Praxis
Also einfach mal loslegen. Es gibt keinen Power-Schalter: Sobald der MIDI Looper Saft über die USB-Buchse bezieht, ist er bereit. Einfach auf die linke Taste drücken, die dann rot blinkt, bei erneuter Betätigung (oder der ersten empfangenen Note) leuchtet sie dauerhaft rot, bei erneuter Betätigung schaltet sie wieder auf grün und spielt die empfangenen Noten im Loop ab. Dann wird mit dem linken Drehregler der nächste Track angewählt und die zweite MIDI-Spur kann befüllt werden. Damit ihr euch das besser vorstellen könnt, habe ich dazu ein kleines Video gedreht:
Es gibt leider kein akustisches Metronom, an dem man sich bei der ersten Einspielung orientieren könnte, sondern lediglich optische Tempoinformationen durch das Blinken der rechten Taste zu Beginn des Taktes und der linken Taste auf jedem Viertel eines Taktes. Die Aufnahme beginnt automatisch bei Empfang der ersten MIDI-Note. Daher empfiehlt Future Artist, erst mal einen oder zwei Leertakte auf dem ersten Track aufzunehmen, gerade wenn die erste Note der Sequenz nicht auf dem Downbeat liegt. Beim Einspielen des ersten Loops analysiert der MIDI Looper das Tempo und übernimmt diese Information für alle weiteren Loops. Die Geschwindigkeit kann danach sehr einfach per Drehregler verändert werden.
Die folgenden drei Loops dürfen dann auch länger sein, bis zu 256 Beats lang. Oder auch nur 255 Beats, oder beispielsweise zwölf. Denn mit dem brandneuen Software-Update 2.2 sind auch erstmals beatgenaue Loops möglich und damit freie Kombinationen aus beispielsweise einem zweitaktigen Drumbeat, einem ¾-Takt auf der zweiten Spur und langen, über 64 Takte fließenden Flächen auf der dritten Spur. Dabei nimmt jede Spur generell im Omni-Mode auf. Der MIDI-Kanal des sendenden Keyboards ist egal, es gibt auch keine Zuordnung von MIDI-Kanälen zu den vier Tracks des MIDI Loopers.
Auf einem Masterkeyboard mit clever eingerichteten Key-Zones kann einfach losgespielt werden. Dabei macht es Sinn, die Vielzahl möglicher Layers intensiv zu nutzen, da einzelne Noten nicht gelöscht werden können, nur komplette Overdub-Layers. Future Artist empfiehlt deshalb als Arbeitsweise, möglichst viele Overdubs zu machen.
Das Gerät nimmt auch Controllerdaten auf. So können z.B. im ersten Aufnahmevorgang die Noten aufgenommen werden und in den darauffolgenden Aufnahmen dann Filter und Hüllkurvenmodulationen. Und bei Nichtgefallen auch wieder gelöscht werden. Nutzt man einen Fußschalter, hat man sogar auch noch die Hände komplett frei zum Spielen. So weit, so einfach.
Der Code will geknackt sein
Es braucht allerdings schon etwas Zeit, bis man den Farbcode des MIDI Loopers verinnerlicht hat. Je nach Situation leuchten und blinken der linke und der rechte Schalter in verschiedenen Farben und zeigen sehr unterschiedliche Bedienebenen an. So kann man jede Spur individuell stoppen, overdubben oder auch löschen, wodurch interessante rhythmische Verläufe möglich sind. Und um das ganze Gerät – und evtl. im MIDI-Slave-Mode mitlaufende andere Sequenzer – zu stoppen, wird per Druck auf den linken Regler eine weitere Ebene aktiviert. Auf einer dunklen Bühne ist diese Farbkodierung gut erkennbar und ziemlich effektiv. Man kann sich aber auch völlig verirren, wenn der Code noch nicht komplett verinnerlicht ist. Und im Sonnenlicht wie z.B. bei einem Open Air kann man die schwachen Lichtlein kaum noch erkennen. Da ist dann Blindflug angesagt.
Quantisierung
Nicht-Virtuosen wie ich sind beim Einspielen von MIDI-Noten durchaus öfters auf maschinelle Hilfe angewiesen. Der MIDI Looper bietet lediglich eine einzige Editiermöglichkeit an: Per Drehregler lassen sich für jede der der vier Spuren in Echtzeit folgende Quantisierungsraster non-destruktiv einstellen: 1/96, 1/32, 1/24, 1/16, 1/12, 1/8, 1/6 und 1/4. Im besten Fall rückt das Gerät dann die Sequenz auf die richtige Zählzeit. Und extreme Quantisierungen wie 1/6 oder 1/4 rücken dann auch gnadenlos jede Note auf dieses Taktmaß, was als Effekt gar nicht schlecht klingen muss.
Leider lässt sich die Quantisierung nicht fest in die Sequenz einprägen. Jede Note wird auf das gewählte Raster eines Tracks gerückt, auch später eingespielte, bei denen eine starre Quantisierung eventuell gar nicht gewünscht ist. Das kann man natürlich umgehen, indem ein Track hart quantisiert wird und der nächste Track, der ebenfalls den gleichen Sound anspielt, unquantisiert bleibt.
Fungiert der MIDI Looper als MIDI-Master, so gibt er seine Clock klaglos via USB und MIDI-out raus. Befindet man sich im „All Tracks Selected“-Modus, wird mit der rechten Taste zuerst der interne Sequenzer gestoppt, beim zweiten Drücken stoppt auch die ausgegebene MIDI-Clock. Das kann beim Jammen ganz praktisch sein, um beispielsweise eine angeschlossene Drummachine noch weiterlaufen zu lassen, während der MIDI Looper pausiert.
Was mir jedoch fehlt, ist die Kontrolle über Tempo und Tightness der MIDI-Loops. Der Downbeat der MIDI-Clock wird nur mit einem schwachen Blinken des linken Tasters auf dem 4/4-Beat dargestellt. Ein LCD-Screen mit der BPM-Geschwindigkeit wäre deutlich informativer. Die Quantisierungsstufe kann nicht dargestellt, sondern nur abgehört werden. Sehr schön wäre auch eine Swing-Funktion. Aber das zielt alles an der Intention des MIDI Loopers vorbei, geübten Keyboardern als Spielhilfe zu dienen.
Generell sei empfohlen, einfach so präzise wie möglich einzuspielen, denn die Quantisierungsfunktion macht am meisten Spaß, wenn sie als „Gleichmacher-Effekt“ reingedreht wird. Zum Korrigieren von Ungenauigkeiten ist sie nur bedingt geeignet.
Slave To The Rhythm
Der MIDI Looper kann auch als Slave der Tempovorgabe einer MIDI-Clock folgen, die per MIDI-in oder USB zugeführt wird. Das löst natürlich theoretisch das Problem mit dem fehlenden Metronom und der wackeligen Tempovorgabe durch Echtzeiteinspielung. Leider verfügt der MIDI Looper aber über nur einen MIDI-Eingang und keinerlei MIDI-Filterfunktion. Kommt die Clock von einer Drummachine, so benötigt man eine MIDI Merge-Box, um die Clock der Drummachine und die Noten des Einspielkeyboards an den MIDI LOOPER weiterzuleiten, und zusätzlich eine MIDI-Filter-Box, um zu vermeiden, das die Noten-Informationen der Drummachine bis zum Eingang des MIDI Loopers vordringen.
Im Test hatte ich des Öfteren das Problem, dass die MIDI-Clock nicht tight übertragen wurde, vermutlich weil MIDI-Clock und MIDI-Noten auf dem Weg durch MIDI-Filter und MIDI-Merger einen Stau verursachten, der die MIDI-Clock untight machte. MIDI ist eben nach wie vor eine serielle Schnittstelle.
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USB
Der Betrieb mit Clock via USB klappt da schon besser: Das Gerät wird als Class Compliant Device erkannt und kann sowohl mit dem Computer synchronisiert werden, als auch als MIDI Clock Master fungieren. MIDI-Clock wird per USB gesendet und empfangen und im Slave Mode auch am MIDI-out des MIDI Loopers ausgegeben. Eine dort angeschlossene Drummachine läuft los, sobald die DAW das Kommando gibt. Die internen Sequenzen des MIDI Loopers müssen dagegen manuell gestartet werden, bleiben aber im Sync.
Leider kann man den MIDI Looper aber nicht als einfaches USB-MIDI-Interface nutzen, um MIDI-Noten direkt in die DAW zu spielen. Das geht nur über den Umweg des internern MIDI Looper Sequencers. Spielt man dort Noten ein, werden die aufgenommenen und geloopten Noten per USB an den Computer geschickt. Direkt vom MIDI-Keyboard via USB in die DAW einspielen geht jedoch nicht. Um zu hören, was man spielt, braucht man also zumindest zum Einspielen der Sequenz einen MIDI-fähigen Klangerzeuger am MIDI-out. Ist die Sequenz im Kasten, kann sie via USB in die DAW geroutet werden. Kurzum: der MIDI Looper fühlt sich am Wohlsten als MIDI-Clock-Master, mit einem vielseitigen Masterkeyboard am MIDI-in und MIDI-fähigen Klangerzeugern am MIDI-Out.
Steffen von Future Artist sagt:
#1 - 09.12.2017 um 09:48 Uhr
Hallo Zusammen,ich möchte gerne kurz Bezug nehmen zu den Contra Punkten von Mijk. Erstmal vielen Dank für deinen kritischen Test, Mijk. kyptische Bedienung => ist wohl Subjektiv. Viele finden gerade das Bedienkonzept (ein Taster für Record (leuchtet rot) und Play (leuchtet grün) und zweiter Taster für Pause (leuchtet gelb) und löschen (leuchtet weiß)). Gerade das User Interface möglichst simpel zu halten haben uns viele als positiv bewertet.kein akustisches Metronom => stimmt, haben keinen Lautsprecher eingebaut.keine MIDI-Filter-Funktionen => ist ja auch ein Looper. Unser neues Produkt, die MIDI Plattform soll viele diverse MIDI Verarbeitungsfunktionen mitbringen - siehe www.future-artist.comnicht direkt als USB-MIDI-Interface nutzbar => ist mit der neuen SW Version 2.2 nun behoben. Also USB-MIDI Interface Funktion läuftnicht gerade günstig => Future Artist ist eine kleine 2-Ingenieur Firma in Süddeutschland. Das Gerät wird zu 100% in Deutschland gefertigt. Und am Ende von uns persönlich per Hand montiert. Nur das Gehäuse kommt aus England, die Beschichtung und Druck in Deutschland. Die Platine wird in Deutschland gefertigt. Und die wichtigsten Elemente aus qualitätsgründen in der deutschen Manufaktur hand-gelötet.Wir planen auch in der Zukunft keine Produktion in Asien.Quality Manufactured in Germany ist unser Leitprinzip.