FXpansion BFD 2.1 Test

Im Herbst 2003 erschütterte die Britische Firma FXpansion die Welt des samplebasierten Drum-Programmings mit dem Release der ersten Version von BFD. Die 22 GB große Library, die aus sieben akustischen Drumkits bestand, setzte neue Maßstäbe in Sachen Detailreichtum und Flexibilität. Das einfache Konzept war, dem Anwender unbearbeitete, mit edelstem High-End Equipment in einem Top-Tonstudio aufgenommene Drumsounds zu liefern, die in mehreren separaten Aufnahmekanälen vorliegen. Für eine Snaredrum gab es also beispielsweise nicht nur ein Direktsignal, sondern auch entsprechende Samples aus Overheads und Raummikrofonen, inklusive Übersprechungen (“Bleeding”) auf andere Mikros, die getrennt bearbeitet und abgemischt werden konnten. So wurde dem Anwender eine Arbeit wie mit real eingespielten Drumtracks ermöglicht, die gleichzeitig alle Vorzüge einer MIDI-Bearbeitung bot.

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Gut fünf Jahre später hat sich an diesem Konzept grundlegend nicht viel geändert, aber mit BFD 2 wurde es weiter ausgebaut, erweitert und flexibilisiert. Dabei hat FXpansion nicht nur die Basis-Library komplett durch 10 neue Drumkits ersetzt und auf 55 GB aufgestockt. Auch ein eigener Sequencer mit Multitrack-Exportfunktion und ein erstaunlich vielseitiger Mixer mit hochwertigen Effekten wurden integriert. Das macht BFD zum autarken Drumstudio der Spitzenqualität, das sich im Plugin-Betrieb sozusagen als kleine DAW in der DAW behandeln lässt.

Wenn eine Software so sehr zum Standard geworden ist wie BFD, vergisst man oft, die einfachen Fragen zu stellen. Was zum Beispiel heißt „BFD“ überhaupt? Da es sich um eine Schlagzeug-Library handelt, könnte man vermuten, dass der letzte Buchstabe für „Drums“ steht. Gemessen an der Größe dieser Library liegt außerdem nahe, dass das „B“ das Wort „Big“ abkürzt. Bis zu diesem Punkt deckt sich meine eigene Vermutung mit den Angaben, die FXpansion auf der eigenen Website macht. Was das „F“ bedeutet, überlässt der Hersteller aber der Interpretation des Kunden. Hier können wir (auch weil Bonedo weiterhin ein jugendfreies Angebot bleiben soll) nur einige Vermutungen anstellen. Abgesehen von dem im allgemeinen englischen Wortschatz allseits bekannten „F-Word“ (das wir natürlich nicht unterstellen wollen) halte ich persönlich die Adjektive „fantastic“, „fabulous“ oder „flabbergasting“ für absolut angebracht.
Was an BFD so toll ist, wie es klingt, aussieht und sich anfühlt, aber auch wo es vielleicht noch dazulernen kann, erfahrt ihr auf den folgenden Seiten.

Funktionsweise
Jedes Instrument in BFD 2 wurde gleichzeitig über elf bis zwölf Mikrofone aufgenommen. Zusätzlich zum Direktsignal gibt es drei Stereopärchen für den Raumklang. Diese gliedern sich in die direkt über dem Drumset aufgestellten Overheads, den Room-Channel in M/S-Konfiguration und den Amb3-Channel, einen breiten Stereo-Raum, der von diesen dreien mit dem größten Abstand zum Instrument aufgezeichnet wurde. Außerdem ist die Bassdrum doppelt (im Kessel für den Attack und hinter dem Resonanzfell für den Tiefbass) und die Snare dreifach (Top, Top2, Bottom) mikrofoniert. Eine Neuerung in BFD 2 ist, dass man sich hier zwischen einem dynamischen Sure SM 57 und einem Neumann KM84 Kondensatormikrofon für die Abnahme am Schlagfell entscheiden und natürlich auch beide mischen kann. Über diese fünf Snare- und Kick-Mikrofone wird zusätzlich Bleeding aus den anderen Kanälen, also Toms, Becken und Percussion wiedergegeben. Meiner Meinung nach hat sich FXpansion völlig zu Recht dagegen entschieden, auch auf den übrigen Mikros Übersprechungen aufzunehmen. Einer der ersten Schritte beim Abmischen einer Schlagzeug-Aufnahme ist ja oft, diese mittels eines Gates wieder loszuwerden. Die von vornherein üppig angelegte Datenmenge dadurch unnötig zu vergrößern, würde zudem fast schon an Dekadenz grenzen.

BFD2Boxes

Für jedes Instrument gibt es verschiedene Spielweisen. Wer schon einmal aufmerksam einem Live-Drummer zugehört hat, weiß wohl sehr gut, wie viele verschiedene Sounds sich aus einer Snaredrum durch unterschiedliche Anschlagtechniken herausholen lassen. Rimshots, Drags und Sidesticks fehlen genauso wenig wie Half-Edge-Schläge am äußeren Bereich des Fells. Durch den Anti-Machinegun-Mode lassen sich mit mehreren Drags sogar realistische Presswirbel umsetzen. Die Hi-Hats sind in dieser Hinsicht am umfangreichsten gesampelt. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass es für die Anschlagtechniken mit der Spitze und dem Schaft des Drumsticks jeweils Versionen für geschlossene, viertel-, halb-, dreiviertel- und ganz offene Pedalstellungen gibt. Zusammen mit dem Pedal-Sound, also der getretenen Hi-Hat, kommt BFD 2 hier auf elf Artikulationen. Sehr erfreulich ist es auch, dass nicht nur die Ride-, sondern auch die Crashbecken zum Teil auf der Beckenglocke im mittleren Bereich und am Rand angeschlagen werden können.
Die ersten zwei Dimensionen der neuen Library haben wir mit den Multichannel-Samples und instrumentenspezifischen Artikulationen abgedeckt. Es wird also Zeit, uns in die dritte Dimension zu begeben, die BFD 2 im wahrsten Sinne des Wortes aufbläst. Jede der Artikulationen wurde über die besagten zwölf Kanäle in bis zu 96 Velocity-Layern aufgenommen. Das bedeutet tatsächlich, dass für jede Spielweise bis zu 96 unterschiedlich laute Anschläge auf der Festplatte liegen! Hierin liegt letztendlich auch der ungemein realistische Klang begründet, denn selbst bei einem absoluten Profi-Drummer klingt kein Schlag wie der andere.

Eine Frage, die sich jedem technisch versierten Anwender in diesem Moment aufdrängt, ist wahrscheinlich, ob ein Durchschnittsrechner, der nicht einen kompletten Nebenraum des Studios einnimmt und in der Regel mit maximal 3 GB Arbeitsspeicher arbeitet, überhaupt mit solchen Datenmengen zurechtkommt. Die Antwort ist „Ja“, denn BFD 2 nutzt eine intelligente Hybridtechnologie aus RAM-Caching und Disk-Streaming. Die ersten Millisekunden eines Samples werden in den Speicher geladen und sind somit direkt abrufbar. Wird ein Sound angesteuert, sucht sich die Software im Verlauf dieser ersten Millisekunden die entsprechenden Sektoren auf der Festplatte und hängt den restlichen Verlauf über Streaming hinten an. Das Verhältnis zwischen dem Anteil im RAM und dem zu streamenden Anteil lässt sich zudem einstellen. Gerade bei schnellen Platten (7200 RPM sind Pflicht!) lässt sich so Arbeitsspeicher sparen. Wenn der Rechner zu den ernsthaft älteren Semestern gehört, kann die Engine von 24 Bit auf 16 Bit heruntergefahren und die Anzahl der Velocity Layers für die einzelnen Instrumentengruppen flexibel angepasst werden. Spätestens dann läuft der Gigant auf jedem halbwegs aktuellen Rechner leichtfüßig wie ein schlankes Reh. Das Argument, dass BFD 2 verschwenderisch mit Ressourcen umginge, ist damit also aus der Welt.

Die Library
Bevor wir uns nun en detail dem Interface widmen, wird es wohl jeden interessieren, aus welchen Drumsets und Einzelinstrumenten sich die Library zusammensetzt und wie realistisch dieser Berg an Samples denn nun wirklich klingt. Dazu ist es zunächst aufschlussreich zu wissen, dass alle Instrumente in den Londoner AIR Studios aufgenommen wurden, die von George Martin, dem Produzenten der Beatles (auch bekannt als „der fünfte Beatle“), gegründet wurden. Zum Einsatz kam dabei eine Neve-Konsole mit speziell auf Mr. Martins Bedürfnisse angepassten „AIR Montserrat“ Preamps.  Insgesamt wurden zehn Kits gesampelt, die im Klangspektrum die Bereiche zwischen Vintage und modernen Sounds abdecken. Neben Klassikern, wie einem alten Gretsch und dem Rogers XP 8, finden sich beispielsweise auch die momentan gängigen Sounds von einem Pearl Masterworks und einem DW-Set, wobei bei der Stimmung der Instrumente offenbar darauf geachtet wurde, dass deren unterschiedlicher Charakter besonders hervorgehoben wird. Zwei kleine Highlights sind das Ludwig Vistalite, das einmal John Bonham (Drummer bei Led Zeppelin) gehörte, und das Ludwig Black Oyster, mit dem Ringo Starr unter anderem die Beatles Alben „Sgt. Pepper´s“ und „Magical Mystery Tour“ einspielte. Es handelt sich hier nicht etwa um Nachbauten, sondern tatsächlich um die Originalinstrumente, und das erzeugt natürlich einen gewissen Kultfaktor. Weiterhin gibt es insgesamt 16 verschiedene Snaredrums, unter anderem eine Slingerland Radio King, eine Ludwig Black Beauty und eine verhältnismäßig tief gestimmte Ayotte & Kepler. Alle Instrumente der Basis-Library sind mit Drumsticks eingespielt worden. Hot-Rods, Besen oder Mallets finden sich nur in den zahlreichen Erweiterungspacks.

Audio Samples
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Funky Rock Samba NuMetal Rock

Jetzt könnt ihr vorerst eure Neugier an ein paar Klangbeispielen befriedigen. Ihr hört einen Querschnitt durch die Library, bei dem keinerlei Effekte zum Einsatz kommen und ich einige der über 5000 mitgelieferten Grooves und Fills verwendet habe. Diese Grooves liegen übrigens nicht wie bisher als MIDI-Files, sondern in einem hauseigenen Format vor, sind aber natürlich entsprechend exportierbar.

Presets, Presets und nochmal Presets
BFD 2 arbeitet mit einer komplexen, aber sehr effizienten Hierarchie aus Presets, die mit der entsprechenden Struktur in einer DAW mithalten kann. Damit wir später nicht ins Straucheln geraten, möchte ich diese erklären, bevor wir uns den einzelnen Bestandteilen des Interfaces widmen. Ich möchte mich hiermit vorab für den inflationären Gebrauch des Wortes „Preset“ entschuldigen.
Die Mutter aller Presets ist das BFD2 Preset. In ihm enthalten sind das Kit Preset (Zusammenstellung des Drumsets), Mixer Preset (Snapshot des Mixers), Palette Preset (Snapshot des Sequencers), Keymap Preset (MIDI-Zuweisungen), Automap Preset (Zuweisungen von Automationsparametern) und die Session Preferences (Programmeinstellungen, für die man davon ausgeht, dass sie mit verschiedenen Sessions variieren). Mit Ausnahme der Letztgenannten, kann man frei selektieren, welche dieser Bestandteile mit dem Mutterpreset geladen werden sollen.

BFD2_PresetHierarchie

Innerhalb des Kit Presets gibt es Kit-Piece Presets, die Einstellungen einzelner Instrumente verwalten. Das Mixer Preset beherbergt die Channel Presets für einzelne Kanalzüge, die wiederum Effekt Presets für die Inserts beinhalten. Das Palette Preset des Sequencers fasst mehrere Groove Presets (Variationen und Fills) zusammen.
Wer jetzt vor lauter Presets den Überblick verloren hat, der sei beruhigt, denn so kompliziert ist das gar nicht. Sobald man sich ein wenig eingearbeitet hat, dankt man FXpansion, dass dies so flexibel und intelligent gelöst wurde. Presets aus BFD 1 können übrigens problemlos importiert und als BFD2 Presets abgespeichert werden.

Die Kit-Page – Der Sandkasten für Musikproduzenten

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Im zarten Kindesalter darf man seinen Spieltrieb noch ungehemmt im Sandkasten ausleben, aber mit dem Erwachsenenalter wird man aus offensichtlichen gesellschaftlichen Gründen dazu gezwungen, diesen auf andere Ebenen zu verlagern. Während Kinder munter Sandburgen bauen, folgt man als gereifter Musiker in den schattigen Hallen seines Studios ganz dem Motto „my drumset is my castle“ und baut mit BFD2 seine eigenen kleinen (oder großen) Gewitterburgen. Ach, und es macht doch einfach einen unheimlichen Spaß, eigene Kits zusammenzustellen und verschiedene Kombinationen von Toms, Snares und Becken auszuprobieren.

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Insgesamt stehen je nach Wahl 10, 18 oder 32 Sound-Slots zur Verfügung, wobei sich die Abbildung in der oberen Hälfte des Interfaces natürlich auch an diese Größeneinstellung anpasst. Abhängig von der Stilistik wird die kleinste Einstellung in den meisten Fällen völlig ausreichen, und je kleiner das Kit, desto größer ist natürlich der verbleibende Arbeitsspeicher. Die Slots können via MIDI-Learn einem Controller zugewiesen und mit der Link-Funktion verbunden werden, so dass beim Anschlag eines Instruments ein weiteres automatisch angespielt wird. Hier wäre die Möglichkeit, einen Zeitversatz zwischen den verbundenen Instrumenten einzubinden, der womöglich auch noch durch Zufallsvariationen “vermenschlicht” wird, eine feine Sache gewesen, aber all das lässt sich natürlich auch im Sequencer programmieren. Die Sound-Slots sind von vornherein den Kategorien der Abbildungen zugeordnet. Öffnet man also mit einem Doppelklick auf eines der Instrumentenfelder den Sound-Browser, werden für ein Tom-Slot zunächst nur Toms angeboten. Dies lässt sich aber problemlos über das Type-Menu anpassen, und so kann man sich, wenn man denn so will, zum Beispiel auch ein komplettes Drumset aus Bassdrums zusammenbauen.

Screenshot_03_SoundBrowser

Der Kit-Piece Inspector – Wie man sich einen Schlagzeuger gefügig macht
Zurück zur Kit-Page. Diese beherbergt auf ihrer rechten Seite nämlich den Kit-Piece Inspector. Wie der Name schon vermuten lässt, können wir hier die einzelnen Teile unseres Drumsets bearbeiten. Neben einer grundlegenden Lautstärkeeinstellung gibt es die Möglichkeit, das Mono-Direktsignal im Stereo-Panorama zu platzieren und den linken und rechten Kanal der Raummikrofone (für dieses eine Instrument) zu vertauschen. Dies sind zwei Parameter, die sich eigentlich im internen Mixer wiederfinden, zugunsten des Workflows aber auch hier regelbar sind. Für die Raummikrofone lässt sich weiterhin anpassen, wie groß ihr Anteil am Gesamtklang sein soll. Beispielsweise ließe sich bei Bedarf der Pegel der Bassdrum auf dem Amb3-Channel reduzieren.

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Auch das Bleeding in die Kick- und Snare-Mikros kann man in seiner Lautstärke anpassen, ganz abschalten, oder auf den instrumenteneigenen Direktkanal legen. Genaugenommen ist das Bleeding so kein Bleeding mehr, aber der Vorteil, dass die Kick- und Snare-Kanäle frei bleiben und die entsprechenden Anteile trotzdem hörbar sind, liegt auf der Hand. Bei einer echten Schlagzeugaufnahme wäre all das natürlich unmöglich.

Als nächstes geht es nun darum, einen imaginären Talkback-Kanal zu öffnen, Kontakt mit unserem virtuellen Schlagzeuger aufzunehmen, und ihm zu vermitteln, welchen Sound wir uns von ihm wünschen. Mit drei unscheinbaren Drehreglern lässt sich all das anstellen, was ein Drummer im Studio mittels Stimmschlüssel und Gaffa-Tape an seinem Set feinjustieren kann. Jede Trommel (und auch jedes Becken) kann über den Tuning-Parameter in Cent-Schritten um bis zu eine Oktave nach oben oder unten verstimmt werden. Mittels „Damp-Amount“ und „Damp-Frequency“ kann man den Klang zudem dämpfen, also Obertöne absenken und die Abklingzeit verkürzen. Natürlich ist es nicht tatsächlich so, dass der Drummer in diesem Moment sein Schlagfell zunehmend höher spannt oder mehr und mehr mit Tape beklebt, sondern all das wird durch einen hochwertigen Pitch-Shift-Algorithmus und eine Kombination aus Filter und Hüllkurve umgesetzt. Dies wirkt sich bei extremen Einstellungen erwartungsgemäß auf die Natürlichkeit des Klangs aus, ist also mit Vorsicht zu genießen. Bei geringen Veränderungen wirkt die Illusion, das Set sei wirklich so aufgenommen worden, aber absolut überzeugend. Über einen vierten Drehregler, der mit der Bezeichnung „Dynamics“ versehen ist, können wir unseren virtuellen Schlagzeuger zudem dazu bringen, das Instrument prinzipiell härter oder weicher anzuschlagen, was im Programm über eine Skalierung der Velocity-Werte bewerkstelligt wird. Anweisungen wie „Ich möchte gerne, dass du Tom eins etwas höher stimmst, abdämpfst und generell nicht zu kräftig anspielst“, die – an resolute Schlagzeugerpersönlichkeiten gerichtet – auf ein unwilliges Murren treffen könnten, werden also sklavisch befolgt. So soll es sein!

In einem weiteren Bedienfeld des Kit-Piece Inspector können die verschiedenen Artikulationen des gewählten Sounds bearbeitet werden. Der „Artic Trim“-Wert ist eine Art Lautstärkeregler für Spielweisen mit dem z. B. der Rimshot auf der Snaredrum im Verhältnis zum normalen Anschlag angehoben werden kann. Die Parameter „Vel To Amp“, „Vel To Ptch“ und „Vel To Damp“ setzen die eingehende Anschlagstärke in Bezug auf Lautstärke, den Tuning- und den Damp-Parameter, die ich im letzten Absatz angesprochen habe. Auch in der Realität klingt eine härter angeschlagene Trommel in der ersten Phase des Klangs höher oder in Relation gesehen obertonärmer. All dies lässt sich hier betonen oder abschwächen. Jetzt ist erst mal Zurücklehnen und Berieseln lassen angesagt. Im folgenden Video seht ihr die Funktionen der Kit-Page in Aktion.

Wie man sieht, sind die Samples in BFD 2 nicht ausschließlich das Maß aller Dinge. Man kann sie sich durchaus bis zu einem gewissen Grad gefügig machen, und damit man all diese Einstellungen nicht mühsam für jedes Sound-Slot wiederholen muss, kann man all das als Kit-Piece Preset abspeichern. Der unten an den Kit-Piece Inspector angehängte Mini Mixer ist eine weitere Abkürzung auf die große BFD -2-Mixerkonsole und ermöglicht es, die Verhältnisse von Direktsignal und Raummikrofonen für das komplette Drumset (also nicht wie im Inspector für einzelne Bestandteile) anzupassen. Zudem finden sich global wirksame Regler für die Stimmung, die Anschlagstärke und deren zufällige Variation (Humanize).

Die Mixer-Page

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Um die bis zu 32 Sound-Slots mit zugehörigen Raummikrofonen zu bändigen, bietet BFD 2 einen hochflexiblen Mixer an. Hier sind von vornherein alle Kanäle auf den internen Master-Channel geroutet, der an BFDs ersten Stereo-Ausgang weitergeleitet wird. Bei Bedarf kann aber jeder einzelne Kanalzug einem der 8 Stereo- oder 16 Monoausgänge zugeordnet werden. Was hier leider fehlt, ist die Möglichkeit, im Standalone-Modus die verschiedenen Ausgänge des Audio-Interface anzusteuern. Gerade im Livebetrieb auf der Bühne wäre es aber sehr wünschenswert, dem Mischer separate Signale anbieten zu können. Vielleicht schafft FXpansion diesem kleinen Mangel in Zukunft noch mit einem Update Abhilfe. Innerhalb eines Hosts funktionieren die Multi-Outs aber wunderbar. Alternativ zum internen Mixer kann also auch das Mischpult der DAW und somit das eigene Effekt-Arsenal zum Einsatz kommen. Aus BFD 1 und den meisten anderen Plugins ähnlicher Kategorie ist man an eine solche Vorgehensweise eigentlich gewöhnt, da integrierte Mixer, wenn vorhanden, meist nur rudimentäre Möglichkeiten bieten. Für BFD 2 lohnt es sich aber, dies zu überdenken, denn was uns innerhalb des Plugins an Flexibilität und Klangeigenschaften geboten wird, kann locker mit einer Hostumgebung mithalten. Neben den je nach Anzahl der geladenen Sounds vorhandenen Mono-Direktkanälen und den drei Stereopärchen der Ambience-Channels lassen sich dem Mixer unbegrenzt viele Aux-Kanäle hinzufügen, die entweder als Send-Effekte oder Subgruppen dienen. Die drei Snare-Mikros sind also mit wenigen Mausklicks auf einem gemeinsamen Kanal zusammengefasst, wo sie in ihrer Summe mit bis zu vier Insert-Effekten versehen werden können. Von dort aus kann dann bei Bedarf ein weiterer AUX-Kanal, der zum Beispiel mit einem Hall-Effekt bestückt sein könnte, über einen von vier Send-Wegen beschickt werden.

Richtig klasse ist die direkte Integration von Sidechaining. Soll die Bassdrum jedesmal, wenn sie angespielt wird, ein gleichzeitig klingendes Becken dazu bringen, sich unter ihr zu ducken (“leiser” zu werden)? Das lässt sich machen! Einfach einen Send-Weg der Bassdrum per Mausklick zum Sidechain-Weg umfunktionieren und mit ihm den Kompressor auf dem Direktkanal des Beckens oder den Overheads füttern. Bei Bedarf kann das Sidechain-Signal sogar mit einem EQ von Bassfrequenzen befreit werden, die einen Kompressor oft ungewollt triggern.

Wie das Sidechaining funktioniert und klingt, seht und hört ihr im folgenden Video:

Wie ihr seht, gibt es im Bereich rechts unten ein einblendbares Utility-Fenster, in dem in unserem Video der Status der Send-Wege bearbeitet wurde. Hier gibt es noch weitere Funktionen. In der Mic-Ansicht lässt sich neben der Gesamtlautstärke der Direktsignale und den Bleedings auch die Position der Raummikrofone verändern. Dieses Feature ist alteingesessenen BFD-Usern wohlbekannt. Für die drei Ambience-Channels kann man jeweils die Entfernung zum Drumset und die Entfernung untereinander, also die Stereobreite, einstellen.

Ähnlich wie beim Tuning und Damping im Kit-Piece Inspector kommen hier natürlich künstliche Algorithmen zum Einsatz. So wird durch den „Distance“-Regler ein Pre-Delay vor die Raumanteile geschaltet, was den Eindruck erzeugt, die Schallwellen kämen erst später bei den Mikros an und hätten dementsprechend eine weitere Strecke zurückgelegt. Hinter dem „Width“-Parameter verbirgt sich letztendlich ein Stereo-Spread-Effekt, der die gemeinsamen Signalanteile (das so genannte “M”-Signal) eines Stereo-Pärchens absenkt.

In der Export-Ansicht lassen sich Einstellungen für den in BFD 2 möglichen Multichannel-Audioexport machen. Hier kann man ein Verzeichnis angeben, in dem alle einzelnen Dateien abgelegt werden, und den Dateinamen aus Gründen der Übersichtlichkeit ein Prefix vorschalten (zum Beispiel den Titel eines Songs). Mit einem Klick auf „Export“ werden sodann alle scharfgeschalteten Spuren wahlweise in einem 16 Bit, 24 Bit oder 32 Bit-Float WAV-Format ausgelagert. In den Preset- und Kit-Piece-Ansichten finden sich workflowfreundliche Abkürzungen zum entsprechenden Browser, bzw. Inspector.

Die Effekt-Suite
Für ein hochentwickeltes Mixersystem wie in BFD 2 ist eine eigene Effekt-Suite natürlich Pflicht. Während andere Plugins oder sogar manche DAW diese auch auf eine entsprechend pflichterfüllerische Art und Weise beifügen, macht BFD eine Kür daraus und spendiert dem Anwender eine qualitativ äußerst hochwertige und formbare FX-Sektion.

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Wie man in der Effektliste des Kontextmenüs im obigen Screenshot erkennen kann, findet das Produzentenherz alles, um mindestens seine grundlegenden Bedürfnisse zu stillen. Seit Version 2.1 gibt es neben einem neuen Envelope-Shaper als Alternative zu den aufgenommenen Rauminformationen auch den algorithmischen Hall „Breverb“, und zwar in je einer Variante für große Räume, kleine Räume und Plattenhall. Besonders erwähnenswert ist auch, dass BFD eine Lite-Version des Kult-Plugins „Vintage Warmer“ von PSP Audioware an Bord hat. Alle Effekte im Detail zu besprechen, würde wohl die Grenzen dieses Testberichts vollständig sprengen. Lassen wir also das Gerede über Threshold, Flankensteilheit und Modulationstiefe. Stattdessen bekommt ihr Schritt für Schritt zu hören, wie einige der Effekte auf den Sound des Tamburo Opera-Drumsets mit einer Zildjian 15“ Z-Series Mastersound-Hi-Hat einwirken. Wer jetzt an einem Laptop sitzt, sollte am besten ein paar Kopfhörer anschließen.

In Beispiel 1 hört ihr für zwei Takte das unbehandelte Set ohne Overheads und Raumkanäle. Mit dem dritten Takt schaltet sich auf den Hi-Hats und den Subgruppen von Snare und Kick jeweils ein EQ zu, der ein wenig im Frequenzspektrum aufräumt. Die Bassdrum erfährt um 220 Hz eine Absenkung um 6 dB. Die Snaredrum wird um 550 Hz ausgedünnt und in den Höhen ab 5 kHz leicht angehoben. Die Hi-Hats befreien wir unterhalb von 600  Hz von unnötigem Ballast, während eine sanfte Betonung um 3 kHz für etwas mehr Präsenz sorgt.

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EQ Kompressor

Im nächsten Schritt verleiht eine Instanz von BFDs Bus-Kompressor der Bassdrum mit einer Attack-Zeit von 30 ms etwas mehr Punch. Auch die Snaredrum wird komprimiert, allerdings kommt hier der Channel-Kompressor zum Einsatz, der sich in Funktionsweise und Sound leicht vom Bus-Modell unterschiedet. Mit 12 ms Attack-Zeit lassen wir die Transienten unbehandelt passieren, während die relativ kurze Release-Zeit von 50 ms dafür sorgt, dass das Instrument länger nachklingt und gefühlt an Lautheit gewinnt. Abschließend werden die Hi-Hats durch einen Verzerrer angeraut und obertonreicher.

Jetzt wollen wir die Direktsignale mit Rauminformationen versehen. Ich bin natürlich neugierig, wie das algorithmische Breverb klingt, und deshalb hören wir es nach zwei Takten in der Plate-Variante auf der Snare. In weiteren zweitaktigen Schritten folgen die Overheads und der Room-Channel. Der Amb3-Raum kommt hier nicht zum Einsatz. Im Vergleich zu den vorherigen Schritten wird durch das Hinzufügen der Hallsignale zwangsläufig der gesamte Pegel erhöht.

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Reverb Buss-Kompressor

Zu guter Letzt wollen wir den Sound der drei Instrumente durch Summenkompression zu einer Einheit zusammenschweißen. Um das zu tun, packe ich den bereits erwähnten Vintage Warmer als Insert-Effekt auf den Masterkanal und lasse die Default-Einstellungen größtenteils unangetastet. Wie gewohnt greift dieser nach zwei Takten zu. Der Spitzenpegel wird dadurch nicht erhöht. Am Ende des Klangbeispiels hört ihr zum Vergleich noch einmal die unbehandelte Version aus dem ersten Beispiel.

Ein klitzekleiner Mangel am Mixer in BFD 2 ist das Fehlen von skalierten Pegelanzeigen. Immer wieder habe ich mir beim Erstellen der obigen Klangbeispiele gewünscht, sehen zu können, wie weit ich den Pegel absenken muss, um die bearbeiteten Signale insgesamt nicht lauter werden zu lassen und damit den Eindruck der Effekte zu verwischen. Vor allem in den Kompressoren wäre eine numerische Gain-Reduction-Anzeige eine feine Sache. Eine solche findet sich nur im Vintage Warmer. Natürlich ist prinzipiell das Ohr das Maß aller Dinge, aber an manchen Tagen wünscht man sich nun mal einen absoluten Vergleichswert.

Die Grooves-Page – Von Menschen und Maschinen

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Nach der Kit-Page und der Mixer-Page ist die Grooves-Page der letzte der drei großen Arbeitsbereiche in BFD 2. Hier findet sich ein komplett ausgestatteter MIDI-Editor, in dem sich einzelne Grooves erstellen und bearbeiten lassen. Dies ist eine sehr begrüßenswerte Lösung, denn wenn BFD von der Außenwelt aus angesteuert wird, kann wegen des Artikulationsreichtums der verschiedenen Sounds schon einmal der Überblick über das Key-Mapping verloren gehen. Im internen Editor gibt es für jede Spielweise eine eigene Zeile, und um das ganze noch übersichtlicher zu gestalten, kann man den Editor anweisen, eine kontextbedingte Auswahl aller Artikulationen anzuzeigen, zum Beispiel nur die im aktuellen Groove verwendeten.
Die eingehenden MIDI-Daten aus einem Hardware-Controller, wie beispielsweise einem Masterkeyboard, MPC-Controller, oder E-Drumset können im Editor wahlweise mit oder ohne Metronom aufgenommen werden. Für eine Bearbeitung mit der Maus finden sich in der Toolbar am linken Rand der Grooves-Page die wichtigsten Werkzeuge, deren Funktionen mit einem Linksklick auf eines der entsprechenden Symbole der linken Maustaste zugewiesen werden. Für die rechte Maustaste, bzw. den Ctrl-Klick auf dem Mac, gibt es eine sekundäre Bearbeitungsfunktion. So kann man sich zum Beispiel entscheiden, mit einem Linksklick Noten zu setzen und mit einem Rechtsklick die Anschlagstärke zu regeln. Gerade in diesem Fall ist das sehr erfreulich, denn die Velocity-Ansicht ist etwas klein ausgefallen. Zudem findet sich eine Undo-Funktion mit unbegrenzten Ebenen, die allerdings nur auf der Grooves-Page effektiv ist. Seit BFD 2.1 gibt es auch einen entsprechenden Redo-Button.

Natürlich lassen sich alle Events auch auf ein Raster quantisieren, das sich bis zu einer Auflösung in 128stel-Noten, wahlweise auch als Triolen oder Punktierte Noten, verfeinern lässt, und das zudem einen stufenlosen Swing-Regler bietet. Diese Art der Quantisierung ist allerdings destruktiv, verändert also die absoluten Positionen der Events. Dies ist interessant, wenn ein Groove abgespeichert oder als MIDI-File exportiert werden soll. Ähnlich wie im Mixer vermisse ich im Editor eine numerische Positionsanzeige innerhalb der MIDI-Ticks, wie das in den großen Sequencern eigentlich Usus ist. Auch eine Part-zu-Groove-Funktion, die das Grid am Mikrotiming eines bestehenden Grooves ausrichtet wäre natürlich erfreulich.

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Anders ist das bei den Groove FX, auf die man über ein einblendbares Fenster im unteren Bereich des Editors zugreifen kann. Diese lassen – ähnlich wie ein MIDI-Effekt – den programmierten Groove unangetastet, übersetzen aber den Inhalt gemäß unseren Anweisungen. Hier gibt es ebenfalls eine Möglichkeit zu Quantisieren, bei der gleich zwei Swing-Parameter zur Verfügung stehen. Mit dem „Q.Swing“-Parameter beeinflusst man das Raster, an das man den programmierten Groove mit „Quantize“ stufenlos anpassen kann. Mit dem separaten Swing-Regler weiter rechts werden dagegen nur die für den Swing verantwortlichen Offbeats im Mikrotiming verschoben. Alles andere bleibt unverändert.
Mit einem Mausklick auf „Double“ oder „Half“ wechselt man erwartungsgemäß auf die Double- oder Halftime-Ebene. Wenn der Groove dann in Doubletime nervös klingt und im Extremfall sogar anfängt, nach Jazz-Rock-Experimenten der 70er-Jahre zu klingen, kann man ihn über „Simplify“ ausdünnen, wobei hier zuerst die leiseren und vom Raster am weitesten entfernten Anschläge ausgemustert werden. Aus Einzelschlägen programmierte Wirbel werden hier leider nicht als solche erkannt und fallen der Funktion schnell anheim. Der „Weight“-Parameter wirkt genauso wie die Master-Dynamics im Mini-Mixer auf der Kit-Page und skaliert die Velocity-Werte, während „Comp“ – wie die Bezeichnung vermuten lässt – einem MIDI-Kompressor entspricht.
Mit den Humanize-Funktionen „Hum. Time“ und „Hum. Vel“ kann man zufällige Fehler in die programmierten Sequenzen einbauen und sie so vermenschlichen. Die beiden Regler können in der Tat eine enorme Wirkung haben, und mit extremen Einstellungen ist hier Vorsicht geboten. Erinnern wir uns an das Bild mit den im Sandkasten spielenden Kindern und dem Herren Musikproduzent, der währenddessen im Schatten seines Studios Gewitterburgen zusammenstellt. Wenn der engagierte und hochbezahlte Profi-Drummer bei der Anweisung, seine Felle mit Gaffa-Tape zu bekleben, ernsthaft widerspenstig wird, kann man ihn mit den Humanize-Funktionen kurzerhand feuern und als Ersatz eines der Kinder aus dem Sandkasten hinters Schlagzeug setzen. Zumindest klingt es so, wenn man die beiden Regler auf Rechts-Anschlag stellt. BFD 2 kann bei Bedarf also richtig schlecht Schlagzeug spielen – bei einer Software ist ein so hoher Menschlichkeitsfaktor fast schon ein Kompliment wert. Da der Bedarf dafür jedoch kaum vorhanden sein wird, empfiehlt sich ein vorsichtiger Umgang mit diesen Funktionen. In der Nähe des linken Anschlags sind für meine Ohren die Ergebnisse am besten.

Wenn wir mit den Einstellungen in den Groove FX zufrieden sind, können wir sie destruktiv auf die Sequenz im Editor oder auch auf alle Grooves in der Palette anwenden, die sich auf der rechten Seite der Grooves-Page befindet.

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In der Palette werden die einzelnen Grooves verwaltet und jeweils einer MIDI-Note zugewiesen, damit sie über Tastendruck auf einem Controller oder eine MIDI-Spur im Host-Sequencer gestartet werden können. Bereits durch einzelne Sounds belegte Tasten werden dabei ausgegraut dargestellt, was natürlich sehr wirksam ist, um Doppelbelegungen vorzubeugen. Wenn gewünscht, kann man eine Sequenz als Fill kennzeichnen und sie so in den Fokus der Auto-Fill-Funktion rücken. Für jedes Slot lässt sich weiterhin ein Start- und Endverhalten angeben. Ein Groove kann also beispielsweise sofort bei Tastendruck  oder in Sync zum Host abgefahren werden und – nachdem er abgespielt worden ist – verstummen, in einer Loop weiterspielen oder nach Zufallsauswahl auf ein anderes Groove- oder Fill-Slot wechseln. Je nach Situation (z.B. Arrangement in einer Produktion oder Begleitautomatik im Live-Einsatz) lässt sich das Verhalten sinnvoll anpassen. Selbstverständlich können auch einzelne Grooves oder ganze Paletten, die verwandte Grooves und Fills zusammenfassen, als Preset geladen oder abgelegt werden. An dieser Stelle muss ich aber leider sagen, dass ein beträchtlicher Teil der über 5000 vorgefertigten Sequenzen trotz abgeschalteter Humanize-Funktion auch im empfohlenen Original-Tempo ein eigenartiges Time-Feeling aufweist und hin und wieder etwas rumpelt.

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Optional kann BFD 2 anhand des Drum-Tracks ein ganzes Schlagzeug-Arrangement abspielen. Per Drag & Drop zieht man einzelne Grooves oder Fills in die Leiste über dem Editor und stellt sie dort in die gewünschte Reihenfolge. Sobald der Auto-Play-Modus auf „Drum-Track“ steht, wird die Wiedergabe zum Positionszeiger des Hosts synchronisiert, und man muss nicht einmal eine MIDI-Spur zuweisen, um das gewünschte Ergebnis zu hören. Dieser Wiedergabemodus empfiehlt sich besonders, da bei einem Exportieren der in BFD programmierten Sequenzen nur über das Key-Mapping zugewiesene Artikulationen auch wirklich in der Ausgabedatei vorhanden sind.

Nach dieser längeren Durststrecke ist es jetzt aber wieder an der Zeit für ein weiteres multimediales Ereignis. Im folgenden Video könnt ihr euch die Grooves-Page in der Praxis ansehen:

Übrigens: Auch wer seine eigenen BFD2-Grooves an einen anderen BFD2-User weitergeben will, tut dies besser im hauseigenen Format, denn durch unterschiedliche Mappings besteht die Gefahr, dass auf einem anderen System die falschen Sounds abgespielt werden. Womit wir beim Thema wären…

Die Mapping-Page – Der Dolmetscher zwischen BFD2 und seiner Umgebung
Rückblickend sieht man, dass BFD aufgrund seiner vielfältigen Features mehr oder weniger gezwungen ist, eine eigene Sprache zu sprechen. Um diese für einen Host-Sequencer oder einen Hardware-Controller zu übersetzen, gibt es die Mapping-Page. Hier gibt es für Key-Maps und Automation-Maps jeweils eine Ansicht, und zusätzlich können auch Program-Changes zugewiesen werden.

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Die Key-Map-Ansicht ist sozusagen eine Spielwiese für die Spielweisen. Wenn 32 Sound-Slots in BFD 2 vollständig ausgenutzt werden und jedes dieser Slots über seine eigenen Artikulationen verfügt, kann es auf den maximal 128 Tastennummern unseres Masterkeyboards schon ganz schön eng werden. Um hier hauszuhalten, können alternativ zu MIDI-Learn auf der Kit-Page einzelne Artikulationen einer Taste zugewiesen werden. Wem das für die elf Varianten der Hi-Hats verständlicherweise zu langwierig ist, der kann auch alle Artikulationen eines Instruments chromatisch über einen ganzen Bereich verteilen.  Einen Sonderfall nehmen hier die variablen Hi-Hat- und Snare-Controller ein. Wenn BFD 2 über ein E-Drumset angesteuert wird, wollen wir hier natürlich nicht jede Spielweise auf ein anderes Pad legen, sondern alle Hi-Hat-Sounds sollen direkt auf einer MIDI-Note im Kontext des Pedal-Controllers spielbar sein. Wie BFD auf diesen Pedal-Controller oder auch auf die Position, an der das Snare-Pad angeschlagen wird, reagiert, lässt sich hier haarfein einstellen.

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Was für Sounds gilt, gilt natürlich auch für Automationsparameter. Diese können ebenfalls via Drag & Drop MIDI-Tasten, MIDI-CCs und Host-Automation zugewiesen werden. Das Meiste in BFD 2 ist automatisierbar, aber eine Grenze wird zum Beispiel bei den Insert-Effekten erreicht. Es wäre schön gewesen, diese über Fernsteuerung zumindest an- und ausschalten zu können. Da dies nicht möglich ist, mussten übrigens auch die Soundbeispiele zur Effekt-Suite getrennt gebounct und im Nachhinein wieder zusammengeschnitten werden. Natürlich können Key- und Auto-Maps auch als Presets geladen werden und erfreulicherweise werden die populären Controller (wie zum Beispiel von Roland oder Yamaha) auch direkt unterstützt und können damit wie bei Plug & Play eingebunden werden.

Fazit
BFD 2 ist ein wahrer Gigant. Nicht nur gemessen am Umfang der Datenmenge, sondern auch an Realitätstreue, Klangqualität, Funktionsvielfalt und Flexibilität. Die zum Teil extrem kultigen Drumsets machen einfach Spaß, und ein normal sterblicher Musikkonsument wird den Unterschied zwischen einem gut programmierten BFD-Track und einer echten Aufnahme im Rock/Pop-Bereich definitiv nicht hören. Dabei kommen durch die ökonomischen Anpassungsmöglichkeiten auch schmalbrüstigere Rechner bei geringen Latenzen nicht zu schnell ins Schwitzen. Problematisch wird es allerdings immer, wenn in einer Produktion noch viele andere speicherfressende Plugins zum Einsatz kommen. Wenn man ausschließlich den internen Mixer verwendet, will man sich in der Regel ja bis zum Abschluss des Mix die Zugriffsmöglichkeiten auf den Drum-Sound wahren und BFD folglich auch nicht mit einer Freeze-Funktion kaltstellen. Ob eine interne Freeze-Funktion umsetzbar wäre, die den Arbeitsspeicher freigibt, aber trotzdem Zugriff auf den Mixer erlaubt, ist natürlich auch äußerst fraglich. Letztendlich muss sich hier jeder selbst entweder für den großartigen Realismus oder gegen ein mögliches Performanceproblem entscheiden.
Usern von BFD 1.5 kann ich guten Gewissens raten, die 175,- € für ein Update zu investieren. Selbst wer an Mixer- und Sequencer-Funktionen nicht interessiert ist, erhält für sein Geld ein paar richtig gute Drumsets.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • komplette Workstation für akustische Drums
  • charakterstarke Library mit 10 realistisch abgebildeten Drumsets
  • qualitativ hochwertige Effekte in einer komplexen Mixerumgebung
  • integrierter Editor
  • höchst anpassungsfähig an Host-Sequencer und Hardware-Controller
  • verhältnismäßig ökonomischer Umgang mit Systemressourcen
Contra
  • im Standalone-Modus keine Einzelausgänge nutzbar
  • keine skalierte Pegelanzeige in Mixer und Kompressoren
  • keine Anzeige von MIDI-Ticks im Editor
  • mitgelieferte Grooves sind zum Teil etwas “kantig”
Artikelbild
FXpansion BFD 2.1 Test
Für 99,00€ bei
BFD2Boxes_01
TECHNISCHE DATEN
  • standalone
  • RTAS, VST, AU
  • virtuelles Drumstudio
  • 55 GB Samples
  • interner Mixer mit Effekten
  • interner Sequencer
  • Preis Vollversion 2.1: € 359,-
  • Preis Upgrade von Version 1.5: € 175,-

minimale Systemanforderungen:
Windows XP oder Vista, OSX 10.4 oder höher
1 GB RAM (2 GB empfohlen), 60 GB HDD mit 7200rpm
Pentium 4 (Windows), G5 oder Intel Mac (Mac OSX)
DVD Laufwerk, Internetverbindung

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