Welche aktiven und passiven DI-Boxen braucht eure Band beim Gig? Wer sich nach Monaten im Proberaum das erste Mal auf eine größere Bühne wagt, kommt fast unweigerlich mit ihnen in Kontakt: DI-Boxen. Der Techniker vor Ort steht mit kleinen Metallkistchen vor dir, in die du dein Keyboard, deinen Bass oder die Akustikgitarre mit Hilfe eines Klinkenkabels andocken sollst. Warum ist das notwendig?
Checkliste zum Kauf von DI-Boxen
- Benötigt ihr aktive oder passive DI-Boxen?
- Gibt es Signalquellen (z.B. Keyboards) für die eine Stereo-Variante vorteilhaft wäre?
- Soll die DI-Box Rack-einbaufähig sein?
- Werden auch DI-Boxen für Media-Zuspieler (via Cinch oder USB) benötigt?
- Soll das Produkt eine zusätzliche Speaker-Simulation beherbergen?
Quick Facts: Was ist eine DI-Box und wozu braucht man sie
Der Begriff ist ein Akronym und steht für „Direct Input Box“ oder „Direct Injection Box“ und beschreibt im Grunde den Vorgang, der bei solch einem Gerät integral ist: Mann schließt sein Instrument ohne Umweg, also direkt an diese Box an.
Für Außenstehende scheint eine DI-Box einfach ein klobiger Klinke-auf-XLR-Adapter zu sein. Da Standardausführungen auf einer Seite zwei Klinkeneingänge und auf der anderen Seite einen XLR-Ausgang besitzen, ist diese Vorstellung gar nicht mal so falsch. Aber die kleinen Metallkisten machen noch mehr: Das unsymmetrische Instrumentensignal wird durch die Direct Input Box in ein symmetrisches Signal umgewandelt, das bei langen Kabelwegen (Bühne zu Mischpult) deutlich unempfindlicher auf Störeinflüsse reagiert.
DI-Boxen – was geht up?
Das Instrumentensignal wird nicht nur symmetriert, sondern zusätzlich von hoch- auf niederohming transformiert. Klingt seltsam, ist aber einfach erklärt. Jeder Audioausgang (z. B. Pickup der A-Gitarre, Klinkenbuchse am Bass) hat einen bestimmten Widerstand, der in Ohm gemessen und Impedanz genannt wird. Je hochohmiger ein Signal und je länger das eingesetzte Kabel, desto anfälliger ist es für Einstreuungen und Klangverfärbungen.
Daher schließt man hochohmige Instrumente mit möglichst kurzen Klinkenkabeln an eine DI-Box an, die das Instrumentensignal in ein niederohmiges, symmetrisches Signal wandelt. Das übersteht dann auch längere Reisen von der Stagebox zum entfernten FoH-Mixer ohne Klangeinbußen oder Einstreuungen.
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Wenn man Pech hat, kann das DI-Signal trotzdem Nebengeräusche wie Brummen oder Sirren aufweisen. In den meisten Fällen haben wir es dann mit einem „Pin-1-Problem“ zu tun: Bei einem dreipoligen XLR-Stecker ist der Pin1 masseführend. Trennt man die Signalmasse über den Pin1 auf, verschwindet in der Regel das Gebrumme.
Diesen Job übernimmt souverän der Ground-Lift-Schalter, der an jedem Modell zu finden ist. Zur Grundausstattung einer DI-Box gehört außerdem eine schaltbare Abschwächung (Attenuator), die extrem hohe Eingangssignale (z.B. Keyboards) in mehreren Schritten (0 dB, -20 dB, -40 dB) auf handzahme Pegel stutzt.
Aktiv oder Passiv?
Ok, das Prinzip der DI-Box hat dich überzeugt und du möchtest dir eine eigene DI-Box für Live- und Studiojobs zulegen. Im Laden stellt man dir die Frage: Aktiv oder passiv?
Passive DI-Boxen wie die Palmer PAN 01 benötigen keine Versorgungsspannung, ermöglichen eine galvanische Massetrennung und sind somit denkbar einfach anzuwenden. Allerdings dämpft eine passive DI-Box das Eingangssignal, weshalb gerade Instrumente mit schwachen Ausgangssignalen (z. B. eine Akustikgitarre mit einfachem Piezo-Pickup) besser mit einer aktiven DI-Box verheiratet werden.
Aktive DI-Boxen wie die BSS AR-133 benötigen zwar eine Spannungsversorgung (+48 Volt vom Mischpult oder über eine Batterie), verursachen dafür aber keinen Pegelverlust und generieren besonders im Tiefbassbereich weniger Klirranteile.
Als Faustregel gilt: Instrumente mit solidem Ausgangspegel harmonieren gut mit einer passiven DI-Box. Ausgangsschwache Instrumente und Tieftongeneratoren sind besser mit einer aktiven DI-Box versorgt.
Stereo-DI-Boxen, Re-Amping und Lautsprechersimulation
Stereo-DI-Boxen erlauben zum Beispiel den Anschluss von Stereoquellen und Zuspielern. Dafür passende DI-Boxen sind idealerweise zweikanalig (zwei DI-Boxen in einem Gehäuse) ausgelegt und harmonieren damit bestens für Stereo-Eingangssignale. Ein Beispiel ist die Palmer PAN 04.
Ein passives Modell wie Radial Engineerings Pro RMP eignet sich dagegen zum Re-Ampen. Dabei wird ein zuvor aufgenommenes cleanes E-Gitarren- oder E-Bass-Signal aus einer DAW über eine DI-Box ausgespielt.
Das DI-Signal füttert einen Bass oder Gitarren-Amp, der mit einem Mikrofon aufgenommen wird. So kann man so lange am Sound drehen, bis es passt, ohne dass der Gitarrist oder Bassist anwesend sein muss.
Bei Konzerten kann man zudem auf DI-Boxen mit eingebauter Lautsprechersimulation wie Hughes&Kettner Redbox 5 zurückgreifen, falls man die herkömmliche Mikrofonabnahme umgehen möchte.
Media-DI-Boxen
Der neuste Trend sind Media-DI-Boxen, die den direkten Anschluss von Computern erlauben. Im Grunde die Kombination einer DI-Box mit einem 2-kanal-Audiointerface, wie es die Radial Engineering USB-Pro DI-Box darstellt.
Diese DI-Box ist class compliant und funktioniert ohne aufwändige Treiberinstallation an jedem Mac und Windows PC. Damit bleibt die gefürchtete 3,5-mm-Kopfhörerbuchse arbeitslos, denn die USB-Pro DI-Box gibt das Audiosignal über professionelle XLR-Buchsen wieder. Ein Ground Lift hilft zudem bei etwaigen Brummproblemen.
Wer dagegen eine unkomplizierte Möglichkeit sucht, ein Bluetooth-Signal drahtlos an eine DI-Box zu senden, um damit ein symmetrisches Zuspielsignal zu generieren, der sollte ebenfalls fündig werden. Die Preisspanne ist dabei beachtlich.
Von der professionellen Lösung in Form der UNiKA PRO BT-5 (zum Test) mit integriertem Trenntrafo für eine brummfreie Übertragung bis hin zur überraschend günstigen Sirus DI USB/BT (zum Test), die sogar über einen alternativen Akku-Betrieb mit einer Laufzeit von bis zu 40 Stunden verfügt, reicht das Angebot.
Reinhard sagt:
#1 - 12.12.2019 um 10:33 Uhr
Ich würd sagen für Keyboarder mit mehreren Line Signalen lohnt sich ein Submixer...
Loetkolben sagt:
#2 - 05.07.2022 um 09:31 Uhr
Es muss gesagt werden, dass es NICHT allein die DI-Box ist, die bewirkt, dass das Signal störungsfrei (durch die Funktion 'Symmetrierung des Ausgangssignals') am Mixer ankommt. Es ist AUCH und insbesondere das zwingend symmetrische Kabel - VON der DI-Box ('Out') bis zum Eingang des Mischpultes. Letztlich ist es nicht einmal die DI-Box und das symmetrische Kabel ... sondern es sind die heute in wohl allen Geräten verbauten Eingangs-Vorverstärker, die grundsätzlich als sog. 'Differenzverstärker' arbeiten; sie verstärken NUR, was an den beiden Polen des Eingangs ('+'/'-') als UNTERSCHIEDLICHES Signal ankommt - GLEICHE Anteile (wie z.B. auf beide 'Pole' des Kabel einwirkende Störungen) werden NICHT verstärkt. Man muss also zwingend ein symmetrisches (ZWEI Innen-Adern plus Abschirmung !) Kabel mit XLR-Steckern verwenden; gerade billigere Mikrofone kommen mitunter mit XLR-Kabeln, die ''innen'' nur eine Ader haben und den Nutzer somit täuschen, dass man es mit einer symmetrischen XLR-Verbindung zu tun hat. Eine 'Brücke' zwischen zwei Polen innerhalb eines XLR-Steckers (egal auf welcher Seite !) hebt die Fähigkeit der 'symmetrischen Signalführung' des Kabels auf; es handelt sich dann um ein un-symmetrisches Kabel - auch wenn zwei Innenleiter plus eine Abschirmung vorhanden sind. Kabeltester (für weniger als 20 € erhältlich) helfen, solche untauglichen Kabel zu identifizieren sowie richtig gepolte und funktionierende Kabel zu bestätigen.