In der Praxis zeigt sich der Friedman JEL-20 extrem vielseitig
Ich habe selten so viele Soundbeispiele eingespielt wie für das JEL-20 Head. Der Grund ist die enorme klangliche Vielseitigkeit des kleinen Vollröhrentopteils, die ihn auch als guten Studio-Amp qualifiziert. Der Amp besitzt zwei Kanäle, die sich klanglich ergänzen. Die Spannbreite des cleaneren Plexi-Kanals reicht von superclean bis zur klassischen Verzerrung, die sich mit Booster/Overdrive-Pedalen wunderbar aufblasen lässt. Im Gegensatz zum High-Gain-Kanal besitzt der Plexi-Kanal einen Bright-Switch, ähnlich wie bei einigen Fenderamps. Dessen Wirkungsweise versandet sich jedoch, je weiter man den Gainregler aufdreht.
Die verwendete Gitarre ist eine 77er Fender Stratocaster mit Kloppmann Pickups, die Gitarrenbox eine 4 x 12 Marshallbox mit Greenbacks, die ich mit einem SM 57 mikrofoniert habe. Ich beginne mit einer sehr cleanen Einstellung mit dem Gainregler auf 9 Uhr. Im ersten Soundbeispiel befindet sich der Bright-Schalter in mittlerer Position, also der Einstellung mit der geringsten Höhenanhebung, gefolgt von der linken und schließlich der höhenreichsten rechten Einstellung.
Hier dasselbe noch einmal mit dem Gainregler in der 12-Uhr-Position. Wie man deutlich hören kann, sind die Unterschiede der verschiedenen Einstellungen des Bright-Switch nur noch tendenziell wahrnehmbar. Was die Verzerrung angeht, war ich von dem bluesigen Soundergebnis angenehm überrascht. Aber hört selbst:
Wenn man den Gainregler voll aufreißt, kommt man mit der Stratocaster problemlos in Blackmore/Malmsteen-Gefilde, wobei der Amp im Gegensatz zu Marshallamps im Bereich der oberen Mitten etwas zu sanft daherkommt. Hier könnte es für meinen Geschmack ruhig etwas heftiger zur Sache gehen. Daran ändert übrigens auch der rückseitige Presence-Regler nichts, denn er setzt frequenzmäßig zu hoch an. In Gain-Einstellungen jenseits der 12-Uhr-Position ist der Bright-Switch übrigens wirkungslos.
Hier noch einmal dieselbe Einstellung mit vorgeschaltetem Klon-Style-Pedal. Wie man gut hören kann, klingt es jetzt noch etwas „sahniger“ und „amerikanischer“.
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Der „SAT-Switch” dient in erster Linie dazu, Verstärkung, Kompression und Sättigung hinzuzufügen. Aus diesem Grund sinken bei Aktivierung auch gleichzeitig die Dynamik und das Lautstärkeniveau, weshalb man hier mit dem Master-Regler den Lautstärkeabfall ausgleichen muss. Der SAT-Schalter beeinflusst übrigens beide Kanäle des Verstärkers. In der ersten Hälfte hört ihr den Amp ohne ihn und in der zweiten Hälfte mit dieser zusätzlichen „Zerrstufe“.
Wenn man den SAT-Switch gemeinsam mit dem Klon-Style-Pedal verwendet, klingt der Amp noch üppiger. Das Ganze tendiert in Richtung Steve Stevens. Es wird also richtig „fett“. So einen organischen Sound bekommt man mit Overdrive-Pedalen nur sehr schwer hin.
Kommen wir zum Drive-Kanal, bei dem es gainmäßig weitaus heftiger zur Sache geht.
In der 9-Uhr-Stellung des Gain-Reglers ist der Zerrgrad in etwa mit der 12-Uhr-Einstellung des Plexikanals vergleichbar. Der Kanal bietet aber eine Besonderheit, denn der Gainregler lässt sich herausziehen, wodurch sich gleichzeitig auch der Zerrgrad erhöht. Wenn man dann noch den SAT-Switch aktiviert, erhält man hier schon ein beachtliches Brett.
Hier noch einmal dasselbe mit dem Gain-Regler auf 12 Uhr. Während es sowohl mit gedrückten als auch mit dem gezogenen Gain-Regler noch einigermaßen dynamisch klingt, wirkt der Gesamtsound mit aktiviertem SAT-Schalter für meinen Geschmack etwas zu komprimiert.
Das JEL-20 Head ist mit einem internen Lastwiderstand und einer analogen Speakersimulation ausgestattet. Man kann den Amp also auch problemlos ohne angeschlossene Gitarrenbox betreiben, ohne ein Abrauchen der Endstufe zu riskieren. Den Sound der Speakersimulation würde ich jedoch nur als Notbehelf verwenden, denn sie wird dem guten Sound des Amps bei Weitem nicht gerecht. Wer keine Möglichkeit hat, den Amp mit einer richtigen Box zu betreiben, sollte hier besser eine amtliche Loadbox/Speakersimulation verwenden, wie zum Beispiel von Universal Audio, Suhr oder Two Notes. Auch hier gibt es wieder drei Soundbeispiele. Im ersten Audiofile hört ihr das Gitarrenriff mit der mikrofonierten Gitarrenbox. Die beiden verbleibenden Audiobeispiele habe ich dann ohne angeschlossene Gitarrenbox direkt vom DI-Ausgang abgegriffen. Hier kann man den Sound der integrierten Speakersimulation hören.