Eine der schönsten Eigenschaften des Schlagzeugs ist sein beeindruckender Wirkungsgrad. Schon wenig Kraftaufwand erzeugt große Lautstärken. Für das Gehör bedeutet das jedoch nichts Gutes. Wird es wiederholt ungesund hohen Lautstärken ausgesetzt, drohen Gesundheitsgefahren. Bei etwa 85 Dezibel aufwärts beginnt der als ungesund definierte Schalldruck, ein Drumset – aber auch einige andere Instrumente – erreicht locker mehr als 95 Dezibel. Wer als Schlagzeuger seine Ohren über längere Zeit ungeschützt beschallt, riskiert, dass die Sinnesnerven im Ohr nicht mehr richtig arbeiten können. Das Gemeine daran: Diese Schäden sind nicht reversibel, einmal verlorene Hörfähigkeit kehrt also nicht mehr zurück.
Auch für den Autoren dieser Zeilen gehören die Worte „Wie bitte?“ oder „Entschuldigung, das habe ich nicht verstanden“ zu den sehr oft gebrauchten Phrasen. Kein Wunder, habe ich doch in meiner Jugend das Thema Gehörschutz oft sträflich vernachlässigt. Laut zu trommeln und sich live auch noch ordentlich von Monitorboxen „anpusten“ zu lassen, gehörte irgendwie dazu. An Gehörschutz wurde zwar gedacht, aber eben nicht immer. Glücklicherweise gibt es heute eine ganze Reihe an komfortablen Möglichkeiten, die Ohren vor vorzeitigem Verfall zu bewahren. Die wichtigsten davon habe ich euch im folgenden Kaufberater zusammengetragen.
Gehörschutz mit Ohropax und co.
Wenn ihr eure Ohren beim Trommeln schützen, jedoch nicht zu Musik, Playalongs oder einem Metronom spielen wollt, gibt es eine ganze Palette an Optionen. Alles, was den Gehörgang vor Schall schützt, ist theoretisch erlaubt, solange ihr nicht allergisch darauf reagiert und es keine Rückstände hinterlässt. Mein persönlicher Notfall-Gehörschutz ist ein gevierteltes Papiertaschentuch, von dem ich mir zwei zusammengerollte Teile in die Ohren stecke. Das sieht nicht gut aus, ist aber definitiv besser als nichts.
Eine weitere Alternative ist der Gang in die Drogerie oder die Apotheke. Ohropax und die kleinen Schaumstoffhütchen sorgen nicht nur für ungestörten Schlaf, sie halten auch ungesunde Trommelsounds fern. Aber auch hier gilt: Schön sieht das nicht aus und bei der Hygiene beziehungsweise der Wiederverwendbarkeit gibt es Besseres. Hier kommen ein paar elegantere Vorschläge.
Lamellen-Ohrstöpsel: Die „Tannenbäume“ gibt es in verschiedenen Ausführungen
Eine der beliebtesten Alternativen zum Schutz des Gehörs sind die Lamellen-Ohrstöpsel, auch „Tannenbäumchen“ genannt. Sie bestehen aus einem elastischen, hautfreundlichen Material, ihre Lamellen verschließen den Gehörgang und dämpfen Außengeräusche ab. Der günstige Preis, ihre Abwaschbarkeit sowie die einfache Handhabung sprechen für sie.
Für dich ausgesucht
Elacin ER20
Die Elacin ER20 reduzieren besonders die schädlichen Höhen und Mitten auf ein angenehmes Maß, ein Austausch der Dämpfeinsätze ist nicht möglich.
Alpine MusicSafe Pro
Ein Klassiker unter den Lamellenstöpseln ist auch der Alpine MusicSafe Pro. Bei ihm sorgen drei Filter für eine Anpassung der Dämpfung, bei 500 Hertz ist sie zwischen knapp 11 und etwa 22 dB wählbar.
D’Addario PWPEP1
Wer mit einer fixen Dämpfung gut klarkommt, es aber nicht allzu rabiat reduziert mag, dem seien die D’Addario PWPEP1 empfohlen. Ihre Konstruktion ist speziell auf das Musikhören ausgerichtet und soll eine möglichst lineare Absenkung ermöglichen. Das gelingt im Rahmen der Physik und des Preises ganz gut, beim Trommeln werden Attack-Pegelspitzen und Höhen effektiv begrenzt.
In Ear-Gehörschutz mit regelbarer Dämpfung
Eine relativ neue Kategorie im Bereich Gehörschutz bilden In Ear-Modelle, welche zwar keine Lautsprecher besitzen, dafür aber über eine mechanisch schaltbare Dämpfung verfügen. Sie sind deutlich teurer als die „Tannenbäume“, ihre Dämpfsysteme sollen dafür aber auch linearer zu Werke gehen.
D’Addario dbud
Über kleine Schieberegler an den Kunststoffgehäusen der D’Addario dBuds lassen sich Außengeräusche um entweder 11 oder 24 dB reduzieren. Gleichzeitig gehen sie relativ linear zu Werke, weshalb sie sich nicht nur an Drummer, sondern auch an Konzertgängerinnen richten, denen trotz Gehörschutz an einem ausgeglichenen Sound gelegen ist.
Minuendo Lossless Earplugs
Mit deutlich über 100 Euro Kaufpreis gehören die Minuendo Lossless Earplugs zu den Edelstöpseln unter den passiven Gehörschützen. Dafür gibt es eine stufenlos regelbare Dämpfung und einen vergleichsweise neutralen Klang, der in verschiedenen Szenarien funktioniert, darunter natürlich Trommeln, aber auch Konzerte und bestimmte Gesprächssituationen. Wer keine gesteigerten Ansprüche an die Neutralität hat, kann sich die Mehrausgabe allerdings sparen.
Kapselgehörschutz oder einfach: „Mickymäuse“
Was haben Drummer, Maschinenführer und Bauarbeiter gemein? Richtig, die Mickymäuse, unter Fachleuten auch Kapselgehörschutz genannt. Technisch geht es hier sehr simpel zu: Eine Kunststoffschale wird mit Schaumstoffpolstern versehen und über einen Kopfbügel auf die Ohren gedrückt. In Sachen Dämpfung arbeitet das Prinzip sehr effektiv, der Hohlraum sorgt – im Vergleich zu Lamellen oder In-Ears – zudem für einen etwas räumlicheren, komprimierten Klang. Mickymäuse eignen sich für Drummer, die sich nichts in die Ohren stecken möchten und nicht allzu großen Wert auf möglichst unverfälschten Klang legen. Für Brillenträger sind sie allerdings nicht so gut geeignet.
Thomann K10 Ear Protector
Der Thomann K10 Ear Protector ist ein klassischer Vertreter der Gattung Kapselgehörschutz. Hergestellt vom Spezialisten Uvex, bietet er eine starke Dämpfung bei gleichzeitig akzeptablem Langzeittragekomfort.
UVEX K Junior Ear Protector
Für trommelnde Kinder passen normale Mickymäuse oft nicht gut, sitzen also zu locker oder nerven mit zu großen Kapseln. Hier eignen sich verkleinerte Varianten wie der UVEX K Junior Ear Protector.
Drummerkopfhörer
Spätestens, wenn ihr zu Musik oder einem Metronom spielen möchtet, müssen die Parameter Gehörschutz und Kopfhörer miteinander kombiniert werden. Hier kommen einige der beliebtesten Produkte aus dieser Kategorie.
Vic Firth SIH2
Einer der meistverkauften Drummerkopfhörer ist der Vic Firth SIH2. Er basiert auf einem Kapselgehörschutz und besitzt mit 25 dB eine sehr starke Außengeräuschreduktion. So ist es möglich, die Musik in gehörfreundlicher Lautstärke zu halten. Die Handhabung und die Qualitäten als reiner Gehörschutz gleichen jenen der „lautsprecherfreien“ Mickymäuse. In einer weiteren, hochpreisigeren Variante gibt es ihn auch als Bluetooth Isolation Headphone mit abnehmbaren Kabel.
the t.bone HD 990D
Konstruktiv ähnelt der the t.bone HD 990D seinem Vorbild, dem Vic Firth SIH2, er ist jedoch deutlich günstiger und empfiehlt sich daher für kleinere Budgets. In Sachen Sound kann er nicht ganz mithalten, auch die Dämpfung fällt etwas geringer aus.
Beyerdynamic DT 770 M
Ein absoluter Klassiker unter den FOH- und Studiokopfhörern ist der Beyerdynamic DT 770 M. Dank seiner geschlossenen Bauweise ist er auch für Drummer geeignet, denen der Anpressdruck der oben genannten Modelle zu hoch ist und die sich einen insgesamt linearer klingenden Kopfhörer wünschen. Er ist zwar etwas teurer, dafür aber komplett reparierbar und in Deutschland hergestellt.
Zildjian Alchem-E Perfect Tune
Der Zildjian Alchem-E Perfect Tune Kopfhörer schlägt die Brücke zwischen Drummer-Kopfhörer und Lifestyle-Modell. Er ist via App editierbar; u. a. kann ein individuelles Nutzerprofil auf das Gehör des Users abgestimmt werden. Er wiegt kompakte 350 Gramm und lässt sich mit Kabel oder via Bluetooth betreiben. Der Alchem-E Perfect Tune Hörer ist in drei Farben erhältlich, preislich ist er allerdings sehr weit oben angesiedelt.
Metrophones
In den USA sehr beliebt als Studiokopfhörer, haben die Metrophones irgendwann auch den Weg nach Europa gefunden. Sie sind hochwertig verarbeitet, jedoch auch recht schwer, und bieten eine geringere Dämpfung als beispielsweise der Vic Firth SIH2. Es gibt sie entweder als reine Kopfhörer, als Kopfhörer mit integriertem Metronom (daher der Name) oder als Bluetooth-Version.
In Ear-Kopfhörer in Standardpassform
Sie sind aus dem Live- und Studiobetrieb nicht mehr wegzudenken: Der Siegeszug der In Ear-Hörer hat sich mit den sozialen Medien noch beschleunigt, schließlich sehen große, schwarze Kopfhörer in Videos auch eher unelegant aus.
Davon abgesehen, bieten In Ears viele Vorteile. Sie erwärmen den Kopf nicht mal ansatzweise so stark wie dick gepolsterte Drummerkopfhörer, sie sind deutlich leichter und können auch klanglich meistens mehr. Aufgrund ihrer Bauweise erledigen sie gerade für Drummer eine wichtige Aufgabe quasi nebenbei: die Außengeräuschabsenkung.
Es gibt jedoch auch Nachteile. Wer es nicht mag, etwas im Ohr stecken zu haben, wird mit den Teilen nichts anfangen können. Auch dort, wo mehrere Menschen einen einzigen Gehörschutz nutzen wollen (zum Beispiel im Unterricht), fallen In Ears aus hygienischen Gründen aus. Unter Umständen kann auch die Suche nach einem passenden Modell etwas länger dauern und teurer werden als geplant, nämlich dann, wenn die verfügbaren Standardmodelle nicht passen wollen. Weitere Infos zum Thema In Ears und In Ear-Monitoring findet ihr hier:
Keine Lust mehr, gegen den Noise-War auf der Bühne anzukämpfen? In diesem Workshop verraten wir euch, was man als Band beim Umstieg auf In-Ear-Monitoring beachten sollte.
In unserem Kaufberater findet ihr In-Ear-Monitoring (IEM) Systeme für jedes Budget, für Performer wie auch Tonverantwortliche, egal ob ihr Einsteiger, Umsteiger oder IEM-Profis seid. Das passende IEM Für für Bühne, Streaming, Live und Studio.
Sennheiser IE 100 Pro
Mit knapp 100 Euro kostet der Sennheiser IE 100 Pro eher wenig für einen In Ear-Hörer, ein einzelner Treiber sorgt trotzdem für guten Sound und die Außengeräuschdämpfung fällt mit 26 dB ordentlich aus. Die Passform kann – wie bei nahezu allen In Ears – mit verschiedenen mitgelieferten Silikon- oder Schaumstoffeinsätzen individualisiert werden. Ein Hörer dieser Preisklasse ist zudem dazu geeignet, herauszufinden, ob das Konzept In Ear allgemein etwas für euch ist.
Drumeo EarDrums
Von Drumeo habt ihr sicherlich schon einmal etwas gehört, das kanadische Unternehmen gehört zu den führenden Anbietern von Schlagzeug-Lehrvideos. Kürzlich hat man eigene In Ear-Hörer entwickelt, die – wie sollte es anders sein? – extra für Drummer gemacht sind. Mit ihrem bassbetonten, druckvollen Klang und den reichhaltigen Anpassungsoptionen sind sie für viele Gehörgänge geeignet und nicht zu teuer.
Angepasste In Ear-Hörer
Wenn ihr schon Erfahrungen mit In Ears habt und wisst, dass sie euch gefallen, ihr aber nicht komplett zufrieden mit dem Sitz der Passstücke seid, könnte ein für euch persönlich angefertigtes Modell die Lösung sein. Der Prozess läuft in aller Regel so ab, dass ihr bei einem Hörgeräteakustiker in eurer Nähe eine Otoplastik, also einen Abdruck eures Gehörgangs, anfertigen lasst. Mit dem geht ihr anschließend zum Musikhaus eures Vertrauens, welches diesen an den Hersteller der In Ear-Hörer weiterleitet. Ein konkretes Modell ist dabei schwer zu empfehlen, allerdings solltet ihr euch vorab möglichst detailliert beim Musikhaus oder dem Hersteller beraten lassen, denn eine Retoure ist aus verständlichen Gründen nicht möglich.
Daniel Galati sagt:
#1 - 07.03.2024 um 16:46 Uhr
Sind "normale" InEar Kopfhörer (z.B. Teufel Airy true Wireless) nicht mit den oben aufgeführten Modellen vergleichbar? Deren Ohrpassstücke unterscheiden sich doch eigentlich nicht von den beiliegenden Stücken der hier aufgeführten Modelle, oder? Danke & Gruß Daniel
Christoph sagt:
#1.1 - 26.07.2024 um 07:57 Uhr
Moin Daniel, Ich kenne den Kopfhörer selber nicht. Bei Wireless gehe ich hier mal davon aus, dass Bluetooth als Technik dahinter steckt. Nach meiner Erfahrung hat Blauzahn immer eine leichte Verzögerung. Zum alleinigen üben oder als Solo Drummer (ohne Playback) ist das kein Problem, aber der Einsatz im Zusammenspiel mit anderen Musikern macht es schwierig bis unmöglich. Soweit meine Erfahrung.
Antwort auf #1 von Daniel Galati
Melden Empfehlen Empfehlung entfernen