Praxis
Tracks bauen mit Opal – der Sequencer in der Praxis
Bisher bin ich kaum auf Layout und Workflow von Opal eingegangen. Ich sage mal so: Wer sich nach einer Software-Version einer Elektron-Drum-Machine sehnt, wird das Max4Live-Device lieben. Die Ähnlichkeit zum Workflow von Elektron Syntakt kommt nicht von ungefähr.
Fors-Gründer Ess war dort mehrere Jahre an der Entwicklung beteiligt. Wie man in Opal Sequencen baut, automatisiert und Sounds designt, ist schon ziemlich nah an der Hardware (Syntakt) dran, habe ich mir sagen lassen.
Zum Einstieg empfiehlt es sich, die im Download enthaltene Ableton-Live-Projektdatei zu laden, weil es da eine Instanz von Opal mit acht Presets dazu gibt. Durch diese fertigen Beats bekommt man eine bessere Idee davon, welche Möglichkeiten Opal bietet. Insgesamt sind in einer Opal-Instanz übrigens bis zu 64 Pattern mit jeweils eigenen Sounds und Rhythmen möglich.
Beats, Sounds und Automationen in Opal – der Workflow
Links im Sequencer verändert man den Rhythmus, indem man Noten löscht oder hinzufügt. In der Mitte wechselt man die Sound-Engine, rechts passt man sie dann an. Ganz oben links geht es zum Mixer und den Einstellungen. Ein eigenes Pattern ist blitzschnell gebaut.
Für dich ausgesucht
Die Variationsmöglichkeiten für Wahrscheinlichkeit und Häufigkeit der Noten unterstützen dabei, komplexe und über Minuten variierende Pattern zu bauen.
Unter jedem Pad im Sequencer sitzt ein kleinen Slider. Je nachdem, welchen Parameter ich rechts im Instrument vorher bewegt habe, kann ich seinen Wert dann pro Note unterschiedlich einstellen. So kann ich etwa den Hall-Effekt nur auf dem zweiten Snare-Schlag hörbar machen oder die Frequenzmodulation der Tom nur auf den „Und“-Schlägen erhöhen. Minuten-, teilweise stundenlang verliert man sich so in diesen komplexen Modulationen und Rhythmusvariationen.
Multi-Output, Sounddesign-Workflow und Einzelinstrumente in Opal
Außerdem ist Opal multi-output-fähig. Man erstellt bis zu sechs Audiospuren (für bis zu sechs Devices) und routet ihre Eingänge zu Opal. Dann stellt man in den Audio-Tracks in Ableton Live noch auf „In“ unter Monitor, und schon bekommt jedes Device aus Opal „draußen“ eigene Effekte. Die Kick versehe ich so zum Beispiel mit zusätzlicher Distortion, die Snare mit einem anderen Hall.
Im Opal-Sounddesign-Workflow waren Gems und Slate für mich am zugänglichsten. Bei Gems hab ich schnell ein Kick Pattern programmiert und leicht frequenzmoduliert, bei Slate noch ein Wav-Sample geladen – einen Beat nach dem anderen habe ich so gebaut. Mass und Dust sind für Basslines oder respektive Hi-Hats theoretisch hervorragend geeignet.
Hier aber ansprechende Ergebnisse zu erzeugen, setzt etwas mehr Einarbeitung und Experimente voraus. Auch bei den Effekten ist mein Eindruck zwiegespalten. Void ist ein episch düsterer Hall, der schon in kleinen Dosen großartiges Kick Rumble erzeugt. Flux Sampler dagegen musikalisch passendes Material zu entlocken, ist eher ein Würfelspiel.
Als echten Minuspunkt sehe ich das aber nicht. Beim Beatbauen und Live-Performen macht Fors Opal im Gesamtpaket so viel Spaß und der Workflow der sechs Elemente ist so aufeinander abgestimmt, dass diese kleinen Stolperer im Gesamtkonzept kaum ins Gewicht fallen.
Fors Chiral und Glänta bringen neue Klangdimensionen
Fors Chiral und Glänta bringen minimale Optik bei maximalem Sound. Hinter jedem Parameter und jedem Button stecken so viele Feinheiten, dass die reduzierten Ansichten trügen. Einsteigern empfehle ich die jeweils 32 mitgelieferten Presets. Sie liefern bei beiden Software-Synthesizern einen guten Überblick über die klanglichen Möglichkeiten.
Minutenlang verändern sich gehaltene Töne bei Chiral dann zufällig im Timbre, jeder Ton ist eine Reise. Bei Glänta macht die Loop-Funktion im Mod Envelope den Soft Synth zu einem veritablen Bassline-Generator. Hier bestimmen die Werte von Attack und Decay die Geschwindigkeit des Loops. Knackige FM-Bässe sind ein Leichtes.