Die 3sat Dokumentation „Gegen den Beat“ begleitet den deutschen Ausnahmedrummer Christian Lillinger auf seiner Reise durch angesagte Jazzclubs bis hin zu seinem mit Spannung erwarteten Auftritt auf dem Jazz Baltica Festival. Nils Landgren, der schwedische Posaunist und künstlerischen Leiter des Festivals, will ein Zeichen setzen und lädt den kompromisslosen Free-Jazzdrummer Lillinger mit seiner kantigen Band „Amok Amor“ höchstpersönlich zum sonst eher gefälligen Lineup des viertägigen Festivals am Timmendorfer Strand ein. Das Publikum ist schwer beeindruckt – oder verlässt den Saal. „Ich glaube, wir haben das gleiche Ziel. Wir wollen die Welt mit unserer Musik verändern.“, sagt Landgren über Christian Lillinger.
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Doch nicht nur die kurze Konzertetappe wird im dreiundvierzigminütigen Portrait von Filmemacher Jan Bäumer beleuchtet. Weggefährten, Familienmitglieder und Kritiker kommen zu Wort. Feinde werden zitiert, die Lillinger mal „richtig eins auf’s Maul“ wünschen, „dass er mal zur Besinnung kommt“. Nicht nur diese Anekdote verdeutlicht das unbequeme Schaffen des Freigeists, der Musik tagtäglich auch als Forschungsgebiet sieht.
1984 in Lübben geboren, entdeckt der Junge aus dem Spreewald mit zwölf eher zufällig das Schlagzeug für sich und spricht heute von einem „Erweckungserlebnis“. Von diesem Zeitpunkt an gibt es kein Halten mehr. Lillinger sagt Klassenfahrten ab, nimmt die Sticks mit ins Bett, schmeißt die Schule und wird schließlich zur großen Überraschung seiner Familie im Alter von fünfzehn Jahren an der Hochschule für Musik in Dresden angenommen. Sein Lehrer Günther „Baby“ Sommer, seines Zeichens eine europäische Free Jazz Legende der ersten Stunde, wird zum Mentor, durch dessen Inspiration er schließlich seine ganz eigene Spielsprache entwickelt. Lillinger ist kein Drummer für leichtverdaulichen Dinner-Jazz. Er will nicht gefallen und schließt trotz seines sperrigen Verhaltens gegenüber dem Lehrpersonal sein Studium bereits mit neunzehn Jahren mit summa cum laude ab. Fortan begeistert er Kritiker und Fachwelt mit seinen Bands „Christian Lillingers Grund“, „Amok Amor“ und „Hyperactive Kid“. Sticks statt Ritalin für einen Genie, das auch mal „25 Beats gleichzeitig spielt“, wie sein Mitmusiker Christopher Dell berichtet, und damit auf sensationelle Art und Weise Rhythmen neu verbindet.
„Gegen den Beat“ ist im besten Sinne keine leichte Kost, sondern ein sehenswertes Portrait eines leidenschaftlich innovativen Drummers, der mit seinem kompromisslosen Schaffen ständig neue Bereiche der Musik erkundet.
Hier geht’s zum Film: http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=61448
