Fredenstein stellt mit dem MixCube einen analogen Summierer vor, der zwei Welten verbinden möchte.
Sicher, es gibt mittlerweile zahlreiche Plugins, die den Sound großer Konsolen nachbilden. Doch analoges Summieren gilt vielen Mixing-Fans noch immer als Königsweg, um den authentisch-warmen Sound und das homogene Gesamtbild eines Analog-Mixes zu erzielen.
Dementsprechend möchten Summierer die Workflow-Vorteile von In-the-Box-Produktionen mit dem klanglichen Charakter von Analog-Mixes verbinden. In den meisten Fällen geht das jedoch mit Einbußen in Sachen Recall von Mixing-Parametern einher. Fredenstein gehen deshalb den nächsten logischen Schritt und spendieren ihrem Schützling Features, die das analoge Summieren übersichtlicher und nachvollziehbarer machen sollen. Bisher lieferte beispielsweise der deutlich kostenintensivere 32-Kanal-Summierer Sigma von Solid State Logic eine fernsteuerbare Summing-Lösung mit Total Recall-Funktion. Kann auch Fredensteins Hybrid mit zeitgemäßem Feature-Pack und authentischem Analog-Sound überzeugen?
Details
Der Summing-Amp ist ein Würfel
Der Fredenstein MixCube fällt zunächst durch seine Bauweise auf. Der würfelförmige Summierer kommt mit einer Kantenlänge von je etwa 16 cm daher und unterscheidet sich dadurch von gängigen Rack-Geräten. Ich muss gestehen, dass ich ein echter Fanboy von 19-Zoll-Geräten bin und mich eigensinnige Lösungen bisher selten überzeugt haben. Es ist mir einfach nicht ganz klar, welche Art von Studio-Setup ein Hersteller vor Augen hat, wenn er seine Geräte jenseits gängiger Gerätenormen ansiedelt. Ich bin deshalb gespannt darauf, ob mich der Fredenstein MixCube im Praxischeck eines Besseren belehren kann.
Typischer Fredenstein-Look: Kupfer
Was natürlich auf den ersten Blick auffällt, ist die Farbgebung des MixCube. Seine kupferfarbene Frontplatte entspricht dem markant-typischen Fredenstein-Stil. Umlaufend ist der Summier-Würfel mit schwarzem Stahlblech versehen, das etliche Luftauslässe zur Kühlung bereithält. Sämtliche großen beziehungsweise zugempfindlichen Bauteile sind sicher verschraubt. Die Oberfläche verhindert aufgrund ihrer Beschaffenheit, dass auf ihr Fingerabdrücke sichtbar werden. Ein ebenfalls kupferfarbener, metallener Griff ermöglicht das sichere Umstellen des Würfels. So nett der Griff auch aussieht, fällt mir kaum eine sinnvolle Einsatzmöglichkeit für ihn ein. Denn schließlich wird der MixCube in der Praxis mit zahlreichen Verbindungen und Kabeln gespickt sein. Zum Glück verfügt der Mix Cube auf seiner Unterseite über vier breite und verschraubte rutschfeste Füßchen. Einmal platziert, kann er so nicht beim geringsten Zug an einem der Kabel über die Standfläche rutschen.
Display, USB-Buchse und drei Taster auf der Frontplatte des Summierers
Die Front des Mix Cube wird von seinem matten schwarzen 4,3″-Display dominiert. Neben diesem befinden sich rechts und links Mute-, Solo- und Mix-Taster. Unterhalb des Displays finden sich drei Endlosregler, die eine Multifunktion beherbergen. Sie dienen nicht nur der Auswahl von Kanälen, Pegeln und Stereoauslenkung, sondern haben auch eine Tasterfunktion. Eine frontseitige USB-Buchse in Typ-B-Ausführung rundet das Feature-Set des Frontpanels ab. Dass sich die USB-Buchse auf der Vorderseite des Geräts befindet, sorgt für ein – wenn auch mäßiges – Kabelwirrwarr. Für meinen Geschmack wäre sie auf der Rückseite des MixCube wesentlich besser aufgehoben.
Sub-D ist das Anschlußformat – Kanalzahl ist erweiterbar
Unter genau entgegengesetzten Vorzeichen ist der Ein/Aus-Schalter angebracht. Er befindet sich leider auf der Rückseite des Geräts, was die Bedienung ein kleines bisschen umständlich macht. Zugutehalten muss man dem MixCube aber, dass er über eine leicht zugängliche, separate 2A-Sicherung verfügt, die das Gerät vor übermäßig hohen Spannungsspitzen schützt. Alle sonstigen Verbindungen werden auf der Rückseite des MixCube vorgenommen. Vier Slots für Sub-D-Anschlüsse stehen zur Verfügung. In seiner kleinsten Variante wird der MixCube 8 mit nur einer Summierkarte ausgeliefert und kann dann acht Kanäle zu einer Stereosumme zusammenfassen. Im Handel häufig anzutreffen ist die 16-kanalige Version des Summierers. Das Gerät kann aber auch nachträglich jederzeit um weitere Kanäle aufgerüstet werden. Hierfür muss das Gerät beim zuständigen Vertrieb eingesendet werden. Im Test greife ich auf eine einen MixCube 16 zurück. In den Fotos zum Text seht ihr zur besseren Anschaulichkeit einen um zusätzliche acht Kanäle erweiterten Summierer.
Nicht nur USB, sondern auch MIDI!
Selbstverständlich darf bei einem Summierer nicht der Stereoausgang fehlen. Der Mix Cube bietet zu diesem Zweck zwei Neutrik-XLR-Buchsen mit symmetrischem Ausgangssignal an. Was den MixCube neben seiner Ausbaufähigkeit ausmacht, ist selbstverständlich, dass er ein internes Pegelmanagement bietet und er digital gesteuert werden kann. Wer die Fernsteuerbarkeit und Automationsfähigkeit des MixCube nutzen möchte, kann als Steuerdaten nicht nur über USB getunnelte Signale nutzen, sondern auch MIDI-Signale einsetzen. Dazu wird ein handelsüblicher externer Standard-MIDI-Controller angeschlossen, der die grundlegenden kanalweiten Parameter des Mix-Würfels per Fader, Poti und Taster regelt. Auch die Kommunikation des MixCube mit Motorfadern soll laut Hersteller gesichert sein. Der MIDI-Anschluss erfolgt über zwei Miniklinken-Buchsen. Aus diesem Grund ist ein MIDI-auf-Miniklinken-Adapter erforderlich, der im Lieferumfang des MixCube aber leider nicht enthalten ist.
MixCubes innere Werte
Im Inneren des MixCube wird auf eine vollständig symmetrische Signalführung gesetzt. Außerdem kommen vier diskret aufgebaute Op-Amps für die Signalaufbereitung zum Einsatz. Lediglich zwei Kondensatoren werden verwendet und auf Übertrager wurde sowohl eingangs- wie auch ausgangsseitig verzichtet, was dem klanglichen Purismus zugute kommen soll. Ordnen wir noch kurz die vom Hersteller angegebenen technischen Werte ein: Der Frequenzbereich des MixCube kann sich sehen lassen und reicht sage und schreibe von 2 – 80 000 Hz mit einem Abfall von 0,5 dB beziehungsweise von 2 – 250 000 Hz für die -3dB-Punkte. Die maximalen Ein- und Ausgangspegel liegen bei +28 dBu und damit höher als bei einigen Konkurrenten. Das bedeutet, hier können richtig “heiße” Pegel verarbeitet werden. Die Eingangs-Impedanz des MixCube beträgt 20 kOhm. Somit stehen bei vollem Ausbau des Summierers 625 Ohm für jeden Eingangskanal bereit. Das Zusammenspiel mit gängigen Mehrfach-DA-Wandlern, die typischerweise mit Ausgangsimpedanzen zwischen 50-150 Ohm daherkommen, sollte somit gesichert sein. Die Ausgangsimpedanz beträgt dagegen 44 kOhm.
Sehr geringer Klirr
Um den Verzerrungsgrad und die Stärke der Übersprechungen zwischen den Kanälen zu messen, hat der Hersteller ein nicht zu “heißes” Signal mit +20 dBu verwendet. Die Signalanteile mit nichtlinearen Verzerrungen inklusive Eigenrauschen des Gerätes liegen hier unter 0,0009%, der Klirrfaktor unterhalb von 0,0003%. Diese Angaben lassen den MixCube wirklich gut dastehen, da sie selbst die Performance des Dangerous Music 2-Bus (ein Standard unter den analogen Summierern) in den Schatten stellen. Im Bereich der Übersprechungen ist bei 1 kHz lediglich mit -102 dB zu rechnen, bei höherfrequenten Signalen (10 kHz) dagegen mit -98 dB. Damit ist die Kanaltrennung des MixCube – die sich letztlich auf die Stereobreite des Ausgangssignals auswirkt – laut Hersteller besser als bei manchem Summing-Klassiker, wie etwa dem Roll Music RMS216 Folcrom. Für den Signal-Rausch-Abstand haben Fredenstein einen Arbeitspegel von +25 dBu herangezogen. Hier kommt der Summierer bei stummgeschalteten Kanälen auf einen Pegel unter -100 dB und auch bei Unity Gain-Stellung seiner Fader noch auf einen Wert kleiner als -99 dB. Diese Werte sehen gegenüber den Mitbewerbern zwar nicht mehr ganz so gut aus, sollen aber in der Praxis noch immer ein blitzsauberes Signal garantieren.
Martin Zull sagt:
#1 - 21.07.2016 um 15:15 Uhr
Der Test ist sehr verständlich und klar. Allerdings wird auf das Wesentlichste, nämlich auf das Wie der MIDI-Steuerung und deren Praktikabilität mit keinem Wort eingegangen. Ist doch gerade dieses Merkmal eines, durch das sich der Summierer von den gängigen Vertretern am Markt abhebt, wenn man einmal vom SSL Sigma, vom Greiner Summation, der nicht mehr hergestellt wird, und dem SSL Matrix, das allerdings in anderen Preisregionen schwebt, einmal absieht. Gerade die Alleinstellungsmerkmale dieser Vertreter würden doch den etwaigen Käufer interessieren.