Tolles Handling
Shortscale-Bässe sind natürlich zum einen aufgrund des speziellen Sounds sehr beliebt, zum anderen zeichnen sich die kompakten Instrumente aber auch durch ein sehr leichtes Handling und kurze Wege auf dem Griffbrett aus, was nicht nur kleine Menschen zu schätzen wissen.
Der Franz Bassguitars Merak 4 Shorty vereint die Vorteile einer kurzen 30“-Mensur mit den Komfortmerkmalen eines Boutique-Basses, was sich fast zwangsweise in einem extrem hohen Spielkomfort niederschlägt. Der kompakte, gerade mal 3,7kg schwere Shorty hängt absolut perfekt balanciert am Gurt und lässt sich über den kompletten Tonumfang butterweich spielen. Im Sitzen geht es alles ebenso angenehm von der Hand, denn der Shorty steht einfach stabil auf dem rechten Oberschenkel, sodass man seine Kraft und Aufmerksamkeit komplett auf die Spieltechnik fokussieren kann.
Am Sattel misst der Hals stattliche 42mm und besitzt damit Preci-Maße – das Profil an sich ist aber eher flach, sodass man komfortabel durch alle Lagen flitzen kann. Die ersten Bünde liegen sehr nahe beim Spieler und sind kinderleicht zu erreichen, zudem hat man ungehinderten Zugriff bis zum höchsten Ton, wenn man denn will. Dank des größer werdenden „Compound Radius“ des Griffbretts gehen einem sogar Akkorde und schnelle Läufe jenseits des zwölften Bundes auf dem Shorty noch sehr leicht von der Hand.
Trotz der leichten Handhabung fühlt sich der Franz Bassguitars Merak Shorty allerdings sehr substantiell und eben wie ein professionelles und robustes Instrument an – man hat hier nicht das Gefühl, eine eingedampfte Spielzeug-Version eines Merak in den Händen zu halten! Zudem ist die Saitenspannung schön straff, was nicht zuletzt den Flatwound-Saiten geschuldet ist, mit denen der Merak Shorty ab Werk bespannt ist. Zum Einsatz kommt hier ein Satz La Bella 760FL-S Deep Talkin Bass.
Setup
Beim Setup musste ich leider nachbessern, weil der Bass nahezu ohne Halskrümmung bei mir ankam und nicht ohne Scheppern bespielbar war. Dafür kann Xaver Tremel allerdings nichts: Die Luftfeuchtigkeit war bei mir zu dieser Zeit extrem hoch, sodass sich die Halskrümmung vermutlich auf der Reise verändert hat.
Für dich ausgesucht
Allerdings habe ich auch mit korrekt justiertem Hals und einer angenehmen Saitenlage vor allem auf der E-Saite um den Bereich des fünften Bundes immer noch ein wenig Rasseln geerntet. Der Sound leidet allerdings nicht wirklich darunter, weil die Flatwound-Saiten das leichte Rasseln bei Anschlägen mit normaler Stärke komplett schlucken.
Die Bundierung ist also offenbar bei unserem Testbass nicht ganz so makellos, wie ich es von den Bässen aus dem Hause Franz Bassguitars ansonsten ausnahmslos gewöhnt bin. Ich gehe hier aber stark von einem Einzelfall aus – und davon, dass Xaver Tremel natürlich alle Hebel in Bewegung setzten würde, um die kleine Regelmäßigkeit wieder aus der Welt zu schaffen. Kein großes Ding also – ich persönlich bin in dieser Hinsicht bei kostspieligen Bässen einfach extrem pingelig!
Franz Bassguitars Merak 4 Shorty: Sound
Nun wollen wir anhand einiger Audiobeispiele herausfinden, wie der Franz Bassguitars Merak Shorty klingt und ob er aufgrund seiner hochwertigen Konstruktion vielleicht mehr zu bieten hat als ein üblicher Vintage-Shorty. Auf den Aufnahmen hört ihr wie immer den nackten Bass ohne zusätzliches Equipment oder klangveränderten PlugIns in der Nachbearbeitung: Merak Shorty, AudioInterface, Logic Pro, fertig!
Heidewitzka, der kleine Merak Shorty schiebt ein ordentliches Pfund raus, wenn man beide Humbucker voll aufdreht. Der Sound besitzt einerseits Vintage-Vibes, verfügt aber andererseits über mehr Tiefe und Detailreichtum als der Sound der meisten Vintage-Shortscale-Bässe. Hier spielen sicherlich die Tonabnehmer und die hochwertige Konstruktion eine entscheidende Rolle.
Eine kurze Mensur hat in der Regel einen positiven Effekt auf die klangliche Fülle im oberen Bereich – hohe Töne klingen einfach fetter. Davon profitiert natürlich auch der Franz Bassguitars Merak 4 Shorty, der zudem über den kompletten Tonumfang ungemein ausgewogen und ebenmäßig klingt – ein typisches Merkmal guter Boutique-Bässe!
Der Halstonabnehmer liefert im Solobetrieb einen „dubby“ Sound mit breiten Bässen und dezenten Höhen – typisch für Shorties, bei denen der Halstonabnehmer direkt am Griffbrettende sitzt. Trotz der enormen Fülle erscheint der Sound allerdings nicht undifferenziert, was man längst nicht von jedem Shortscale-Bass behaupten kann.
Der zweite Hunbucker sitzt beim Merak Shorty etwa 10cm hinter dem Halstonabnehmer in einer Mittelpostion und liefert im Solobetrieb eine charakterstarken und prägnanten Sound mit viel Punch:
Für klangliche Variationen gibt es beim Merak Shorty nicht nur die Tonblende, sondern auch separate Coil-Switches für jeden Tonabnehmer. Im Singlecoil-Betrieb wird der Sound erwartungsgemäß etwas schlanker und straffer, wie ihr in den nächsten beiden Audios hören könnt. Die Tonblende liefert sehr schöne Schattierungen auf dem ganzen Reglerweg und eine leichte Mittenbetonung auf Rechtsanschlag. Selbst komplett zugedreht erscheint der Sound sehr differenziert und ist nach wie vor hoch praxistauglich!
Als nächstes hört ihr eine Einstellung, auf die ich im Test immer wieder zurückkam: Es sind beide Tonabnehmer im Einsatz, der hintere arbeitet im Humbucker-Betrieb und der vordere im Singlecoil-Modus. Der Sound ist in meinen Ohren wunderbar ausbalanciert, weil der Halstonabnhemer im Singlecoil-Modus nicht mehr so fett klingt – der Merak Shorty besitzt hier durchaus gewisse Jazz-Bass-Vibes, wie ich finde. Wirklich ein toller Allround-Sound, mit dem man in jeder Menge Genres bestehen kann!
Jetzt schalte ich mal den Mitteltonabnehmer ebenfalls in den Singlecoil-Betrieb und die Tonblende ist immer noch komplett zu:
Selbstverständlich kann man mit dem Franz Bassguitars Merak 4 Shorty keinen ausgewachsenen Kontrabass ersetzen – eine erstaunlich klingende Simulation für den „kleinen Kontrabass-Hunger zwischendurch“ geht aber auf jeden Fall! Den nachfolgenden Walking-Bass-Sound habe ich mit dem Halstonabnehmer im Humbucker-Modus und komplett zugedrehter Tonblende eingespielt: