Herzlich willkommen zum ersten Teil meines Funk-Workshops auf bonedo.de. Den Einstieg machen wir mit einigen wichtigen Basics. Im Fokus stehen dabei Erläuterungen zu den Spieltechniken der rechten und linken Hand. Nach diesen ersten Schritten gibt es anschließend auch schon die ersten Grooves.
Was den Schwierigkeitsgrad anbelangt, lassen wir es zunächst einmal recht moderat angehen. Wer schon Erfahrungen mit dem Spielen von Funk-Grooves hat, der wird bei den ersten Übungen und Songs technisch vermutlich nicht an seine Grenzen stoßen. Aber gegen Wiederholungen ist ja grundsätzlich nicht unbedingt etwas einzuwenden. Und spätestens ab Folge 4 wird es dann sicher auch für erfahrenere Funker interessant.
Bevor wir gleich loslegen, möchten wir euch jetzt noch die Chance geben, euch alle in dieser Folge verwendeten Notenbeispiele in einem einzigen PDF herunterzuladen. Anschließend einfach ausdrucken und schon seid ihr bestens gerüstet!
TIPP: Sollte euer Browser das geladene PDF nicht korrekt anzeigen, speichert euch die Datei ab (Ziel speichern unter) und verwendet den Acrobat Reader. Dann sollte es auf jeden Fall klappen!
Anschlag mit der rechten Hand
Eine wichtige Voraussetzung für einen coolen Funk-Groove ist eine entspannte rechte Hand. Es sollte locker aus dem Handgelenk angeschlagen werden, auf keinen Fall aus dem Unterarm. Die sogenannte Laubsägehaltung, die man im Rockbereich häufig sieht, ist hier also nicht angesagt. Versucht grundsätzlich, nur so viel Anspannung im rechten Arm zu haben, wie nötig ist, um das Spiel perfekt kontrollieren zu können. Das Plektrum sollte dabei so zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten werden, dass es relativ weit herausschaut (nahezu die Hälfte der Länge des Picks sollte zu sehen sein). Aber auch die jeweilige Anschlagsrichtung ist entscheidend für einen lockeren Groove. Im Funk werden primär die hohen Saiten bedient und die sollten natürlich auch entsprechend sicher getroffen werden. Hier gilt: Nicht von den Saiten wegschlagen, sondern in die Saiten hinein. Ich vergleiche die Anschlagsbewegung der rechten Hand gerne mit dem Landeanflug eines Flugzeugs: Zu allererst streift man die Saiten, den ersten “Bodenkontakt” hat man dann mit dem Schlagbrett. Um einen klaren Ton und einen entsprechend definierten Sound zu erzeugen, ist es außerdem von Vorteil, wenn ihr etwas härter in die Saiten schlagt. Organisiert euch zur Sicherheit schon mal ein paar Ersatzsaiten …
Abdämpfen mit der linken Hand
Die linke Hand muss neben der Greifarbeit permanent Saiten abdämpfen, um so einen rhythmisch präzisen Stil zu realisieren. Vor allem die tiefen Saiten dürfen nicht versehentlich in Schwingung versetzt werden. Bei den Akkord-Abbildungen sind nur die jeweiligen Greif-Finger angegeben, aber ihr solltet euch unbedingt auch Gedanken darüber machen, mit welchen weiteren Fingern ihr die tiefen Saiten bändigen wollt. Wenn der Zeigefinger innerhalb eines Akkordes frei bleibt, dann ist das schon die halbe Miete, denn so kann man ihn locker im Barre-Stil über die Saiten legen und sie im Zaum halten. Aber auch das will geübt sein, denn bei einer niedrigen Saitenlage hat man im Eifer des Gefechts schnell zu stark gedrückt und unerwünschte Töne im Akkord. Also Vorsicht!
Ghostnotes
Neben den gegriffenen Akkorden spielen im Funk die Ghostnotes eine wichtige Rolle. Hierbei werden die Finger nur leicht aufgelegt, sodass sie die Saiten dämpfen und beim Anschlag einen perkussiven Ton erzeugen. Die linke Hand muss dafür recht schnell vom gegriffenen klingenden Ton auf Ghostnote umschalten. Und da das sehr wichtig ist, werden wir das Ganze in den ersten Übungen auch gleich intensiver trainieren.
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Gitarrensound
Clean ist angesagt. Bei den Aufnahmen habe ich meine Strat über den Fender Twin gejagt. Die Höhen waren etwas weiter aufgedreht als der Rest – das war’s schon. Wer möchte, kann noch ein Kompressorpedal vorschalten, aber ich würde es zum Üben erst einmal nicht empfehlen, denn für das Timing und das Spielgefühl ist das direkte Signal am besten. Hall und Delay sind beim Üben ebenfalls verboten und werden von der Funk-Polizei sofort mit einem Strafzettel geahndet. James Brown hört von oben alles mit!
Sechzehntel Kombinationen
Jetzt geht es zur Sache. Wir beginnen mit den ersten Rhythmus-Pattern. In den folgenden Übungen werden wir zunächst einmal sämtliche Möglichkeiten durchleuchten, die man in Verbindung mit Sechzehntel-Noten hat.
Im Zeitraum von einer Viertelnote können maximal vier Sechzehntelnoten gespielt werden. Demzufolge gibt es also folgende Kombinationsmöglichkeiten im Zeitraum einer Viertelnote (das x symbolisiert die Pause).
Vier Anschläge pro Viertelnote
1-2-3-4
Drei Anschläge pro Viertelnote
1-2-3-x
1-2-x-4
1-x-3-4
x-2-3-4
Zwei Anschläge pro Viertelnote
1-2-x-x
1-x-3-x
1-x-x-4
x-2-3-x
x-2-x-4
x-x-3-4
Ein Anschlag pro Viertelnote
1-x-x-x
x-2-x-x
x-x-3-x
x-x-x-4
Das macht unterm Strich 15 unterschiedliche Kombinationen, und die werden jetzt gnadenlos durchgespielt. Aber keine Angst, das ist halb so schlimm wie es aussieht. Wir spielen das Ganze erst einmal bei einem moderaten Tempo, damit ihr euch entspannt eingrooven könnt.
Los geht es mit der ersten Übung, in der wir uns den vier und drei Anschlägen pro Viertelnote widmen. Die Spielpausen werden mit Ghostnotes gefüllt. Das hat zwei Vorteile:
1.) Ihr übt schon mal einen konstanten Anschlag mit einer permanentem Auf- und Abwärts-Bewegung.
2.) Die linke Hand wird auf den schnellen Wechsel von Greifen und Abdämpfen geschult, denn das ist bei Funk Grooves (auch ohne Ghostnotes) angesagt: kurz und knackig klingende Akkordanschläge.
Zählweise
In der Beschreibung der Sechzehntelkombinationen habe ich die vier Sechzehntel, die im Rahmen einer Viertelnote “stattfinden”, mit den Zahlen 1-4 dargestellt. Das ist nicht üblich, sondern dient hier ausschließlich der Verdeutlichung der Situation. In allen weiteren Beispielen werde ich zur Beschreibung und Erklärung die übliche Zählweise der Sechzehntelnoten benutzen. Und das sieht folgendermaßen aus:
Übung 1
Sechzehntel-Kombinationen mit vier und drei Anschlägen pro Viertelnote
Bei den folgenden Übungen wird auf der Zählzeit 1 unsere Kombination gespielt, die 2 wird mit konstanten Ghostnotes (Saiten mit der linken Hand abdämpfen) abgedeckt, auf der 3 gibt es wieder die Kombination zu hören und auf der 4 sind erneut durchgängig gespielte 16tel Ghostnotes angesagt.
Ihr solltet beim Üben auf Folgendes achten:
- Lockeres Handgelenk und harter Anschlag
- Schnell “durch die Saiten” schlagen, damit der Akkord kurz und knackig klingt. Nicht in den Saiten “rühren” und so einen breit klingenden Akkord erzeugen – von der D- zur hohen E-Saite dauert es fast eine Sechzehntelnote.
- Timing!!!
- Microtiming: Alle Sechzehntel gleichmäßig anschlagen.
- Konstant gleicher Pegel. Nicht leiser werden.
- Keine Leersaiten anschlagen, die tiefen Saiten mit einem freien Finger (wenn möglich) abdämpfen.
Die Hörbeispiele zu allen Übungen sind so aufgenommen, dass ihr nach dem Einzähler die Gitarre und die Drums hört, nach vier Takten kommt der Bass dazu und nach 12 Takten hört die Gitarre auf – es spielen nur noch Bass und Drums (16 Takte). Dadurch könnt ihr euch zu Beginn erst einmal mit der Gitarre einspielen und am Groove orientieren, um dann später allein mit Bass und Drums zu jammen.
Es geht weiter mit drei Anschlägen pro Viertelnote.Um euch die einzelnen Übungen anzeigen zu lassen, klickt bitte auf die Thumbnails unterhalb des Bildes.
Song 1
Zum Abschluss der ersten Folge gibt es einen kleinen Song, der sich aus den eben besprochenen Kombinationen bedient.
A – Teil
Den Akkord kann man auch mit einzelnen Fingern greifen, aber in der Variante, die ich euch aufgeschrieben habe, bleibt der Zeigefinger frei und kann Saiten, die nicht klingen sollen, abdämpfen. Um den Griff zu realisieren, müsst ihr den kleinen Finger im Barré-Stil über zwei Saiten (E und B) legen.
B-Teil
Im B-Teil ist entspanntes Greifen angesagt. Allerdings müsst ihr hier aufpassen, dass bei den Ghostnotes keine Flageoletttöne entstehen, denn der Zeigefinger parkt im 5. Bund und da sind die Flageoletts bekanntermaßen sehr präsent. Am besten, ihr nehmt den Mittelfinger beim Abdämpfen noch mit hinzu.
C-Teil
Im C-Teil des Übungs-Songs gibt es den ersten schnellen Wechsel, der aber recht unkompliziert zu erledigen ist. Mit C/D und G/A sieht das Ganze in den Noten zwar schon verdächtig nach Jazz aus, ist aber halb so wild. Diese Schreibweise hat hier eher pragmatische Gründe, denn der Moll7 Akkord wird in zwei Etappen gegriffen: zuerst nur der Zeigefinger (C/G), dann die anderen beiden. Aber lasst eure Mitmusiker auf jeden Fall im Glauben, sie bekämen es hier mit großartiger Kunst und komplexen Harmonien zu tun …
Der komplette Ablauf
Achtet auf die Pause in Takt 22, nach der Wiederholung des ersten C-Teils. Da habt ihr während des Drumfills eine kurze Verschnaufpause.
JOhannes sagt:
#1 - 08.09.2013 um 15:38 Uhr
Hallo Leute,
generell super , aber die Fret-Angaben bei den TABs sind zu klein und teilweise falsch.Gruß,Johannes
Thomas Dill sagt:
#2 - 11.09.2013 um 15:36 Uhr
Hallo Johannes, Danke für Deinen Hinweis. Die Bund-Angaben sind an den entsprechenden Stellen korrigiert. Schöne Grüße, Thomas
webcruiser sagt:
#3 - 14.09.2013 um 17:48 Uhr
Hallo Thomas!
Einige Akkordbezeichnung kann ich nicht nachvollziehen, z.B.:
Im C-Teil des 1.Songs wird der Akkord C/D im 5.Bund als Barré gegriffen. Laut Notation klingt auf der e-Seite das a mit. Ist die Akkordbezeichnung dann korrekt? Vergleichbar nochmals darunter mit G/A.
Gruß web
Thomas Dill sagt:
#4 - 14.09.2013 um 20:55 Uhr
Hallo Webcruiser, stimmt... wenn man es genau nimmt, dann ist der C/D eigentlich ein C6/D und der G/A ein G6/A. Auf jeden Fall stimmen die Griffbilder mit dem, was ich gespielt habe, überein. Schöne Grüße. Thomas