Praxis
Für die Soundfiles kamen die jeweils angegebenen Gitarrenmodelle zum Einsatz und der Amp wurde mit einem SM57 abgenommen.
Gleich zu Anfang hört ihr ein halbwegs cleanes Signal mit einer Les Paul gespielt, bei dem ich alle Stellungen des Gainschalters durchschalte, beginnend mit Mittel-, dann der Down- und schließlich der Up-Stellung. Im niedrigsten Gainsetting bleibt das Signal weitestgehend clean, allerdings kommt bereits bei Potistellung 1,5 ein leichtes Brutzeln durch, wie man es auch von alten Marshallmodellen kennt.
In der Down-Position des Schalters verstärkt sich die Zerre und spätestens in der Up-Position ist von einem cleanen Ausgangssignal nichts mehr zu merken, denn hier erhält man bereits ein ordentliches Brett. Dabei ändert der Schalter nicht nur den Zerrgrad, auch die Bässe und Tiefmitten werden kompakter und “tighter”.
Freunde von glasklaren Cleansounds oder Pop- und Funkriffs werden evtl. Schwierigkeiten auf der Suche nach ihrem Klang haben, denn dafür “marshallt” es zu sehr. Wer sich jedoch mit einem leicht “angeschmutzten”, britischen Cleansound anfreunden kann, ist hier bestens bedient.
Bass | Middle | Treble | Master | Gain | S |
---|---|---|---|---|---|
5 | 5 | 5 | 5 | 1,5 | M-D-U |
Gehen wir nun in etwas crunchigere Gefilde, wozu eine Fender Stratocaster zum Einsatz kommt. Der Amp kann sehr gut die Nuancen der Gitarre wiedergeben und erinnert in Basswiedergabe und in den Mitten tatsächlich an JTM45 Modelle. Der 10″ Speaker liefert einen sehr direkten und durchsetzungsfähigen Sound, dem es an Druck nicht mangelt, wobei der Celestion G10 Speaker das “britische” gut hervorhebt. Der EQ arbeitet relativ effizient, auch wenn keine großen Verbiegungen des Grundsounds möglich sind.
Bass | Middle | Treble | Master | Gain | S |
---|---|---|---|---|---|
4 | 7 | 7 | 4 | 4 | M-D-U |
Nun wird’s etwas rockiger und es findet der Steghumbucker einer Ibanez AT100 Verwendung.
Wer glaubt, dass es die schmutzige Shirley auch in der Gainausbeute ihrem Vorbild aus den 60ern gleichtut, wird hier eines besseren belehrt, denn sie besitzt ganz deutlich mehr Reserven. Classic-Rock über 80s Metal bis zu modernen Rocksounds kann der Combo mühelos abdecken. Die kleine Shirley “brüllt” regelrecht und verfügt über ein breites Spektrum, nicht zuletzt aufgrund des Gainswitches, der jedoch leider nur manuell schaltbar ist.
Bass | Middle | Treble | Master | Gain | S |
---|---|---|---|---|---|
3 | 10 | 8 | 3 | 6 | M-D-U |
Gehen wir nun zur höchsten Gainvariante. Hier liefert der Amp zwar genug Zerre, verfügt aber selbst bei niedrigeren Mitten immer noch über zu viele Anteile in diesem Spektrum und neigt zur Undifferenziertheit. Ganz klar, die Dirty Shirley ist kein Metal-Amp, aber das will sie auch nicht sein. Sie hat ihren Sound, mit einer gewissen Range, und den liefert sie vorzüglich. Die höheren Gainwerte sind eher für Leadsounds angeraten und bleiben dennoch relativ nebengeräuscharm.
Bass | Middle | Treble | Master | Gain | S |
---|---|---|---|---|---|
4 | 4 | 6 | 4 | 10 | U |
Da der Amp nur über einen Kanal verfügt, möchte ich hören, wie die Dirty Shirley mit Pedalen umgehen kann und schalte ein Maxon OD808 (Tubescreamer) davor.
Tatsächlich stehen dem Combo die Pedale sehr gut zu Gesicht und können dem Amp einige Soundvarianten entlocken:
Für dich ausgesucht
Bass | Middle | Treble | Master | Gain | S |
---|---|---|---|---|---|
4 | 4 | 6 | 4 | 2 | M |
Zum Abschluss hört ihr noch ein Sololick, bei dem ich verschiedene dynamische Nuancen herauskitzele. Der Amp reagiert sehr musikalisch auf mein Spiel und der Break-Up ist gut zu hören. Dynamische Abstufungen gibt er sehr deutlich wieder und die Arbeit mit dem Volume-Regler gestaltet sich mühelos.
Bass | Middle | Treble | Master | Gain | S |
---|---|---|---|---|---|
4 | 6 | 6 | 4 | 8 | D |
Indigo sagt:
#1 - 28.07.2018 um 22:21 Uhr
Kein Contra bei Bonedo für diesen Verstärker?Mir fällt da schon ein sehr gewichtiges auf: Diese kleine Kiste verfügt nicht einmal über einen eingebauten Hall. Das ist schon mehr als schwach und außerdem sehr praxisfern - wenn man dazu noch an den Preis denkt, den Friedman da verlangt, fragt man sich, ob da lauter Dilettanten in der Planung sitzen...Was denkt man sich bei Friedman eigentlich - dass der Name allein schon ausreicht, um verlockend zu sein? Das wäre allerdings ein Trugschluss - nur Anfänger, die auf das Geld nicht schauen brauchen, kaufen sich solch einen unvollständigen kleinen Kasten.
Der Kenner kauft sich solch ein kleines Gerät deshalb, weil es sich durch seine Größe und das Gewicht sehr gut auch zum Mitnehmen eignet - aber nicht dafür, dass solch ein Standardeffekt wie der Hall fehlen darf, weil man ja gerne noch ein zusätzliches Hallgerät inklusive der Kabel in einer separaten Tasche auch noch mitschleppen möchte. An Friedman: In der einen Hand trägt man den Gitarrenkoffer - in der anderen Hand den Verstärker! Das reicht jedem Musiker vollkommen aus und er will deshalb nicht noch ein Extra an Ausrüstung mitschleppen.
Das Friedmann solch ein wichtiges Ausstattungsmerkmal wie den Hall ausgerechnet bei einem kleinen Combo auslässt, spricht nicht gerade dafür, dass Friedmann viel Ahnung von der Musikpraxis und vom Verstärkerbau hat.
Haiko Heinz sagt:
#1.1 - 29.07.2018 um 08:16 Uhr
Dein Ärger über den nichtvorhandenen Hall ist sicherlich verständlich, dennoch für mich aber in keinster Weise ein Minuspunkt, da ich sonst Vertsärkerklassiker wie JTM45, Dumble, Fender Tweed, die großen Friedmänner, Bogner Ecstasy, PRS John Mayer...etc. die alle keinen Reverb besitzen, mit Minus versehen müsste. Reverb bei Röhrentopteilen ist beileibe nicht die Regel, sondern bei hoch- bis mittpreisigen Amps eher die Ausnahme und für mich auch nicht notwendig und keine Kerndisziplin. Mein Tipp: Häufig fährst du mit einem hochwertigen Reverb (Strymon, White Whale, Eventide, Seymour Duncan...) ohnehin besser, als mit den heutzutage üblichen verbauten Digitalhalls und bist auch flexibler als mit einem Spring.
Antwort auf #1 von Indigo
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenIndigo sagt:
#1.1.1 - 31.07.2018 um 15:26 Uhr
Aus Deiner Rolle als Tester verstehe ich Deine Argumente, es sollte auch keine Kritik an Dir als Tester sein, nur am Hersteller. Doch für den praktizierenden Musiker, der beim vorliegenden Combo, wenn er sich dafür entscheidet, damit ein Gerät erwirbt, das er durchaus auch öfter mitzunehmen gedenkt und nicht viel schleppen will - deshalb würde man sich ja auch für einen k l e i n e n Combo entscheiden - ist ein eingebauter Hall schwer verzichtbar. Warum, das hatte ich ja im Kommentar voraus schon geschildert.
Bei den Heads ist das ein anderes Thema - obwohl ein eingebauter Hall auch dort seine Vorteile ausspielt, wenn er denn gut ist, dies ist zum Beispiel vom Marshall JVM 410 der Fall. Falls man ohne Echo oder Modualtionseffekte auskommt, spart man sich so die langen Kabelwege, bedingt durch den Einschleifweg - und damit die daraus resultierenden Klangeinbußen - und die sind bei zusätzlichen 6 m Kabel sehr deutlich.
Natürlich sind die von Dir vorgeschlagenen Hallgeräte ausgezeichnet - aber bei einem kleinen Combo denke ich auch sehr ans Mitnehmen, nicht nur für das Wohnzimmer - und da will ich nicht noch eine extra Tasche schleppen zur Gitarre und zum Combo...
Die Tweeds von Fender gibt es zum Teil auch schon mit Hall - aber leicht ist von denen meines Wissens nach nur der "Blues Junior". Und was die alten Tweeds betrifft, spielen die eher in der oberen Gewichtsklasse. Auch wenn es sich um Klassiker handelt: Warum sollen die keine Kritik dafür erfahren, dass ein eingebauter Hall schon zeitgemäß ist - und der Hersteller sich, wie bei anderen Klassikern ja auch, Gedanken darüber machen könnte, ob er in der nächsten Serie auch einen Hall dazu einbaut. Natürlich einen brauchbaren - sonst macht es keinen Sinn.
Antwort auf #1.1 von Haiko Heinz
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenJohn sagt:
#1.1.1.1 - 17.08.2018 um 11:20 Uhr
Warum sollte ein nicht vorhandener Hall bei einem Amp der ausdrücklich ohne Hall angeboten wird, ein Minuspunkt sein? Bei einem Automatik Auto bemängelt man ja auch nicht die fehlende Gangschaltung.
Antwort auf #1.1.1 von Indigo
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenIndigo sagt:
#1.1.1.1.1 - 17.08.2018 um 13:36 Uhr
Um auf die Frage einzugehen: Genau der Umstand, dass der Amp vom Hersteller ohne Hall angeboten wird. Das ist einfach nicht durchdacht vom Hersteller und ein Armutszeugnis für sein Bewusstsein, wofür so ein kleiner Combo in der Praxis gebraucht wird. Die Gründe, weshalb ein eingebauter Hall sehr wünschenswert ist bei einem Combo, habe ich in meinen vorhergehenden Kommentaren ja schon genannt.Und der Vergleich mit dem Automatikauto hinkt gewaltig - denn dem müsste ich eine im Verstärkerpaket enthaltene Gitarre gegenüber stellen, die automatisch spielt...Möglicherweiser hat der Hersteller aber so kalkuliert, dass er ein paar Jahre später ein Update des Amps anbieten will, das mit Hall ausgerüstet ist - um einfach noch einmal an dem Amp zu verdienen, weil es viele Musiker stören dürfte, dass ausgerechnet in einem Combo-Verstärkertyp, dessen Hauptdaseinsberechtigung darin liegt, leicht transportabel zu sein, kein Hall eingebaut ist und er diesen extra noch mitschleppen soll. Dies inklusive der Nachteile, diesen Hall dann durch einige zusätzliche Meter an Kabeln in den Einschleifweg leiten zu müssen, was an der Tonqualität dann wieder nagt. So viel Grips sollte ein Hersteller schon selbst haben, dass er auf diese Nachteile kommt.Falls der Hersteller also mit einem Update kalkuliert hat - bei mir hat er damit Pech gehabt - ich warte nicht so lange, bis sich z. B. Friedman bequemt, einen eingebauten Hall zu so einem Verstärker zu liefern, denn ich habe mir inzwischen schon zwei andere sehr gute Combos mit Hall gekauft - einen von Koch und von Fender. Die sind ganz gewiss nicht schlechter als dieser Friedman, sie haben auch im Bonedo-Test sogar noch etwas besser abgeschnitten.Es gibt kein vernünftiges Argument dafür, den Hall einfach wegzulassen - ein fehlender Hall ist ein unübersehbares großes M a n k o in der heutigen Zeit. Nur vor 60 Jahren wäre das noch anders gewesen...
Antwort auf #1.1.1.1 von John
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenDave sagt:
#1.1.1.1.1.1 - 14.01.2020 um 15:56 Uhr
Die alten JTMs, JMPs und SLPs hatten auch keinen Hall - und damit kam nicht nur Jimmy Page sehr gut zurecht. Wenn er Hall brauchte, nahm er einen Fender Tank, oder bei Bedarf einen Echorec und Echoplex. Reverb Pedale gab es damals noch nicht.
Als Plexi-Style Amp tut sich das Ding doch sehr gut - kein alter Plexi hatte jemals einen Hall, dafür gab es extra Reverb Tanks von Fender und Marshall. Wie du gelesen hast, hat das Teil nen FX-Loop. Da wird das Signal nicht schlechter.
En theorea könnteste also das Strymon (oder Catalinbread Topanga oder Adineko oder...) in den Loop schließen, unten in das Combogehäuse stecken und fertig isses. Gibt nicht viel Gewicht dazu und wird deinen Ansprüchen gerecht. Auch wenn du den Combo hasst, teste ihn trotzdem mal im Laden an. Glaub mir, für den Preis kriegst du schon was sinnvolles - auch wenn ich mir wünschen würde dass der Preis eher zwischen 8 Riesen und 9 Riesen sitzt und nicht bei über 10.
Gruß
David
Antwort auf #1.1.1.1.1 von Indigo
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenIndigo sagt:
#1.1.1.1.1.1.1 - 31.10.2020 um 15:30 Uhr
Ich will mit einem Verstärker nicht nur "zurecht kommen", sondern ich will ihn ohne Wenn und Aber genießen - wie Jimmy Page auch! Der fährt h e u t z u t a g e garantiert auch kein Auto im Stile eines Austin-Mini oder VW-Käfer aus den 60er Jahren, als er noch nicht so bekannt war, sondern Autos, die schneller sind und mehr können!
Außerdem geht es hier nicht um ein Topteil, sondern um einen kleinen Combo - die beiden haben doch sehr unterschiedliche Einsatzgebiete! Und das mit der Benutzung des Einschleifwegs für den Hall ist doch eine Zumutung von Friedman - denn er steht dem Zweck eines solch kleinen Combos vollkommen entgegen! Solch einen kleinen Combo kauft man sich deshalb, weil man n i c h t viel mitschleppen will, wenn man zu einer Session geht. Da fällt ja nicht nur das Hallgerät an, sondern auch das Netzteil und zwei zusätzliche Kabel. Und wofür soll man sich einen klanglich guten Verstärker kaufen, um sich mit den langen Kabelwegen die Tonqualität so zu versauen, dass er dann nur noch klingt wie unteres Mittelmaß - auch, wenn die verwendeten Kabel noch so gut sind?Da gibt es nichts zu rütteln - ein kleiner Combo ohne Hall ist h e u t z u t a g e eine glatte Fehlkonstruktion, weil die Hersteller nicht den Z w e c k eines solchen Combos erkannt haben und wohl nicht wissen, dass wir nicht mehr in den 60er Jahren leben, sondern weit in den 2000ern, wo es leicht möglich ist, einen guten Hall serienmäßig zu verbauen.Wenn andere namhafte Hersteller genau den gleichen Blödsinn produzieren - einen kleinen Combo ohne Hall - macht das die Sache auch keineswegs besser oder akzeptabler, sondern zeigt nur die Ignoranz und offensichtliche Inkompetenz dieser Hersteller auf. Bei Mesa-Boogie ist man übrigens nicht so unfähig, und spart ausgerechnet den wichtigen Hall aus.Ein Verstärker ohne Hall steht technisch auf dem gleichen unterentwickelten Stand wie ein Auto ohne Heizgebläse, das in den 60ern noch üblich war. Natürlich kann man diese Dinger fahren - aber es ist keine Freude, wenn einem die Frontscheibe zufriert, ganz zu schweigen, wenn man das Gaspedal mit einem Strick zurückziehen muss, weil das Eis im Fußraum die komplette Rückstellung verhindert.Genau so, wie Hersteller ihre Verstärker nicht mehr haargenau wie in den 60er Jahren mehr ausliefern dürfen, weil die elektrotechnischen Sicherheitsmaßnahmen damals noch viel zu ungenügend waren und deshalb heutzutage bei Reissues berücksichtigt werden müssen, so ist den Herstellern auch zuzumuten, heutzutage noch einen Hall mit einzubauen - denn der Hall gehört unverzichtbar m i t zum Erzeugen eines guten, inspirierenden Klangs. Nicht umsonst spielen auch Musiker klassischer Instrumente oder Sänger viel lieber in Räumen, die einen angenehmen Hall aufweisen, anstatt nur "trocken" zu klingen. Die E-Gitarristen haben es leichter, denn mit den meisten Verstärkern, die sie heutzutage kaufen können, bekommen sie den Hall selbstverständlich mitgeliefert.Für Friedman und Co. ist es ein Armutszeugnis, diesen wichtigen Zusatz den Musikern vorzuenthalten. Und es wird garantiert genügend nicht vom Namen verblendete Musiker geben, die angesichts eines solch defizitären kleinen Combos ohne Hall "nein danke" sagen und sich einen anderen kaufen.
Antwort auf #1.1.1.1.1.1 von Dave
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