Gear-Chat Smash TV

Wie begann eure gemeinsame Zusammenarbeit?

Wir habe uns vor ’ner halben Ewigkeit kennengelernt, Holger war da schon Vollzeitmusiker und Kai kommt aus einem Band-Hintergrund und ist ursprünglich Gitarrist. Holger brauchte Gitarren für sein Smash TV Album „Bits for Breakfast“, die er eingespielt hat. Danach haben wir angefangen, ab und zu Musik zu machen und haben auch einen Track auf einer EP (Tech-Tech-Talk EP auf Bpitch Control) gemeinsam veröffentlicht, damals aber noch nicht zusammen als Smash TV. Diese hat super funktioniert, daraufhin haben wir angefangen, aus Spaß ab und zu zusammen aufzulegen. Irgendwann waren wir beide getrennt Platten kaufen und haben uns danach getroffen, um jeweils dem anderen zu zeigen, was wir gefunden hatten – wir mussten feststellen, dass wir sieben Platten unabhängig voneinander doppelt gekauft hatten! Und wir fanden dann beide, dass es sinnvoll ist, Smash TV zusammen zu machen.

Worauf liegt derzeit eurer Fokus?

Von November bis Dezember machen wir eine kleine Tour-Pause und spielen nur ein paar wenige ausgewählte Shows in Berlin und Deutschland, um unseren Fokus aufs Produzieren zu richten. Wir waren dieses Jahr sehr viel unterwegs und hatten dadurch nicht so viel Zeit fürs Studio, wie wir gern gehabt hätten. Das holen wir gerade wieder auf.

Wie sieht eine typische Woche bei euch aus?

Meistens ist es so, dass wir Sonntagabend irgendwoher zurückkommen und Freitag geht es dann schon wieder los, mit dem freien Montag bleiben dann nur 3 Tage zum Musizieren. Manchmal arbeiten wir getrennt, manchmal auch die ganze Zeit zusammen. Neben der Musikproduktion ist auch mit Social Media, P.R. und vor allem unserer eigenen Party-Reihe „Smash Invaders“ viel zu erledigen – typisch an den Smash TV Wochen ist, das jede Woche anders ist.

Und wie organisiert und konzentriert ihr euch konkret auf die Studioarbeit?

Das fängt damit an, dass wenn wir Musik machen, wir nix anderes als das tun. Keine E-Mails oder sonst was zwischendrin, dafür machen wir extra Office-Tage – sonst verlieren wir den Flow! Wir konzentrieren uns auf das Wesentliche, also auf Elemente, die den Track tragen. Und wenn man alle Sounds zusammen hat und die Song-Idee diese Magie hat, nach der wir suchen, haben wir gemerkt, dass es gut sein kann, auch hier im Fluss zu bleiben, sich nicht so viel Gedanken zu machen und das Stück fertig zu arrangieren.

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Kein Thema ist so gut, dass es einem nicht auf den Sack geht, wenn man es 8 Stunden lang im Loop gehört hat. Wenn man sich also zu früh um Details, sowohl im Arrangement als auch im Sounddesign kümmert, kann man gar nicht mehr einschätzen, ob es jetzt ’ne fette Nummer ist oder nicht. Später ist noch genug Zeit für den Engeneering-Part, der uns sehr wichtig ist. Sehr gut ist auch, wenn man Pausen macht, BEVOR man erschöpft ist. Man kann sich einfach nur eine bestimmte Zeit konzentrieren und wenn man das zu hart ausreizt, ist man früher platt.

Ich sehe hier im Studio sehr viel Hardware. Was ist der Grund dafür und wie ergibt sich daraus eurer Workflow?

Man kann ja mittlerweile so gut wie alles im Rechner machen, sogar Modular-Synthesizer gibt es als Plug-ins. Trotzdem fühlen wir uns bei der Arbeit am Rechner irgendwie wie eingesperrt. Man starrt auf den Bildschirm und öffnet ein Plug-in nach dem anderen und versucht, irgendwas Interessantes zu finden. Bei uns jedenfalls führt das Überangebot von Software und das Durchklicken der Effekt-überladenen Presets zu einer gewissen Frustration.
Wir haben letztes Jahr zum Beispiel „Native Instruments Komplete“ gekauft und die „Maschine Studio“ dazu. Nachdem alles installiert war, haben wir uns mal durch die ganzen Geräte und Presets geklickt. Da sind tolle Sachen dabei, super komplexe Sounds, meistens schon mit Effekten. Eigentlich alles, was man sich vorstellen kann, aber nach zwei kompletten Tagen, die wir zum Kennenlernen investiert hatten, wussten wir gar nicht mehr, was wir eigentlich machen wollten. Das ist so ein bisschen wie ein Maler, der ein Portrait zeichnen will und statt den Bleistift in die Hand zu nehmen und loszulegen, setzt man ihm eine Unmenge an Spezialfarben vor, die so leuchten und funkeln, dass er unbedingt mit diesen Farben arbeiten will, aber die ihn von seiner eigentlichen Idee abbringen und eher verwirrend sind als unterstützend.
Bei der Arbeit mit Hardware ist das ganze Arbeiten irgendwie spielerischer. Jede Maschine hat ihre Eigenheiten, Schwächen und Stärken, die man über die Jahre kennenlernt. Dadurch weiß man genau, welcher Synthesizer am besten für das ist, was man gerade umsetzen möchte. Man geht an das Gerät und baut einfach den Sound, den man im Kopf hat.
Das geht bei uns soweit, dass seit Kurzem in der Ideenfindungsphase gar kein Rechner mehr dabei ist. Im Studio ist ein großer Tisch, auf dem die Geräte versammelt sind, die für den Song verwendet werden sollen. Über MIDI werden alle Geräte verbunden. Der „Pioneer SP-16“ ist die „Master Clock“ und steuert den „Pioneer AS-1“. Die „Acidlab Miami“, die „Jomox 888“, die „Elektron Analog Four“ und die „Elektron Machinedrum“ laufen, wenn benötigt, in sync.
Der „Arturia Beatstep Pro“ steuert das Modularsystem und den „Roland SH-101″. Die „Elektron Monomachine“ steuert den „Modal 002″, den “Moog Voyager“ und die „Waldorf Microwave“. Dieses Setup bildet in der Regel die Basis für unsere Kompositionen. Die Sounds werden alle separat aufgenommen und dann ein paar Tage liegen gelassen. Wenn wir das Ganze dann beim zweiten Reinhören immer noch gut finden, beginnt die Feinarbeit am Rechner.

Wir nutzen Hardware für die Ideenfindung, der Pioneer SP-16 dient dabei als Master Clock. (Bild: Marcus Lieder)
Wir nutzen Hardware für die Ideenfindung, der Pioneer SP-16 dient dabei als Master Clock. (Bild: Marcus Lieder)

Außerdem nutzen wir einen Allen & Heath Submixer, dessen 16 Ausgänge direkt in die Soundkarte gepatcht werden können. Jeder Sound aus dem Jam kann also im Nachgang separat bearbeitet werden. Als DAW verwenden wir „Cubase“ und sehr viel „UAD“ Plug-ins zur weiteren Nachbearbeitung. MIDI kommt nur ins Spiel, wenn nachträglich noch Software-Synths eingebunden werden. Aber auch die rechnen wir dann als Audiofile raus. Nachdem der Aufbau steht, verteilen wir alle Spuren auf die 16 Ausgänge unser Soundkarte, um einen Mix auf dem „SPL Neos“ machen zu können. Diverse analoge EQs geben dann noch ein bisschen Sonnenschein und Bass dazu. Zu guter Letzt noch komprimieren und wieder in den Rechner – fertig.

Fotostrecke: 2 Bilder Unser Allen & Heath Mixer mit 16 Ausgängen

Gibt es innerhalb des Prozesses eine Arbeitsteilung? Welche Stärken schätzt ihr in diesem Zusammenhang jeweils vom anderen?

Alles was Mixdown und Mastering betrifft, ist Holgers Aufgabe. Wenn es ums Komponieren geht, bringen wir uns beide ein. Wir starten oft getrennt voneinander und arbeiten dann zusammen weiter, nachdem die Idee für gut befunden wurde. Kais Stärke in unserer Zusammenarbeit ist, dass er ein sehr gutes Gespür für die Kombination der richtigen Elemente hat, die einen Song ausmachen. Er sorgt dafür, dass wir mit weniger Elementen etwas Besseres schaffen, indem er sehr schnell entscheiden kann, welche Spuren gut und wichtig sind und welche nicht. Außerdem behält er immer das „große Ganze“ im Kopf. Er verliert sich nicht in technischen Spielereien, so wie ich das ganz gerne mal mache.

Womit macht ihr eure Drums und wie bekommt ihr diese zum grooven?

Neben den oben genannten Drum-Machines mit den jeweiligen Shuffle-Optionen sind natürlich Samples eine wichtige Ressource. Oft holen wir auch Drum-Sounds aus dem Modularsystem oder nehmen Shaker, Hand-Clap, Snare oder die Cajon mit dem Mikrofon auf. Es gibt viele Tricks, um das dann grooven zu lassen.
Man kann auch alles an einem Loop orientieren: Dazu nimmt man einen Ausschnitt aus einem Song, der einen besonders guten Groove hat, macht einen Loop draus. Alle eigenen Sounds müssen dann allerdings schon in der DAW als Audiofiles vorliegen und man orientiert diese dann am Shuffle des Songs. Auch ist es manchmal zu empfehlen, alle Drum-Sounds außer der Bassdrum zu gruppieren und zu komprimieren. Danach weist man diese Gruppe mithilfe eines Sends einem Effektkanal zu. In dem Kanal kombiniert man einen Bitcrusher bzw. ein Distortion-Effekt mit einem Transienten-Shaper, einem Limiter/Kompressor und einem Equalizer, der nach Bedarf die Bässe und die Höhen reduziert. Dieses total kaputt klingende Signal wird dann ganz leise zugemischt. Das sorgt dafür, dass der Beat nicht wie eine Ansammlung von Samples klingt, sondern wie aus einem Guss. Des Weiteren nutzen wir fast immer ein LFO-Tool von Xfer, um Lautstärken von Drum-Sounds über LFO-Kurven zu modulieren, was eine Menge bringt.

Welche Synthesizer und Gerätschaften ziehen sich wie ein roter Faden durch eure Laufbahn?

Den Roland SH-101, den Waldorf Microwave 1 sowie das DP4 und das DP2 von Ensoniq haben wir schon ewig. Das Alesis Midiverb 4 und die Yamaha NS-10 Lautsprecher gehören auch dazu. Alle diese Geräte haben wir schon seit dem ersten Smash TV Release und alle kommen ab und zu wieder zum Einsatz.

Welcher ist euer Brot und Butter Synthesizer, den ihr auf einen einsame Insel mitnehmen würdet?

Wir denken, dass das Modularsystem mit auf die Insel kommt. Das ist wirklich ein Gerät, mit dem wir gerne mal ein paar Wochen auf einer Insel verbringen würde. Ab und zu setzen wir uns einfach mal für ein paar Stunden ran an das Ding und versuchen, jedes Modul wirklich zu verstehen und neue Tricks zu entdecken. Aber jedesmal endet es damit, dass wir neben diversen interessanten Sounds feststellen, dass wir noch viel mehr Zeit mit dem Modularsystem verbringen sollten, weil es noch viel mehr zu entdecken gibt.

Das Modularsystem für die einsame Insel.
Das Modularsystem für die einsame Insel.

Gibt es Hardware oder Software, mit denen ihr euch in letzter Zeit besonders auseinandergesetzt habt?

Ja die gibt es, der „Modal 002“ auf der einen Seite, der „Pioneer SP-16“ auf der anderen. Außerdem haben wir uns relativ lang mit „Bazille“ von „U-he“ beschäftigt. 

Was haltet ihr von einer Limitierung im Studio?

Eine gewisse Limitierung im Studio fördert die Kreativität. Wir haben festgestellt, dass wenn man so viel Kram hat wie wir und alles im Studio fest verkabelt ist und seinen festen Platz hat, man vieles davon gar nicht benutzt, weil das Gerät zum Beispiel unten im Rack ist und man nicht gut rankommt. Da hilft unser neues Konzept, einfach das Equipment, das für das Projekt im Fokus stehen soll, auf den Tisch zu stellen und zu verkabeln und los geht’s. So arbeitet man mit dem, was man rausgesucht hat und kommt an alles optimal ran.

Mit dem „Modal 002“ haben wir uns in letzter Zeit besonders auseinandergesetzt.
Mit dem „Modal 002“ haben wir uns in letzter Zeit besonders auseinandergesetzt.

Wie ist eure neuste Veröffentlichung mit dem Titel „305“, die am 28. November auf „Little Helpers“ erscheinen wird, produziert worden?

Bei dem Label „Little Helpers“ ist der Name ja Programm, daher war hier für uns die Funktionalität mehr im Vordergrund als normalerweise. Es ging uns darum, mit wenig Elementen viel zu erreichen, die Spielbarkeit der Tracks steht absolut im Vordergrund. Die Drums hier sind überwiegend aus der „Roland TR-8“, die dann bei mir durch eine Kette von „Fabfilter“ Effekten wie „Saturn”, „Volcano“, „Pro R“ und „Micro“ geht.
Die Drums werden also verzerrt und mit Filter, Delay und Reverb versehen. Dann nehme ich sie auf und zerschneide sie eventuell. Der Bass bei „305-1“ ist beispielsweise die Hallfahne einer „909“ Kick aus der „Roland TR-8“, die ich abgeschnitten und dann rhythmisch arrangiert habe. Die triolische Synthline kommt aus dem „Moog Voyager“, da haben wir eine Spur ersetzt, die wir vorab skizziert hatten, sobald es kompositorisch stimmt, halten wir uns manchmal nicht mit dem konkreten Sound auf, weil wir da dann zusammen eh noch mal rangehen.
Im Hintergrund läuft ein Loop aus dem Modularsystem, den haben wir aus ’nem ziemlich langen Take zusammengebastelt. Sehr viele tonale Elemente sind in den Songs ja nicht drin, daher auch nicht so viele Synth-Sounds. Die Idee war hier auch, durch das Schichten geräuschhafter Elemente, Atmosphäre zu erzeugen. Die Arbeitszeit je Track war hier tatsächlich etwas kürzer als normal, weil wir uns auch dazu gezwungen haben, etwas weniger ins Detail zu gehen als normal, um einen rohen Maschinen-Charakter zu erhalten.

Auf welche Herausforderungen stößt ihr immer wieder beim Musik machen?

Die große Kunst ist, eine Vision für den eigenen Sound zu bekommen und diesen über die Zeit weiterzuentwickeln. Neue Einflüsse in der eigenen Musik zuzulassen, ohne dabei vom eigenen Pfad abzukommen, ist das Entscheidende und auch das Schwierigste. Nur so wächst man als Künstler, ohne geplant irgendwelchen Trends hinterherzulaufen.

Welche Tricks & Tipps habt ihr, um ein Arrangement fertig zu stellen?

Das Arrangement ist meistens der schwierigste Teil, wichtig ist, im richtigen Moment damit anzufangen. Es müssen genügend und starke Elemente vorhanden sein und es ist auch von Vorteil, wenn man den Track nicht schon 10 Stunden im Loop gehört und jegliches Gefühl dafür verloren hat. Wenn wir eine Song-Idee für gut befunden haben und die wichtigen Elemente da sind, fangen wir meist schnell mit dem Arrangement an, um die Euphorie für den Track zu behalten. Es wird dann ein rohes Arrangement von uns gemacht, nachdem das steht, wird es immer feiner ausgearbeitet.
Meine Erfahrung ist, dass Sounddesign eine große Rolle spielt. Wodurch schickt ihr eure rohen Sounds, um ihnen das gewisse Etwas zu verleihen? Unser „SPL Neos“ fungiert als Summierer, außerdem stehen 4 „Stereo SSL Equalizer“ zur Verfügung, parametrische EQs von Meyer Sound und Klark sowie ein Optimizer und der Twin Tube von SPL sind über die Patchbay erreichbar. Einige Sounds gehen beim Aufnehmen durch den „SSL Preamp“ oder den „Dynacord VRS23“. Über den Main-Insert kann man dann noch den „DBX 162SL“, den „SSL G-BUS“ und den T“ed Fletcher P38“ zuschalten und die Summe komprimieren und limiten.

Unser Rack unter anderem mit dem „Moog Voyager“ und dem „SPL Neos“ als Summierer. (Bild: Marcus Lieder)
Unser Rack unter anderem mit dem „Moog Voyager“ und dem „SPL Neos“ als Summierer. (Bild: Marcus Lieder)

Ihr nutzt ja wie gesagt sehr viel Hardware. Was passiert bei euch noch im Rechner?

In der Regel landet alles als separate Audifiles in Cubase. Im Rechner werden die Sounds veredelt, gruppiert und arrangiert und dann über den Summierer ausgegeben. Wir haben die „Arturia V Collection“, „Native Instruments Komplete“, die „Maschine Studio“ und außerdem eine „Octo” und eine „Quadro“ Karte von „UAD“. Auch der „U-he Bazille“ ist in Benutzung und diverse Geschichten von anderen Herstellern. Wir verschließen uns also nicht vor der Software. Software-Synths kommen meistens als Add-on zum Einsatz, dagegen kommen Effekte, Filter und Sound-Veredler massiv zum Einsatz.

Was sind eure 5 Lieblings-Plug-ins?

„UAD API Channelstrip“ Super als Gate, EQ und zum Anzerren.
„UAD MOOG Filter“ Tolles Filter, das sowohl fein als auch aggressiv eingreifen kann.
„Xfer LFO Tool“ Eins unser meist benutzen Plug-ins. Wir nutzen es meistens, um die Lautstärke zu modulieren. Man kann Shaker damit grooviger machen, die Länge der Bassdrum genau einstellen oder einen Sidechain-Effekt erzeugen und genau steuern.
„BX Digital V3“ Ein toller EQ, der optimal für die Eliminierung von Resonanzfrequenzen ist. Man kann sehr schmalbandig und chirurgisch eingreifen.
„Elysia Museq“ Unser Lieblings-EQ, mit dem man die M/S-Signale getrennt voneinander EQen kann

Wie geht ihr beim Mixing eurer Tracks vor?

Erstmal wird alles sortiert, beschriftet und in Ordner sortiert. Die einzelnen Spuren bekommen meist alle einen API Channelstrip verpasst und werden nach und nach optimiert mit zusätzlicher Kompression. Sollten starke Resonanzen vorhanden sein, werden diese mit dem Equalizer entfernt bzw. reduziert. Danach werden Sub-Gruppen erzeugt. Wenn die Bassdrum aus mehreren Teilen besteht, bekommen diese eine eigene Gruppe. Auch die übrigen Drums und sonstigen Elemente, die aus mehreren Einzelspuren zusammengesetzt sind, werden Bussen zugeteilt. Nun kann man die Lautstärken der jeweiligen Summen einfach und schnell justieren, komprimieren und sidechainen.
Wir versuchen, den Bassbereich immer sauber zu halten. Alle Elemente, die nicht Bass oder Bassdrum sind, werden mit Hilfe eines Lowcut im unteren Frequenzbereich bereinigt. Die Tiefen aus Bassdrum und Bass werden mithilfe des „BX Digital V3“ mono gemacht und der Bass wird gesidechained. Auch die tiefenfrequenten Anteile der Hallräume werden mit Hilfe eines EQs entfernt oder mit dem Xfer LFO Tool rhythmisch eingesetzt, dabei wirkt der LFO nur auf den Bassbereich.
Das erreicht man, indem man die Spur doppelt und mit High- und Lowpass-Filtern bearbeitet. Nun kann man Höhen und Tiefen separat bearbeiten. Ziel ist ein grooviges und aufgeräumtes Bassfundament zu erzeugen, mit maximalem Impact. Wir doppeln die Spuren oft, um Mitten und Bässe getrennt bearbeiten zu können. Oft wird auch der Effektanteil einer gedoppelten Spur auf 100 Prozent gesetzt, sodass man diesen komprimieren, EQen und in der Lautstärke über den Track hinweg modulieren kann. Parallelkompression kommt auch oft zum Einsatz. Wenn das dann alles steht, werden die Spuren auf die 16 Ausgänge verteilt, feinjustiert und über die analogen EQs bearbeitet. Dann noch die Summe analog komprimieren und mit genügend Headroom aufnehmen.

Abhöre und Akustik spielen eine große Rolle, was könnt ihr unseren Lesern zu diesem Thema mit auf den Weg geben?

Was man nichts hört, kann man nichts bearbeiten. Ein guter Raum und eine gute Abhöre sind also essentiell. Wir nutzen die „Klein & Hummel O410″ als Abhöre und sind sehr zufrieden damit. Unser Raum ist auch akustisch so ausgelegt, um „mastern“ zu können. Wir sind mittlerweile so eingespielt, dass wir selbst gemasterte Sachen sofort im Club spielen können, ohne große Überraschungen zu erleben. Das hat aber viele Jahre gedauert. Wenn man nicht über diese technischen Möglichkeiten verfügt, sollte man dafür sorgen, dass man die schwächen seiner Abhöre und des Raumes kennt. Am besten, indem man sehr viel Musik auf den Monitoren hört, um zu wissen, wie andere Tracks auf den Boxen klingen.
Man sollte die fertigen Sachen auf möglichst vielen anderen Systemen checken, um Fehler zu entdecken und eventuell auch gute Kopfhörer zur Mischung hinzuziehen. Trotzdem bleibt das dann ein bisschen wie Blindflug. Man will ja oft an die Grenzen des Machbaren gehen. Die fetteste Bassdrum usw. ist schwer zu mischen, wenn man keine Boxen hat, die sie abbilden können und keinen entsprechenden Raum. Viele lassen deswegen ihre Release von Profis mischen und das ist sinnvoll.

Was würdet ihr jungen Menschen empfehlen, die Lust darauf haben, selber Musik zu produzieren?

Obwohl wir große Fans von Hardware sind, empfehlen wir als erstes einen guten Rechner, eine gute Soundkarte und möglichst gute Monitor-Speaker zu kaufen. Mit Software kann man mittlerweile sehr gut arbeiten. Am besten mit wenigen guten Plug-ins anfangen und richtig damit auseinandersetzen, bis man genau weiß, wie sie funktionieren. Wenn man dann über das Budget verfügt, kann man anfangen, Hardware zu kaufen.

Ihr spielt neben euren DJs Sets auch Live-Shows. Wie sieht euer Live-Setup aus?

Zurzeit sind wir nur als DJs unterwegs, arbeiten aber verstärkt an einem neuen Live-Set. Das Setup wird aus einem „Pioneer SP-16“, dem “Pioneer AS-1“, dem „Novation Circuit“, der „Acidlab Miami“, einer „Roland TR-8“, einem 16-Kanal-Mixer und diversen Effekten bestehen. Ziel ist es, komplett auf den Rechner zu verzichten und Visuals einzubinden. Diese sollen mit Hilfe von Video-Synthesizern während der Live-Performance von uns erzeugt werden.

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Wie setzt ihr eure Studioproduktionen live um?

Wenn ein Song im Studio fertig ist, werden einfach nur ein paar Key-Elemente als Loops rausgerechnet und in den SP-16 importiert. Dann wird alles andere neu komponiert bzw. so vorbereitet, dass es live auf der Bühne eingespielt werden kann. Der Songaufbau wird dann mithilfe des Mixers live auf der Bühne erzeugt.

Was sind für euch die Herausforderungen einer Live-Show?

Da nur einzelne Loops aus den Spuren unserer Songs aus dem SP-16 kommen und der Aufbau der Tracks und alle zusätzlichen Elemente live erzeugt werden, ist es am kompliziertesten, in schwierigen Bühnensituationen den Überblick zu behalten. Wir setzen die Songs live wieder neu zusammen mit zusätzlichen Elementen. Da als Team in dieselbe Richtung zu arbeiten, ist die große Herausforderung.

Inwieweit könnt ihr innerhalb eures Live-Sets improvisieren?

Wir haben sehr viel Raum für Improvisation, die Reihenfolge der Tracks sowie die Länge und der Aufbau der Songs ist nicht festgelegt. Die Effekte und die meisten Drums werden von Hand eingespielt bzw. zugemixt. Das ist so „live“ wie möglich und trotzdem wird man diverse Sounds wiedererkennen aus unseren Produktionen.

Habt ihr ein Ritual vor euren Auftritt?

Wir versuchen, uns ca. 30 Minuten vor unserem Set zusammenzusetzen und kurz zu besprechen, wie wir anfangen, wo es hingehen soll und was für eine Crowd haben. Wir erden uns, gehen als Team auf die Bühne und trinken noch einen Shot zusammen.

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