Praxis
Xaver Tremel legte bei der Konstruktion seiner Bässe von Beginn an einen großen Wert auf Ergonomie – und das merkt man sofort. Der Sirius sitzt bombenfest auf dem Oberschenkel, ohne dass man ihn zusätzlich stützen müsste. Kopflastigkeit gibt es nicht! Ebenso verhält er sich beim Spielen im Stehen. Hat man den Bass umgehängt, muss man sich um nichts mehr kümmern, denn der Sirius pendelt sich von alleine in eine leicht schräge Position ein, die überaus angenehm ist.
Das Gewicht bleibt für einen Fünfsaiter mit 4,3 kg absolut im Rahmen, ein Fliegengewicht ist der Sirius DC jedoch nicht. Die ergonomische Konstruktion der Franz-Bässe scheint aber wohl durchdacht und ausgereift zu sein. Auch bei längerem Spiel im Stehen beschweren sich weder meine Schulter noch Rücken.
Das Profil des Halses ist asymmetrisch: auf den tiefen Saiten ist der Radius etwas kleiner, der Hals also leicht dicker bzw. runder. Das kommt solidem “Brot und Butter”-Bassspiel entgegen. Zu den hohen Saiten hin wird der Radius zunehmend größer, der Hals also etwas dünner. Virtuoseres Spiel, wie das Greifen von Akkorden oder Soli etc., profitieren davon. Das großzügige untere Cutaway erlaubt zudem einen freien Zugang bis hoch zum 24. Bund. Auch die Saitenlage ist überaus komfortabel – nur bei kräftigem Anschlag sind Bundgeräusche zu vernehmen.
Interessant ist auch das Holzgehäuse, in welchem sich die Pickups befinden. Dieses hat nicht nur optische Gründe, sondern auch praktischen Nutzen. Zum einen bietet es dem Daumen viel mehr Auflagefläche als zwei herkömmliche Pickups, zum anderen fungiert es auch als Ramp und verhindert, dass die Anschlagsfinger zu tief zwischen die Saiten eintauchen können. Die Folge ist, dass man die Strings spürbar schneller und flüssiger anschlagen kann.
Markus Öffinger hat den Bass seinen Bedürfnissen angepasst, in dem er ihn mit einer hohen C- anstelle einer tiefen B-Saite ausgestattet hat. Trotz dieser Tatsache beträgt die Mensur wie bei allen Fünfsaitern von Franz Bassguitars 34,5 Zoll, also 87,6 cm. Akustisch gespielt fällt sofort die enorme Ausgewogenheit über das gesamte Griffbrett auf. Jeder Ton wirkt gleich präsent, nichts fällt ab. Auch die Ausklingphase (Sustain) des Instrumentes ist beeindruckend. Bei mehrstimmigen Spiel – dafür eignet sich die Bestückung mit der hohen C-Saite natürlich besonders gut – verschwimmt nichts, alles bleibt stets absolut klar und transparent!
Rückt man dem Sirius mit attackreichem Spiel zu Leibe (etwa mit Staccato-Fingerstyle oder geslappten Licks), so reagiert der Bass mit ultraschneller und direkter Ansprache. Das Griffbrett aus Zwetschgenholz scheint mir dabei nicht nur optisch, sondern auch klanglich etwas heller als Palisander zu sein.
Dies bestätigt sich auch, wenn man den Sirius DC 5 an den Verstärker anschließt. Die Zwetschge liegt für meine Ohren in der Mitte zwischen Ahorn und Palisander und vereint deren klangliche Stärken, ohne dabei zu sehr in eine Richtung zu tendieren. Die Höhen sind präsent, aber nicht giftig, und auch knurrige Mitten gibt es “satt”. Hier scheinen die brummfreien Delanos auch noch etwas zu pushen, denn im Vergleich zum rein akustischen Test erfahren die Mitten hier noch einen kleinen Boost.
Ansonsten übertragen die Pickups sämtliche Signale absolut neutral und nüchtern. Akkorde oder Flagoletts bleiben glasklar, und auch bei schnellem Spiel werden alle Töne sauber voneinander getrennt. Kein Matsch, kein Mulm – nichts! Ein amerikanischer Edel-Jazz Bass, der schon seit längerem bei mir wohnt, scheint dagegen richtig schwammig. Der Ton des Sirius DC 5 wirkt erhaben, groß und differenziert.
Wie man es von einer JJ-Pickup-Konfiguration kennt, schlummern hier viele Soundoptionen. Mit dem Fundament des Halstonabnehmers ist man gut in Rock- oder Blues-Gefilden aufgehoben. Dreht man die Höhenblende zurück, sind auch Soul oder Reggae kein Problem. Der Bridgepickup liefert wie erwartet drahtige Fingerstyle-Sounds. Auch Flagoletts kommen mit ihm noch deutlicher zur Geltung. Kombiniert man beide Pickups, erhält man einen Allroundsound für alle Lebenslagen und Spieltechniken mit einer leichten Betonung der Mitten, die für ordentlich Präsenz und Druck sorgen. Viel Spaß mit den nachfolgenden Klangbeispielen!
Die Zweiband-Elektronik von Glockenklang kann bei Bedarf den Sound noch entsprechend formen. Mir war jedoch der Passiv-Modus mit seinen mannigfaltigen Gestaltungsmöglichkeiten (Pickup-Kombinationen, Höhenblende, Anschlagstechnik) bereits genug. Auch scheint sich ohne Aktiv-Elektronik der individuelle Charakter der interessanten Holzkombination noch deutlicher im Ton widerzuspiegeln.