Praxis
Kompatibilität / Installation
Das Focusrite Scarlett 4i4 der Generation 3 ist sowohl PC- als auch Mac-kompatibel und läuft gemäß Hersteller mit allen ASIO-, WDM- und Core-Audio-kompatiblen Hostprogrammen. Während auf Windows-Rechnern die Installation der Software Focusrite Control den zur Verwendung notwendigen Treiber beinhaltet, funktioniert das (class-compliant) Interface unter MacOS auch ohne die Installation der entsprechen Mac-Variante, allerdings mit begrenztem (oder auch unpraktikablem) Zugriff auf die Features. Eine genaue Auflistung der kompatiblen Betriebssysteme befindet sich am Ende des Testberichts. Interessant in diesem Zusammenhang ist der lässige Hinweis „not tested … but should work“ bezüglich älterer macOS-Versionen wie beispielsweise das macOS Sierra 10.12.6 meines MacBook Pro und Testrechners. Does it work? (Auflösung folgt.) Obwohl Focusrite nicht explizit mit der Kompatibilität zu iOS-Geräten wirbt, findet man vereinzelt Hinweise auf eine Verwendbarkeit mit dem iPad Pro. Der Versuch, mein ordinäres 2019er iPad mit dem Scarlett 4i4 zu verwenden blieb erfolglos.
Testbedingungen / Performance
Wie viele meiner Kollegen bin ich etwas konservativ in Bezug auf Updates von Betriebssystemen (Never change a working system!). Dementsprechend habe ich das Scarlett 4i4 an meinem MacBook Pro (2,8 GHz Intel Core i7, 16 GB RAM) unter macOS Sierra 10.12.6 getestet, wobei die DAW-Hostprogramme Logic Pro X 10.4.4 und Pro Tools 12.5.2 zum Einsatz kamen. Focusrites „Should work“-Vermutung wurde bestätigt. Das Interface lief sowohl beim Abspielen „großer“ Projekte als auch beim Recording vollkommen stabil und frei von Aussetzern oder sonstigen nennenswerten Vorfällen. Auch die resultierende Latenz ist (laut Anzeige) nur marginal und bei der Verwendung virtueller Instrumente nicht wahrnehmbar höher als bei meinem professionellen UAD Apollo – top!
Monitoring und Handling
Die Handhabung bzw. Arbeit mit dem Focusrite Interface ist absolut simpel und praktikabel. Das latenzfreie Eingangssignal wird automatisch dem Kopfhörerausgang zugeführt, ohne dass man einen Modus zum Direct Monitoring aktivieren muss und mithilfe der Focusrite Control ist ein brauchbarer Kopfhörermix im Handumdrehen erstellt. Der Status von Kanal 1 und 2 (INST, AIR, Pad, +48V) sowie der jeweilige Eingangspegel wird am Gerät mit mehrfarbigen LEDs übersichtlich visualisiert. Falls man in Nörgelstimmung ist, könnte man kritisieren, dass einige Status-Einstellungen nur per Software möglich sind, ein dramatischer Kritikpunkt ist dies m.E. aber nicht. Die gelungen austarierten Potis ermöglichen ein einwandfreies Einpegeln und das gefühlvolle Einstellen der Abhörlautstärken für den Monitorausgang und den Kopfhörer. Insgesamt macht das Scarlett 4i4 einen sehr ausgereiften Eindruck.
Audioqualität
Die folgenden Audiobeispiele demonstrieren die überzeugende Klangqualität bei der Aufnahme mit den MIC-/LINE-/INST-Inputs sowie einige vergleichende Beispiele der Verwendung des AIR-Effekts während des Recordings. Abschließend ist ein Mix im digitalen Original und nach dem Re-Recording (DA/AD-Wandlung) mit dem Focusrite Interface zu hören.
Bei der wahrgenommenen Signalqualität des Scarlett 4i4 Gen. 3 ist die professionelle Verwendung des USB-Interfaces absolut denkbar. Merkwürdige Artefakte und das typische „USB-Fiepen“ günstiger Interfaces sind nicht vorhanden. Auch das moderate Rauschverhalten der Preamps, selbst beim Gain-hungrigen Shure SM7B, macht einen wirklich seriösen Eindruck.
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Was ist mit dem Kopfhörerausgang?
Ein unsouveränes Kopfhörersignal war in einigen Testberichten der entscheidende Kritikpunkt bei Modellen früherer Scarlett-Generationen. Hier hat Focusrite offenbar nachgebessert. Zwar erreicht der Kopfhörerausgang – wenig überraschend – nicht die Auflösung und Feinzeichnung meiner SPL- und Lake People-Verstärker, dennoch ist er zum Monitoring und semiprofessionellen Mixing absolut potent und brauchbar. Wer diesbezüglich höhere Ambitionen hat, kann einen externen und höherwertigen Verstärker an die Line Outs 3 und 4 anschließen, was eventuell sowieso notwendig ist, wenn man zu zweit arbeiten/aufnehmen möchte.
Morons MORONS! sagt:
#1 - 24.07.2019 um 00:26 Uhr
Die Kiste läuft wohl - anders als der Vorgänger - nicht unter Linux. Immerhin gibt es mit Bitwig und Reaper mittlerweile schon komplexe/kommerzielle 2 DAWs die auch eine Linux-Variante anbieten, angesichts der Windows-10-Katastrophe verstehe ich nicht wirklich, warum bisher noch kein Hersteller mit "Certified-For-Linux"-Interfaces auf den Markt gekommen ist.
Schlafen die Marketingfuzzies alle hinter ihren Macbooks?