Gear-Chat und Interview mit Orianthi

Orianthi Penny Panagaris lautet ihr voller Name, aber für ihre Popularität in der Szene reicht der australischen Gitarristin, Sängerin und Songwriterin ihr Vorname Orianthi. Die am 22. Januar 1985 geborene Künstlerin spielte einige Jahren bei Alice Cooper und war als Leadgitarristin für Michael Jacksons finale Tour This Is It vorgesehen. Orianthis Single “According to You” aus dem Jahr 2009 brachte sie in die TOP 10 der australischen und japanischen Charts, sie erreichte Platz 17 in den USA und wurde 2010 vom Guitar International Magazine als “Breakthrough Guitarist of the Year” ausgezeichnet.

(Bild: © CarlaVanWagoner, Shutterstock)
(Bild: © CarlaVanWagoner, Shutterstock)


Es ist ein warmer, bewölkter Aprilmorgen im Jahr 2019 und Guitars Exchange trifft sich zu einem Interview zuhause in LA mit Orianthi, die gerade aus Nashville zurückgekehrt ist, wo sie einige Zeit mit Songschreiben verbracht hat. Jede Menge Gitarren zieren die Wände und sie greift sich die rote PRS Custom 24 neben ihrem Bett, auf der sie am Morgen gespielt hat.
Obwohl sie sich auf dem Flug eine kleine Erkältung eingefangen hat, erzählt sie gerne, wie sie auf ihren mittleren Namen “Penny” kam, über ihre wertvollste, Kristall-überzogene Gitarre und die Begeisterung über ihr neuestes Album.

GE: Wie man hört, wird es demnächst eine neue Single von dir geben, “Love Bomb”. Kannst du uns mehr darüber erzählen?
O: Ich arbeite zurzeit an einer kompletten EP oder einem Album – momentan bin ich noch unschlüssig, was es wird – aber der erste Song aus meiner Songreihe heißt “Love Bomb”.
Dafür hatte ich Paul Dawson an meiner Seite, der schon mit Rihanna gearbeitet hat. Es wird sehr experimentell, mit einem tollen Beat, Gitarren und Refrains.Und es unterscheidet sich deutlich von dem, was ich vorher aufgenommen habe. Ich bin ein großer Popmusik-Fan und fand die Idee toll, mit einem neuen Produzenten und verschiedenen Songwritern zusammenzuarbeiten, was interessant und cool ist.Ich bin gespannt, wie sich auf der Platte am Ende alles zusammenfügt. Als Künstler bist du nie zufrieden und ich werde auch weiter daran arbeiten, weil ich sichergehen will, dass alles perfekt ist, bevor ich irgend etwas veröffentliche.

GE: Könnte das eine neue Richtung für dich in der Zukunft sein?
O: Ich habe in der Vergangenheit viel Pop gemacht – meine erste Single war Pop. Aber ich bin ein großer Fan verschiedener Musikrichtungen und deshalb glaube ich nicht, dass ich auf diesem Weg bleiben werde, weil ich mich konstant verändere und weiterentwickle.Ich habe auch schon heftigere Sachen gespielt, und das hat auch eine Menge Spaß gemacht.

GE: Gibt es schon ein Veröffentlichungsdatum?
O: In einigen Monaten kommt eine neue Single mit einem Video und danach eine komplette EP oder ein Album. Im Moment schauen wir uns das Ganze gerade an und der erste Song könnte Love Bomb sein, aber da gibt’s auch noch ein paar andere Kandidaten.

GE: Blicken wir zurück auf deine Kindheit. Woher kommt dein mittlerer Name “Penny”?
O: [lacht] Der kommt von meiner Oma und mein erster Vorname kommt von meiner anderen Oma. Ich bin Halb-Griechin und deswegen nach beiden benannt.

GE: Warst du schon einmal in Griechenland?
O: Nein, bis jetzt noch nicht.

GE: Hast du jemals traditionelle griechische Musik gehört?
O: Ja. Mein Vater hat griechische Tauflieder gespielt und manchmal habe ich ihm zugehört. Bis ich 14 war, war er in einer griechischen Band und ich habe viel über griechische Musik und die unterschiedlichen Instrumente gelernt, die sie dabei einsetzen. Es war definitiv eine großartige Erfahrung für mich, in diesem Umfeld aufzuwachsen.

GE: Berührt dich griechische Musik?
O: Definitiv. Kindheitserinnerungen kommen hoch und immer, wenn ich sie höre, erinnere ich mich an die Taufen und Hochzeiten, die ich mit meinen Eltern besucht habe.

GE: Was war deine erste Gitarrenmarke?
O: Das war eine alte Akustikgitarre und wohl kein Markeninstrument. Ich glaube, sie hatte Nylonsaiten. Mein Vater hatte sie jederzeit zum Jammen griffbereit und ich schnappte sie mir ab und zu. Aber weil mein Vater Linkshänder ist, war auch die Gitarre für Linkshänder und als er meinte, dass ich besser auf einer Rechtshänder-Gitarre lernen sollte, weil ich dann mehr Auswahl im Laden hätte, wechselte ich zwei Wochen später.
Ab neun habe ich dann klassische Gitarre an der TAFE in Adelaide gelernt. Ich war damals sehr jung, um aufgenommen zu werden. Ich belegte die Kurse Vom-Blatt-Spielen und Theorie und kam bis Level 2, soweit ich mich erinnere. Ab dann spielte ich zu Hause.
Meine erste E-Gitarre war eine Fender Strat und einige Monate später bekam ich eine gebrauchte PRS, für die ich meine Eltern regelrecht anbettelte. Ich war elf Jahre alt und hatte Carlos Santana auf seiner Tour durch Adelaide gesehen. Und die Art, wie er spielte, war für mich ein Moment, der mein Leben veränderte. Damals lernte ich noch klassische Gitarre, aber nachdem ich Carlos Santana gehört hatte, beschloss ich, auf E-Gitarre umzusteigen. Das war toll.
Danach schloss ich mich mit meiner 1980s PRS zu Hause ein – ich habe sie übrigens immer noch und liebe sie wie am ersten Tag. Ich würde fünf oder sechs Stunden am Tag üben, um all die Santana-Alben, BB King, Blues, Stevie Ray und Jimi Hendrix spielen zu können.

GE: Wie und wann hast du deinen großen Supporter Steve Vai getroffen?
O: Ich war 14 und Steve Vai spielte in Adelaide. Ich kannte den Clubbesitzer und übergab ihm meine Aufnahme, die ich zu Hause gemacht hatte. Steve Vai und sein Management hörten sie sich an und luden mich ein, als sein Vor-Act aufzutreten. Das war sehr einschüchternd und beängstigend, aber ich habe etwa fünf Songs gespielt. Steve schaute mir von der Bühnenseite aus zu und kam dann mit einer Art Grubenlicht und mit Lasern an den Fingern und shredderte. Es war total verrückt. Er ist ein Freund und seit dem Tag eine große Unterstützung. An diese ersten Momente erinnerst du dich immer.

GE: Du hast schon mit vielen bekannten Gitarristen zusammen gespielt. Gibt es noch andere, die auf deiner Wunschliste stehen?
O: Ja, definitiv. Gary Clark Jr. zum Beispiel. Ihn habe ich auf dem Coachella spielen sehen und er hat mich einfach umgehauen. Er spielt wie Buddy Guy, er hat eine tolle Stimme und den richtigen Groove. Ich finde ihn umwerfend und würde gerne mit ihm zusammen jammen.

GE: Du hast viele verschiedene Styles und Genres gespielt … wo fühlst du am wohlsten?
O: Am Anfang war es Blues, aber ich stehe auch auf Rock, Country und Pop, deshalb ist das eine sehr schwierige Frage! Drei oder vier Jahre habe ich in der Alice Cooper Band gespielt, und das war toll, denn irgendwann sind sie von Rock auf Hardrock gewechselt. Dann war es mit Michael Jackson die Pop- und Funk-Geschichte, was unglaublich Spaß gemacht hat. Und jetzt mache ich mein eigenes Pop-, Rock- und Blues-Ding und mag einfach alles. (lacht)

GE: Was ist dir von der Arbeit mit Michael Jackson am meisten in Erinnerung geblieben?
O: Das erste Mal, als ich Michael traf, sollte ich Beat It für ihn spielen. Er rief mich einen Tag vorher an, nachdem er meine Videos auf Youtube gesehen hatte, wie ich mit Carrie Underwood bei den Grammy Awards spiele. Er sagte, ich solle vorbeikommen und ein paar Songs vorspielen, weil er gerade sein Team für die Tour zusammenstellte. In dem Moment dachte ich nur: Oh mein Gott! Am besten erinnere ich mich daran, als er ins Zimmer kam und sich auf die Couch setzte, die Band Beat It startete und ich das Solo spielte, offensichtlich zu seiner vollkommenen Zufriedenheit. Er lächelte und war den ganzen Abend gut drauf. Klar, dass in diesem Moment alle happy waren.
Es war interessant, wie er die Band für die Tour zusammenstellte und seine Hingabe als Künstler. Er kümmerte sich um alles: Gesang, Choreografie, Castings, alles sollte perfekt sein. Er war extrem professionell und hatte eine große Arbeitsmoral – er war wirklich einer der ganz Großen.

GE: Deine Videos haben sehr viele Aufrufe und sind sehr unterschiedlich. Hast du eigene Lieblingsvideos?
O: Es hat großen Spaß gemacht, das Video zu Highly Strung mit Steve Vai zu drehen. Auch Heaven in This Hell – ich liebe den Regisseur Paul Boyd, der daran gearbeitet hat – war lustig, weil Alice Coopers Band mit von der Partie war. Und Voodoo Child vom Summer Sonic Festival gehört bestimmt auch dazu, das Ganze war Fun pur, auch weil es das Tour-Ende war und 100.000 Menschen unsere Songs gesungen haben.

Orianthi – Highly Strung ft. Steve Vai

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GE: Eigentlich bist du seit deinen Anfängen PRS-Künstlerin, aber verliebst dich immer wieder in neue Gitarren. Hast du eine große Gitarrensammlung?
O: Ja, habe ich. Immer, wenn ich auf Tour bin, gehe ich in Gitarrenläden. Letztens war ich in Irland, ging in einen Laden und kaufte mir eine Gibson, ich glaube aus der Jubiläumskollektion. Ich benutze verschiedene Gitarren im Studio, aber PRS ist meine Lieblingsmarke. Ich habe Vintage-Teles und Vintage-Strats, eine Parlor-Gitarre aus dem Jahr 1800. Ich habe viele Gitarren, die ich für unterschiedliche Soundanforderungen einsetze, aber letztendlich bietet mir meine PRS alles an Vielfalt, was ich brauche.

GE: Welche ist deine wertvollste Gitarre?
O: Wahrscheinlich die, die auf die Michael Jackson Tour mitsollte. Sie ist mit Swarovski-Kristallen besetzt und wurde extra für die Tour von Michael Jackson und seinen Modedesignern kreiert. Sie nahmen meine Custom 24 PRS, packten das Design drauf und wir benutzten sie bei den letzten beiden Generalproben mit Michael. Sie sollte die Hauptgitarre auf der Tour werden.

GE: Themenwechsel: Wir haben deine neuen Signature-Pedale auf der NAMM gesehen. Seit wann arbeitest du mit Nexi zusammen?
O: Seit fünf oder sechs Monaten. Dabei wurden verschiedene Muster hin- und hergeschickt, aber es ging alles sehr schnell – es sind wirklich unglaublich Pedalbauer. Ich bin nicht wirklich “die” Pedal-Spezialistin und spiele zurzeit Orange Amps. Aber diese Nexi-Pedale klingen analog, sind handgefertigt und speziell dieses mit dem 70s Overdrive. Der Octavia Fuzz hat einen monströsen Sound, weil du den Fuzz und den Octavia zur gleichen Zeit nutzen kannst. Ich habe diesen Ton sehr oft bei meinen Aufnahmen eingesetzt, weil er anders und cool klingt.

(Bild: © NEXI Industries)
(Bild: © NEXI Industries)

GE: Wirst du ein Nexi-Pedalboard einsetzen?
O: Tatsächlich habe ich eines hier und ich mag es sehr, es hat Delays, und ja, vielleicht werde ich es nutzen.

GE: Welche weiblichen Künstlerinnen inspirieren dich?
O: Bonnie Raitt ist klasse und natürlich Jennifer Batten. Ich mag auch die Arbeit von St. Vincent, sie ist sehr cool, toll, wie sie Gitarre und elektronischen Vibe zusammenbringt. Und dann gibt es da noch H.E.R., die R&B spielt und shredden kann.

GE: Hast du eine Botschaft an junge Gitarristinnen, die am Anfang ihrer Karriere zu kämpfen haben? Es kann nämlich entmutigend sein, am frühen Morgen seinen schweren Amp nach Hause zu schleppen, wenn keiner gekommen ist, um dich zu hören …
O: [Lacht] Weißt du, ich schleppe manchmal meinen Amp immer noch selbst … du musst einfach dranbleiben und dich durchkämpfen. Es heißt, dass 40% aller Gitarren von Frauen gekauft werden, langsam wird es normal. Ich kann nur sagen, bleibt dran! Es ist nicht einfach, und auch die Musikindustrie ist nicht einfach, auch dann nicht, wenn du erfolgreich bist. Manchmal musst du dich neu erfinden und von vorne anfangen. Sei bescheiden, sei keine Diva und versuche, immer besser zu werden.

GE: Was sind deine Pläne für 2019?
O: Weiter schreiben, so schnell wie möglich mit dem Album fertig werden und dann auf Tour gehen und Festivals spielen. Das ist mein Plan!

An dieser Stelle kommt plötzlich Taylor Bloss rein – Manager von Orianthi. Er sagt, dass Orianthis ganzes Team und ihr Ansprechpartner von PRS schon auf sie warten.
Guitar Exchange bedankt sich bei Orianthi für ihre Zeit und wünscht ihr viel Glück für ihre Aufnahmen. “Danke vielmals, das weiß ich sehr zu schätzen!” antwortet sie.

Übersetzt aus dem Englischen von “guitarsesxchange”
http://guitarsexchange.com/en/unplugged/759/orianthi/

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(Bild: © CarlaVanWagoner, Shutterstock)

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