Funktionsgenerator und Eurorack-LFO sind zwei der wichtigsten Modulationsquellen in modularen Systemen. Beide Modularten fürs Eurorack sind einander recht ähnlich, jedoch bieten sie auch einige entscheidende Unterschiede. Um diese verständlich zu machen, stellen wir im Folgenden einige beliebte Module der beiden Kategorien vor und geben einführende Patch-Beispiele.
Also, was ist ein Funktionsgenerator – und was ist ein LFO (Niederfrequenzoszillator)? Beide Modultypen erzeugen langsame Steuerspannung, die in einer gewissen Regelmäßigkeit nach oben und wieder nach unten geht. Wird diese Spannung in CV-Inputs von Modulen gepatcht, wirken sie sozusagen wie „unsichtbare Hände“. Sie drehen Knöpfe quasi automatisch nach rechts und links. Doch wie das geschieht, hängt stark davon ab, wie der jeweilige Funktionsgenerator oder Eurorack-LFO funktioniert und eingestellt ist.
Funktionsgenerator vs. Eurorack-LFO: Die wichtigsten Unterschiede
- Funktionsgenerator kann LFOs, Hüllkurven und andere CV-Signale erzeugen
- Funktionsgenerator kann für unterschiedliche Zwecke gepatcht werden
- Eurorack-LFO: Langsamer Oszillator, der permanent in einer bestimmten Frequenz läuft
- Eurorack-LFO kann zu einer Clock synchronisiert und im Tempo moduliert werden
Eurorack-LFO: Wellenformen, Rate und Sync
Zuerst klären wir, welche Detailoptionen in einem Eurorack-LFO stecken können. Grundsätzlich misst sich die Flexibilität an der Anzahl unterschiedlicher Wellenformen. Simple Module wie der Doepfer A-145-4 Quad LFO bieten „nur“ zwei Wellenformen – Dreieck und Puls. Leistungsstärker sind Oszillatoren wie der Intellijel Dixie II+. Der ist eigentlich auf den Audioeinsatz ausgerichtet worden – leistet aber auch alles, was man von einem guten LFO erwartet. In den nicht-hörbaren Bereich wird er mit einem Kippschalter umgeschaltet.
Nicht nur bietet er sechs verschiedene Wellenformen, man kann ihn über FM-Eingänge auch dynamisch in seiner Frequenz modulieren. Andere LFOs haben für diesen Zweck einen „Rate“-Eingang. Diese Funktion macht jeden Eurorack-LFO extrem flexibel, weil er etwa bei jedem Schritt einer Sequenz ein neues, diskretes Tempo haben kann – womit man Soundelemente wie Filter oder Effekte modulieren kann. Mit Sync-Eingängen an LFOs kann man ebenfalls spannende rhythmische Effekte erzielen: Sie starten den LFO neu, wenn sie einen Trigger erhalten.
Eurorack-LFO: Modultipps
Neben den zwei erwähnten LFOs von Doepfer und Intellijel bietet der Markt natürlich noch viele weitere spannende Modelle. Mit dem Rides In The Storm DMO haben wir hier ein spannendes Exemplar getestet, welches zwei LFOs in einem bietet – und sogar Zufallssignale in Form von Sample-and-Holds erzeugt. Spannend ist auch der Joranalogue Filter 8: Wenn seine Resonanz oszilliert, gibt er aus insgesamt acht Ausgängen phasenverschobene Sinus-LFOs aus, die kreativ modulierbar sind. Ähnlich funktioniert außerdem der günstige Doepfer Quadratur-LFO A-143-9.
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Funktionsgenerator: bietet „Rise“- und „Fall“-Phasen
Damit kommen wir zum zweiten Modultypen, dem Funktionsgenerator. Das Konzept hat sein Vorbild in einem Design von Buchla, dem Modul 281 der 200er-Serie. Diesem Modul liegt die Idee zugrunde, dass jedes wiederholbare Modulationssignal eine bestimmte Anstiegs- und Fall-Phase hat. Die kann man am 281 mit „Rise“- und „Fall“-Reglern separat einstellen. Und: man kann sie in ihrer Flankensteilheit modulieren, womit die Dauer des gesamten Zyklus beeinflusst wird. Der Zyklus kann auf Trigger-Inputs hin einmalig durchlaufen werden, wodurch eine Attack-Decay-Hüllkurve entsteht. Oder er kann loopen, was ihn zu einem LFO oder, bei schnelleren Frequenzen, zu einem Oszillator macht.
Funktionsgenerator kann auch Slew Limiter sein
Nach dem 281er-Modul mit vier solcher Sektionen, welches auch für Eurorack umgesetzt wurde, entwickelte Serge den Dual Universal Slope Generator, kurz DUSG. Auch dieses Modul gibt es mittlerweile für das Eurorack – und es kann auch als stimmstabiler Oszillator fungieren. Bekanntester Ableger dieses Konzepts (ohne Oszillator-Tracking) ist das Make Noise Maths. Beide Module nutzen die „Rise“- und „Fall“-Konzeption für eine weitere Funktion, nämlich Slew bzw. Portamento. Man kann Signale in die Funktionsschaltkreise schicken, um sie in ihrer steigenden und/oder fallenden Phase zu verlangsamen. So kann aus einem Gate mit seinen zwei steigenden Flanken eine Attack-Hold-Release-Hüllkurve werden.
Einsteiger-Patchbeispiel für Eurorack-LFO
Zurück zum Eurorack-LFO und hinein in den zweiten Workshop-Teil. Natürlich gibt es endlos viele Optionen, wie ein LFO im Eurorack eingesetzt werden kann. Wir beschränken uns daher auf ein einziges Konzept, nämlich das Kombinieren von zwei LFOs für ein komplexes Modulationssignal. Einmal mit einem Mixer und einmal mit einem VCA. Den Unterschied zwischen den beiden Modultypen haben wir in diesem Workshop bereits erklärt.
Mit einem CV-fähigen Mono-Mixer wie dem Doepfer A-138n ist es beispielsweise einfach zwei Dreiecks-LFOs zu mischen. Mit den Reglern der jeweiligen Kanäle bestimmt man die Amplitude der beiden LFOs, die am Output zu einem komplexen Signal zusammengeführt werden. Spannend wird es dann noch, wenn man die Frequenzen am jeweiligen Eurorack-LFO moduliert oder via Sync rhythmisch modifiziert.
Eurorack–LFO: lässt sich mit VCA in der Amplitude modulieren
Eine andere Option, mit zwei Eurorack-LFOs zu arbeiten, läuft über den Einsatz eines VCAs. Mit einem solchen Modul kann ein LFO die Amplitude eines anderen rhythmisch steuern. Der LFO, der weitergegeben werden soll, wird dazu in den Input eines VCA-Kanals gepatcht, der andere in den CV-Eingang dieses Kanals. Läuft der modulierende LFO langsamer, hört man am Ziel des modulierten LFOs, wie seine Intensität zyklisch stärker und schwächer wird. Hier kann man auch mit Pulswellen arbeiten, die am CV-Eingang des VCAs den LFO quasi ein- und ausschalten können. Dafür haben wir auch zwei Soundbeispiele aufgenommen.
Einsteiger-Patchbeispiel für Funktionsgeneratoren
Und wie setzt man den Funktionsgenerator ein? Da die meisten Module dieser Art mindestens zwei haben, zeigen wir hier am Beispiel eines Make Noise Maths, wie man sie kreativ miteinander verschalten kann. Es ist möglich, beide in einen modulierbaren LFO zu verwandeln, indem man auf den „Cycle“-Button drückt. Anschließend kann man die rechte Funktion aus dem „S“-Ausgang (Unity-Gain) in „Rise“ oder „Fall“ der linken Funktion schicken. Dann moduliert der rechte LFO die Geschwindigkeit eines der beiden Phasenabschnitte des linken. Dessen Form kann man am Maths übrigens mit dem „Log/Exp“-Regler anpassen.
Funktionsgenerator: Gates für weitere Hüllkurven oder Sync nutzen
Und noch eine weitere Funktion von Maths & Co. wollen wir abschließend vorstellen. Funktionsgeneratoren geben größtenteils Trigger- oder Gate-Signale aus, wenn ihre Zyklus- oder ihre „Rise“-Phase abgeschlossen sind. Am Maths gibt es unten ein „End-of-Rise“-Gate (EOR) für den linken Kanal und ein „End-of-Cycle“-Gate (EOC) für den rechten. Ist der linke Kanal auf „Cycle“ gestellt und patcht man von EOR in den „Trig“-Eingang des rechten Kanals, feuert der immer eine AD-Hüllkurve ab, wenn die steigende Phase des linken LFOs zu Ende geht. Wird die dann moduliert, entstehen komplexe rhythmische Hüllkurven – wie man hier hört:
Zum Schluss
Das dürften genug Ideen für den Anfang sein. Man sieht: mit Modulationsmodulen – egal ob Funktionsgenerator oder Eurorack-LFO – kann man vieles anstellen. Sie sind auf ihre je eigene Art flexibel einsetzbar: Ein Eurorack-LFO kann man syncen und mixen, Funktionsgeneratoren erlauben detaillierte Einstellungen der CV-Signalphasen und sind untereinander patchbar. Und natürlich ist es auch möglich, Funktions- und LFO-Module miteinander zu kombinieren. Das wäre dann ein denkbarer nächster Schritt im modularen Experiment!