Willkommen zum zweiten Teil meines Folkpicking Pattern-Workshops. Ich möchte an dieser Stelle genau dort anknüpfen, wo der der erste Teil des Workshops seinen Abschluss fand. Ziel dieser Folge ist der flexible Umgang mit den vorgestellten Pattern, nicht zuletzt durch die Hinzunahme von intensiveren Bass-Wechseln und Legatoverzierungen.
Die Pattern stellen grundsätzlich kein festes Regelwerk dar, an das man sich dogmatisch halten muss. Wie bei so viele Dingen in der Musik gilt auch hier: Nimm sie, lerne, sie gut zu beherrschen, und mache sie am Ende des Tages zu deiner eigenen Sache! Die einfachste Art, ein Pattern zu verändern, ist das Weglassen einzelner Töne.
Hier ein paar Beispiele. Im Song “Homesick” der Kings Of Convenience wird zum Beispiel immer der dritte Daumenschlag weggelassen. Im Song “Pictures” von Benjamin Francis Leftwich wird dagegen kein Ton weggelassen, sondern einer hinzugefügt: Zeige- und Mittelfinger spielen zwei Saiten an. Das dritte Beispiel “Hunter” von Husky zeigt dann, dass man natürlich auch Pattern innerhalb eines Songs wechseln kann, wie es einem “gerade in den Sinn kommt”.
Eine weitere wichtige Art, Pattern zu variieren, habe ich schon im letzten Workshop kurz angerissen: Betrachtet die Pattern mehr als rhythmisches Konstrukt zwischen Daumen und den anderen Zupffingern und versucht, diesen Figuren durch Saitenwechsel neue Konturen zu geben. Übt diese Pattern-Variationen beispielsweise mit den unten in den Noten angegeben Akkorden – oder noch besser mit eigenen Akkordverbindungen.
Und die Noten als PDF.
Zweitaktige Pattern
Sehr oft werden zwei Picking-Pattern kombiniert, um ein längeres Pattern zu realisieren. Je nach musikalischem Zusammenhang kann dadurch etwas mehr Abwechslung in ein grundsätzlich patternbasiertes Spiel kommen. Ich habe für euch einige Kombinationen aufgeschrieben – und eine Übung gibt es noch dazu.
Das nächste Übungsstück besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil kommt ein zweitaktiges Pattern mit einer einfachen Melodiestimme zum Einsatz, im zweiten Teil wechseln dann zwei typische Zweitakter einander ab.
Hammer On/ Pull Off Verzierungen
Wo wir nun schon bei melodiösen Verzierungen von Akkorden und Pattern sind, dürfen natürlich auch die Konsorten Hammer On und Pull Off nicht fehlen. Sowohl in der Melodie als auch in der Bassstimme des Daumens sind sie sehr oft zu finden. Einige Beispiele findet ihr in der nächsten Übung und der Etüde dazu. Die Hammer Ons oder Pull Offs, die auftaktig beginnen, sind in der Regel schwieriger zu lernen und fühlen sich ganz anders an als die, die auf einem Beat beginnen. Da heißt es dann -wie immer – runter mit dem Tempo und es ganz langsam angehen lassen.
Daumenvarianten
Jetzt wollen wir uns noch einmal etwas intensiver mit dem Daumen beschäftigen. Natürlich muss sich der Bass nicht immer nur auf zwei Töne pro Akkord beschränken. Mal ganz abgesehen von kleinen Bassläufen, die man sowieso je nach Geschmack einfügen kann, um Akkorde zu verbinden, ist auch der Wechselbass sehr oft zu hören. Wechselbass bedeutet im Grunde genommen, dass auf der Eins eines Taktes der Bass den Grundton des jeweiligen Akkordes spielt und auf der drei in der Regel die Quinte, seltener auch die Terz. Ein solcher Wechselbass klingt immer etwas nach Country und artverwandten Stilistiken. Dabei hat jeder offene Akkord seine eigenen Möglichkeiten. Bei einem normalen offenen C-Dur Griff beispielsweise muss man umgreifen, um das tiefe G zu bekommen, bei anderen Akkorden wiederum (Am/D oder E etc.) ist kein Umgreifen nötig, der Daumen muss nur jeweils eine andere Saite anschlagen. Klarer wird der Sachverhalt, wenn ihr euch die folgenden Noten anschaut:
Zum Abschluss des zweiten Teils meines Workshops möchte ich noch kurz das Thema “Steady Bass” oder “Monotonic Bass” streifen. Bei dieser Daumenspielart bleibt der Bass auf einem Ton, wechselt also gerade nicht zwischen den Saiten, sondern sorgt nur für einen gleichbleibenden pulsierenden Drive unter den anderen Fingern. Gerade im gepickten Blues kommt diese Spielart sehr häufig vor, daher habe ich mir auch einen solchen als Übungsstück aus den Fingern gesaugt, bei dem man gleich auch noch die Legatoverzierungen, sprich Hammer Ons und Pull Offs, mit üben kann. Für das Audiobeispiel habe ich die Kombination Daumenpick und E-Gitarre gewählt. Spielt man den Bass nach “Travis-Picking” -Art abgedämpft und eben mit Daumenpick, verstärkt sich die Wirkung des Steady Basses, die Basstöne kommen druckvoller rüber und bekommen eine deutlich andere Klangfarbe als die Melodiestimme. Dieser Blues ist im Übrigen schon eher in der Ecke Melodie-Picking anzusiedeln, da kein Pattern dauerhaft durchläuft.
Und ganz zum Schluss kommt noch ein kurzes, aber um so bekannteres Beispiel von den Red Hot Chili Peppers mit einem Quasi Steady Bass Picking Pattern. Der Steady Bass wird hier den Akzenten der Melodie angepasst. Im B-Teil findet man dann wieder typische Pattern.
Und das war es dann auch schon wieder mit dem zweiten Teil dieser kleinen Workshopreihe. Ein abschließender dritter Teil folgt in Kürze und befasst sich mit weiteren Aspekten aus dem Themengebiet der Picking-Pattern.