Ich habe gefühlt gerade erst vor ein paar Wochen den neuen Kuma Fretless von Franz Bassguitars getestet. Und nun – schwupps – landet auch schon die nächste Neuigkeit aus der fränkischen Boutique-Bassschmiede in meinen Händen. Auf dem „Guitar Summit“ 2024 stellte Xaver Tremel den brandneuen Franz Bassguitars Merak 4 Shorty zum ersten Mal der Öffentlichkeit vor und stieß damit in der Bassgemeinde auf sehr positive Resonsanz. Es handelt sich beim Merak Shorty, wie der Name bereits verrät, um einen Shortscale-Bass, mit dem Xaver Tremel auf den aktuellen Trend reagiert. Die handlichen Shorty-Bässe erleben ja seit einiger Zeit ein erstaunliches Comeback. Grundsätzliche Konstruktionsmerkmale, wie beispielsweise den gekammerten und gewölbten Korpus oder den carbonverstärkten Hals, hat Xaver Tremel für seinen neuen Sprössling vom großen Bruder (dem bereits bekannten Longscale-Merak) übernommen. Der Franz Bassguitars Merak 4 Shorty besitzt aber selbstverständlich auch besondere Merkmale, die ihn deutlich vom Merak und anderen Modellen absetzen. Die Tonabnehmer wurden zum Beispiel speziell in Zusammenarbeit mit Harry Häussel entwickelt und wurden natürlich in besonderen Positionen installiert. Außerdem mussten die Proportionen logischerweise an das kompaktere Design und die kurze Mensur angepasst werden. Das klingt sehr spannend! Ob das Konzept aufgeht und was der jüngste Sprössling von Xaver Tremel klanglich zu bieten hat, erfahrt ihr in diesem Test.
Franz Bassguitars Merak 4 Shorty – das Wichtigste in Kürze
- viersaitiger Shortscale-Bass
- 30-Zoll-Mensur
- gekammerter Korpus aus europäischer Erle
- geschraubter dreiteiliger Hals aus europäischem Ahorn mit Grafitverstärkung
- Eukalyptusgriffbrett mit 20 Bünden
- Häussel “Oldstyle“ Humbucker, Humbucker/Singlecoil schaltbar
- passive Elektronik, Volume/Volume/Tone
- ETS Tuning Fork 3D Bridge
- Schaller Light Mechaniken
Erster Eindruck
Nur sehr selten hat mich ein Bass auf den ersten Blick so abgeholt wie der neue Franz Bassguitars Merak 4 Shorty. Ich finde das Design extrem gelungen und kann mich an dem hübschen Bass tatsächlich kaum sattsehen – Xaver Tremel hat hier designmäßig für meinen Geschmack wirklich einen Volltreffer gelandet! Der Merak Shorty versprüht klassische Vintage-Vibes, sieht andererseits aber auch ungemein elegant und edel aus – eben so, wie man es von einem hochwertigen Bass aus einer Boutique-Schmiede erwartet.
Die Korpusform ist an den populären Merak angelehnt, der das traditionellste Modell im Programm von Franz Bassguitars darstellt. Der Franz Bassguitars Merak 4 Shorty ist allerdings deutlich kleiner und symmetrisch, außerdem fallen die Korpushörner viel kürzer aus.
Andere Konstruktionsmerkmale hat Xaver Tremel aber vom großen Bruder übernommen – um das Gewicht in einem angenehmen Bereich zu halten, ist der Korpus aus europäischer Erle an einigen Stellen gekammert, und seine Oberfläche besitzt zudem eine leichte Wölbung. Dazu gibt es die üblichen Abrundungen für die komfortable Auflage des rechten Oberarms und eine leichte Abflachung auf der Rückseite, damit der Bass angenehm am Körper liegt. Bei meinem Testexemplar wurde der Korpus mit einer wunderschönen goldfarbigen Mattlackierung mit Perleffekt versehen, die in Kombination mit dem dreilagigen Parchment-Pickguard für klassische Eleganz sorgt.
Schraubhals-Konstruktion aus europäischem Ahorn
Der Hals des schicken Franz Bassguitars Merak 4 Shorty besteht aus drei Teilen europäischen Ahorns und wurde auf traditionelle Art mit vier Schrauben am Korpus befestigt. Xaver Tremel verzichtet allerdings auch beim Hals nicht auf moderne Konstruktionsmerkmale und verstärkt die Konstruktion mit Carbon-Stäben. Die zusätzliche Versteifung sollte im Idealfall für eine bessere Stabilität und ein ebenmäßigeres Schwingungsverhalten sorgen.
Übrigens: Nicht nur beim Korpus und der Halskonstruktion verzichtet Xaver Tremel auf exotische Hölzer, sondern auch beim Griffbrett! Zum Einsatz kommt stattdessen geräuchertes europäisches Eukalyptus-Holz, das aus Portugal stammt. Nachhaltigkeit ist für Xaver Tremel bekanntermaßen ein großes Thema, und natürlich bleibt er auch bei seinem neuen Modell dieser Philosophie treu. Im Griffbrett sitzen 20 Bünde und ein Nullbund aus Nickelsilber, zur Orientierung gibt es die üblichen runden MOP-Einlagen oben und an der Flanke.
Die kompakte Kopfplatte des Merak Shortys ist leicht angewinkelt und kommt im bekannten Franz-Bassguitars-Look mit der typischen “3D-Optik”, die Xaver Tremel mit einem schwarzen Phenolharz-Furnier erreicht, das zwischen Kopfplatte und Aufleimer sitzt und auf der unteren Seite frei liegt.
Hardware
Bei der Hardware-Ausstattung für den Merak Shorty setzt der sympathische Oberfranke auf bewährte Komponenten von renommierten Herstellern: Die versenkt montierten und sehr leichten Stimmmechaniken stammen aus dem Hause Schaller; die Brücke wird vom deutschen Hardware-Spezialisten ETS geliefert. Die sogenannte Tuning Fork 3D ist hinlänglich bekannt und verfügt über sämtliche Komfortmerkmale, die man von einer modernen Stegkonstruktion erwartet.
Damit der Franz Bassguitars Merak 4 Shorty sicher am Gurt hängt, wurde er darüber hinaus mit Security Locks von Schaller ausgestattet, die, genau wie die übrige Hardware, in Nickel gehalten sind. Dieser Nickel-Look setzt sich auch bei den Tonabnehmern fort, denn die beiden Humbucker sind in schicken Nickelgehäusen beherbergt, die ihren Teil zum eleganten Look des Merak Shorty beitragen.
Pickups von Häussel
Wie in der Einleitung bereits erwähnt, wurden die Pickups in Zusammenarbeit mit Harry Häussel entwickelt und speziell auf den Franz Bassguitars Merak 4 Shorty abgestimmt. Der Halstonabnehmer parkt direkt hinter dem Griffbrettende, und der zweite Humbucker wurde mit etwa 10cm Abstand vom Halstonabnehmer installiert – es handelt sich also eher um eine Mittel- als um eine Stegposition.
Die Ausstattung mit zwei Humbuckern sorgt an sich schon für eine gewisse Klangflexibilität, zusätzlich lassen sich aber beide Humbucker noch getrennt voneinander in den Singlecoil-Modus schalten, sodass noch weitere Variationen bereitstehen. Für jeden Humbucker gibt es einen Lautstärkeregler, der mit einer Push-Pull-Funktion ausgestattet ist – „Pull“ steht für Humbucker-Betrieb, „Push“ für Singlecoil-Betrieb.
Der dritte Regler im Cockpit des Franz Bassguitars Merak 4 Shorty ist für die passive Tonblende und damit zum Absenken der Höhen zuständig. Die passive CTS MojoTone Elektronik sitzt im rückseitig in den Korpus eingebrachten Elektronikfach, das extrem sauber abgeschirmt ist und natürlich mit einem Holzdeckel und in Gewinde laufende Schrauben verschlossen wird – Boutique-Bass-Luxus eben!
Erstklassige Verarbeitung
Auf diesem Niveau rangiert der eingedampfte Franz Bassguitars Merak 4 Shorty auch in Sachen Verarbeitung: Der Hals sitzt extrem passgenau in der Ausfräsung, die Lackierung ist einfach makellos und wunderschön, und der Bass wirkt insgesamt so edel und solide, wie man es von den handgefertigten Instrumenten aus den Händen von Xaver Tremel seit Jahren kennt. Zum Lieferumfang gehören übrigens ein stabiler Gitarrenkoffer, Einstellwerkzeug und natürlich ein Zertifikat mit den genauen Spezifikationen.