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Du reist um den ganzen Globus und spielst viele große Gigs im Jahr. Erinnerst du dich noch an deinen ersten Auftritt als DJ?

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube mein erster richtiger Gig war auf einer Universitäts-Party um 2001. Ich habe damals Zahnmedizin studiert und wurde bei einer unserer Fachschafts-Partys als DJ gebucht.

Auch als mittlerweile professioneller DJ: Gibt es heute noch bestimmte Gigs, die dich nervös machen?

Ich war eigentlich nie nervös bei Gigs, nicht mal am Anfang. Ich habe mich immer unglaublich wohlgefühlt an den Decks, es ist sogar der Ort, an dem ich mich am sichersten fühle. Aber ich kann nervös werden, wenn ich zu früh am Abend ankomme und den DJ vor mir höre. Nicht wegen des Auftritts an sich, ich versuche eher die Stimmung des Abends auszuloten. Oder mir gefällt nicht, was gerade gespielt wird. Ich begreife die Nacht eher als Ganzes, anstatt getrennt davon an mein eigenes Set zu denken. Das macht mich manchmal unsicher, bevor es losgeht.

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Was sind deine Anforderungen an ein perfektes Club-Setup?

Am wichtigsten sind gute Monitore. Das ist mir sogar wichtiger als das Club-Soundsystem selbst, da es meine Art zu spielen direkt beeinflusst. Komfortabler Platz und ein gut eingestelltes Sound-System sind natürlich auch extrem wichtig. Ich bin ein großer Fan von interagierenden visuellen Medien und bin immer sehr dankbar, wenn ich in Locations spiele, die ein gutes visuelles Konzept mit Licht und interessanten Projektionen haben. Aber auch in dunklen Kellern bin ich glücklich, solange der Sound perfekt ist.

Welchen Ratschlag würdest du DJ/Producer-Neulingen geben wollen?

Das ist heutzutage so eine schwierige Frage, es sind einfach so viele Produzenten und DJs auf dem Markt. Aber ich denke, dass Kontakte knüpfen wichtig ist, ebenso wie einen wiedererkennbaren Stil und Technik zu entwickeln. Das ist mit das Wichtigste, selbst erfahrene Künstler sollten sich darauf fokussieren.

Was war damals dein erstes Equipment, um Musik zu produzieren?

Angefangen habe ich auf einem Pentium 5 PC mit Fruity Loops und Sony Acid 2.0. Dazu ein Sansui Hi-Fi-Stereo-System mit alten JBL-Monitoren aus den 70er Jahren. Kurz nach meinem Universitätsabschluss habe ich all mein Geld in einen schnelleren Rechner, ein M-Audio Oxygen MIDI-Controller, Propellerheads Reason und ein Paar Yamaha NS-10 investiert. Dazu ein von einem Freund geliehener Alesis Verstärker und ein Subwoofer aus meinem Auto. Erst als ich 2007 nach Europa gezogen bin, war es mir möglich, in allerlei Hardware zu investieren. Zu dem Zeitpunkt habe ich aber auch bereits von der Musik alleine gelebt.

Wehbbas Homestudio
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Wie lange hast du gebraucht, um die ersten produktionstechnischen Hürden zu überwinden? Und welche waren das?

Seit dem Teenageralter bin ich Musiker. Die Leidenschaft zu produzieren, kam schon sehr früh. Ich habe mir schon immer viel selbst beigebracht, so richtig als Hürde habe ich dabei eigentlich nichts empfunden. Nur vielleicht die finanziellen Limits am Anfang fallen mir da ein.
Damals habe ich noch in Brasilien gelebt. Es war echt schwer, Zugang zu Equipment zu bekommen, den irren Einfuhrsteuern und der Politik sei Dank. Ich war also erst einmal darauf beschränkt, mit einem Computer zu arbeiten, das war alles, was ich mir leisten konnte. Es hat also etwas gedauert, aber mit etwas Zeit, Netzwerken und Releases konnte ich dann endlich meinen Job als Produzent und Sound-Engineer finanzieren und auch Klienten an Land ziehen.

Wie arbeitest du heutzutage? Mehr samplebasiert, mit Software oder mit analogem Equipment?

Meistens arbeite ich mit Hardware, nicht unbedingt analog, aber ich ziehe richtige Instrumente und physische Tools einem Computer vor. Ich versuche im Studio viel aufzunehmen, selbst wenn ich nicht an einem bestimmten Track arbeite. Einfach um dieses Material in meiner Sammlung zu haben. Dann kann ich beispielsweise auch unterwegs damit arbeiten.
Ich reise ja viel, daher nutze ich auch viel den Laptop, um Musik zu machen. Die Software gleicht dann quasi die Studioaufnahmen aus. Ich finde diese Balance sehr inspirierend. Ich nutze kaum Samples, das Meiste kreiere ich selbst. Nicht um anzugeben, einfach weil ich es leichter finde, dies mit meinen Sounds zu kombinieren, es so umzusetzen, wie ich es mir vorstelle.

Unter anderem im Einsatz: Ableton Live und Ableton Push 2
Unter anderem im Einsatz: Ableton Live und Ableton Push 2

Wie startest du einen neuen Track? Und wie sieht dein Workflow dann aus?

Manchmal laufe ich einfach so herum und Ideen schießen in meinen Kopf. Egal wo ich dann bin, zuhause oder im Hotel, ich springe dann sofort zum Computer und versuche die Idee festzuhalten. Wenn es dann wirklich inspirierend ist, arbeite ich daran weiter, bis es fertig ist, egal ob es jetzt auf dem Computer oder im Studio ist. Manchmal experimentiere ich auch einfach mit meinen Synths, da können plötzlich inspirierende Sachen entstehen. Manchmal mache ich daraus direkt einen ganzen Song oder aber das Material landet in meiner Sammlung und ich arbeite später daran weiter.
Meistens braucht es aber weniger als einen Tag, um einen ganzen Song abzuschließen. Ich mag es, angefangene Dinge zu beenden. Wenn es nicht klappt, lasse ich die Idee meistens fallen. Natürlich packe ich die Tracks, nachdem ich sie das erste Mal gespielt habe, noch mal an, aber ich glaube wirklich, dass die ganze Energie aus dieser einen Session kommen muss. Viel hängt dabei von der Stimmung und Verfassung ab und wird davon auch mitgeschrieben. Ich glaube nicht an gewisse Rezepte, ich brauche diesen Ausbruch der Inspiration. Und den nutze ich, wenn er kommt.

Hast du eine Geheimwaffe? Einen bestimmten Synthesizer oder einen Effekt, der immer für dich funktioniert?

Ich glaube, die 303 ist mein Notfallplan für alles. Wenn nichts klappt oder mir die Inspiration fehlt, die 303 bringt immer Bewegung in die Sache. So ein einfaches und inspirierendes Instrument. Eine richtige 303 habe ich aber nicht, ich benutze die VST-Emulation von AudioRealism, die ich seit mehr als zehn Jahren auf meinem Computer habe. Für Drums: Seitdem ich den Analog Rytm von Elektron habe, hatte ich glaube ich noch nie Probleme, die perfekte Kick Drum zu finden, sie zu tunen und an meinen aktuellen Track anzupassen.

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Und andersrum: Hattest du einen Fehlkauf?

Ich bin kein zwanghafter Käufer. Ich mag es, mit Instrumenten zu arbeiten und versuche daher, sie vorsichtig und überlegt herauszusuchen. Ich glaube diese Zurückhaltung kommt noch aus der Zeit in Brasilien, in der ich mir nichts kaufen konnte. Das hat einen guten Sinn für das, was ich wirklich brauche, mit sich gebracht. Jedes einzelne Gerät meines Setups wird auch in fast jedem meiner Tracks genutzt.

Manchen Künstlern fällt es schwer, mit anderen elektronischen Musikern zusammenzuarbeiten. Du bist bereits viele Kollaborationen unter anderem mit Joyce Muniz und Christian Smith eingegangen. Wie unterscheidet sich eine solche Zusammenarbeit von deiner Arbeit als Einzelkünstler?

Ich habe immer viele Kollaborationen gehabt, ich mag es sehr, Ideen auszutauschen und von anderen Künstlern zu lernen. Das kam die letzten Jahre so häufig vor, dass es mir mittlerweile ganz natürlich vorkommt. Solange man sich gegenseitig inspiriert, ist das eine tolle Erfahrung. Ich habe aber auch schon schlechte Erfahrungen gemacht, bei denen ich als einziger gearbeitet und Ideen beigetragen habe, daraus habe ich allerdings auch viel gelernt. Heutzutage bevorzuge ich es aber, alleine zu arbeiten. Ich habe meine eigene Vision immer weiter ausgearbeitet und mag die Freiheiten, die alleine zu arbeiten mit sich bringt. Zusammenzuarbeiten bedeutet auch immer Kompromisse zu machen, davon habe ich viele zugestanden. Jetzt konzentriere ich mich darauf, meine kreative Freiheit zurückzugewinnen.

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