Praxis
Nachteil: nicht bus-powered
Beginnen wir mit dem Unangenehmen: Im Gegensatz zum kleinen Bruder, dem HP-A4, hat die hier getestete Variante Fostex HP-A4BL mit symmetrischem Ausgang einen Nachteil, denn sie ist nicht bus-powered. So ist das externe Netzteil in jedem Fall nötig und verbraucht einen zusätzlichen Platz in der Steckdosenleiste. Gerade für Reisende, die nicht jederzeit eine Stromverbindung in greifbarer Nähe haben, scheidet der Kopfhörerverstärker damit als mobiler DAC und womöglich Interface-Ersatz aus. Schade. Ansonsten ist der HP-A4BL schnell ausgepackt, verkabelt und einsatzbereit – zumindest am Mac. Hier greift das native Core-Audio, das Gerät ist sofort nutzbar. Unter Windows ist die Installation von Treibern nötig. Ist auch diese Hürde gemeistert, signalisiert der Kopfhörerverstärker seine Betriebsbereitschaft mit einer grünen Power-LED und einer roten LED zur Anzeige der aktuell übermittelten Audio-Qualität. Bei herkömmlichen Playern muss diese jedes Mal in den Systemeinstellungen korrigiert werden, in der DAW richtet sie sich nach den jeweiligen Projekteinstellungen und wird so automatisch an den DAC übermittelt. Hier verhält sich dieser ganz unproblematisch: Fostex’ HP-Amp einfach als Audio-Gerät auswählen, und los geht’s.
DSD-Player gratis von Fostex
Möchte man auf DSD-Dateien zurückgreifen, stoßen herkömmliche (vor allem kostenfreie) Audio-Player an ihre Grenzen. Fostex bietet die Möglichkeit, den eigens hierfür zur Verfügung gestellten Player gratis von der firmeneigenen Website zu laden. Die Oberfläche ist in einem angenehm dunklen Ton gehalten, äußerst übersichtlich und bietet einer ganzen Reihe von Formaten ein Zuhause. So gesellen sich zum angesprochenen DSD-Format (.dsf, .dff) und den bekannteren (WAV, AIFF, MP3) auch die verlustfrei komprimierten Formate FLAC und ALAC. Zwar sind die Funktionen der besagten Software, speziell die Playlist-Funktionen, spärlich ausgelegt, allerdings wechselt Fostex’ Audio-Player die Samplerate automatisch je nach laufendem Titel. So ist es auch bei gemischten Playlists kein Problem, die Tracks in der jeweils höchstmöglichen Auflösung zu hören.
Bei hochohmigen Kopfhörern hilft der Gain-Schalter
Im Betrieb zeigt sich der Fostex HP-A4BL äußerst solide. Der Volume-Regler ist leichtgängig und kratzt nicht, und es machen sich auch keinerlei Aussetzer oder Lautstärkesprünge bemerkbar. Über einen ausreichend großen Regelweg lässt sich die gewünschte Lautstärke fein dosieren. Wir konnten jedem verwendeten Kopfhörerpaar ausreichend Pegel entlocken, während sich bei hochohmigen Modellen der Gain-Schalter als angemessen erwiesen hat. Das Umschalten zwischen optischem und USB-Eingang lief problemlos, ebenso wie die Wahl zwischen Kopfhörerbetrieb und Cinch-Ausgängen.
Leichte „Pfütze“ im mittleren Frequenzbereich
Klanglich bewahrt der HP-A4BL die Vorzüge, aber auch die Schwächen des Vorgängermodells. Die Höhen sind sehr fein aufgelöst, können jedoch manchmal zu sehr in den Vordergrund treten. Je nach Kopfhörer kann dies ein Vor- oder auch ein Nachteil sein. Kopfhörer, die in den oberen Regionen ihre Schwächen aufweisen, profitieren von dem „Mü“ mehr Glanz, bei allzu präzise agierenden Kopfhörermodellen dagegen kann das Filter mit seinem seichteren Roll-Off etwas Abhilfe schaffen und dem Klang die Schärfe nehmen. In den Mitten nimmt sich der Kopfhörerverstärker etwas zurück, während er in den Tiefen wiederum leicht zulegt. Allerdings bildet er hier keine Badewanne, sondern deutet eher eine Pfütze an. So ergibt sich ein runder, etwas zur Wärme tendierender Gesamtklang, der ein wenig gefälliger ist, als man es in manchen Situationen gern hätte. Der Fostex-Kopfhörerverstärker fordert seinen Tribut in der Konzentration, einerseits, weil man Geschehnisse im Mitteltonbereich schärfer fokussieren muss, andererseits, weil er ein wenig zum Dahinschwelgen einlädt. Konturen umreißt der Verstärker hingegen prächtig und zeichnet Instrumente trotz seiner Gefälligkeit mit klaren Linien.
Für dich ausgesucht
Panorama-Verteilung: sauber abgegrenzt
Impulse behalten einen knackigen Charakter und können durchaus mit Wandlern anderer Hersteller konkurrieren. Gerade in höheren Lautstärkebereichen fällt auf, dass es sich trotz Biss noch angenehm mit dem DAC-/Headpohone-Amp arbeiten lässt. Das geschieht nicht zuletzt aufgrund der guten Verteilung des Panoramas, das die Elemente nicht in die Mitte bannt, sondern verhältnismäßig sauber abgrenzt. Im symmetrischen Betrieb scheint die Kanaltrennung ein wenig ausgeprägter und die Auflösung etwas feiner. Insbesondere bei DSD-Dateien kann der HP-A4BL hier das Maximum heraus kitzeln. Dabei macht sich das Filter in veränderter Form bemerkbar, indem die Frequenzbereiche im Mitten- und Bassbereich stärker betont werden und somit präsenter erscheinen.