Praxis
Bereits von der optischen Erscheinung her wirkt die Gallien Krueger NEO 810 kompromisslos. Man könnte das riesige, silberne Aluminiumgitter vor den Speakern auch mit dem bedrohlichen Kühlergrill eines Trucks vergleichen, der drauf und dran ist, einen zu überrollen. Das, gepaart mit der Information einer Spitzenbelastbarkeit von 3200 Watt, kann einem schon als Warnung gelten und die Botschaft ist klar: Hier wurde nicht gegeizt oder gekleckert.
Beim Slapbeispiel hört man bereits sehr deutlich, dass die Gallien Krueger NEO 810 den Sound deutlich in Richtung „Mittenloch“ färbt. Das ist ein durchaus typischer Sound für Gallien Krueger und es klingt so, als würde die Box von sich aus bereits diesen Sound transportieren – ohne dass ein passendes GK-Topteil angeschlossen wäre. Für den Slapsound ist diese Absenkung der Mitten durchaus ein Vorteil – dabei fliegt einem im Raum sprichwörtlich die Mütze weg. Die Box ist unglaublich laut, fast schneidend. Sie strahlt extrem direkt über lange Distanz, lässt aber das Gefühl von Fülle und Wärme vermissen, das man oft bei 8x10er Boxen empfinden kann.
Übrigens: Über die verwendeten Verstärker, die Mikrofone, die Bassisten und das generelle Testverfahren werdet ihr auf der Audio-Vergleichsseite informiert. Dort könnt ihr auch alle 240 Audiofiles direkt miteinander vergleichen!
Beispiel Fodera Bass Slap:
Interessanterweise klingt die Gallien Krueger NEO 810 im Fingerstyle harmonischer zusammen mit dem Transistorverstärker, dem TecAmp PUMA 1000. Während sie das Röhren-Obertonverhalten des Ampeg SVT 6-Pro schon fast überdeutlich abbildet – man hört Obertöne nahezu parallel mitschwingen – klingt der Ton beim TecAmp Topteil sehr clean und druckvoll. Lediglich den hier halb aufgedrehten Hochtöner könnte man noch etwas dezenter einsetzen oder unter Umständen sogar ganz ausschalten.
Nebenbei bemerkt wird der Hochtöner hier passiv gefahren. In Verbindung mit Gallien Krueger Verstärkern der RB-Serie lässt sich die Box über ein vieradriges Speakonkabel mit dem Amp verbinden und gewährt die Möglichkeit, den Hochtöner über eine separate 50 Watt Hochtonendstufe anzusteuern, die in die Amps integriert ist. Das wiederum ermöglicht stets sehr klare Höhen, selbst wenn die 10“ Speaker in die Verzerrung gehen sollten.
Beispiel Fodera Bass Finger:
Für dich ausgesucht
Beim Beispiel mit einem Fender Precision, gespielt mit Plektrum, wirkt die Box hart und metallisch. Dennoch kommt auch diesem Sound das typische Mittenloch durchaus entgegen und lässt ihn sehr trocken erscheinen. Speziell in Verbindung mit der immensen Lautstärke, die wir bei dem Test der Box verwendet haben, ist beeindruckend, wie direkt sie auch noch in einer Distanz von fünf bis sieben Metern klingt.
Beispiel Precision mit Pick, muted:
Zerrt man den Bass mittels Overdrivepedal an, so entpuppt sich die Box als brachiales Metalmonster. Der Sound klingt sehr modern, durchaus mit der Ästhetik einer Kreissäge – aber positiv gemeint. Es mag dem einen oder anderen zu brutal erscheinen, speziell, wenn das Ganze auch noch mit nahezu 1000 Watt herausgeprügelt wird, aber es klingt definitiv eigenständig – typisch Gallien Krueger eben.
Beispiel Precision mit Pick, Overdrive:
Beim nächsten Beispiel mit Flatwoundsaiten wirkt das ausgehöhlte Mittenspektrum etwas holzig und entzieht dem Basssound das Leben. Zwar kommt er klar, brillant und auch überzeugend, aber wer es gerne wärmer hätte, wird wahrscheinlich eine andere Soundästhetik als die der Gallien Krueger NEO 810 bevorzugen.
Beispiel Flatwound: