Focusrite Scarlett 18i20 4th Generation Test

Focusrite Scarlett 18i20 4th Generation Test: Nichts geht über ein tolles Analogstudio, mit grandios klingendem Aufnahmeraum, einer Menge erlesenem Outboard-Equipment, und, nicht zu vergessen, erfahrenem Personal, das weiß, was es tut. Der Haken daran sind natürlich die Kosten und die Verfügbarkeit, außerdem hat sich die musikalische und technologische Situation in den letzten Jahrzehnten stark verändert.

Den reinen Aufnahmeprozess erledigen heutzutage schon wenige Geräte, darunter einige Mikrofone, ein Computer und eine passende Schnittstelle. Die englische Firma Focusrite hat sich auf diesen Paradigmenwechsel schon vor Jahren vorbereitet und bietet entsprechende Audio Interfaces für verhältnismäßig wenig Geld an. Im Kurztest sehen wir uns heute das Flaggschiff der vierten Generation Scarlett USB Audio Interfaces, das 18i20 4th Gen., an. Was das Gerät mit insgesamt acht Mikrofonvorverstärkern kann, lest ihr auf den folgenden Zeilen.

Quick Facts zum Focusrite Scarlett 18i20

  • acht Mikrofonvorverstärker/Line-Eingänge
  • Netzteil eingebaut
  • zwei getrennt regelbare Kopfhörerausgänge

Integriertes Netzteil, sehr gute Gehäusequalität

Der erste Eindruck zählt und hier kann das Focusrite 18i20 4th Generation bereits Punkte sammeln. Statt eines externen Netzteils ist ein integriertes verbaut, was dem Testobjekt echtes Pro-Audio-Flair sowie ein gesundes Gewicht beschert. Das 19“ breite, eine Höheneinheit hohe Gehäuse selbst besteht aus Metall und wirkt sauber verarbeitet und robust. Wer es im Rack verschrauben möchte, muss zwei seitliche Kunststoffblenden entfernen und optional erhältliche Montage-Ohren anbauen.

Die rechte Seite der Bedienfront beinhaltet die Abhörsektion

Übersichtlich und logisch gestaltet sich auch die vordere Seite des 18i20 mkIV. Hier liegen zwei separat regelbare Kopfhörerausgänge sowie ein großer Lautstärkeregler, ausgelegt als Endlos-Encoder. Umlaufend zeigt ein LED Kranz (Focusrite-Sprech: Gain Halo) entweder den Pegel eingehender Signale oder die Position des Lautstärkereglers an. Das Gain-Halo-Feature besitzen alle Drehregler des Testgeräts. Als einziges Scarlett-Interface verfügt das 18i20 neben der Mute-Funktion noch über eine Dim-Taste zur Absenkung des Abhörsignals sowie ein eingebautes Talkback-Mikro. Auch das Level-Meter ist dem 18i20 4th vorbehalten, über die Taste „Output“ kann der Anzeigebereich in der Control 2 Software ausgewählt werden.

Levelmeter

Acht Preamps reichen auch für Schlagzeugaufnahmen aus

Einer der Hauptgründe für den Kauf des größten Scarlett-Modells dürften die insgesamt acht Preamp-/Line-Buchsen sein, welche auch umfangreichere Mikrofonierungen erlauben, ohne externe Preamps verwenden zu müssen. Die Vorverstärker liefern jeweils 69 dB Gain. Aus Komfortgründen hat Focusrite zwei weitere Neutrik-Buchsen links auf der Front platziert. Diese werden natürlich nicht addiert, sie ersetzen bei Benutzung vielmehr die Buchsen 1 und 2 auf der Rückseite. Gesteuert werden die Eingänge über eine einzige Garnitur Bedienelemente, welche per Select-Taste umgeschaltet werden. Über die Taste Link – ebenfalls exklusiv dem 18i20 vorbehalten – können zwei Kanäle gespiegelt werden, zum Beispiel für zwei Overhead-Mikrofone.

Die beiden vorderen Neutrik-Eingänge werden priorisiert.
Blick auf die Kanalwahltasten

Ebenfalls an Bord: die Air-Schaltung

Nicht neu, trotzdem ein typisches Merkmal der Focusrite Scarlett Vorverstärker, ist die Air-Schaltung. Alle acht Preamp-Kanäle sind damit zweistufig belegbar. Die erste Stufe, „Presence“, soll das Signal lebendiger klingen lassen, erreicht wird dies durch eine EQ-Kurve mit angehobenem Air-Bereich. In der zweiten Stufe, „Presence and Harmonic Drive“, kommt eine Verdichtung der Mitten hinzu, eine typische Eigenschaft der legendären Konsolen. Als praktisch dürften sich auch die Auto Gain- und Clip Safe Funktionen erweisen, welche dem User bei Bedarf das Einpegeln abnehmen und eventuelle Übersteuerungen abfangen.

Die Rückseite des Focusrite Scarlett 18i20 4th Generation

Neben den bereits erwähnten acht Neutrik-Buchsen finden sich auf der Rückseite Klinkenanschlüsse für zwei Monitorpaare, sowie sechs zusätzliche Line-Ausgänge für Keyboards, Drum-Maschinen und weitere Line-Level-Geräte. MIDI, SPDIF, sowie jeweils zwei optische ADAT-Anschlüsse (insgesamt acht digitale Audiokanäle) komplettieren die Konnektivität. Mit einem BNC-Wordclock-Connector können andere Geräte synchronisiert werden.

Ein internes Netzteil und duale ADAT-Anschlüsse zeichnen die Rückseite des 18i20 aus.

Die Software: Focusrite Control 2

Die erste Amtshandlung nach dem Anschließen des Focusrite Scarlett 18i20 4th besteht im Herunterladen der Control-2-Software. Sie aktualisiert das Interface auf den jeweils neuesten Stand und ermöglicht den virtuellen Mix sowie umfangreiche Routing-Funktionen. Anschließend läßt sich das Gerät auch komplett per Rechner bedienen. Auch für Smartphones und Tablets ist die App verfügbar. Für registrierte User steht außerdem ein Musik-Software Paket namens „Hitmaker“ zur Verfügung. Dazu gehören verschiedene Plugins, Sample Libraries und mehrmonatige Probe-Abos.

Pluspunkt: die Control 2 Software zeichnet sich durch einfache Bedienbarkeit aus.

Übersichtliche und intuitive Bedienung

Keinerlei Rätsel gibt auch die Bedienung des Focusrite Scarlett 18i20 4th auf. Auf der aufgeräumten Frontplatte findet man sich schnell zurecht, noch einfacher wird es im Verbund mit dem Control-2-Panel. Einen kleinen Kritikpunkt gibt es jedoch, er betrifft alle neuen Scarlett-Modelle. Bei mäßigen Augen und ebensolchen Lichtverhältnissen wirkt die mattschwarze Vorderseite etwas dunkel, da helfen auch die beleuchteten Taster wenig. Davon abgesehen lässt sich mit dem 18i20 nach kurzer Eingewöhnungszeit ein schneller Workflow realisieren.

Das Focusrite Scarlett 18i20 4th liefer sehr guten Sound

Acht Mikrofoneingänge schreien quasi nach der Mikrofonierung meines Drumsets. Ich verteile die ersten vier auf die Bassdrum, Snaredrum und zwei Overheads, zwei auf meine Toms einen als Subkick-Kanal und einen als eine Art Ambience-Mikrofon schräg zwischen Snaredrum und Bassdrum. Die Ergebnisse sprechen für sich. Wer sich über den Klang vermeintlich schlechter Interface-Vorverstärker aufregen möchte, findet hier definitiv keine guten Argumente.

Acht Mikrofon-Inputs: So sieht die Schallquelle aus.
Das Focusrite Scarlett 18i20 4th Generation während der Aufnahmen für diesen Test

Im Vergleich mit meinen acht Sebatron vmp4000 Röhrenkanälen sind zwar klare Unterschiede zu hören, ein drastischer Qualitätsabfall zulasten des Focusrites ist jedoch keineswegs zu verzeichnen. Klar und definiert tönen die Scarlett-Preamps samt Wandlung. Ghostnotes und Becken besitzen einen edlen Schimmer. Dieser lässt sich mit der ersten Stufe der Air-Schaltung (Presence) nochmals deutlich hervorheben, im Beispiel habe ich das Feature auf die Snare, die Overheads und das Ambience-Mikro gelegt. Dieselbe Vorgehensweise erweist sich mit der Harmonic-Drive-Stufe als etwas zu drastisch, zu Demozwecken allerdings als gut geeignet. Selbstverständlich gilt es hier, die beste Auswahl für die jeweilige Quelle und das jeweilige Mikrofon herauszufinden. Fakt ist, dass sich der Effekt deutlich jenseits des Esoterischen abspielt.

Audio Samples
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18i20, neutral 18i20, 2 Kanäle: Kick, Snare 18i20, 2 Kanäle: beide Overheads 18i20, Air Stufe 1 18i20, Air Stufe 2 Sebatron vmp4000/RME UFX

Test des Focusrite Scarlett 18i20 4th Generation: Fazit

Nein, ein Einsteiger-Interface ist das Focusrite Scarlett 18i20 4th Generation weder preislich noch in Sachen Sound und Verarbeitung. Das robust gebaute Testgerät dürfte auch höhere Ansprüche befriedigen. Gut ausgestattet, bietet es nicht nur alle klassentypischen Ein- und Ausgänge, es verfügt auch über praktische Features wie die variablen Gain Halos, Auto Gain, Link sowie ein übersichtliches virtuelles Bedienpanel. Klanglich überzeugt es mit präzisem, druckvollem Signal und der zweistufigen Air-Schaltung. Wer ein bisschen nörgeln möchte, könnte die etwas düstere Vorderseite bemängeln. Insgesamt empfiehlt sich das Focusrite Scarlett 18i20 4th Generation als Interface für viele Jahre guten Sound, Bedienfreundlichkeit und Roadtauglichkeit.

  • Anzahl Kanäle: 18 In, 20 Out
  • Anzahl Mikrofonvorverstärker: 8
  • Anschlüsse: 8 x XLR/6,3 Klinke Kombibuchsen, 4 x Line In, 2 x Monitore, 2 x Kopfhörer, 2xADAT In/Out, Mini MIDI In/Out, SPDIF, USB-C
  • Lieferumfang: 1,5 Meter USB-C Kabel
  • hergestellt in: China
  • Webseite: focusrite.com
  • Preis: € 699,– (Straßenpreis am 10.12.2024)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sauberer, druckvoller Klang
  • wandelbare Preamps dank zweistufiger Air Schaltung
  • logische Bedienung
  • robuste Verarbeitung
Contra
  • Bedienfront bei manchen Lichtverhältnissent nicht gut ablesbar
Artikelbild
Focusrite Scarlett 18i20 4th Generation Test
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