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Gem Audio Labs Sculptor Test

Praxis

Mit insgesamt 14 Dreh- und fünf Kippschaltern ist die Frontplatte recht üppig bestückt. Und das ist auch kein Wunder, denn unter der Haube des Sculptor verbirgt sich doch einige Processing-Power, die auch adäquat angesteuert und vom Anwender verfeinert werden möchte. Das Layout folgt dabei gängigen Konventionen, und auch Dank der ansprechenden, gut ablesbaren Gehäusegestaltung findet man sich schnell zurecht. Dabei hilft auch, dass wesentliche Schaltfunktionen wie die Aktivierung der unterschiedlichen Funktionsgruppen und beispielsweise auch der Phantomspeisung mit LEDs unterstützt werden. Man hätte sich höchstens noch wünschen können, dass sich die Filtersektion separat vom EQ aktivieren lässt, aber das ist in Relation zu den positiven Aspekten der Bedienung ein Wunsch, den man dem Gerät nicht übermäßig negativ ankreiden sollte. Die Drehschalter (Potis sucht man am gesamten Gerät vergebens…) sorgen für ein ausgesprochen solides und wertiges Gefühl bei der Bedienung. Sie liegen gut in der Hand und versprechen eine Hardwarequalität, die sich klanglich auch tunlichst einlösen sollte.

Polnisches Edelgerät:GEM Sculptor
Polnisches Edelgerät:GEM Sculptor

Und genau das ist auch der Fall! Der reine Preamp klingt recht ausgewogen, mit einer feinen Balance zwischen detailreicher, lebendig-natürlicher Signalübertragung und einer filigranen Färbung, die dem Eingangssignal etwas Schmelz mit auf den Weg gibt. Hier schmeckt kein Frequenzbereich unschön hervor, so dass sich der Sculptor definitiv auch als Allrounder empfiehlt. Aber mit seinem tendenziell feingeistig-smoothen Dreh gibt er schon eine Grundrichtung vor. Wer eine aggressiv-knallige Rock-Snare aufnehmen möchte, der findet möglicherweise in einem API ein passenderes Werkzeug (nicht, dass es nicht auch ginge mit dem Sculptor!), aber für alle Signale, bei denen filigrane, detailreiche Zeichnung gefragt ist, kann der Gem-Channel richtig glänzen. Balladenvocals, Solo-Stimmen aller Art, das sind Signale, bei denen der Preamp richtig auflebt. Und hier schafft er es auch, einerseits den Charakter der Quelle gut herauszustellen und andererseits, noch ein sanft verrundetes Sahnehäubchen oben drauf zu setzen.

Über die Filtersektion braucht man nicht viele Worte zu verlieren. Gut, dass sie da ist! Die Frequenzen sind gut gewählt, und insbesondere der Tiefpass sorgt für eine Flexibilität, die man nicht bei allen Channelstrips findet. Dafür passiert – und das ist auch gut so – beim EQ in klanglicher Hinsicht eine Menge mehr. Es löst sich auch klanglich ein, dass die Filter unterschiedlich aufgebaut sind. Neben den sehr schön runden, lebendigen und recht seidig abgestimmten Höhen- und Tiefenbändern gehen die Mitten spürbar straffer zu Werke. Das passt gut, denn während erstere eher zum Sweetening, also zur Klangverschönerung eingesetzt werden, sind die etwas tighteren Mitten gut geeignet, um das Signal in den Kontext einzubetten – also hier und da noch etwas wegzunehmen und dazuzugeben bis das Endergebnis einfach im Wortsinne gut passt. Auch hier gerät die Bedienung übersichtlich und logisch, was hilfreich ist, da es Fehlbedienungen auszuschließen hilft. 

Audio Samples
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Vocals, pur Vocals, Lowcut (90 Hz) Vocals, Lowcut, EQ (+2 dB @ 200 Hz, +3 dB @ 1.2 kHz, +6 dB @ 20 kHz) Vocals, Lowcut, EQ, Limiter (soft) Vocals, Lowcut, EQ, Limiter (hard)

Neben dem sehr flexiblen EQ gibt sich die Limiter-Sektion jedoch etwas spezieller. Mir ist kein Signal über den Weg gelaufen, das sich mit dem EQ nicht verbessern ließe, aber der Limiter eignet sich nicht für alle Quellen gleichermaßen gut. Das ist jedoch kein echter Nachteil oder gar ein Designfehler, sondern es geht prinzipbedingt einher mit einer solchen Schaltung. Generell arbeitet der Limiter besser mit transientenreichem Material, bei dem er nur kurz eingreifen muss. Längere Overs – wie etwa bei dem Gesangsbeispiel – sind eine größere Herausforderung, die kaum gänzlich ohne Verzerrungsprodukte vonstatten gehen kann. Hier ist also etwas Fingerspitzengefühl gefragt, oder man beschränkt sich auf die Einsatzgebiete, bei denen solch eine Funktionsgruppe wirklich wichtig sein und tendenziell auch nicht so viel Schaden anrichten kann. Slapbässe, sehr dynamische Gitarrentracks oder Percussion aller Art kommen mir hier in den Sinn – hier arbeitet das Dynamikmodul sehr effektiv und mit vergleichsweise wenig Artefakten. Grundsätzlich sind solche analogen Brickwall-Peaklimiter eine sehr interessante Alternative zu herkömmlichen Kompressoren. Sehr schnelle Dynamics wie etwa ein 1176LN lassen ansatzweise vergleichbare Settings zu, generell hat Gem Audio Labs hier aber einen Prozessor im Gepäck, der Dinge leistet, die man auch mit einem größeren bereits vorhandenen Kompressor-Arsenal so nicht unbedingt schon im Portfolio hat. 

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