Fostex TH808 Test

Fostex TH808 im Praxis-Check

Der Praxistest erfolgte über mehrere Tage an den folgenden Kopfhörerverstärkern:

Als Vergleichskopfhörer kamen die offenen Studiokopfhörer Focal Clear Mg Professional und AKG K812 zum Einsatz. Beide Modelle sind eher für den professionellen Einsatz konzipiert, genießen als Referenzkopfhörer aber auch eine gute Reputation unter HiFi-Enthusiasten. Die klangliche Einschätzung des TH808 erfolgte anhand vertrauter Produktionen, Produktionsbestandteile und Signalgeneratoren in Apple Logic.

Anwendungsbereich

Aufgrund seiner Wiedergabeeigenschaften, die im folgenden Abschnitt explizit thematisiert werden, sehe ich den Fostex TH808 eher im Wohnzimmer oder Hörraum ambitionierter HiFi-Freunde als bei professionellen Klangbeurteilungen. Aufgrund seines ansprechenden Designs macht er zudem eine gute Figur als Einrichtungsaccessoire stilaffiner Musikliebhaber. Durch die offene Bauweise der Ohrmuscheln ist der TH808 zur Verwendung in einer lauten Umgebung ungeeignet. Möchte man erstens nicht gestört werden und zweitens auch anwesende Personen in unmittelbarer Nähe nicht durch Übersprechungen behelligen, ist ein geschlossener Kopfhörer die bessere Wahl.

Ohrmuschel
Seitenansicht der Ohrmuschel

Soundcheck: Wie klingt der Fostex TH808?

Ein Kopfhörer, der viel Geld kostet, muss durch diesen Umstand nicht automatisch exzellent klingen. Auf den Testprobanden trifft dies aber nicht zu. Der TH808 klingt durchaus hochwertig und edel. Im direkten Vergleich mit meinen beiden Pro-Referenzkopfhörern allerdings – kurz gesagt – etwas „samtig“ und gefällig. Zum reinen Musikgenuss ist ein solcher Wiedergabecharakter ohne jegliche Ecken und Kanten durchaus legitim und je nach Hörpräferenz auch gewünscht.

Dennoch gibt es bestimmt auch Audiopuristen und nicht zuletzt professionelle Anwender, die eine etwas lebendigere Wiedergabe mit mehr Separierung und Analytik bevorzugen.

Frequenzwiedergabe

Der TH808 bietet grundsätzlich alles, was der HiFi-Freund zum Fullrange-Musikkonsum erwartet. Sowohl tiefe druckvolle Bässe wie auch filigrane und durchaus präsente Höhen. Glücklicherweise schafft er dies ohne unnötig viel Schärfe in den Zischlauten. Die Mitten klingen für mein Empfinden dagegen ein wenig leblos und dünn im unteren Bereich. Sowohl mein AKG K812 als auch Focal Clear Mg Professional haben hier etwas mehr Fleisch an der Keule. Während der K812 etwas weniger Basspräsenz besitzt, ähneln sich Fostex und Focal in den tiefen Frequenzen.

Raumabbildung & Dynamik

Dies soll zwar kein Vergleichstest sein, dennoch wäre aus meiner Sicht es nicht korrekt, meine Erkenntnisse im Direktvergleich vorzuenthalten: Dem Fostex TH808 gelingt trotz breiterer Stereobühne nicht ganz die Separierung und Tiefenstaffelung einzelner Mixelemente meiner beiden Referenzmodelle. Hierdurch klingt der TH808 „kopfhörertypischer“ und weniger natürlich/organisch als meine Referenzen von Focal und AKG. Während Transienten dank einer hohen Auflösung gut ans Ohr gelangen, vermisse ich die musikalische und dramaturgische Dynamik, was möglicherweise auch dem etwas blassen Mittenbereich geschuldet ist.

Der TH808 wirkt mir in mancher Hinsicht etwas glattgebügelt und homogen. Das kann man natürlich mögen und möglicherweise bin ich als professioneller Engineer bei den Wiedergabeeigenschaften geschmäcklerisch etwas anders gepolt. Kopfhörer mit einer vergleichbaren Wiedergabequalität erhält man allerdings bereits deutlich günstiger im Bereich moderater dreistelliger Eurobeträge. Der Fostex TH808 ist definitiv ein gut klingender Kopfhörer, preisbezogen fehlt mir aber der gewisse Aha-Effekt.

Kopfbügel
Der optisch unauffällige Kopfbügel gewährleistet einen guten Tragekomfort.

Tragekomfort

Mit einem Ohrmuscheldurchmesser von rund 10 cm ist der TH808 ist ein relativ üppig dimensionierter Kopfhörer. Hält man ihn beim Auspacken zum ersten Mal in den Händen, überrascht das mit 370 g moderate Gewicht, das sich natürlich auch positiv auf den Tragekomfort auswirkt. Zudem sitzt der Fostex Kopfhörer dank flexibel aufgehängter Ohrmuscheln ausgezeichnet auf meinem Kopf. Die Polsterung von Ohrmuscheln und Kopfbügel sind absolut langzeittauglich und auch der weiche Kunstlederbezug bietet keinen Anlass zur Kritik. Im Gegensatz zu manch einem anderen Kopfhörermodell, das ich in letzter Zeit im Review hatte, bietet der Mechanismus zur Größenanpassung einen großzügigen Einstellbereich, sodass sowohl große als auch kleine Köpfe „kompatibel“ zum Fostex Kopfhörer sein sollten. Für meinen Geschmack könnte der Mechanismus allerdings etwas schwergängiger sein, damit die Größeneinstellung beim wiederholten Auf- und Absetzen nicht immer wieder erneut angepasst werden muss.

Polster
Low-Resilience-Urethanpolster“ bezogen mit Kunstleder

Alternativen zum Fostex TH808

Alternativen zum offenen TH808 gibt es in verschiedenen Preisklassen:

HEDD HEDDphone TWOFocal Clear MG ProfessionalSennheiser HD 660S2
extravagante Alternative mit AMT-Schallwandlern; noch ein paar „Hunderter“ teuer als der Fostex TH808exzellenter offener Studiokopfhörer mit dynamischen Treibern und wärmerer Abstimmung; gleiche Preisklasse, aber nicht so schick„Low-Budget-Alternative“: Top-Sound für derzeit rund ein Drittel des Preises
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Doenermann sagt:

#1 - 10.06.2024 um 17:33 Uhr

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Alle Kupferkabel sind sauerstoffarm (OFC). Selbst jenes, das mit dem Schalter verbunden ist, mit dem man, falls man sich das heute noch leisten kann, die Zimmerbeleuchtung ein-/ausschaltet.

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