Praxis
Das 2i4 habe ich, wie auch das 2i2, an meinem PC und Mac getestet und bin in etwa zu den gleichen Ergebnissen gekommen: Bei 44,1kHz und 128 bzw. 133 Samples zeigt mir Ableton Live eine globale Latenz von rund 10 ms auf dem Mac und 21 ms auf dem PC an. Das überrascht mich nicht, da beide Geräte den selben Treiber benutzten, wenn auch hier die etwas neueren Treiber vom 21.03.2013 zum Einsatz kamen. Auf dem Mac konnte ich dadurch nun sogar mit 64 Samples knackfrei arbeiten, was einer Latenz von 7 ms entspricht, aber auch den CPU-Load erhöhte. Alles in allem sind das gute Werte für den Mac, auf dem PC sind sie allerdings nur mittelmäßig.
Für Freunde der echten Instrumente finden sich am 2i4 auch noch die Direct-Monitor Optionen, die deutlich komfortabler und großzügiger als beim 2i2 angelegt sind. Der Playback/Input-Regler ist praktisch und auch der Mono-Switch für das Monitoring der Inputs ist äußerst sinnvoll. Die Möglichkeit, den Kopfhörer getrennt vom TRS-Hauptausgang zu adressieren, macht natürlich in diesen Zusammenhang auch absolut Sinn.
Das allerdings der Playback/Input-Regler nur auf die Ausgänge 1/2 bzw. den “Main-Bus” wirkt, ist für manch Anwendungsszenario im Detail etwas unpraktisch. Konkret: Entweder hört sich der Produzent über die Boxen an den TRS-Outs den selben Mix an, wie der Künstler über den HP-Out – oder aber der Künstler verzichtet auf Direct-Monitoring (HP-Source = 3/4) oder aber der Produzent schließt seine Boxen an die Chinch-Outs 3/4 an und verzichtet dafür auf den eingebauten Lautstärkeregler. Sicherlich ist das ein Kompromiss den man machen muss, wenn man Monitoring im Hardwarezugriff haben möchte, und so muss man sich schließlich auch nicht mit komplizierter Zusatzsoftware und deren Submixen herumschlagen, was Solo-Künstler ohne Ton-Ing.-Ambitionen durchaus freuen dürfte.
Schön, dass der Kopfhörerausgang deshalb auch recht ordentliche Pegel ausgibt, denn das war bei dem 2i2 ja leider nicht der Fall. Ich habe da so eine Vermutung, woran das liegen könnte: Der Playback/Input-Regler wurde beim 2i2 wahrscheinlich durch einen festen Wert (Widerstand) ersetzt, was das Playback deutlich leiser macht und wiederum vom Kopfhörerverstärker nicht mehr aufgeholt werden kann. Bei hohem Pegel, also auch bei voll aufgedrehten Playback, fängt der im 2i4 verbaute Kopfhörerverstärker jedoch an zu pressen und schließlich deutlich zu verzerren. Im Rahmen des Preises ist das aber vollkommen okay: Bei „normalen“ Lautstärken klingt es ja trotzdem präzise und sauber.
Auch die Preamps verfügen in Anbetracht ihres Preises über sehr gute, positiv neutrale Klangeigenschaften. Sie lösen sauber und unspektakulär auf und bieten Quellen genügend Raum, Charakter zu entfalten. In den unteren zwei Dritteln klingt der Preamp am besten, in den höheren Gain-Regionen wird die Luft dann etwas dünner. Schön ist weiterhin der Umstand, dass sich neben den Preamps auch ein PAD-Schalter befindet, was gerade bei DI-Aufnahmen lauter Pickups von Vorteil ist, um die Wandler nicht mit „zu heißen“ Pegeln zu überfahren. Wer besonders laute Pickups, wie z.B aktive Pickups, nutzt kann unter Umständen auch noch auf Line-Level “runterschalten”. Mein Tipp: Immer auf maximal -12dB(FS) einpegeln. Dazu ein paar Aufnahmen:
Etwas schade könnte man die leicht schwächelnde Phantomspannung von 45V finden, die aber noch immer im Rahmen der Spezifikation liegt. Sie scheint aber immerhin so stabil, das selbst bei Strom-hungrigen Mics nicht davon auszugehen ist, dass sie sich noch weiter nach unten korrigiert. Meine Mic-Sammlung hatte jedenfalls kein Probleme mit dem 2i4 und hat wunderbar mit ihm funktioniert, von daher alles okay!
Im Zuge der Nachbearbeitung der Files habe ich auch hier wieder die mitgelieferte Focusrite Scarlett Plug-In Suite verwendet. Es handelt sich hierbei um ein übersichtlich gestaltetes und gut durchdachtes Software-Paket, welches stark an die Midnight-Suite von Focusrite erinnert. Der Klang ist somit überwiegend neutral und die Bedienung geht recht leicht von der Hand. Der Compressor und der EQ sind sogar recht umfangreich in ihren Möglichkeiten, das Reverb hingegen ist sehr einfach gehalten, klingt dafür aber nicht schlecht! Für Anfänger gibt es weiterhin ein paar wenige Presets, die allerdings eine gute Basis für eine eigene Vorgehensweise bieten. Software-seitig ist das eine schöne Ergänzung zu dem 2i4, was ja auch noch die ebenfalls mitgelieferte DAW-Software Ableton Live parat hält. Für die ersten Gehversuche ist diese Lite-Version absolut ausreichend und vor allem relativ einfach beherrschbar. Für größere Projekte ist die Einsteigerversion aber etwas zu eingeschränkt, weshalb es ambitionierten Klangforschern schnell nach mehr dursten dürfte. Als registrierter Lite-User kann man aber Vergünstigungen beim Erwerb der Vollversion von Ableton Live erwarten. Ja, und den etwas in die Tage gekommenen, aber immer noch guten Synth Novation Bass Station nehme ich natürlich auch noch gern mit!
Semle sagt:
#1 - 14.06.2020 um 10:55 Uhr
Hallo, ich hab das Focusrite2i4 von Ihnen, benutze macbook + USB Hub mit 2 Externe Midi Keyboards, mein Problem ist, wenn ich an dem Grauen Monitorregler aufdrehe, habe ich immer ein rauschen / Brummen. Aber , wenn ich am Regler lauter schalte und gleichzeitig etwas nach rechts oder links drücke habe ich nicht immer das Problem. Die Frage ist jetzt ob das evtl. Defekt ist oder doch streusignale sind???
I Bitte um ein paar Tipps ,denn die monitore sind neu und möchte nicht das ich dadurch schaden an meinem macbook oder auch an den monitore haben Hilfe und Tricks. Vielen Dank