Praxis
Der Spielkomfort ist neben den Sound sicherlich das Hauptargument, das für die Anschaffung eines handgefertigten und meist kostspieligen Boutique-Edelbasses spricht. Der Franz Bassguitars Wega 5 Fanned Fret kann in dieser Disziplin – für mich kaum überraschend – ganz entspannt punkten und lässt sich ungemein komfortabel und leicht bespielen!
Aufgrund der durchdachten Architektur des Basses hat man nicht das Gefühl, dass die tiefen Saiten mit extralangen Mensuren ausgestattet sind. Die ersten Lagen sind wirklich überraschend mühelos erreichbar – egal, ob man den Bass im Sitzen oder am Gurt hängend spielt. Der Multiscale-Wega kommt zudem mit einem etwas schlankeren Halsprofil und engeren Saitenabständen (18mm) als das normale Longscale-Modell. Ich vermute, dass Xaver Tremel damit den Komfortverlust durch die längeren Mensuren zu kompensieren versucht, was ihm durchaus gelingt!
Auffallend ist zudem die im Vergleich zu einem normalen Longscale-Bass sehr ausgewogene Spannung aller fünf Saiten. Zum hervorragenden Spielkomfort tragen natürlich aber auch das moderate Gewicht meines Testexemplars (4,1 kg) und die perfekte Balance des Basses das Ihre bei. Der Wega-Multiitscale lässt sich somit über viele Stunden ohne großen Kraftaufwand spielen und empfiehlt sich somit auch für längere Gigs.
Erstklassiges Werks-Setup!
Großes Lob gibt es von mir aber auch in Sachen Setup: Der Bass war exakt nach meinen Präferenzen eingestellt, sodass ich das Werkzeug einfach im Koffer liegenlassen und sofort zum Test schreiten konnte. Mit einer minimalen Halskrümmung und angenehm niedriger Saitenlage lässt sich der Fünfsaiter wirklich butterweich und nahezu mühelos spielen. Und: Aufgrund der perfekt abgerichteten Bundierung bleiben alle Töne selbst bei perkussiven Spieltechniken und stärkeren Anschlägen dennoch komplett schnarrfrei – so muss das sein!
Alle vom mir bisher getesteten Bässe aus Xaver Tremels Werkstatt zeichneten sich durch eine immense Schwingungssstärke aus, und auch der Franz Bassguitars Wega 5 Fanned Fret bildet hier erwartungsgemäß keine Ausnahme. Bereits trocken gespielt begeistert der Fünfsaiter mit einer pfeilschnellen Ansprache mit irrem Attack und einem kernig-soliden Sound in allen Lagen.
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Soundbeispiele
Das macht ohne Frage Appetit auf die Performance am Amp, die wir jetzt anhand einiger Audiobeispiele beurteilen werden!
Mit beiden Tonabnehmern im parallel geschalteten Modus und voll aufgedrehter Tonblende schiebt der Wega 5 bereits eine beachtliches Pfund auf die Kalotte! Für meinen Geschmack ist der Sound im unteren Bereich zwischen 100Hz und 150Hz fast schon eine Spur zu präsent und nimmt dadurch beispielsweise im Bandmix relativ viel Platz ein. Im Studio würde ich den Sound, je nach Bandsound, hier vermutlich etwas ausdünnen.
Die Delano-Humbucker zeichnen sich durch eine sehr detailgenaue Abbildung des Frequenzbildes aus, klingen im Wega 5 in meinen Ohren aber dennoch nicht klinisch – die Ausstattung passt ohne Frage gut zum Bass! Wirklich beeindruckend sind die extrem gut definierten und straff klingenden Töne der extralangen 36“ H-Saite des Wega 5 Fanned Fret!
Für das nächste Beispiel habe ich einfach nur den Halstonabnehmer in den seriellen Modus geschaltet, alle anderen Einstellungen sind wie im vorigen Beispiel. Der zusätzliche Mitten-Push durch die serielle Schaltung der Spulen steht dem Wega wirklich gut – der Sound besitzt nun mehr Biss und wirkt etwas wärmer. Für mich ein absoluter Sound-Favorit mit dem Fanned Fret-Wega:
Wir bleiben immer noch im passiven Betreib und blenden jetzt komplett auf den Halstonabnehmer, der wieder mit parallel geschalteten Spulen arbeitet. Der Wega liefert jetzt einen extrem mächtigen, modernen Preci-Sound mit jeder Menge Punch und schmatzenden Höhen:
Jetzt geht es ab in den aktiven Betrieb, damit wir Gebrauch vom Equalizer des Wega 5 machen können. Ihr hört jetzt den seriellen geschalteten Stegtonabnehmer im Solobetrieb; mit dem EQ habe ich alle drei Bänder mehr oder weniger stark angehoben. Der untere Bereich wirkt durch den Bass-Boost wunderbar voll, die Mitten sorgen für zusätzlichen Biss, und die Höhenanhebung öffnet den oberen Bereich und macht den Sound luftiger und besser ortbar.
Die Glockenklang-Elektronik wirkt zwar effektiv, klingt dabei aber stets sehr natürlich und lässt den Klangcharakter des Basses und der Pickups absolut intakt. Im Gegensatz zu vielen anderen Bässen harmonieren passive und aktive Sounds beim Wega 5 Fanned Fret deshalb sehr gut, wie ich finde!
Für den nachfolgenden Slapsound habe ich lediglich die Höhen etwas geboostet. Die Spulen der beiden Humbucker sind jetzt parallel geschaltet:
Die Tonblende der Glockenklang-Elektronik arbeitet auch im aktiven Betrieb und stellt in Verbindung mit dem 3-Band-Equalizer zahlreiche Klangvarianten bereit. Dreht man die Blende komplett zu, wird der Sound mit einem leichten Mittenanhebung versehen, die dem Sound im nächsten Clip einen warmen Vintage-Charakter verpasst.
Der Wega 5 Fanned Fret wird aufgrund seines robusten Sounds und der „fanned frets“ sicherlich eher Bassisten aus den härteren Genres ansprechen. Nichtsdestotrotz sind mit dem flexiblen Fünfsaiter durchaus auch filigranere Sounds möglich! Im nächsten Beispiel hört ihr den Stegtonabnehmer im Singlecoil-Modus mit einer leichten Bass- und Mittenanhebung. Ein wunderschöner Sound für dezentere Solostücke oder Akkordarbeit!
Zum Abschluss habe ich den Wega MS noch durch die Zerre gejagt und die H-Saite ordentlich malträtiert. Beide Pickups arbeiten im super fett klingenden Series-Mode, zusätzlich habe die Mitten dezent angehoben.