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Gear-Chat und Interview mit Jerry Horton

“Crooked Teeth” heißt das mittlerweile achte Studioalbum von Papa Roach, mit dem die Band derzeit für einige Wochen quer durch Europa tourt. Die Vorbereitungen und Proben dafür fanden bei Black Box Music in Berlin statt. Nach einem erfolgreichen Tour-Auftakt in Hamburg trafen wir vor dem zweiten Konzert im Berliner Velodrom Jerry Horton, Gitarrist und Gründungsmitglied der Rocker aus Kalifornien. Wir haben ihn für euch nach seinem aktuellen Live- und Studio-Equipment befragt.

(Bild: © Michael Behm/bonedo)
(Bild: © Michael Behm/bonedo)

Hallo Jerry, vielen Dank, dass du dir Zeit für unser Interview nimmst! Ich wurde vorhin schon von deinem netten Gitarrentechniker empfangen und konnte vorab einen Blick auf dein überschaubares Equipment werfen.
Ja, es ist wirklich einfach aufgebaut. Natürlich ist das, was im Axe-Fx passiert, schon etwas kompliziert.

Aber an sich nutzt du wirklich nur ein Axe-Fx und zwei Gitarren, richtig?
Genau. Der Grund dafür sind die Flugreisen. Wenn wir in in der Vergangenheit versucht haben, Equipment zu mieten, gab es am Veranstaltungsort häufig nicht das, was wir geordert hatten, sondern einfach nur das, was die Backline-Firma gerade zur Verfügung hatte. Natürlich konnte man damit auch arbeiten, aber es ist schon angenehmer, mit seinen vertrauten Sounds spielen zu können.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Tour Rig von Gitarrist Jerry Horton und Bassist Tobin Esperance mit zwei Axe-Fx II für die Gitarren, dem Lectrosonics r400a Dual Wireless Receiver, sowie einem Kemper Profiling Amp für die Bass Sounds. (Bild: © Michael Behm/bonedo)

Nutzt Du neben den Ampmodellen auch die Stereoeffekte aus dem Axe-Fx?
Ja, zum Beispiel ein Ping Pong Delay oder auch ein Chorus oder Rotary Effekt. Die Effekte dann über das In Ear Monitoring zu hören, ist schon sehr cool!

Wie sah dein Setup aus, bevor du auf die aktuelle Modelling-Lösung umgestiegen bist?
Damals habe ich mit einem Marshall JMP1 Preamp und einer Endstufe gespielt. Dann kam noch ein VOX AC 30 dazu. Die haben wir miteinander gemischt, um etwas mehr Attack und Klarheit in den Sound zu bringen. Das klang wirklich großartig, gleichzeitig hatte ich damit aber auch ein wirklich großes Rig dabei. Als dann immer mehr “Fly Dates” auf den Plan kamen, wurde das einfach zu teuer.

Welches Ampmodell nutzt du jetzt auf dem Axe-Fx am meisten?
Das JMP1 Modell (lacht). Daneben aber beispielsweise auch ein Vox AC 30 Modell für cleane Sounds und einen weit aufgerissenen AC 30 für die böseren Töne. Aber ich denke, der JMP1 steht schon am meisten für meinen persönlichen Sound.

Würdest du sagen, dass es für dich im Vergleich zu deinem damaligen Equipment einen Unterschied im Spielgefühl gibt?
Ja, der Unterschied macht sich vor allen Dingen an den fehlenden Gitarrenboxen bemerkbar. Für ein wirklich gutes Spielgefühl muss sich für mich schon etwas Luft bewegen. Bis zur letzten Tour hatten wir dafür Boxen auf der Bühne, die nicht mikrofoniert und nur für diese Aufgabe vorgesehen waren. Auf der jetzigen Tour haben wir die Boxen aber nicht dabei und versuchen diesen Umstand über die Side Fills und Wedges auf der Bühne auszugleichen.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Arbeitsplatz von Jerry’s Techniker Zilla. (Bild: © Michael Behm/bonedo)

Hast du auch schon mal den Kemper ausprobiert?
Ja, für mich ist das Axe-Fx aber mit seinen Effekten die bessere All-in-one-Lösung, auch wenn der Amp-Sound des Kempers noch ein bisschen besser ist. Im Studio haben wir aber beispielsweise für ein paar Songs auch den Kemper im Einsatz gehabt.

Ansonsten verwendet ihr aber noch “echte” Amps im Studio?
Zumindest auf der aktuellen Platte haben wir hauptsächlich richtige Röhrenamps genutzt. Auf der letzten Platte kam nur der Kemper zum Einsatz.

Interessant.
Ja, für die Aufnahmen der neuen Platte hatten wir z.B. ein Friedman Brown Eye-Topteil am Start, mit dem wir es in der ersten Woche im Studio tatsächlich geschafft haben, einen Speaker zu zerschießen, den wir anschließend ersetzen mussten.
Außerdem haben wir sowohl mit einem Black Cat als auch mit einem Hughes & Kettner Tubemeister 5 aufgenommen, der an manchen Stellen für wirklich coole Sounds sorgen konnte.
Trotzdem finde ich es jetzt live sehr angenehm, das Preset des jeweiligen Songs über das Pedalboard des Axe-Fx mit nur einem Fußtritt abrufen zu können.

Das heißt, dass ihr jeden Abend dieselbe Setliste spielt?
Ja, vor allen Dingen in der ersten Tourwoche hilft uns das, ein Gefühl für den Ablauf der Show zu bekommen. Wenn wir uns dann wohlfühlen, tauschen wir aber auch Songs aus.

Ich habe auf eurer neuen Platte einige Gitarren-Overdubs und auch Akustikgitarren hören können. Wie setzt ihr die Gitarrenarrangements live um?
Wir haben auf der Tour einen weiteren Musiker dabei, der sowohl Gitarre als auch Keyboard spielt und damit verschiedene Parts übernimmt. Ich denke, dass kleine Details der aktuellen Songs wie die Akustikgitarren für den Zuhörer im Live-Kontext aber nicht so wichtig sind. Daher lassen wir sie einfach weg.

Jerrys Instrumente der aktuellen Europa-Tour im Detail. (Bild: © Michael Behm/bonedo)
Jerrys Instrumente der aktuellen Europa-Tour im Detail. (Bild: © Michael Behm/bonedo)

Dann lass uns mal auf deine Gitarren zu sprechen kommen. Du spielst schon wirklich lange Gitarren der Firma Schecter, oder?
Ja, seit mittlerweile 17 Jahren. Schecter ist wirklich eine tolle Firma, die mich sehr gut behandelt und alle meine Wünsche umsetzt. Wirklich großartig!

Was kannst Du uns über dein aktuelles Signature-Modell erzählen?
Mein aktuelles Signature-Modell kommt mit einem eingeleimten Hals und einem Stop-Tailpiece. Schecter fertigt inzwischen seine eigenen Pickups, die ich sehr mag. Auf diesem Modell kommen die sogenannten Pasadena-Pickups zu Einsatz. Der Pickup in Stegposition kommt dem Sound eines Seymour Duncan Jeff Beck recht nahe und sorgt für einen runden, fetten Ton. Den Halspickup würde man in der Seymour Duncan Welt wohl als 59 Modell bezeichnen. Für die verzerrten Sounds nutze ich am meisten den Bridge-Pickup. Aber in cleanen Parts beispielsweise verwende ich auch gern die Mittelposition mit beiden Tonabnehmern. Was der Hersteller für mich außerdem bei diesem Modell realisiert hat, sind die sogenannten “Glow Dots” am Hals, die im Dunkeln leuchten. Mein Techniker hält dafür vor der Show einfach eine Taschenlampe auf die Punkte. Wir haben im Vorfeld auch mit Lichtwellenleitern experimentiert. Aber das Problem dabei waren einfach die Batterien, die bekanntlich nicht ewig halten und immer wieder getauscht werden mussten. Daher gefällt mir die jetzige Lösung besser.

Fotostrecke: 4 Bilder Jerry am Abend auf der Bühne des Berliner Velodroms. (Bild: © Michael Behm/bonedo)

Du spielst ganz schön dicke Saiten, oder?
Ja, normalerweise kommen Saiten mit einer Stärke von .013-.056 auf meinen Instrumenten zum Einsatz. Das liegt am Drop Tuning, ich spiele teilweise in Drop C, um es Jacoby in manchen Songs einfacher zu machen. Manche Songs kann er aber in höheren Tonarten singen. In diesen Fällen stimme ich die Gitarre nach oben.

Dann habe ich noch auf der Bühne eine Tele entdecken können.
Die nutze ich, um einen Variation im Sound zu haben für Songs die – beispielsweise durch Fingerpicking Spielweisen – klanglich nuancierter sind und nicht ganz so “heavy” daherkommen. Außerdem hat die Tele einen Sustainiac-Pickup installiert, den ich für den Song “Forever” nutze, um Parts umzusetzen, die ich ursprünglich mit einem E-Bow eingespielt habe.

Man konnte dich in den letzten Jahren auch immer wieder mit Schecter Modellen sehen, die diese charakteristischen Bemalungen auf dem Body hatten.
Stimmt, diese Gitarren habe ich wirklich eine Weile gespielt. Ich habe in den letzten Jahren verschiedene Body Shapings ausprobiert, bin ich aber am Ende immer wieder zu dem Shaping des aktuellen Modells zurückgekommen. Das fühlt sich für mich einfach am besten an.

Jerry, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für eure weitere Europa Tour!

Jerry im Backstage des Berliner Velodroms nach unserem Interview. (Bild: © Michael Behm/bonedo)
Jerry im Backstage des Berliner Velodroms nach unserem Interview. (Bild: © Michael Behm/bonedo)
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