In seiner grundsätzlichen Arbeitsweise wirkt das Plus Pedal wie eine Art weitergedachter, intuitiver Looper. Das Ziel des Gerätes ist jedoch ein anderes, als wir es von herkömmlichen Loopern kennen, mit denen durch endlose Layer ganze Song- und Beatstrukturen aufgebaut werden, über die man (als Solokünstler) performen kann.
Das Plus Pedal hingegen glänzt eher als „verlängerter Arm“ oder „dritte Hand“ eines Instrumentalisten, der seine Klangpalette mit Soundscapes und Ambient-Klängen anreichern möchte. Für klassische Looper-Funktionen fehlen allerdings einige essentielle Features. Beispielsweise läuft die Aufnahme des Loop-Signals nicht wie sonst ab dem Moment des Knopfdrucks: Ein unkontrollierbar langes Signal wird bereits vor dem Treten des Pedals aufgenommen und dann im Loop abgespielt.
Die Tatsache, dass sich nicht genau bestimmen lässt, welcher Signal-Abschnitt aufgegriffen wird, erschwert die Kontrolle über den erzeugten Sustain-Klang. Dadurch, dass das Plus-Pedal nur sehr kurze Loop-Schnipsel abspielt, können ungünstige Facetten des Original-Signals die Grundlage des Sustain-Klanges bilden, beispielsweise eine schnarrende Gitarren-Saite oder ein stark resonierender Synthesizer-Ton. Um dies zu demonstrieren, habe ich ein paar gleiche Klänge abgespielt, bei denen ich zu jeweils unterschiedlichen Zeitpunkten das Sustain-Pedal getreten habe.
Das Original-Signal blendet langsam in den Nachklang über, da ich einen recht hohen Wert für „Rise“ (Attack) gewählt habe. Durch diesen Übergang wird ebenfalls der deutliche Klang-Unterschied zwischen Original- und Sustain-Signal deutlich. Das Realtime-Sampling ermöglicht zwar eine große Intuitivität, bewirkt aber hörbare Einbuße in der Auflösung: das Sustain-Signal klingt tendenziell dumpf und mittig.
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Synthesizer mit Sustain-Überblendung 1Synthesizer mit Sustain-Überblendung 2Gitarre mit Sustain-Überblendung 1Gitarre mit Sustain-Überblendung 2
Nicht nur mit der Sample-Klangqualität tue ich mich etwas schwer, sondern auch bei dem Eingangs-Pegel, mit dem das Plus Pedal arbeiten soll. Vor allem bei Synthesizern bewirkt ein Pegel von über -20 dBfs am Input des Plus Pedals ein unangenehmes Zerren im Effekt-Signal. Auch bei der Gitarre muss aufgepasst werden, mit wie viel Output man den Effekt anfährt, ohne das Wet-Signal zu verzerren.
Dieses Problem nagt an der intuitiven Bedienung und vertrauensvollen Live-Tauglichkeit des Pedals, weil man im Eifer des Gefechts live gerne auch mal die Kontrolle über seine Pegel verliert und das Plus Pedal hier nicht wirklich mitzuspielen scheint. Im folgenden Hörbeispiel hört ihr einen monofonen Analog-Synth erst in ¼ Output-Volume und dann in ¾. Die entstandene Verzerrung findet ausschließlich im Wet-Signal des Pedals statt.
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Verzerrung im WET-Signal des Plus Pedals
Durch die Hörbeispiele wird ebenfalls deutlich, dass der Sustain-Klangcharakter keineswegs übergangslos und kontinuierlich ist. Man hört bei jeglichen Klangquellen die Anfänge der kurzen Loop-Schnipsel im Sustain, wodurch fast eine Art flatterndes Tremolo erzeugt wird. Diese Nuancen lassen sich mithilfe externer Effekte weichzeichnen, wenn sie stören. Durch ein Reverb-Pedal im FX-Loop kann ich beispielsweise schöne, verschwommene Ambient-Flächen entstehen lassen. Der GROUP-Modus hilft mir hierbei, indem er mich mehrere Layer übereinanderschichten lässt. Dadurch lässt sich eine Grundfläche erzeugen, die durch verschiedene Layer nach und nach dynamisch angereichert werden kann.
Durch das Realtime- Sampling-Konzept herrscht bei dem Plus Pedal im Vergleich zu herkömmlichen Loopern eine unerreichte Intuitivität. Schließlich kann durch volles Aufreißen von Sustain und Tail die entstandene Fläche auch in eine Endlos-Schleife verwandelt werden, die erst endet, wenn man herzhaft einmal wieder auf das Pedal tritt und dadurch alle laufenden Layer stoppt. Dieser angenehme Workflow ist von vorne bis hinten hörbar im folgenden Meisterwerk:
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Volles öffnen von Sustain und Tail generiert eine Endlos-Schleife
Durch die verschiedenen Anschluss-Möglichkeiten können Dry- und Wet-Signal dann ja auch noch einzeln ausgegeben und durch eigene Effekt-Ketten gejagt werden. So kann über eine ruhige Ambience-Fläche dann auch ein verzerrter, modulierter Lead-Synth seinen Unfug treiben.
Separat ausgegebene Dry/Wet-Signale für Experimentierfreudige
Leider können die verschiedenen Layer nicht einzeln gelöscht oder rückgängig gemacht werden, wie man es von vielen anderen Loopern gewohnt ist. Das Konzept des Plus Pedals, keinen einfachen Loop, sondern eine Sustain-Fläche zu erzeugen, äußert sich vor allem bei rhythmischen Klang-Informationen. Das Gerät scheint bei Melodien oder bestimmten Rhythmen leicht überfordert, weil es ja meist nur einen winzigen Ausschnitt der Klanginformation weiterverarbeitet. So entstehen hektische und unplanbare Klangereignisse, die als große Inspiration für den nächsten Ambient-Soundtrack dienen können.
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Synthesizer Sequenz mit SustainDrum Sequenz mit Sustain
lustig bei einem gitarrenpedal als negativpunkt hinzuschreiben dass es eher fuer gitarre als fuer keyboards gedacht ist. :) das teil macht aber auch fuer experimentelle / elekrtonik-musiker richtig sinn. mensch muss sich allerdings ueberlegen bzw ausprobieren und lernen was fuer signale sich besonders gut eignen.
Da muss ich "dr w" recht geben.Es spricht zwar nichts dagegen ein Gitarren-Pedal am Keyboard zu benutzen, aber ein Pedal, das als hauptsächlich für Gitarren gedacht ist und so beworben wird["The PLUS pedal was designed primarily with electric guitars in mind, but as long as you are willing to put your acoustic instrument through the PA – you can use it with any melodic instruments, including Brass, Woodwinds, marimbas, vibraphones etc., via a microphone connection." (Webseite des Herstellers)],zu testen als wäre es ein Pedal dass für Keyboards gebaut ist, ist verfehlt und sagt nichts über das Pedal aus. Dieser Test bringt mir so gar nichts.Es testet ja auch keiner einen Keyboard-Comboverstärker mit Gitarre und beschwert sich dann darüber, dass es keinen Distortion-Kanal gibt.
Hallo "dr w" und "BonedoLeser", das Pedal wird noch von uns in der Gitarrenabteilung durch verzerrte Amps gejagt und auf Tauglichkeit für Gitarristen sorgfältig geprüft :-). Bitte noch etwas Geduld.
guter Bericht, speziell der Hinweis auf mögliche Verzerrungen hat mir geholfen, da ich nun nicht mehr die Angst habe, ein "Montagsgerät" gekauft zu haben. Mit der Pegelproblematik kann ich durch die Verwendung der programmierbaren Gain-Funktion im GigRig gut umgehen. Übrigens habe ich das Gerät etwas erweitert, die Pedal-Funktion habe ich umkehrbar gemacht und ich kann mit dem (toll verabeiteten) Pedal andere Geräte steuern.
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dr w sagt:
#1 - 14.06.2018 um 14:50 Uhr
lustig bei einem gitarrenpedal als negativpunkt hinzuschreiben dass es eher fuer gitarre als fuer keyboards gedacht ist.
:)
das teil macht aber auch fuer experimentelle / elekrtonik-musiker richtig sinn. mensch muss sich allerdings ueberlegen bzw ausprobieren und lernen was fuer signale sich besonders gut eignen.
BonedoLeser sagt:
#1.1 - 15.06.2018 um 05:10 Uhr
Da muss ich "dr w" recht geben.Es spricht zwar nichts dagegen ein Gitarren-Pedal am Keyboard zu benutzen, aber ein Pedal, das als hauptsächlich für Gitarren gedacht ist und so beworben wird["The PLUS pedal was designed primarily with electric guitars in mind, but as long as you are willing to put your acoustic instrument through the PA – you can use it with any melodic instruments, including Brass, Woodwinds, marimbas, vibraphones etc., via a microphone connection." (Webseite des Herstellers)],zu testen als wäre es ein Pedal dass für Keyboards gebaut ist, ist verfehlt und sagt nichts über das Pedal aus.
Dieser Test bringt mir so gar nichts.Es testet ja auch keiner einen Keyboard-Comboverstärker mit Gitarre und beschwert sich dann darüber, dass es keinen Distortion-Kanal gibt.
Antwort auf #1 von dr w
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenThomas Dill - bonedo sagt:
#1.1.1 - 15.06.2018 um 07:27 Uhr
Hallo "dr w" und "BonedoLeser",
das Pedal wird noch von uns in der Gitarrenabteilung durch verzerrte Amps gejagt und auf Tauglichkeit für Gitarristen sorgfältig geprüft :-). Bitte noch etwas Geduld.
Antwort auf #1.1 von BonedoLeser
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMartin Vogel sagt:
#2 - 11.07.2022 um 20:37 Uhr
guter Bericht, speziell der Hinweis auf mögliche Verzerrungen hat mir geholfen, da ich nun nicht mehr die Angst habe, ein "Montagsgerät" gekauft zu haben. Mit der Pegelproblematik kann ich durch die Verwendung der programmierbaren Gain-Funktion im GigRig gut umgehen. Übrigens habe ich das Gerät etwas erweitert, die Pedal-Funktion habe ich umkehrbar gemacht und ich kann mit dem (toll verabeiteten) Pedal andere Geräte steuern.