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Franz Bassguitars Wega 5 European Ash Test

Praxis

Der Wega 5 besitzt eine etwas längere 34,5″-Mensur und das Halsprofil würde ich nicht unbedingt mit dem Attribut “grazil” versehen – man hat hier schon ordentlich was in der Hand! Auf den Spielkomfort wirkt sich beides allerdings keinesfalls negativ aus. Ganz im Gegenteil: wenn man sich an das leicht asymmetrische Profil gewöhnt hat, spielt sich der Bass absolut mühelos, und die leicht erhöhte Saitenspannung durch die 34,5″-Mensur fällt kaum noch auf, ganz zu schweigen von den größeren Bundabständen – es handelt sich ja auch gerade mal um 12,7 mm im Vergleich zu einer Standard-Longscale-Mensur mit 34 Zoll.
Auch darüber hinaus bietet mein Testkandidat alle ergonomischen Vorteile, die man von einem durchdachten und handgefertigten Boutique-Bass erwartet. Der Wega spielt sich im Sitzen ebenso komfortabel wie im Stehen am Gurt, weil sich die Position des Instruments am Körper nur unerheblich verändert. Am Gurt hängt der Wega absolut ausbalanciert mit leicht nach oben gerichtetem Hals am Körper und zerrt – nicht zuletzt auch dank seines moderaten Gewichts von 4,2 kg – nicht im Geringsten an der Schulter.
In Sachen Setup musste ich hingegen noch leicht nachbessern, weil ich meine Hälse gerne mit möglichst wenig Krümmung spiele und eine relativ niedrige Saitenlage bevorzuge. Beide Anpassungen machte der Wega 5 aber ganz ohne Probleme mit, und durch die tadellos ausgeführte Bundierung hält sich das Bundrasseln selbst bei härteren Anschlägen absolut im Toleranzbereich.
Nach meine Setup-Anpassungen habe ich den Wega zunächst einige Zeit ohne Verstärker gespielt und war absolut begeistert von dem ungeheuer starken Schwingungsverhalten des Instruments: man kann den Ton wirklich fühlen! Die Ansprache ist ultraschnell und annähernd so attackstark wie bei einem Schraubhals-Bass. Darüber hinaus klingen aber alle Töne klingen super gleichmäßig und langsam aus. Der Wega besitzt tatsächlich Sustain “ohne Ende” und keinerlei Deadspots oder Töne ohne Fundament.

Fotostrecke: 3 Bilder Akribische und detailverliebte Wertarbeit von Hand – dafu00fcr stehen …

Derartige Tugenden machen natürlich extrem neugierig auf den verstärkten Sound! Anhand der folgenden Audioclips könnt ihr euch einen Eindruck vom Klangcharakter des fränkischen Edel-Fünfsaiters verschaffen. 
Im ersten Clip hört ihr den Wega ohne Playback oder Drumloop, weil ich den subtilen Unterschied zwischen passivem Betrieb und aktivem Betrieb mit neutraler EQ-Einstellung einfangen wollte. Wer die erstklassigen Glockenklang-Preamps kennt, wird wissen, dass kaum eine Klangveränderung stattfindet, so lange man die Finger von den EQ-Reglern lässt. Im zweiten Durchgang (mit aktiviertem Preamp) wird der Bassbereich zwar etwas fülliger und die Höhen etwas crisper, die Veränderungen sind aber minimal und im Rahmen dessen, was bei hochwertigen Onboard-Preamps üblich ist. Gleichzeitig bekommen wir aber schon einen Vorgeschmack auf den tollen Grundsound, den der Wega, egal ob passiv oder aktiv, zu liefern vermag.
Grundsätzlich geht es hier klanglich in Richtung Jazz Bass; der Wega klingt allerdings deutlich transparenter, detailreicher und aufgeräumter als ein herkömmlicher Vertreter dieser Spezies. Der Höhenbereich wird ungeheuer luftig und glasig abgebildet und außerordentlich präsente Mitten sorgen für eine ungemeine Direktheit und viel Durchsetzungskraft. Auch im Bassbereich fehlt es dem Wega an nichts: das Fundament ist stabil, knackig und transparent und keinerlei Wummerfrequenzen stören den organischen und ausgewogenen Sound dieses erstklassigen Basses!

Audio Samples
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Aktiver vs. passiver Sound

Der passive Grundsound mit leicht zurückgefahrener Tonblende funktioniert auch hervorragend im Bandmix. Klar, im Audioclip ist der Bass deutlich lauter als üblicherweise in einem normalen Track, denn schließlich soll der Klangcharakter deutlich zu hören sein. Man kann aber dennoch feststellen, dass der Bass per se unheimlich gut im Mix sitzt, ein super Fundament liefert und jederzeit glasklar zu hören ist. Ich bin wirklich beeindruckt!

Audio Samples
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Beide Pickups, passiv, Höhenblende auf 75%

Als nächstes kommen die Freunde des Donnerdaumens auf ihre Kosten. Für den drückenden Slapsound habe ich die Bässe mit dem Glockenklang-EQ deutlich angehoben. Ein Höhenboost war nicht nötig, weil der Wega generell schon sehr klar klingt.

Audio Samples
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Beide Pickups, 80% Bassboost, Slap
Was für eine Schönheit – wer auf Holzoptik steht, wird hier bestens bedient!

Unterschiedliche Sounds kann man nicht nur mithilfe des effektiven Glockenklang-Equalizers realisieren, auch die Verwendung mit nur einem Tonabnehmer führt natürlich zu anderen Klangergebnissen. Für das folgende Beispiel habe ich den Halstonabnehmer in den Solomodus verfrachtet, die Bässe etwas angehoben und den Höhenbereich mit dem Höhenregler etwas abgemildert. Mein Klangziel war ein fetter und warmer Preci-ähnlicher Sound für einen Rock/Pop-Song – ich denke, der Sound spricht für sich!

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Halstonabnehmer, Bassboost +Treblecut

Nicht weniger überzeugend präsentiert sich der Wega, wenn man den Stegtonabnehmer im Solobetrieb fährt. Fusionbassisten und Jaco-Fans werden den mittenstarken, warmen und knurrigen Sound lieben, der sich hervorragend für virtuose Soloeinlagen und komplexe Akkorde in den hohen Lagen eignet! Für die Aufnahme habe ich den schlanken Bassbereich des Stegtonabnehmers mit einer Prise vom EQ kompensiert und gleichzeitig die Höhen etwas abgemildert.

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Stegpickup; Bassboost + Treblecut
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Profilbild von Denis

Denis sagt:

#1 - 17.10.2016 um 13:31 Uhr

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Danke für den Test. Langsam will ich echt mal einen Franzbass in die Finger kriegen, hören durfte ich ihn ja schon mehrmal bei Ralf Gauck. Zuletzt auf der Holy Grail Guitar Show. Ralf und sein Bass sind ja das perfekte Duo. Wie füreinander gemacht.

    Profilbild von SteveFromBerlin

    SteveFromBerlin sagt:

    #1.1 - 17.10.2016 um 15:10 Uhr

    0

    Moin Denis,
    hättest du mal neulich einfach zugelangt, Xaver hatte doch auch Verstärkung vor Ort. Möglicherweise gibt es ja bald einen bei mir in Berlin, dann kannst du gern mal vorbeikommen und anspielen. ;)

    +1
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