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Gem Audio Labs Preceptor Test

Praxis

Bleibt also eine spannende, die mehr als entscheidende Frage: Wie klingt das ganze denn nun?  Es ist nicht ganz einfach, die klangliche Performance des Preceptors auf eine griffige Formel zu bringen, was ganz einfach daran liegt, dass das Gerät eine erstaunliche Bandbreite abzudecken vermag. Wobei, angesichts der zahlreichen Bedienelemente und der teilweise nicht nur sehr weiten, sondern auch trotz der Drehschalter gleichzeitig sehr fein aufgelösten Parameterbereiche wäre alles andere eigentlich eine Überraschung. So ist es kein Wunder, dass der Preceptor sich als echter Allrounder geriert. Ein wirkliches Spezialgebiet konnte ich nicht ausmachen, was ich hier eher als Vor- denn als Nachteil sehe. Viele Geräte mit etwas ausgeprägterem Vintage-Bezug müssen sich ja den Vorwurf des „One Trick Ponys“ gefallen lassen, äußern ihren Charakter auch darin, dass sie sich vor allem für ein oder zwei Anwendungen besonders gut eignen, in vielen anderen Situationen aber passen müssen. Dies konnte ich beim Preceptor aber nicht feststellen. Es gab während der Testphase schlichtweg keine Situation, in der der Gem-Kompressor komplett die Segel streichen musste. Ob Tracking, Mixing oder gar Summenbearbeitung, es ließ sich praktisch immer eine Einstellung finden, die mindestens sinvoll, meistens aber sogar ziemlich wohlklingend war.

Alleskänner: Der Kompressor war mit keiner der vielen Aufgaben während des Tests überfordert.
Alleskänner: Der Kompressor war mit keiner der vielen Aufgaben während des Tests überfordert.

Diese Wandlungsfähigkeit kann man am besten mit dem Einsatz des Preceptors auf dynamisch und frequenzmäßig sehr komplexen Drum-Signalen illustrieren. Schnaufendes Plattmachen von Raumsignalen: geht! Punch auf Kicks uns Snares herauskitzeln: geht! Die Drumgruppe in eine gemeinsame Hüllkurve packen und damit zu einem homogenen Ganzen werden lassen: geht! Selbiges mittels herzhafter Sättigung erzielen: geht auch! Streicht man nun noch die Qualitäten des Preceptors (dank seiner schnellen Zeitkonstanten) als Vocal-Verdichter und -Lautmacher heraus, erwähnt den satten Punch den er auf Bässen generieren kann und fügt weiterhin die kernigen Zerrprodukte hinzu, die nicht nur Subgruppen sanft anschmutzen, sondern auch Signale ausgesprochen rotzig im Mix nach vorne schieben, dann sollte dies einen Eindruck von der großen Bandbreite dieses Dynamiktools geben. 

Audio Samples
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Vocals, Original Vocals, Attack Fast, Release Medium, Softknee, 2:1, 100% Wet Vocals, Attack Fast, Release Medium, Softknee, 2:1, 50% Wet Drums, Original Drums, Attack/Release Fast, Hardknee, Limit, 100% Wet Drums, Attack/Release Fast, Hardknee, Limit, 100% Wet, SC-Filter 120 Hz Drums, Attack/Release Fast, Hardknee, Limit, 50% Wet, SC-Filter 120 Hz Drums, Sättigung Moog, Original Moog, Sättigung

Schließlich bringt das Gerät auch viele Eigenheiten mit, die es für den Einsatz auf Summensignalen prädestinieren. Hier wären einerseits noch einmal die Drehschalter mit ihren Goldkontakten zu nennen, welche eben nicht nur der Klangqualität sondern auch der präzisen Einstellung zugute kommen. Dazu kommen Zeitkonstanten, die sich hevorragend für den Einsatz auf der Summe tunen lassen sowie zusätzliche Features wie das Sidechain-Filter (bzw. die externen Sidechain-Anschlüsse) sowie der Wet/Dry-Blend-Schalter, welche bei der Mixbuss-Kompression ebenfalls gute Dienste leisten können.

Doch der Preceptor kann beileibe nicht nur als dezenter Feingeist arbeiten. Sein Name, welcher durchaus Assoziationen zu einem Raubsaurier erlaubt, kann uns stets daran erinnern, dass unter der Hochglanz-Oberfläche mit wertigen Vintage-Reminiszenzen auch ein ganz schönes Biest schlummern kann.

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