Mein letzter Test eines Basses von der kleinen (aber sehr feinen) Edelbassschmiede Franz Bassguitars aus Franken liegt noch nicht allzu lange zurück. Das erste Headless-Modell von Firmenboss Xaver Tremel konnte damals auf ganzer Linie überzeugen und fuhr entspannt Bestnoten ein. Neben der Headless-Mania ist in den letzten Jahren allerdings noch ein weiterer Trend auszumachen: Multiscale-Bässe! Bei diesem vor allem durch Vorreiter wie Dingwall initiierten Trend wird jede Saite mit einer anderen Mensur ausgestattet. Und auch zu diesem Thema hat Xaver Tremel eine passenden Beitrag parat, denn er bietet seit einigen Jahren sein beliebtes Wega-Modell wahlweise auch mit schrägen Bünden (“Fanned Frets”) an. Für diesen Test steht uns ein fünfsaitiger Franz Bassguitars Wega 5 Fanned Fret zu Verfügung. Wir sind extrem gespannt, wie sich die gefächerten Bünde auf den Sound und die Handhabung des edlen Boutique-Basses auswirken!
Details
Lieferumfang / Erster Eindruck
Franz Bassguitars liefert alle Bässe und dementsprechend natürlich auch unseren heutigen Testkandidaten in einem stabilen Rechteck-Koffer aus, der hervorragenden Schutz beim Transport und viel Platz für Zubehör bietet. Im Koffer finden wir neben dem Bass ein Zertifikat mit den Spezifikationen, hochwertiges Werkzeug für sämtliche Einstellarbeiten, sowie zwei Schaller S-Locks, welche am Bassgurt angebracht werden können.
Verarbeitungstechnisch rangiert der Franz Bassguitars Wega 5 Fanned Fret erwartungsgemäß auf allerhöchstem Niveau und wirkt trotz der eher schlichten und unaufgeregten Erscheinung sehr edel! Der Hauptdarsteller wirkt auf mich jedoch überraschend modern und „clean“ und hebt sich damit schon rein optisch durchaus von den meisten anderen Modellen aus der fränkischen Werkstatt ab.
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Das Instrument kommt nicht im gewohnten Boutique-Bass-Look mit einer aufregend gemaserten Edelholz-Decke daher, sondern wurde deckend mit einer dezent metallisch schimmernden Lackierung in „Titan Grey“ versehen. Damit trifft Xaver Tremel zweifellos einmal mehr den Geschmack vieler Bassist:innen, die den härteren Musikstilen zugewandt sind und als Hauptzielgruppe von Multiscale-Bässen zu sehen sind.
Korpus
Der Korpus des Franz Bassguitars Wega 5 Fanned Fret ist leicht gewölbt und wurde zur Gewichtsreduzierung mit Hohlkammern versehen – mein Testkandidat bewegt sich mit einem Gewicht von 4,1kg dann dementsprechend auch absolut im Wohlfühlbereich. Beim Holz fiel die Wahl auf traditionell bewährte Erle, die in der Regel für einen warm-runden Ton sorgt.
Die Wega-Korpusform wirkt in meine Augen sehr ästhetisch und wurde von Xaver Tremel natürlich nicht zuletzt mit Blick auf beste Ergonomie entwickelt. Zahlreiche Rundungen an den Rändern sorgen für eine angenehme Handhabung, und der flache Halsansatz ermöglicht in Verbindung mit dem großzügig ausgeschnittenen Cutaway den ungehinderten Zugang bis zum 24. Bund.
Die Saiten werden am Korpusende von fünf versetzt installierten Einzel-Saitenelementen aufgenommen, die vom deutschen Hardware-Spezialisten ETS aus Hanau stammen. Die kleinen Reiter dieser Bassbrücken-Konstruktion können mithilfe kleiner Inbusschrauben in der Höhe und im Winkel für die bevorzugte Saitenlage justiert werden.
Mit einer vierten Schraube werden die Reiter arretiert, damit sich nichts mehr bewegt oder vibriert. Zur Einstellung der Intonation können die Reiterchen einfach nach dem Lösen der vierten Schraube vor- oder zurückgeschoben werden. Auch die Saitenabstände sind veränderbar, indem man eine auf der Vorderseite der Reiter sitzende Inbusschraube löst und anschließend die schmalen Metalplatten seitlich verschiebt.
Hals
Der an sechs Punkten mit dem Korpus verschraubte Hals besteht aus drei Streifen europäischem Ahorn und wurde zusätzlich mit Graphitstäben verstärkt. Etwas weniger traditionell sieht es beim Griffbrett aus, denn Xaver Tremel hat hier Eukalyptus aus Portugal gewählt. Wenn ich die Spezifikationen nicht vor mir liegen hätte, wäre es mir allerdings ehrlich gesagt nicht aufgefallen.
Dieses Holz sieht für mich exakt wie ein Palisandergriffbrett aus und meine Recherchen ergaben, dass Eukalyptus in Punkto Farbe, Härte und Ton einem Griffbrett aus indischem Palisanderholz wohl in der Tat recht nahekommt – wieder was gelernt! Im Griffbrett parken 24 perfekt abgerichtete und polierte Ferdinand-Wagner-Bünde und ein Nullbund; zur Orientierung gibt es lediglich kleine Punkte an der Flanke.
Die leicht abgewinkelte Kopfplatte des Franz Bassguitars Wega 5 Fanned Fret ist recht kompakt gehalten und kommt natürlich mit dem typischen gelungenen Design von Franz Bassguitars inklusive des eingearbeiteten Furniers aus Phenolharz, das auf einer Seite durch eine Ausfräsung freigelegt wurde. Außer dem dezenten Firmenlogo finden wir hier fünf leichte Stimmmechaniken der Firma Schaller sowie – unter einer Holzabdeckung – den Zugang zum Halsspannstab. Für einen einheitlichen Look wurde der obere Aufleimer der Kopfplatte in der Korpusfarbe lackiert.
Wichtig zu erwähnen sind natürlich noch die Mensurlängen des Franz Bassguitars Wega 5 Fanned Fret. Sie betragen 36“ für die H-Saite und 33,6“ für die G-Saite. Hier geht Xaver Tremel also nicht ganz so weit wie beispielsweise Sheldon Dingwall, der für die meisten seiner Fünfsaiter Werte von 37“ bis zu 34“ verwendet.
Tonabnehmer / Elektronik
Für den verstärkten Sound sind beim Wega 5 Fanned Fret zwei schräg installierte Humbucker von Delano mit der etwas kryptischen Bezeichnung „DSlantX SBC 5 HE/S-4“ sowie eine Dreiband-Elektronik von Glockenklang zuständig. Die Elektronik kann natürlich sowohl aktiv als auch passiv eingesetzt werden. Sie wird am Bass über Regler für Lautstärke, Balance, passive Tonblende und zwei EQ-Potis für Bässe und Höhen (Stacked Poti) sowie Mitten bedient. Die EQ-Regler besitzen eine deutliche Mittenraste – alle drei Frequenzbereiche können also sowohl angehoben als auch abgesenkt werden.
Wenn man den Push/Pull-Volumenregler herauszieht, funktioniert die Elektronik rein passiv – zur Klangregelung steht dann nur noch die passive Tonblende zur Verfügung, die übrigens auch im aktiven Betrieb funktioniert.
Gespeist wird der Glockenklang-Preamp mit einer 9-Volt-Batterie, die im erstklassig abgeschirmten Elektronikfach des Basses untergebracht ist. Zum Wechsel der Batterie muss notgedrungen erst der Holzdeckel mit vier Schrauben entfernt werden. Die Schrauben laufen aber lobenswerterweise in Metallgewinden, sodass hier auch über die Jahre kein Verschleiß zu erwarten ist.