Freqport Freqtube FT1 Test

Inbetriebnahme des Freqport Freqtube FT1

Zum Betrieb an einer DAW benötigt der Freqtube FT1 der Firma Freqport eine USB-Verbindung zu einem Rechner und eine zusätzliche Stromversorgung über das mitgelieferte Netzteil. Der FP1 ist nicht Class-Compliant, so dass man das Gerät zunächst anhand der Seriennummer auf der Webseite von Freqport registrieren muss. Auf diese Art erhält man Zugang zu einem Portal, in dem sich Informationen, das Manual und ein Softwarepaket für Mac und Windows befinden. Windows 10 (Build 1909), Windows 11 oder Mac Mojave 10.14 sind jeweils in 64-Bit-Versionen die Mindestvoraussetzung zum Betrieb in DAWs mit VST3, AU oder AAX.

Mit dem Softwarepaket werden Treiber, das sogenannte AnalogHub (einer Art Status-Anzeige) und die Freqtube- und FreqInOut-Plug-ins installiert. Letztere dienen dem FreqInOut F01, einem weiteren röhrenbestückten Hardware-Produkt aus dem Hause Freqport. Jeweils zwei FreqtubeFT1 und Freqinout können gleichzeitig an einem Rechner verwendet werden.

Software Bildschirmfoto der Dialog-Oberfläche des Freqport analog HUB
„Analog HUB“ ist das gemeinsame Treiber-Verwaltungsfenster für alle Freqport-Produkte

Drumloop mit Freqport

Um die Klangbeeinflussungen der beiden unterschiedlichen Röhrentypen zu verdeutlichen, versehe ich als erstes Testmaterial einen Drumloop mit dem Sound der Tubes.

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Drums original Drums 12AT7 Drums E83CC


Mit dem Einsatz der 12AT7-Röhren bekommt der Drumsound ein wenig mehr Punch und Dichte, ohne dass das Kit stark hörbar zerrt. Die E83CC klingt dagegen bereits deutlich bissiger, sodass hier die Bassdrum hörbar zu zerren beginnt. Bei 24 Dezibel Gain treten die Klangunterschiede noch deutlicher hervor. Die 12AT7 bleibt immer noch einigermaßen zahm und lässt die Kick ein wenig nach einem Flam klingen und die Snare bleibt noch einigermaßen verzerrungsfrei. Bei 24 dB mit der E83CC kippt der Sound im Bassbereich sehr stark ins Zerren. Die Snare profitiert aber ungemein, so dass eine gangbare Methode der Einsatz der Freqtube-internen Filter nahe liegt. Ziel ist es, die Bassdrum sauber klingen zu lassen, aber der Snare den schönen, obertonreichen Sound aufzudrücken. Das ständige Nachregeln der Ausgangslautstärke, um dem Gain der Röhren entgegenzuwirken ist ein wenig unbequem. Hat man „Drive“ und den „Out“-Fader auf zwei Hardwarepotis geroutet, so geht dies erheblich leichter. Eine Art „Auto-Gain“ wäre sehr hilfreich.

Um die klanglichen Auswirkungen der beiden Röhrentypen bei unterschiedlichen Einstellungen vorzuführen, habe ich kurze Screen-Captures mit Reglerfahrten und sanften Verläufen angefertigt.

Percussion sättigen

Als Nächstes schicke ich eine Bongo-Aufnahme durch die Röhren. Hier wird der harmlos klingenden Originalaufnahme bereits mit der etwas verhalteneren Röhre 12AT7 so viel Punch verliehen, dass man den Eindruck haben könnte, der Spieler würde wesentlich härter auf die Felle schlagen. Die Bongos bekommen viel Färbung und einen Klang, mit dem sie sich in einem komplexen Mix wahrscheinlich besser durchsetzen dürften. Mit den noch bissigeren E83CC machen die Bongos sogar noch mehr Spaß. Das Ganze geht schon fast in Richtung Sounddesign, da sich der grundsätzliche Ton der Percussion-Aufnahme ändert. Dies ist natürlich alles Geschmackssache, aber mir schmeckt es.

Audio Samples
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Bongos original Bongos 12AT7 Bongos E83CC

Freqport Freqtube FT1 vs. Software


Liefert das Freqtube FT1 etwas, das man nicht auch mit einer reinen Software-Emulation erreichen könnte? Ich stelle mir an Freqports Röhrenkiste einen für meinen Geschmack fetten Sound ein und versuche, ein ähnliches Ergebnis mit einer Röhren-Emulation aus dem Hause Brainworx zu bewerkstelligen. Mit dem Plug-in „BlackBox“ versuche ich, den Klang der echten Röhren so gut es geht nachzuahmen.

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Bongos_Freqtube Bongos Blackbox


Das Software-Plug-in macht keine schlechte Figur. Was die Dichte und den Zugewinn an Punch und Wärme anbelangt, kommt die Software-Emulation allerdings nicht an das Ergebnis der Bearbeitung mit dem FT1 heran. Freqtube FT1 tritt für meinen Geschmack als eindeutiger Sieger hervor. Die mittigen Frequenzbereiche der Bongos haben hier mehr Sustain, was dem Sound der Bongos deutlich mehr Volumen verleiht.

Steinway und Freqtube

Ein wenig dezenter eingesetzt, kommt beim Einsatz der Röhren des FT1 der oft beschworene, warme Röhrensound ins Spiel. Hier eine kurze Passage, gespielt auf einem Steinway-D-Flügel. Stellt man die Gain-Stufe moderat ein und versucht, noch unterhalb hörbarer Zerrungen zu bleiben, liefert die 12AT7 wohlige Wärme. Die E83CC ebenfalls, allerdings klingt das Ergebnis deutlich rauer.

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Piano original Piano 12AT7

Nicht zuletzt dank der hervorragenden Wandlungen habe ich bei allen Tests keinerlei auffälliges oder störendes Rauschen durch die Röhrenbearbeitungen bemerkt. Bei sehr leisem Material und übertriebenem Röhreneinsatz lässt sich dies zwar produzieren, bleibt aber bei Gain-Dreingaben unter 18 Dezibel stets unauffällig im Hintergrund.

Ersetzt der FT1 einen Gitarren-Amp?

Auch wenn der Gedanke nahe liegt, das FT1 als Gitarreneffektgerät zu verwenden, sollte man nicht davon ausgehen, dass man mit dem Freqtube FT1 einen dedizierten Gitarren-Röhren-Amp mit seinen oft zusätzlichen vorhandenen, multiplen Hi-Gain-Effekten ersetzen zu können. In den Settings des FT1 lässt sich das Headroom-Verhalten zwischen „maximum headroom“ und „mixer overdrive“ umschalten und soll damit die Schaltung noch härter an seine Grenzen führen können. Die auf Gitarren ausgelegten Features traditioneller Combo-Amps kann der FT1 aber auch damit nicht ersetzen, bringt aber mit „mixer overdrive“ dennoch ein zusätzliches Pfund Färbung auf die Waage. Hier ein Eindruck mit maximalem E83CC-Röhren-Gain, Filtereinsatz und „mixer overdrive“. Zum Vergleich der direkt an einen Hi-Z-Input einer Soundkarte angeschlossene, pure Strat-Sound.

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Gitarre original Gitarre E83CC
Workshop: Gesang verzerren Artikelbild
Workshop: Gesang verzerren

Eine absichtliche Verzerrung von Audiospuren gibt es nicht nur bei E-Gitarren. Was ist beim Einsatz dieses Effekts auf Gesangsspuren zu beachten?

22.11.2017
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