Details
Es ist noch nicht sonderlich lange her, da beschränkten sich die Interfaces dieser Welt noch auf simple Ein- und Ausgänge. Da heute oft Pulte wegfallen, müssen diese Geräte mehr und mehr deren wichtige Funktionen mit übernehmen. Dementsprechend lang liest sich heute auch die Featureliste derartiger Systeme. An dieser Stelle könnt ihr noch einmal tief durchatmen. Ok? Dann geht es los:
Die Zahl 40 im Produktnamen rührt von der Summe der maximal nutzbaren Ein- und Ausgänge des Gerätes her, die sich wie folgt aufschlüsseln: Es gibt acht analoge Eingänge, die mit einer XLR/TRS-Kombibuchse (Autoswitch) ausgestattet sind. Zwei davon befinden sich direkt auf der Frontplatte. Nutzbare Signale für diese Inputs sind Line- oder Mikrofon-Signale, die ersten beiden vertragen zudem Instrument-Level und verfügen über ein 9dB-Pad. Ein zuschaltbares Hochpassfilter gibt es nicht. Die Nutzbarkeit von Phantomspeisung ist heute selbstverständlich, sie wird beim Pro 40 in Blöcken für die ersten und letzten vier Inputs geschaltet. Ausgangsseitig warten nicht acht, sondern zehn Buchsen auf Anschluss. Aufgrund des Routings ist es jedoch sinnvoll, zwei von ihnen als Monitoring-Outs zu verwenden, denn auf sie wirken auch Dim (18 dB), Mute und Monitor-Volume. Über die Control-Software ist es außerdem möglich, das Monitoring mono und einzelne Seiten stumm zu schalten.
Ein TOS-Buchsenpärchen empfängt und versendet optische Audiodaten, die entweder in S/PDIF- (stereo), ADAT- (achtkanalig bis 48 kHz) oder ADAT-SMUX-Formatierung (vierkanalig bis 96 kHz) vorliegen können. Die obligatorischen RCA-Buchsen für elektrische S/PDIF-Signale fehlen auch beim Focusrite nicht. Der mehrkanalige AC3-Standard wird freundlicherweise ebenfalls unterstützt. Einen separaten Wordclock-Input gibt es nicht, so dass das Gerät entweder Master ist oder die Taktung eines digitalen Inputs als Schrittmacher verwenden muss.
So: Hat jeder mitgezählt? Wenn ich acht analoge Ins, zehn analoge Outs, insgesamt vier S/PDIF Coax und die maximal 16 ADAT-Kanäle zusammenzähle, komme ich auf (8+10+4+16=) 38 Kanäle, nicht auf 40! Hmm. Die Briten mögen auf der “falschen” Straßenseite fahren, aber zählen können sie sehr gut, davon konnte ich mich selbst schon überzeugen. Die Lösung ist kein Trick, mit dem Marketingexperten versuchen, ein Produkt im besseren Licht dastehen zu lassen, sondern ein durchaus sinnvolles Gimmick der pfiffigen Inseleuropäer: Die verbleibenden zwei Inputs sind so genannte “Loopbacks”. Dies sind virtuelle Inputs, die sich in der umfangreichen Control-Software verwenden lassen. Sie können wahlweise das Signal der gerade aufgezählten physikalischen Inputs oder sogar zwei von 20 DAW-Outputs erhalten. Als wäre das nicht schon genug, können dies sogar Mixes sein, die mit der Software erstellt wurden. Das verspricht ein zwar komplexes, aber fähiges Routing. Und “Pro 40” klingt immerhin besser als “Pro 38”.
Generell hat man das Gefühl, dass die britischen Engineers ganze Arbeit geleistet haben, als sie das Gerät konzipierten. Da nach meiner Erfahrung in einer Studioumgebung immer irgendein MIDI-Gerät verkabelt werden muss, ist es ungemein sinnvoll, dass die zwar in die Jahre gekommene, aber immer noch nicht altersschwache MIDI-Schnittstelle mit an Bord ist. Da die Großzahl der Rechner nicht über mehrere Firewire-400-Ports verfügt, ist auch das Vorhandensein zweier FW-Buchsen eine Wohltat – denn in einer Produktion “mal eben” an die Library auf der FW-Platte zu müssen, kann sonst ganz schön nerven. Auch an die Standardsituation einer Gesangsaufnahme in einem Raum wurde gedacht: Es gibt zwei völlig voneinander getrennte Kopfhörer-Amps! Damit das Zahlenspiel mit “Pro 40” dadurch nicht völlig durcheinander kommt, sind die Phone-Outs Splits der Kanalpärchen 7/8 und 9/10.
Das Gerät kommuniziert per CoreAudio (OS X ab 10.4) und ASIO (XP und Vista), einen Stand-Alone-Modus gibt es leider nicht. Schade, denn gerne möchte man ab und zu sein Interface im Live-Betrieb für Mixing-Presets nutzen, vor allem als Keyboarder oder Elektronik-Frickler. Das Gerät arbeitet mit einer Samplerate von maximal 96 kHz, die Quantisierung beträgt 24 Bit. Über die genauen Spezifikationen der verbauten Wandler schweigt sich der Hersteller leider aus. Wer sich wundert, wie UK und ein solcher Preis zusammenpassen: Das Interface wird – wie fast alles heutzutage – von chinesischen Arbeitern zusammengesetzt.
Stefan sagt:
#1 - 11.03.2013 um 12:36 Uhr
Inzwischen ist ein Stand-Alone Betrieb mit
dem Saffire Pro 40 möglich.
In der Mixer-Control-Software:
SaffireMixControl->Menü->Datei->Save to Hardware.
Bitte die Bewertung anpassen da es sonst zu
Irritationen kommen kann.
Nick (bonedo) sagt:
#2 - 11.03.2013 um 14:59 Uhr
Hallo Stefan, vielen Dank für den Hinweis. Wir können nur leider in der Regel keine Updates aller Testberichte liefern. Schön aber, dass das jetzt geht! Mit besten Grüßen, Nick