Fostex’ TM2 sind In-Ears, die kabellos angebunden werden und bei denen die Ingenieure nicht die Nutzung jeden Mikrometers Platz im Gehäuse genau abwägen mussten, wie es sicher bei den Apple AirPods Pro oder den Sennheiser Momentum True Wireless der Fall war.
Fostex ist ein bekannter Name in der Tontechnik und hat sich mit hochwertigen Kopfhörern ebenfalls einen Namen gemacht. Interessant also, durch einen Test zu erfahren, welche Eigenschaften die Fostex TM2 Wireless-In-Ears mit sich bringen.
Details & Praxis
„Knight Rider“-Design – ganz schwer 1980er
Als ich die Fostex TM2 zum ersten Mal gesehen habe, musste ich kurz auflachen. Die Hörer und vor allem ihre Ladebox („Cradle“) sehen aus, als hätten die Requisiteure von „Knight Rider“ den Auftrag bekommen, für eine weitere Staffel Michael Knights „Kommunikations-Uhr“ durch ein kabelloses In-Ear-System zu ersetzen. „Macht das schwarz und so futuristisch-eckig!“ Fostex wird ja auch gerne mit etwas verschrobenen Funktionsdesigns assoziiert, die irgendwo im Spannungsfeld von „zeitlos“ und „ist uns alles total egal“ angesiedelt sind. Nicht falsch verstehen: Mir gefällt’s irgendwie!
Steuerung und Komfort
Die Fostex TM2 werden mit den Oliven versehen in die Ohren gesteckt, die „Main Body“ genannte Haupteinheit wie ein altes Hörgerät hinter die Ohrmuscheln gedreht. Beide Hörer besitzen einen kleinen Taster, der verschiedene Funktionen steuern kann. Dort, wo „Fostex“ zu lesen ist, befindet sich eine berührungsempfindliche Fläche, die ein Anticken, aber auch ein Streichen lesen kann. Die verschiedenen Funktionen zur Steuerung von Titelwahl, Wiedergabepegel und dergleichen sind schnell erlernt. Wichtige Information: Die Fostex TM2 sitzen sehr sicher und sehr bequem.
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Wandler und Verbindung
Das Pairing erfolgt einzeln für linken und rechten TM2 (Legacy) oder als Stereopaar (TWS+), es wird Bluetooth 5.0 / apt-X, SBC oder AAC verwendet. Natürlich ist ein kleines MEMS-Mikrofon verbaut, um telefonieren oder Sprachassistenten steuern zu können. Die Audiowiedergabe erfolgt mit einem Breitband-Dynamiktreiber von 6 mm Membrandurchmesser, dessen Wiedergabespektrum mit 10 Hz – 40 kHz angegeben ist. Die Funkübertragung ist allerdings beschränkt auf 20 Hz – 20 kHz. Wer mag, kann die Treibereinheiten gegen andere tauschen, da zur Verbindung ein MMCX-Anschluss verwendet wird. Oder umgekehrt: Die Treiber lassen sich an MMCX-Kabeln nutzen. Klares Plus!
Laden
Das Laden erfolgt in der recht klobigen Cradle, nach 90 Minuten sind die Hörer voll geladen. Fostex gibt die Gesamtlaufzeit mit maximal zehn Stunden an, was ohne Telefonie auch hinkommt. Beim Fototermin habe ich mit der Kamera in der Hand einen Satz nach hinten gemacht, als ich das Gehäuse das erste Mal geöffnet habe – so sehr hat es gestunken. Ich rate ernsthaft dazu, nach dem die Hörer und die Cradle nach dem Kauf zunächst ausgiebig durchzulüften. Üblicherweise verschwinden derartige Gerüche dann dauerhaft.
Klang
Es ist erstaunlich, welch ebenen und breiten Frequenzgang Fostex bei den TM2 mit einem einzelnen, kleinen Dynamiktreiber hinbekommen hat. Der Sound der Fostex TM2 ist dabei in jeglicher Hinsicht „positiv unauffällig“. Die Bässe sind straff genug, die Hochmitten- und Höhenwiedergabe nicht zu britzelig und bissig, die Sprachverständlichkeit dennoch hoch. Insgesamt zeichnen sich die TM2 duch eine sehr gute Langzeithörbarkeit aus, wenn man es mit dem Pegel nicht übertreibt. Die Beurteilung der so sensiblen Lautstärkeverhältnisse zwischen Stimme und Instrumenten gelingt auch noch nach Stunden, das kenne ich von manchen zu aggressiven und gehypten Hörern anders. Gleichzeitig ist der Klang nicht zu weichgespült. Gut! Weder auffällig positive noch besonders negative Eigenschaften gibt es bei der Bühne zu vermelden: Die Tiefendarstellung ist gut, die Ortungsschärfe ebenso. Noch nicht im Problembereich, aber definitiv anzumerken ist, dass die unmodulierte Wiedergabe ein vernehmbares Rauschen aufweist. Liegt Material an, greift die Maskierung unseres Gehörs, bei besonders dynamischer Musik, etwa Klassikaufnahmen, aber auch bei Sprachprodunktionen würde man sich durchaus ein geringere level wünschen.
Fazit
Nein, kein „Ich würde das an ihrer Stelle nicht tun, Michael.“. Einmal ist das 1980er-Design bei Nutzung der Wireless-Hörer nicht so auffällig, weil die Elektronik hinter der Pinna versteckt wird, und außerdem kann man den Kauf der Fostex-Hörer durchweg empfehlen. Das Pärchen liefert professionelle Klangeigenschaften, mit denen sich in vielen tontechnisch relevanten Situationen sehr gut arbeiten lässt.
- angenehmer, linearer Klang mit ordentlichem Detailreichtum
- sicherer, angenehmer Sitz
- MMCX-kompatibel
- dürften rauschärmer sein
- Bluetooth-In-Ears mit dynamischem Treiber
- Frequenzgang (Hörer): 10 Hz – 40 kHz
- Impedanz: 16 Ohm
- Mikrofon: MEMS
- MMCX-kompatibel
- Bluetooth 5
- Codecs: AAC, SBC, apt-X
- Akkulaufzeit: ca. 10 Stunden
- Ladedauer: ca. 90 Minuten
- Lieferumfang: Hörer Cradle, Silikonteile, USB-Kabel
- Preis: € 299,– (Straßenpreis am 31.1.2020)
BadTicket sagt:
#1 - 05.02.2020 um 08:09 Uhr
Ich kann die Aussagen des Autoren nur unterstützen, sein 3 Monaten nutze ich die Fostex TM2 und bin begeistert. Ein paar zusätzliche Infos:
Beim Pairing mit einem Smartphone wird nicht wie zB bei Apple immer der linke Kopfhörer verbunden, sondern der der noch mehr Leistung hat. Dadurch hält auch der Akku länger, denn der Stromverbrauch wird so vernünfig aufgeteilt.
Dann dient die Aufbewahrungsbox nicht als Ladebox denn sie hat keinen Akku drin. Was jetzt erst als Negativpunkt klingt, ist aber sehr positiv, denn dadurch werden die Akkus nicht durch ständige Aufladungen gestresst und halten so wesentlich länger. Ausserdem ist die Nutzungsdauer mit gegen 10 Stunden wirklich sehr lange, ein ständiges Aufladen daher unsinnig.
Und für mich als Brillenträger: Auch wenn ich erst Bedenken hatte, die passen problemlos mit einer Brille.
Fostex hat sich da wirklich viel dabei gedacht, endlich ein drahtloses System dass man lange nutzen kann und ausserordentlich gut klingt.
Marcel Halbeisen sagt:
#2 - 16.09.2020 um 08:31 Uhr
Seit gestern ist die neue Software nutzbar, die es jetzt auch ermöglicht über einen Equalizer die Musik "zu verbiegen". Bei dem tollen Klang eigentlich nicht notwendig. Auch kann man jetzt den Touch-Sensor ausschalten wenn man den zur Steuerung nicht benötigt.