Praxis
Klangeigenschaften: rund und voll
Der Verbos Complex Oscillator klingt fett und schreit, der Make Noise DPO raspelt und quietscht gern einmal kreativ rum. Und der Brenso? Der ist irgendwie immer glasklar. Egal wie verrückt er moduliert wird: Sein Sound bleibt immer (verhältnismäßig) unter Kontrolle. Zunächst zum Grundklang: Die Brenso-Sinuswelle ist rund und voll, eine ideale FM-Grundlage. Im Vergleich zu Oszillatoren wie dem DPO ist die Dreieckswelle einzeln etwas schwächer, die Sägezahn- und vor allem die flexible Pulswelle dafür umso mächtiger. Das mit der Dreieckswelle vergisst man schnell, sobald man einmal mit der Frequenzmodulation begonnen hat.
FM: von subtil bis (fast) extrem
Die Frequenzmodulation ist mit die wichtigste Eigenschaft eines komplexen Oszillators. Sie klingt im Brenso schlichtweg großartig, egal ob das Frequenzverhältnis zwischen den Kernen exakt oder nach Gehör eingestellt wird. Dank zwei Abschwächern für die lineare und exponentielle Frequenzmodulation kann sie langsam aber sicher justiert und moduliert werden.
Tipp: Auch mal ungewöhnliche Signale für FM einsetzen. Auf Rauschen als Signal für exponentielle FM reagiert Brenso enorm faszinierend. Komplexe Klänge erzeugt auch das Crosspatching mehrerer Wellen des linken in den rechten Oszillator. Diese Sounds sind jedoch eher experimenteller Natur. Gleiches gilt für die Crossmodulation, wenn beide FM-Intensitätsregler unter den Hauptreglern aufgedreht werden.
Westcoast at its best
In drei Monaten Testphase hatte ich nie den Wunsch, hinter den Brenso noch einen Filter zu hängen. Das macht ihn in meinen Augen ideal für Westcoast-orientierte Racks: Low-Pass Gates reichen vollkommen aus, um seinen Sound abzurunden und im Verbund mit anderen Sequenzen, Drums und Pads brauchbar zu formen.
Für dich ausgesucht
Das ist nicht bei jedem komplexen Oszillator der Fall. Die Wavefolder solcher Module eskalieren schnell und sind partout nicht zähmbar. Ein Beispiel ist der Instruo Cs-L mit seinem extrem metallischen Sound. Er eignet sich gut für Techno, bietet allerdings für detailliertes Sounddesign oft zu wenig Spielraum. Nicht so beim Brenso. Er lässt sich in Sachen Obertongehalt und ‚Kreischanteil‘ genau nach Wunsch einstellen. Das gilt selbst für die Amplituden- und Ringmodulationen des roten Schaltkreises, die weich und dynamisch klingen können – unglaublich, aber wahr.