Die Fret King Black Label FKV25 JJ trägt den Namen des Gitarristen, dem sie gewidmet ist: John Jorgensen. Vielen von uns wird er auf Anhieb nicht unbedingt viel sagen, aber dafür um so mehr die Namen seine Auftraggeber. Denn die lesen sich wie das Who’s Who der Musikgeschichte und beinhalten Größen wie Elton John, Barbara Streisand, Bonnie Raitt, Bob Seger, Sting, Billy Joel und viele andere. Nebenbei war er auch Teil der berühmt-berüchtigten Hellecasters, die mit ihren aberwitzigen Soli in den 90er Jahren die Gitarristengemeinde aufmischten.
Dass er außerdem ein exzellenter Gypsy-Jazz Spieler ist und neben Bouzouki, Pedal Steel und Mandoline auch Klarinette und Saxophon beherrscht, sei nur am Rande erwähnt. Wir wollen uns heute seine Signature-Gitarre etwas näher anschauen, die Fret King ihm auf den Leib geschnitzt hat.
Details
Optik/Verarbeitung
Hinter Fret King steht niemand geringeres als Trevor Wilkinson, der sich durch seine hochwertigen Replacement-Parts eine große Bekannt- und Beliebtheit in der Szene erarbeitet hat und schon vor längerer Zeit auch unter die Gitarrenbauer ging. Firmen wie Vintage oder Italia gehören ebenfalls zum Wilkinson-Imperium. Die JJ wird in einem gut gepolsterten Gigbag geliefert, in dem sich auch alle benötigten Werkzeuge zum Einstellen befinden.
Der Korpus besteht aus Erle und wird von einem F-Loch geziert, das allerdings nur aufgemalt ist und dem Ganzen eine gewisse Vintage-Note verleihen soll. Trotzdem ist der Body nicht massiv, sondern teilweise mit Hohlräumen versehen, neudeutsch “chambered”. Die Lackierung der Decke nennt sich Arcadia, was am besten mit blassgrün beschrieben werden kann, der Boden ist in Versailles Green lackiert. Diesen Farbton trägt übrigens auch das große Plexiglas-Schlagbrett, das eine klassische Telecaster Pickup-Bestückung beherbergt, wobei der Hals-PU in den Korpus geschraubt wurde und lediglich durch eine passende Fräsung aus dem Schlagbrett lugt. Der Steg-PU sitzt in einer Konstruktion, die ebenfalls an die einer Telecaster angelehnt ist. Genau wie die drei Steg-Doppelreiter, die sich wie üblich mithilfe einer Schraube paarweise vor- und zurückbewegen lassen, zusätzlich kann jede Saite in der Höhe variiert werden.
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Die JJ besitzt drei Potis, die allesamt mit griffigen Metallknöpfen versehen sind, wobei sich einer um den Klang, ein anderer um die Lautstärke kümmert. Zum dritten Regler komme ich gleich. Umgeschaltet wird ganz klassisch mit einem Dreiwegschalter, der sich oberhalb der beiden Potis befindet.
Bei den Tonabnehmern handelt es sich um einen Wilkinson WTVN am Hals und einem WVOB am Steg, wobei man sich noch ein Schmankerl hat einfallen lassen: Unter dem Schlagbrett befinden sich zwei Dummy-Coils, die ein Unterdrücken von unerwünschten Nebengeräuschen ermöglichen, wie man sie bauartbedingt von Singlecoils kennt. Dazu muss der Tone-Regler, der eine Push-Pull-Funktion besitzt, herausgezogen werden. Laut Fret King soll dabei aber der Singlecoil-Sound erhalten bleiben. Im unteren Horn befindet sich zudem ein weiterer Regler, der die “Vari-Coil”-Funktion ermöglicht, laut Hersteller eine Möglichkeit, mit einem Dreh vom crispen Singlecoil-Sound zu warmen Doppelspulenklängen umzuschalten. All das werde ich im Praxisteil natürlich näher erkunden.
Ich drehe die Gitarre einmal um und schaue mir die Rückseite an. Hier findet sich lediglich eine runde, schwarze Kunststoffplatte, die die Heimat des “Vari Coil”-Reglers im unteren Horn verschließt. Die weitere Elektronik tummelt sich unter dem Schlagbrett. Sechs Metallhülsen erlauben ein Einfädeln der Saiten durch den Korpus, um von dort ihre Reise in Richtung Mechaniken anzutreten. Ein Binding rund um die Decke trägt zum attraktiven Äußeren der Gitarre bei. Die Klinkenbuchse befindet sich in der unteren Zarge, die an dieser Stelle abgeflacht ist, die Gurtpins sitzen am traditionellen Platz und sind mit Filz unterlegt.
Hals
Der Hals ist mit dem Korpus verschraubt, besitzt ein C-Shape und besteht aus Ahorn. Darauf ein Griffbrett aus indischen Palisander mit 22 perfekt eingesetzten und bearbeiteten Medium-Jumbo-Bünden. Zur Orientierung stehen weiße Punkteinlagen im Griffbrett und in der Halskante bereit. Die Rückseite des Halses und auch die Kopfplatte tragen dieselbe Farbgebung wie der Boden, was dem Instrument eine wunderbare, in sich geschlossene Optik verleiht. Die Fret King kommt mit einer Mensur von 648 mm, also klassische Fender-Maßen.
Nachdem die Saiten das Griffbrett passiert haben, geht es auf dem Weg zur angewinkelten, schwarz lackierten Kopfplatte über einen weißen, 43 mm breiten Graphitsattel und den offenen Zugang zum Hals-Einstellstab zu den sechs geschlossenen Mechaniken. Bei dieser Locking-Variante handelt es sich um die WJ455, wie der Rest der Hardware natürlich aus dem Hause Wilkinson.
Ein Blick auf die Waage verrät ihr Gewicht, das genau 3106 Gramm beträgt, was ein rückenschonendes Spielen am Gurt ermöglichen sollte. Die Verarbeitung der Gitarre ist tadellos und hochwertig, alle Arbeiten wurden auf hohem Niveau ausgeführt.