Praxis
Der kleine Bolide ist fix aufgebaut, ich verbinde ihn nur mit der Steckdose und schließe auf der Rückseite den Fußschalter und per Speakon-Verbindung die Boxen an, fertig. Nach dem Einschalten leuchtet der Powerbutton rot, sobald der Amp die Diagnoseroutine durchlaufen hat, wechselt die Beleuchtung auf blau und ich bin startklar.
Was ich dann höre, überrascht mich nicht, und das meine ich absolut positiv, denn der MB800 hat den typischen Gallien-Charakter. Der Sound ist ungeheuer punchy und sehr direkt, mit einem fetten, aber dennoch klaren Fundament, ein deutlicher Hochmittenanteil sorgt für gute Durchsetzungskraft und Ortbarkeit im Soundgetümmel. Typisch für GK-Amps ist auch der crispe und gut ausgeleuchtete obere Bereich, die Höhen sind beim MB800 ebenfalls weiter vorne als bei den meisten Microtop-Konkurrenten, ohne dass der Amp bei vernünftigen Einstellungen auch nur ansatzweise harsch klingt. Zusammenfassend also ein sehr wuchtiger und klarer Klang mit einer leicht aggressiven Note und sehr direkter Ansprache.
Der MB800 kann aber auch anders. Mit dem Hochmittenregler, der bei 1kHz greift, lassen sich Saiten- und Bundgeräusche gezielt ausfiltern, sodass der Amp etwas gutmütiger und entspannter daherkommt. Die EQ-Einsatzfrequenzen sind generell gut gewählt und wirken dort, wo es nützlich ist. Gedröhne wird mit dem Bassregler bei 60Hz reduziert, ohne dass der Sound dabei zu viel an Substanz verliert. Wer mehr Punch braucht, wird mit dem Lo-Mid-Regler bei 250Hz bestens bedient, und die Höhen bei 7kHz sorgen bei Bedarf für noch mehr Klarheit im Klangbild.
Richtig hohen Praxiswert hat für mich die Kanalfunktion mit dem zweiten Gainregler “B”. Bis ca. 12 Uhr bleibt der Amp relativ neutral und klar, danach kommen graduell Obertonanteile hinzu, bis der Amp schließlich verzerrt. Dass so etwas auch bei Vorstufen ohne Röhre gut klingen kann, hat Rob Gallien ja bereits mit seiner GIVE-Schaltung in zahlreichen seiner Amps gezeigt.
Für dich ausgesucht
Im Audiofile Hi Gain könnt ihr den MB800 mit neutralem EQ und Gain B auf ca 2 Uhr hören – ein schöner, fetter, angezerrter Sound, wie ich finde. Mit dem Levelregler wird die Endlautstärke des angezerrten Sounds an den klaren Ton von Kanal A angeglichen und per Fusstritt hin- und hergeschaltet. Eine weitere Anwendung wäre zum Beispiel ein Lautstärkeboost für das Bass-Solo. Wenn man seine Einstellungen gefunden hat, kann man die Gesamtlautstärke beider Kanäle mit dem Masterregler steuern.
Viele unter euch werden sich gegen Ende des Tests sicherlich fragen, wie laut der MB800 denn nun wirklich ist? Und ich kann euch sagen, dass der kleine Verstärker sehr, sehr laut ist. Die 300 Watt im Vergleich zum MB500 sind wirklich deutlich zu spüren und ich kann mir kaum eine Situation vorstellen, die der MB800 mit einer passenden Boxenkombi nicht meistern könnte. Auch bei brachialen Lautstärken klingt der kleine Kraftprotz stabil, fett und klar.
Ein kleiner Wermutstropfen der hohen Ausgangsleistung sind die zwei kleinen Lüfter, die im Vollbetrieb recht laut sind. Aber live hört man sie nicht, und im Studio- oder Wohnzimmerbetrieb schalten die Föns nur ab und zu mal ein, der Stress hält sich also in Grenzen.