Praxis
Man kann im wahrsten Sinne des Wortes von einer Plug & Play Lösung sprechen, wenn man sich dem MD150E in der Praxis widmet. Ausgepackt, Netzkabel rein, Bass angeschlossen, Amp an der Rückseite angeschaltet und ab geht die Post.
Aber das ist eine Eigenschaft, die nahezu alle handlicheren Combos miteinander teilen. Was mir beim GK jedoch besonders gefällt, ist seine Eigenart, schon linear einen absolut verwendbaren Sound abzugeben. Generell kann man der Klangregelung von Gallien Krueger bescheinigen, dass der Sound selbst in Extremeinstellungen nie unnatürlich wirkt, wobei sich allerdings mit dem EQ nur bedingt „Extremsounds“ einstellen lassen. Aber was hilft mir andererseits ein EQ in der Praxis, mit dem ich Sounds generieren kann, die nie Verwendung finden? Der MB150E besitzt zwei semiparametrische Mittenregler, bei denen die Centerfrequenz (mit fest voreingestellter Bandbreite „Q“) stufenlos wählbar ist. Aber selbst dann, wenn man die 4-Band-EQ-Sektion überhaupt nicht bedient, stehen dem Bassisten durch die Voicing-Filter mehrere Soundoptionen zur Verfügung. Als wichtigste wäre da der Contour-Regler zu nennen, der mit einer einzigen Drehbewegung drei Frequenzbänder gleichzeitig beeinflusst. Je weiter er aufgedreht wird, desto stärker werden die Mitten bei 500 Hz abgesenkt und die Bässe und Höhen angehoben. Es entsteht die klassische EQ-Kurve, die zum typischen Slapsound führt. Den Contour-Regler aber ausschließlich auf einen „quick slapsound generator“ zu reduzieren, wäre unzureichend. Wer sich ungern mit der schwierigen Frage auseinandersetzt, welche Mitteneinstellung er für seinen Sound wählen soll, der findet mit diesem Poti eine segensreiche und vor allem vollkommen intuitive Entscheidungshilfe.
Beim ersten Klangbeispiel war die Klangregelung linear eingestellt. Man hört auf der linken Seite (im Mittelteil dann in der Mitte) einen durchgehenden growligen Achtelbass, bei dem der Contour-Regler zur Hälfte aufgedreht und der Low Cut Voice-Filter für einen Vintagesound-Charakter aktiviert war. Auf der rechten Seite hört man einen höheren Melodiebass, für den der Boostregler mit leichtem Overdriveeffekt zur Verwendung kam:
Beispiel 2 enthält wiederum zwei unterschiedliche Bässe, diesmal spielen sie allerdings beide mit dem gleichen Setting. Alle Voice-Filter sind ausgeschaltet, die Klangregelung mit leichtem Mittenpush bei 200 Hz und Mittenabsenkung bei 800 Hz. Ebenso wurden die Höhen stark abgesenkt:
Beispiel 3: Das Video zeigt die Soundwechsel an. Insgesamt wurde durch vier Settings gespielt.
Für dich ausgesucht
Red = Linear
Pink = Contour
Violet = Contour + Hi Boost
Blue = Contour + Hi Boost + Chorus
Beim attackreichen Slapsound zeigen sich sehr deutlich die unterschiedliche Charakteristik der Voicing Filter und der Effekt des Stereo Chorus in der letzten Sequenz.
Beispiel 4 zeigt sehr anschaulich, dass es sich beim eingebauten Chorus um ein wirklich gut einsetzbares Effektgerät handelt, das sich hinter externen Exemplaren seiner Gattung nicht im Geringsten verstecken muss. Zwar lassen sich lediglich Modulationstiefe und Effektstärke regeln, aber die voreingestellten Werte sind sehr geschmackvoll gewählt. Besonders für einen Fretless-Bass eignet sich das Setting sehr gut:
Besondere Erwähnung verdient noch der integrierte zuschaltbare und regelbare Limiter. Da die Leistung des Verstärkers bei intensiver Beanspruchung dem Speaker sehr hohe Belastung aufbürden kann, besonders, wenn es zu nichtlinearen Clippings der Endstufe bei harten Signalspitzen kommt, hat man dem Zwerg einen Pegelbegrenzer spendiert, den man bei Bedarf am Ende der Signalkette aktivieren und so seinen Lautsprecher schützen kann.
Mit einer externen Box gewinnt der MB150E dann so richtig an Fahrt. Eine Kombination von externer 8 Ohm Box und internem 8 Ohm Speaker liefert eine Parallelschaltungs-Impedanz von 4 Ohm und entlockt dem Amp seine Höchstleistung – wie schon erwähnt nominale 150 Watt, die jedoch deutlich nach mehr klingen. Durch die Möglichkeit, sogar zwei externe Boxen anzuschließen, gewinnt man ein großes Maß an Flexibilität, und der Zwerg offenbart sein volles Potential in nahezu allen Lebenslagen. Zieht man zusätzlich in Betracht, dass man über den auf der Rückseite integrierten Line-Out-Ausgang bei Bedarf weitere Endstufe ansteuern kann, reicht der Mini-Amp als flexible Standalone-Lösung für viele Bassisten vollkommen aus.