Praxis
Kein Wannabe
Ist der Fredenstein F609 in das System-500-Rack hineingefummelt und in Betrieb genommen, begrüßt einen das auffällige VU-Meter mit grün-gelber Beleuchtung. Das sieht in meinen Augen nicht so edel aus wie das klingt, was der Röhren-Preamp an der Rückseite meines Housings ausspuckt. Denn wer glaubt, dass der Preamp im API-Format einer dieser „Röhren-Wannabe-Preamps“ ist, der liegt falsch. Schon nach den ersten Schwingungen wird deutlich, dass der Fredenstein Signalen diese gewisse Größe, Dreidimensionalität, Nähe und Griffigkeit verleiht, die man von anderen Tube-Pres kennt. Zunächst einmal sind die Mikrofonsignale sehr lange detailliert. Und auch wenn man sich mit der Verstärkung im oberen Bereich befindet und „die Kennlinie hinaufklettert“, bleibt das zunächst so. Es ist bekanntlich ein Sweet-Spot ordentlicher Röhren-Mikrofonvorverstärker, wenn die Kompression einzusetzen beginnt und die Röhre fleißiger Harmonische anzureichern beginnt. Manch ein Design beginnt dann, dick und fett zu werden, aber eben auch schnell breit und leicht breiig. Ich denke dabei an die 610er-Preamps, die bezüglich ihrer „Fattyness“ ihren ganz klaren Reiz haben. Der F609 rückt beispielsweise Stimmen in diesem Bereich ein wenig nach vorne, zerdrückt sie aber nicht gleichzeitig. Dies ist auch etwas mit der tonalen Abstimmung geschuldet, denn allzu warm und boomy ist der Preamp nicht. Eher präsent und durchsetzungsfähig. Diese Eigenschaften wiederum würde ich klanglich klar den Übertragern zuordnen. Dank Output-Gain kann man den Amp auch sehr heiß fahren – das macht gehörig Spaß.
Klarheit
Um allzu brave Aufgaben zu erledigen, lässt sich das API-Modul nicht weit genug zähmen, für sehr cleane Aufnahmen, etwa mit Kleinmembranern, greift man wohl eher zu anderen Amps. Das finde ich auch nicht tragisch: Es kitzelt einen sowieso in den Fingern, mit viel Gain dem kleinen Amp etwas Auslauf zu gönnen oder ihn sogar richtig zu entfesseln. Dennoch: Die Raubeinigkeit hält sich in Grenzen, das Signal bleibt über den Regelweg auch bei immer stärker einsetzender Zerrung und Kompression lange detailliert und klar.
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Viele Elemente auf der kleinen Frontplatte
Zunächst fand ich es ein wenig merkwürdig, dass nicht alle Schaltfunktionen in gleicher Ausrichtung erfolgen. Im Betrieb ist das aber sofort schnurzpiepe. Und auch trotz der vollgestopften Frontplatte lässt sich der Fredenstein F609 vernünftig bedienen, obwohl der Platzfresser VU-Meter einiges an Raum beansprucht. Bei gestecktem DI-Input wird es freilich schnell einmal etwas enger, bei ausladenden Nachbarmodulen rechts des Preamps kann mal ein Schalter versehentlich umgelegt werden. Aber das ist ein typisches Problem des System 500.