“Magic Pre”-Mikrofon-Vorverstärker von Fredenstein: Das multinationale Team hinter Fredenstein Professional Audio hat in relativ kurzer Zeit eine ziemlich große Produktpalette auf den Markt gebracht.
Die Basis dafür ist nicht Zauberei, sondern harte Arbeit, und trotzdem heißt der neueste Streich “Magic Pre”. Neben verschiedenen Mischern, Metering-Tools und anderer 19″-Peripherie umfasst das Angebot des Herstellers schon jetzt eine Palette von einem knappen Dutzend 500-Modulen, und ein Mic-Preamp ist auch dabei. Aber es scheint, die Design-Philosophie des deutsch-amerikanisch-taiwanesischen Fredenstein-Teams wollte noch kompromissloser umgesetzt werden. Grundstein der neuen Magic-Serie ist dieses Preamp-Modul, das mit ganz speziellen Eigenschaften glänzt.
Details
Diskret aufgebauter Transistorpreamp
Der Transistorpreamp folgt grundsätzlich Schaltungsprinzipien, die sich in der zweiten Hälfte der 60er-Jahre durchgesetzt haben. Konkret bedeutet dies: Es handelt sich um einen diskret aufgebauten Audioweg, welcher mit Ein- und Ausgangsübertragern symmetriert wird. Herzstück der Schaltung ist der gesockelte, vergossene, diskrete Operationsverstärker “OPA2”. Fredenstein hat diesen neu entwickelt, und selbst wenn er dem Pinout-Industriestandard folgt, welchen beispielsweise auch API zugrunde legen, so ist dieser Baustein dennoch eine Eigenkreation, welche kein Vintage-Vorbild kopiert. Eingebettet wird der Op-Amp in Übertrager aus amerikanischer Fertigung, so kommt am Eingang beispielsweise ein Cinemag zum Einsatz. Am Ausgang sitzt ein unbekanntes Fabrikat, aber sein Stahlkern dürfte nicht unerheblich zum Gesamtklang beitragen. Aus dieser im positiven Sinne sehr einfachen Topologie kann der Magic Pre insgesamt bis zu 70 dB Gain ziehen, was für diesen technischen Aufbau in Ordnung geht. Es gibt zwar Vorverstärker mit größeren Gainfaktoren, aber diese basieren zumeist auf mehrstufigen Verstärkerschaltungen, und erst recht, wenn es sich um derartige Vintage-Konzepte handelt. Extrem charakteristisch ist, dass Fredenstein in der Schaltung auf jegliche Gegenkopplung (“negative feedback”) verzichtet. Dies ist ein Schaltungskniff, mit dem man Audiostufen linearer arbeiten lassen kann. Dazu wird ein Teil des Ausgangssignal phasengedreht wieder auf den Eingang gegeben. Spezielle Charaktereigenschaften, die in der Verstärkungsstufe selbst entstehen, werden dadurch abgeschwächt, auch wenn man sich dies mit einer reduzierten Gesamtverstärkung erkauft. Da der Magic Pre auf diesen Kniff verzichtet, bedeutet dies im Umkehrschluss, dass sämtliche färbenden Eigenschaften des Preamps – und das dürften bei diesem Aufbau einige sein – in voller Schönheit erhalten bleiben.
Fehlbedienung ausgeschlossen
Das Gerät bietet eine überschaubare Anzahl von Bedienelementen, um diese klanglichen Fähigkeiten abzurufen. Zentrale Bedeutung trägt das Gain-Poti, welches einen Bereich von 35-70 dB Gain überstreicht. Ist dies bereits zu viel, so kann ein 20-dB-Pad aktiviert werden, welches also die Verstärkung auf den Bereich von 15-50 dB einschränkt. Der Fredenstein bietet ansonsten noch eine schaltbare Phantomspeisung sowie einen hochohmigen Instrumenteneingang. Glücklicherweise sind alle Schaltfunktionen mit verschiedenfarbigen LEDs hinterlegt, eine Fehlbedienung ist also nahezu ausgeschlossen. Zur Klangformung dient lediglich noch der Color-Modus, welcher dem Signal ein zusätzliches Spektrum an Harmonischen, also Sättigungsprodukte, hinzufügt.
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Magic Eye
Über das auch optisch zentrale – und nicht zuletzt namensgebende – Bauteil habe ich aber noch gar nicht gesprochen. Dieses ragt etwas aus der Frontplatte heraus und hört auf den schönen Namen “6E5C”, eine Röhre, die in diesem Fall aus russischer Fertigung stammt und die häufig auch als “Magisches Auge” bezeichnet wird. Älteren Semestern wird dieses Bauteil noch von uralten Röhrenradios bekannt sein, und auch dort dient sie der Pegelanzeige. Damit ist der Magic Pre vielleicht der einzige Mic-Preamp auf der Welt, der zwar mit einer Röhre bestückt ist, welche aber keine klangliche Rolle spielt. Dies ist jedoch nicht als Kritik zu verstehen! Ein Transistorsignalweg wie bei diesem Gerät kann, entsprechend ausgelegt, wesentlich “röhriger” klingen als so manches Vollröhrengerät. Das Magic Eye ist hier eben “nur” ein optischer Gimmick, allerdings einer mit praktischer Funktion, denn die Anzeige gibt durchaus wertvollen Aufschluss über den Ausgangspegel des Gerätes – obwohl, wie bei allen analogen Anzeigen, das Meter am A/D-Wandler immer das letzte Wort haben sollte.
Konstruktiv wurde hier alles richtig gemacht
Fertigungstechnisch gibt es hier keinen Anlass zur Kritik. Man sieht den Gehäuseelementen auf den zweiten Blick an, dass hier auch Budget-Überlegungen eine Rolle gespielt haben, aber dies ist keine objektive Kritik, sondern ein subjektives Empfinden. Konstruktiv wurde hier alles richtig gemacht, das Gerät macht einen robusten und soliden Eindruck.