazu habe ich über beide Interfaces eine Schlagzeugaufnahme zu einem bereits bestehenden Playback gemacht, das von meinem geschätzten Kollegen Haiko Heinz über sein persönliches Equipment eingespielt wurde.
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Mehr InformationenLeider hielt die Snare während des Einpegelns für den zweiten Take (Clarett+) ihre Stimmung nicht vollständig, was natürlich für einen grundsätzlichen Unterschied im Klang sorgt. Die Klangeigenschaften der beiden Verwandten lassen sich für meine Ohren aber trotzdem recht eindeutig heraushören, wobei die Verwendung von Studiomonitoren oder hochwertigen Kopfhörern natürlich hilfreich ist.
Genauso wie das Clarett+ 8Pre es mit seinen besseren Specs im Bereich von Dynamikumfang und Headroom nahelegt, klingt es auch. Das allgemeine Klangbild wirkt nicht nur definierter, plastischer und feiner gezeichnet als bei den Aufnahmen über das Scarlett, sondern auch ein ganzes Stück luftiger. Das Air-Feature wurde an beiden Interfaces für die Close-Mics an Kick, Snare und Toms aktiviert, während Overheads und Raumkanäle flat aufgenommen wurden. Die zusammengehörigen Einzelspuren der beiden Takes wurden in ihrer Lautheit angeglichen (RMS-Level), was im Vergleich zur Peak-Normalisierung für bessere Vergleichbarkeit sorgt.
Um die Instrumenteneingänge zu testen, habe ich zusätzlich ein Fender Rhodes MkII aufgenommen. Mit seinen JFET-Stufen bietet das Clarett+ 8Pre in diesem Zusammenhang ebenfalls einen etwas offeneren Klang als das Scarlett 18i20. So wie bei der Schlagzeugaufnahme von einem klaren und objektiven Qualitätsunterschied zu sprechen, ist hier jedoch nicht ohne weiteres möglich.
Akzeptable Latenzwerte
Latenz ist vor allem dann ein Thema, wenn (im Gegensatz zum direkten Mithören) durch die DAW-Software abgehört wird und Analogsignale in Digitalsignale (und umgekehrt) gewandelt werden müssen. Dies ist beispielsweise bei der Nutzung von Amp-Simulationen der Fall.
Das Clarett+ 8Pre gehört in dieser Hinsicht zwar nicht zu den Schnellsten seiner Art, verrichtet seinen Dienst aber mit akzeptablen Werten. Unterschiede zum Scarlett 18i20 sind zwar vorhanden, liegen aber im Bereich von Bruchteilen einer Millisekunde und sind damit vernachlässigbar. Eine Besonderheit ist, dass auch ultra-geringe Buffer-Sizes von bis zu 16 Samples möglich sind. In diesem Fall wird der CPU des Rechners natürlich einiges abverlangt.