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FXpansion BFD 2.1 Test

Funktionsweise
Jedes Instrument in BFD 2 wurde gleichzeitig über elf bis zwölf Mikrofone aufgenommen. Zusätzlich zum Direktsignal gibt es drei Stereopärchen für den Raumklang. Diese gliedern sich in die direkt über dem Drumset aufgestellten Overheads, den Room-Channel in M/S-Konfiguration und den Amb3-Channel, einen breiten Stereo-Raum, der von diesen dreien mit dem größten Abstand zum Instrument aufgezeichnet wurde. Außerdem ist die Bassdrum doppelt (im Kessel für den Attack und hinter dem Resonanzfell für den Tiefbass) und die Snare dreifach (Top, Top2, Bottom) mikrofoniert. Eine Neuerung in BFD 2 ist, dass man sich hier zwischen einem dynamischen Sure SM 57 und einem Neumann KM84 Kondensatormikrofon für die Abnahme am Schlagfell entscheiden und natürlich auch beide mischen kann. Über diese fünf Snare- und Kick-Mikrofone wird zusätzlich Bleeding aus den anderen Kanälen, also Toms, Becken und Percussion wiedergegeben. Meiner Meinung nach hat sich FXpansion völlig zu Recht dagegen entschieden, auch auf den übrigen Mikros Übersprechungen aufzunehmen. Einer der ersten Schritte beim Abmischen einer Schlagzeug-Aufnahme ist ja oft, diese mittels eines Gates wieder loszuwerden. Die von vornherein üppig angelegte Datenmenge dadurch unnötig zu vergrößern, würde zudem fast schon an Dekadenz grenzen.

BFD2Boxes

Für jedes Instrument gibt es verschiedene Spielweisen. Wer schon einmal aufmerksam einem Live-Drummer zugehört hat, weiß wohl sehr gut, wie viele verschiedene Sounds sich aus einer Snaredrum durch unterschiedliche Anschlagtechniken herausholen lassen. Rimshots, Drags und Sidesticks fehlen genauso wenig wie Half-Edge-Schläge am äußeren Bereich des Fells. Durch den Anti-Machinegun-Mode lassen sich mit mehreren Drags sogar realistische Presswirbel umsetzen. Die Hi-Hats sind in dieser Hinsicht am umfangreichsten gesampelt. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass es für die Anschlagtechniken mit der Spitze und dem Schaft des Drumsticks jeweils Versionen für geschlossene, viertel-, halb-, dreiviertel- und ganz offene Pedalstellungen gibt. Zusammen mit dem Pedal-Sound, also der getretenen Hi-Hat, kommt BFD 2 hier auf elf Artikulationen. Sehr erfreulich ist es auch, dass nicht nur die Ride-, sondern auch die Crashbecken zum Teil auf der Beckenglocke im mittleren Bereich und am Rand angeschlagen werden können.
Die ersten zwei Dimensionen der neuen Library haben wir mit den Multichannel-Samples und instrumentenspezifischen Artikulationen abgedeckt. Es wird also Zeit, uns in die dritte Dimension zu begeben, die BFD 2 im wahrsten Sinne des Wortes aufbläst. Jede der Artikulationen wurde über die besagten zwölf Kanäle in bis zu 96 Velocity-Layern aufgenommen. Das bedeutet tatsächlich, dass für jede Spielweise bis zu 96 unterschiedlich laute Anschläge auf der Festplatte liegen! Hierin liegt letztendlich auch der ungemein realistische Klang begründet, denn selbst bei einem absoluten Profi-Drummer klingt kein Schlag wie der andere.

Eine Frage, die sich jedem technisch versierten Anwender in diesem Moment aufdrängt, ist wahrscheinlich, ob ein Durchschnittsrechner, der nicht einen kompletten Nebenraum des Studios einnimmt und in der Regel mit maximal 3 GB Arbeitsspeicher arbeitet, überhaupt mit solchen Datenmengen zurechtkommt. Die Antwort ist „Ja“, denn BFD 2 nutzt eine intelligente Hybridtechnologie aus RAM-Caching und Disk-Streaming. Die ersten Millisekunden eines Samples werden in den Speicher geladen und sind somit direkt abrufbar. Wird ein Sound angesteuert, sucht sich die Software im Verlauf dieser ersten Millisekunden die entsprechenden Sektoren auf der Festplatte und hängt den restlichen Verlauf über Streaming hinten an. Das Verhältnis zwischen dem Anteil im RAM und dem zu streamenden Anteil lässt sich zudem einstellen. Gerade bei schnellen Platten (7200 RPM sind Pflicht!) lässt sich so Arbeitsspeicher sparen. Wenn der Rechner zu den ernsthaft älteren Semestern gehört, kann die Engine von 24 Bit auf 16 Bit heruntergefahren und die Anzahl der Velocity Layers für die einzelnen Instrumentengruppen flexibel angepasst werden. Spätestens dann läuft der Gigant auf jedem halbwegs aktuellen Rechner leichtfüßig wie ein schlankes Reh. Das Argument, dass BFD 2 verschwenderisch mit Ressourcen umginge, ist damit also aus der Welt.

Die Library
Bevor wir uns nun en detail dem Interface widmen, wird es wohl jeden interessieren, aus welchen Drumsets und Einzelinstrumenten sich die Library zusammensetzt und wie realistisch dieser Berg an Samples denn nun wirklich klingt. Dazu ist es zunächst aufschlussreich zu wissen, dass alle Instrumente in den Londoner AIR Studios aufgenommen wurden, die von George Martin, dem Produzenten der Beatles (auch bekannt als „der fünfte Beatle“), gegründet wurden. Zum Einsatz kam dabei eine Neve-Konsole mit speziell auf Mr. Martins Bedürfnisse angepassten „AIR Montserrat“ Preamps.  Insgesamt wurden zehn Kits gesampelt, die im Klangspektrum die Bereiche zwischen Vintage und modernen Sounds abdecken. Neben Klassikern, wie einem alten Gretsch und dem Rogers XP 8, finden sich beispielsweise auch die momentan gängigen Sounds von einem Pearl Masterworks und einem DW-Set, wobei bei der Stimmung der Instrumente offenbar darauf geachtet wurde, dass deren unterschiedlicher Charakter besonders hervorgehoben wird. Zwei kleine Highlights sind das Ludwig Vistalite, das einmal John Bonham (Drummer bei Led Zeppelin) gehörte, und das Ludwig Black Oyster, mit dem Ringo Starr unter anderem die Beatles Alben „Sgt. Pepper´s“ und „Magical Mystery Tour“ einspielte. Es handelt sich hier nicht etwa um Nachbauten, sondern tatsächlich um die Originalinstrumente, und das erzeugt natürlich einen gewissen Kultfaktor. Weiterhin gibt es insgesamt 16 verschiedene Snaredrums, unter anderem eine Slingerland Radio King, eine Ludwig Black Beauty und eine verhältnismäßig tief gestimmte Ayotte & Kepler. Alle Instrumente der Basis-Library sind mit Drumsticks eingespielt worden. Hot-Rods, Besen oder Mallets finden sich nur in den zahlreichen Erweiterungspacks.

Audio Samples
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Funky Rock Samba NuMetal Rock

Jetzt könnt ihr vorerst eure Neugier an ein paar Klangbeispielen befriedigen. Ihr hört einen Querschnitt durch die Library, bei dem keinerlei Effekte zum Einsatz kommen und ich einige der über 5000 mitgelieferten Grooves und Fills verwendet habe. Diese Grooves liegen übrigens nicht wie bisher als MIDI-Files, sondern in einem hauseigenen Format vor, sind aber natürlich entsprechend exportierbar.

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